05.12.2020

Kein Weckerklingeln. Stille, Ruhe. Keine Hektik, keine Panik. Samstag.

Der erste Samstag in New York. Die Taxigeräusche sind trotzdem immer noch da, auch wenn es Wochenende ist. Die Sonne steht schon höher und es ist warm und kuschelig im Bett.
Ich liege auf dem Bauch mit Kopf auf dem Kissen. Vorsichtig tasste ich mit meiner Hand auf dem Nachtschrank in der Hoffnung, ich würde mein Handy erreichen. Als ich es schlieβlich nicht finden kann, muss ich wohl oder übel meinen Kopf anheben und schauen, wo es war.
Mein Blick schweift durch das Zimmer, bis mir einfiel, dass ich es gestern geladen habe und es über Nacht nicht abgezogen habe. Leider kann ich nicht liegen bleiben und an meinem Handy spielen oder mit Ryan schreiben.

Ich ergreife mein Handy und starre auf das Display. Es ist 10.12 Uhr und ich erschrecke, als ich mir bewusst mache, dass der halbe Tag schon so gut wie gelaufen ist.
Ich schnappe mir das Müsli und gebe mir eine Schüssel mit Milch, um es vor dem Fernseher gelassen zu essen.
Ich binde mir einen Dutt, damit meine Haare nicht ins Essen fallen und brauche erst einmal eine ganze Weile, um einen guten Film herauszufinden.

Der Spiegel lieβ mich fett dastehen. Bis zur Weihnachtsgala muss ich umbedingt abnehmen. Ich google nach einem Fitnissstudio und sofort spuckt das Internet mir eines ganz in der Nähe heraus. Es ist nicht viel weiter weg, als bis zur Agentur. Also nehme ich mir das vor.

Mein Weg zur Mall verläuft eigentlich reibungslos, auch wenn ich nicht sofort den Weg dorthin finde. Hier sind noch mehr Menschenmassen, als im Flughafen. Überall stehen Menschen an und wollen in die Läden, die bereits voll belastet sind. Ein paar süβe Päärchen gehen Arm in Arm an den Schaufenstern vorbei und schauen sich die Winterdeko an. Andere wiederum tragen hektisch Geschenke durch die Gegend und bei manchen könnte ich schwören, die Geschenke auf ihren Armen werden gleich hinunterfallen.

Eigentlich ist die Vorweihnachtszeit doch gar keine Zeit mehr zum Entspannen. In Wirklichkeit geht es nur darum, Geschenke rechtzeitig zu kaufen, die beste und schönste Deko zu finden und aufzuhängen und einen Weihnachtsbaum zu kaufen, worum sich alle kloppen.

Mein Weg endet im Fitnissstudio. Hier stehen viele verschiedene Geräte, die von einigen Menschen benutzt werden. Starke muskulöse Männer stehen neben ihnen und treiben sie an. Bei so einem Job braucht man sich wirklich keine Sorgen um seine Figur machen.

Ich trete ein und werde sofort von einem doppelt so groβem Mann empfangen, der mich in den Schatten stellen lässt. Er hat keine Haare mehr auf dem Kopf und seine Miene ist zwar nett, aber auch irgendwie unheimlich. Seine Tätowierungen findet man überall auf seinem Körper.
"Hallo", quetsche ich eher als eine Frage aus mir heraus: "Ich wollte fragen, ob Sie einen Sportkurs für mich frei hätten." Er schaut mich immer noch mit der selben Miene an und nickt schlieβlich. - "Natürlich. Dafür sind wir ja da", er lacht grimmig und deutet dann auf einen weiteren groβen Mann mit braunen kurzen Haaren, dunkel braunen Augen und Sportshirt, auf dem Go, you can do it steht. - "Wenden Sie sich einfach an meinen Kollegen und sofort werden Sie abnehmen." Ich bedanke mich freundlich und mache dann wenige Schritte auf den anderen Mann zu. Er ist gerade dabei sich an einer Stange hochzuziehen, woraufhin seine Muskeln an den Armen zur Geltung kommen. ich bleibe neben ihm stehen und verschränke die Arme vor der Brust.

Sofort springt er ab und bleibt vor mir stehen. Im Gegensatz zu dem anderen Mann hat er keine Tätowierungen und ist auch nicht so groβ wie er. 

"Können Sie mir helfen abzunehmen?", ich lächle nett und erwarte eine simple Antwort. Doch anstatt der erwarteten Antwort bekomme ich ein: "Natürlich kann ich das. Allerdings fragt sich nur, ob das überhaupt noch geht." Er schaut an mir herunter und schnell stämme ich meine Arme in die Hüfte. - "Da gibt es sehr wohl noch etwas zum Abnehmen", beschwere ich mich bei ihm und schaue ihn skeptisch an. - "Wenn Sie meinen", nuschelt er, bevor er sich auch schon von mir abwendet. Ich maschiere schnurrstracks hinter ihm her, bis er plötzlich vor einem Laufband stehen bleibt. - "Haben Sie das schon mal gemacht?", fragt er mit Blick auf das Laufband. - "Natürlich", zögere ich bis sein Blick mich durchbohrt: "Das kann nicht schwerer sein, als auf der Straβe zu laufen." - "Stellen Sie sich aufs Laufband und lassen Sie Ihre Hände auf dem Griff", befehlt er mir und ich gehorche.
Er lehnt sich über meine Schulter hinüber und legt seine Hände halb auf meinen ab, um besser auf das Display des Laufbandes zu schauen. Ich werde fassungslos und rot und zögere bei dem Gedanken sie wegzuziehen. Doch aus irgendeinem Grund gefällt es mir.

Er zieht sich zurück, als das Laufband anfing zu laufen. - "Was sollte das?", stottere ich beim Laufen. Er weiβ ganz genau, was ich meine. - "Ich musste Sie nur testen, ob Sie so eine sind." - "So eine was?", hechel ich, weil ich das Laufen nicht mehr gewohnt bin. Er lehnt sich entspannt an das gegenüberstehende Laufband und betrachtet mich von der Seite. - "Ob Sie so eine sind, die jeden starken sexy aussehenden Mann mit ihrer beeindruckenden Figur beeindrucken wollen und glaubt die beste Auwahl hier in einem Fitnissstudio zu finden."  - "Ach ja und das gehört zu ihren Aufgaben hier?" - "Offiziell nicht, aber inoffiziell nicht." Ich schaue eine Weile zur Wand und lache über seine absurde Antwort. - "Und? Was für eine bin ich? Bin ich so eine mit einer beeindruckenden Figur?", ich schaue zu ihm und warte auf seine Antwort. Er zögert: "Nein, Sie sind nicht so eine wie die. Sie sind eher so eine mit einem groβen Traum in der Tasche und obwohl sie es nicht vorhaben, beeindrucken Sie jeden Mann mit ihrem Aussehen. Man könnte meinen, sie wären Model." Ich mustere ihn scharf und frage mich, wie er mein Leben in nur zehn Sekunden beschreiben kann.

Auf einmal klingelt mein Handy in der Tasche und ich springe schnell ab  vom Laufband. Mit Schweiβ im Gesicht gehe ich ran. Es ist Jakob. - "Entschuldige bitte...es ist was dazwischen gekommen. Können wir das Essen nachholen? Vielleicht morgen?" - "Oh...das ist doof, aber Ok. Wir können es nachholen. Morgen ist gut. Bye...", ich lege auf und verabschiede mich von diesem eingeartigen Mann, packe meine Sachen und gehe nach Hause.

Traurig darüber, dass ich den Abend alleine verbringen muss, kuschel ich mich in meine Bettdecke ein und schaue noch ein wenig fern, nachdem ich geduscht habe.

Erst gegen Mitternacht geht das Licht bei mir aus und im Nu schlafe ich auch schon ein. 

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