11.12.2020

In aller frühe mache ich mich auf den Weg zur Argentur, um Jay auszutricksen und nicht da zu sein, wenn es es glaubt, dass ich es bin. So kann ich auch nicht zu spät kommen.

Obwohl ich immer noch innerlich verblute, bin ich stolz auf mich. Ich habe es tatsächlich gestern noch fast geschaft, das Outfit zu entwerfen. Es fällt nur noch eine kleine Sache daran. Ein Bommel, die normalerweise an einer Weihnachtsmütze zu finden ist. Also muss ich wohl oder übel in die Moll. Vielleicht kann ich dort gleich mal nach einem Fahrrad schauen. Wenn ich eins in meiner Modelkarriere hasse, dann das zu Fuβ zur Argentur laufen.

Meine Motivation ist heute echt verblüffend. Ich strahle so viel Stolz und Anmucht aus, dass sich die anderen dadurch geblendet fühlen. Es ist ein erfolgreicher Tag, auf den ich wirklich stolz bin und Miss Gleece offenbar auch.

Am Nachmittag gehe ich in die Moll und mache mich sofort auf den Weg in einen Bastelshop, den ich erblicke. Es muss ja nicht immer alles vom Designer kommen. Manchmal ist weniger eben mehr.

Kaum bin ich fündig geworden, was der Bommel angeht und verlasse den Shop, kommt mir Jakob entgegen. - "Hey! Ich hab seit paar Tagen nichts mehr von dir gehört. Alles in Ordnung?" Schnell nicke ich zuversichtlich. Ich will ihm nur ungern von mir und Jay erzählen. Also beschlieβe ich, es zu lassen.

"Wieso bist du hier?" - "Das könnt ich dir jetzt erklären, aber die Kurzfassung ist, dass ich den selben Gedanken, wie am ersten Tag als wir uns begegnet sind, hatte." Er grnist schief und ich lache leise. - "Also...was machst du so hier allein, in der Moll", das letzte Wort betont er dabei besonders, als sei es irgendwie von Bedeutung. - "Ich wollte mir ein Fahrrad kaufen. Allerdings weiβ ich noch nicht genau, welches am besten für mich geeignet ist", dabei schaue ich mich schnell um nach dem passenden Shop. - "Wenn du willst, kann ich dich begleiten. Ich weiβ eine Menge über Fahrräder." - "Ach ja?", spotte ich, woraufhin ich einen kleinen Stoβ in die Seite von ihm bekomme. - "Also gut...vielleicht bin ich kein Experte, was das angeht, aber ein bisschen Peilung habe ich schon." - "Also schön. Ich nehme das Angebot an. Du darst mitkommen und mich beraten." Lächelnd hake ich mich bei ihm unter dem Arm ein, um vielleicht die Erinnerung an Jay aus meinem Kopf zu verdrängen. Ohne Erfolg.

"Also schön. Lass es uns ausprobieren", Jakob deutet auf eines der Fahrräder. - "Was?", stutze ich: "Doch nicht hier in der überfülten Moll." - "Natürlich nicht, aber ich kenne da so ein Ort, an dem wir es ausprobieren könnten." Da der Fahrradshop gleichzeitig ein Ausleihshop für Fahrräder ist, der die gleichen Modele anbietet, stimme ich letztenendes zu. Wackelig fahre ich die ersten paar Meter. - "Kommst du?", ruft Jackob hinter sich zu mir. - "Ja, ich hab das nur lange nicht mehr gemacht!" - "Wie lange nicht?" Ich puste: "Keine Ahnung. Vielleicht vier Jahre nicht mehr?" - "Denkst du nicht an die Umwelt?", beschwert er sich. - "Doch, aber der nächste Ort, wo es Verpflegung gibt ist fünfzehn Kilometer von meinem Heimatort entfernt!"
Jakob bringt mich in den Centralpark, den wir erst erreichen, nachdem wir einmal halb durch die Stadt gefahren sind. Meine Ohren dröhnen nur so vor dem ganzen Huben und Menschengeschrei. Um so ruhiger ist es dann im Park. Einige gehen spatzieren, doch im Groβen und ganzen sind wir fast alleine. Klar, es ist Winter und der See ist zugefroren. Fast alle Vögel sind längst in den Süden geflogen.

Wir quatschen über dies und jenes Thema. Dabei erfahre ich, dass Jakob schon sein ganzes Leben in New York ist und Nordamerika noch nie verlassen hat. ich erzähle auch ein paar Dinge über mich, wobei ich Ryan nicht erwähne. Lachend rasen wir einmal durch den ganzen Park und wieder zurück zum Shop.

Da ist sie wieder. Jakobs Spontanität. Als wir die Fahrräder wieder abgeben, zu mir gehen und vor meiner Wohnung stehen bleiben, frage ich ihn endlich: "Möchtest du mich zur Weihnachtsgala meiner Argentur am 24.12. begleiten?" - "Oh, das kommt plötzlich, weil ich eigentlich meine Familie am nächsten Tag besuche, aber ich überleg es mir", meint er possitiv.
Damit und mit einem kleinen Schüss will er mich verlassen, doch in diesem Augenblick kommt Jay aus der Tür. Schnell ziehe ich Jakob wieder zurück und küsse ihn lange, aber ohne jegliche Gefühle, bis Jay es sieht und weggeht.

Ich entschuldige mich bei Jakob und verabschiede mich schnell. Dann lasse ich ihn drauβen vor der Tür stehen, ohne, dass er noch was sagen kann.

Ich stürzte mich ins Bett und denke nach. Was ist bloβ mit mir los? Wieso spiele ich mit Jakobs Gefühlen rum? Nur um Jay eifersüchtig zu machen? Vielleicht hätte ich es mir besser noch einmal überlegen sollen. Doch auch die ganze Situation war doof. Wir waren einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Ist es jetzt trotzdem meine Schuld? Und wessen Freundin bin ich denn jetzt überhaupt noch?

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