13.12.2020
An diesem 3. Adventstag werde ich von einer vertrauten Stimme geweckt. - "Guten Morgen Schlafmütze. Es ist schon 9.00 Uhr." - "Erst? Es ist noch viel zu früh", gebe ich verträumt zurück und drehe mich noch einmal um. Vorsichtig versuche ich die Augen zu öffnen. Allerdings müssen sie sich zuerst an das grelle Licht gewöhnen. - "Du hälst nicht viel vom Ausschlafen oder Sonntag, oder?", spote ich halb ins Kissen, halb zu ihm. Meine Augen mache ich dabei wieder zu. - "Nicht wirklich. Mein Vater hat mir mal gesagt, dass ein nicht voll ausgenuzter Tag ein verschwendeter Tag ist. Auch ein Sonntag ist ein Tag." Ich stöhne ins Kissen: "Dann sag deinem Vater mal, dass er mich damit nicht aus dem Bett bekommt." - "Vielleicht muss es das auch nicht. Vielleicht änderst du ja freiwillig deine Meinung, wenn du die hier erst mal gekostet hast." Er hält mir ein paar frische Croissants unter die Nase. Lachend schnappe ich ins Leere, weil ich zu faul bin, die Augen zu öffnen. - "Na, na, na. Zuerst musst du aufstehen, um die hier zu bekommen." - "Das ist nicht fair!", beschwere ich mich und bekomme mich dann doch irgendwie aus dem Bett. Wer kann schon bei frischen Croissants nein sagen?
"Also schön", beginne ich, als wir am Frühstückstisch sitzen: "Was ist dein heutiger Plan, Spontanboy?" - "Spontanboy?", fragt Jakob lachend. - "Das hab ich mir gerade für dich ausgedacht. Du weiβt schon, weil du so spontan bist." - "Genau...deshalb lass dich bei einem spontanen Spatziergang von mir überraschen." Lachend lege ich eine Hand auf seine und zucke augenblicklich zusammen, bevor ich auch schon wieder schnell die Hand wegziehe. Mein Lachen verstummt: "Tut mir leid. Ich wollte nicht..." - "Schon gut. Ist doch nichts schlimmes passiert." Lächelnd schaut er mir tief in die Augen. Seine dunklen Augen passen hervorragend zu dieser Gegend; stürmisch doch vertraut, wenn man sie dauernd um sich hat.
Wir gehen an die frische Luft und ich muss mich diesmal einpacken wie ein Murmeltier, damit ich mich nicht erkälte. Die Mütze muss ich mir auf dem Kopf festhalten, damit sie mir nicht wegfliegt.
Nach circa 20 Minuten des langen Unterhaltens und Gehens, kommen wir an einem kleinen Laden an, hinter dem eine Wiese mit Pferden ist. Auf einem Schild kann ich lesen Pferdereiten lesen. Jakob zieht mich rein und schon stehen wir an der Kasse. - "Moment mal. Ich kann nicht reiten." - "Kein Problem. Ich kann es und sicherlich auch. Für alles gibt es ein erstes mal." Mit diesen Worten wendet er sich von mir ab und schenkt einem schlaksigen Mann an der Kasse seine Aufmerksamkeit. - "Wie viele Pferde brauchen Sie", fragt er freundlich gestellt. - "Zwei, bitte." - "Schön. Das macht dann 50 Euro pro Stunde." er sagt das so einfach, als müsste er jedem das gleiche sagen, was er vermutlich auch tat. - "Warten Sie!", rufe ich verwirt. - "Sie meinen doch 50 Euro für beide Pferde, oder?" Gelangweilt schüttelt er mit dem Kopf, als würde das auch jeder fragen und er wäre dadurch schon mehr als nur gelangweilt. - "50 Euro pro Pferd", stellt Jakob ganz locker da. - "Aber so viel habe ich nicht", dabei wühle ich gleichzeitig in meinem Portmonee herum, in der Hoffnung, in irgendeiner Seitentasche noch einen Schein zu finden. - "Kein Problem. Ich zahle." - "Nein", widerspreche ich, wütender, als geplant: "Ich meine, das ist sehr nett und alles, aber ich bin eine eigenständige Frau und schaffe es wohl 50 Euro zu bezahlen für ein Pferd." Lachend schaue ich mich um, doch mein Lachen wird immer absurder, desto deutlicher es wird, das ich keine 50 Mäuse habe. - "ich zahle, basta", mit diesen Worten legt Jakob einen Hunderteuroschein auf den Tisch. - "Na schön. Aber ich zahle zurück", versichere ich. - "Musst du echt nicht. Sehe dich als eingeladen." Er zwinkert mir zu und ich werde augenblicklich rot im Gesicht. Woher kommt das?
Nach einer Zeit sitze ich auf einem Pferd. Es ist ein komisches Gefühl zu Anfang und ich kann nicht reiten, doch nach einiger Zeit gelingt es mir wenigstens etwas geradeaus zu reiten.
Wir reiten mit den Pferden durch die Brandung durchs Wasser. Der Wind heulte um meine Nase, doch vor Freude muss ich lachen. Jakob gefällt es und lacht mit.
Spätabends, als wir die Pferde zurück bringen und unsere Sachen aus der Wohnung holen und sie im Auto verstauen, setzten wir uns in den Wagen und fahren los. - "Und? Wie war es? Langweiliger, als auf der Couch zu lungern?", späβt er herum. Lachend erwidere ich: "Es war das beste Wochenende nach langer Zeit, danke." Ich nickt freundich mit seinem Lächeln, das er oft von sich gibt.
Ich lehne mich wieder an die kühle Scheibe und schlafe schlieβlich zu der Radiomusik ein, da es kein Rock ist, sondern irgendein langsamer Song, der in Richtung Seifenopa geht.
Es fällt mir immer schwerer von Jakob los zukommen und ihn wieder gegen Ryan einzutauschen. Er ist so viel interessanter, aufregender, lustiger als Ryan. Und ganz ernsthaft; von Jay komme ich auch noch nicht los. Ich sehne mich nach purer Leidenschaft von ihm. Wie er seine Arme um mich schlingt und mich Babe nennt. Das könnte ich mir von Ryan oder Jakob nicht vorstellen.
Wieso muss Liebe bloβ so kompliziert sein?
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