30 | Offenheit

Nagut, bevor ihr mich steinigt, kommt hier das nächste Kapitel von Nika & Marten :) 

Nika starrte Marten aus großen Augen überrascht an. Seine Worte fühlten sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Ihre Brust zog sich so sehr zusammen, dass sie für einen Moment glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Dass er plötzlich an ihrer Partnerschaft zweifelte und sie derart infrage stellte, versetzte ihrem Herz einen Stich. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Was war passiert, dass sie nicht mitbekommen hatte? Unzählige Situationen schossen ihr durch den Kopf, in denen er den Glauben an ihre Beziehung verloren haben konnte. Die Enttäuschung darüber, dass er gerade dabei war, alles hinzuwerfen, vermischte sich mit Unverständnis und Wut.

„Ernsthaft?", platzte es unheilvoll aus ihr heraus, während sie etwas Abstand zwischen ihn und sich selbst brachte und ihm erwartungsvoll in die Augen sah. Ihr Herz schmerzte bei dem Gedanken, er könnte nichts mehr für sie empfinden oder sich von ihr trennen wollen. Plötzlich schoss ihr eine Frage durch den Kopf, die ihr beinah die Luft zum Atmen nahm. „Liebst du mich etwa nicht mehr?"

Sie hielt den Atem an, während seine Augenbrauen sich düster zusammenzogen. Die Sekunden, die er benötigte, um zu antworten, fühlten sich an wie quälende Stunden.

„Doch, natürlich liebe ich dich. Wie kommst du auf so einen Scheiß?", platzte es ungehalten aus ihm

„Keine Ahnung, vielleicht, weil du mir gerade eröffnet hast, mich doch nicht heiraten zu wollen?", schoss sie bissig zurück und rutschte ein Stück von ihm weg.

„Das hat rein gar nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun", versicherte er.

„Sondern?", hakte sie betroffen nach, während sie die Arme vor der Brust verschränkte und ihn anklagend musterte. Er leckte sich über die Lippen, haderte ein weiteres Mal mit sich.

„Ich habe dir den Antrag gemacht, weil ich dir Sicherheit geben wollte", antwortete er frustriert. Als sie seine Aussage verstand, siegte die Wut über die Enttäuschung und sie stieß fassungslos einen verächtlichen Laut aus.

„Du wolltest mich also eigentlich überhaupt nicht heiraten!", schlussfolgerte sie aufgebracht, während ihr Herz in tausend Teile zerbrach. „Wie konntest du mir all die Monate was vormachen?!"

Heiße Tränen brannten in ihren Augen, doch sie war so wütend, dass es ihr fürs Erste gelang, sie wegzublinzeln. Sie war so enttäuscht, dass sie seine Nähe nicht mehr ertrug. Um noch mehr Abstand zwischen ihn und sich selbst zu bringen, krabbelte sie aus dem Bett.

„Habe ich nicht... ich... Man, ich habe das für dich getan", platzte es ungehalten aus ihm heraus.

„Für mich?!" Nika fuhr fassungslos zu ihm herum. „Wieso zur Hölle solltest du mich glauben lassen, dass du den Rest deines Lebens mit mir verbringen willst, wenn du dir eigentlich gar nicht mehr sicher bist?!"

„Natürlich bin ich mir sicher. Aber ich brauche kein Dokument, um mit dir bis ans Ende zu gehen."

„Warum zweifelst du dann daran, mich gefragt zu haben, ob ich deine Frau werden will?", fragte sie verständnislos. Er fuhr sich seufzend durchs Haar. „Ich wusste, wie sehr du mit der ganzen Kiezgeschichte zu kämpfen hast. Ich wollte dir zeigen, dass du an erster Stelle bei mir stehst, ganz egal, was um uns herum passiert. Ich wusste einfach, dass du irgendein Zeichen gebraucht hast und wollte, dass es dir gutgeht...", erklärte er unbeholfen.

„Und jetzt findest du, wir sollten doch nicht heiraten, weil...?", hakte sie misstrauisch nach.

„Weil ich sehe, in welche Situationen es uns bringt, welchen Stress du durchmachen musst und wie du darunter leidest", brachte er seine Gedanken auf den Punkt. „Verstehst du, Baby? Das sollte der schönste Tag deines Lebens werden und stattdessen verbindest du damit nur noch etwas Negatives. Das wollte ich nicht. Und so sollte es auch nicht sein..."

Sie schluckte, als sie begriff, worum es ihm eigentlich ging; um sie und ihre Gefühle. Sie seufzte schwer und sank frustriert aufs Bett zurück. Er musterte sie eindringlich.

„Alles, was ich wollte, war, dass es dir gutgeht. Aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto klarer ist mir geworden, dass dich diese Hochzeit gar nicht so glücklich macht, wie ich geglaubt habe. Es geht dir schlecht, weil deine Eltern wieder mal völlig übertrieben haben. Alles, was ich will, ist, die Situation aufzulösen, damit du wieder glücklich sein kannst. Von mir aus müssen wir nicht heiraten. Ich liebe dich so oder so, ganz egal, ob wir verheiratet sind oder nicht. Dafür brauche ich kein Dokument, das mir sagt, dass ich dich liebe und für immer mit dir zusammenbleiben will. Aber das ist nicht meine Entscheidung, sondern deine. Ich mache, was immer du sagst..."

Sie atmete tief durch, ließ seine Worte auf sich wirken. Es stimmte, was er sagte. Gerade nach den letzten aufregenden Wochen lag ihr allein bei dem Gedanken an die Hochzeitsvorbereitungen und die Trauung ein Stein im Magen und sie hatte das Gefühl, kaum noch atmen zu können. Die Vorstellung, sich dem ganzen Stress und der emotionalen Belastung durch die Schwierigkeiten mit ihren Eltern nicht mehr aussetzen zu müssen, fühlte sich an, als würde ihr eine tonnenschwere Last von den Schultern fallen. Marten hatte recht; die Phase vor dem vermeintlich schönsten Tag ihres Lebens sollte durch Vorfreude, Aufregung und Ungeduld bestimmt sein, nicht durch Niedergeschlagenheit. Zweifelnd drehte sie ihm ihren Kopf zu.

„Du hast recht. In den letzten Wochen hat mich der Gedanke an die Hochzeit eher runtergezogen als glücklich gemacht", räumte sie nachdenklich ein.

„Siehst du..."

Seine Stimme war ruhig geworden. Das Blau seiner Augen wieder klar wie das Meer. Sie seufzte schwer und sah ihm hilfesuchend in die Augen.

„Aber wir können doch nicht einfach alles wieder absagen...", sagte sie und strich sich ratlos durchs Haar.

„Klar können wir."

„Und was sagen wir unseren Eltern?", fragte sie ratlos.

„Uns ist bewusstgeworden, dass wir keinen Zettel brauchen, der bestätigt, dass wir uns lieben."

Sie schüttelte den Kopf.

„Das akzeptieren die doch niemals... Ich meine, Hajo will uns ein Haus schenken."

„Verstehst du nicht, Baby? Es ist nicht wichtig, was sie denken. Alles, was zählt, ist, was du willst. Tief in dir drin", wiederholte er und schaute ihr eindringlich in die Augen. Verunsichert biss sie sich auf die Unterlippe.

„Ich habe keine Ahnung, was ich will...", gestand sie schließlich.

„Ich weiß", erwiderte er sanft. „Aber du hast alle Zeit der Welt, dir darüber klarzuwerden. Und ganz egal, wie du dich entscheidest, ich gehe den Weg mit dir. Alles, was ich wollte, war, dir diesen Druck zu nehmen und dir klarzumachen, dass wir nicht heiraten müssen, nur, weil es jetzt von uns erwartet wird, solang du dich damit nicht wohlfühlst..."

Ein gerührtes Lächeln huschte über ihre Mundwinkel. Statt etwas zu sagen, rutschte sie wieder an ihn heran. Er zog sie zu sich und drückte ihr einen versöhnlichen Kuss auf die Lippen, der ihre zum Kribbeln brachte.

„Gucken wir noch einen Film?"

Er runzelte skeptisch die Stirn.

„Ich dachte, wir wollten noch zusammen baden gehen", erinnerte er sie an den ursprünglichen Plan. Sie zuckte mit den Schultern.

„Können wir doch auch morgen."

„Aber ich würde gern", grinste er bedeutsam.

„Ich mache, was immer du sagst", wiederholte sie seine Worte. Er verdrehte ächzend die Augen.
„Du weißt genau, worauf das bezogen war", protestierte er gequält. Sie schüttelte den Kopf.

„Nee, ich finde, das kannst du für mich ruhig mal machen."

„Kompromiss: Ich lasse das Badewasser ein", schlug er vor, zog die Augenbrauen hoch und sah ihr erwartungsvoll ins Gesicht. Sie konnte nicht anders, als zu lachen.

„Du änderst dich nie."

„Nein. Nie. Ob wir heiraten oder nicht – ich bleibe immer derselbe Idiot."

Das glaube ich allerdings auch", kommentierte sie spitz. Urplötzlich verdunkelten sich seine Gesichtszüge, seine Augenbrauen zogen sich düster zusammen. Ehe sie reagieren konnte, hatte er seine Arme fest um sie geschlungen und hob sie aus dem Bett. Überrascht quietschte sie auf und versuchte, sich strampelnd aus seinem Klammergriff zu befreien, doch er ließ sich nicht beirren, sondern trug sie zielstrebig ins Badezimmer. 

Ich weiß, es gab schon eine, die erraten hat, was hinter Martens Rückzieher steckt und wenn wir alle ehrlich sind - er hat irgendwie recht. Nika hat so viel Stress mit den Vorbereitungen und leidet so unter der Einmischung ihrer Mutter, dass sie sich gar nicht richtig auf diesen Tag freuen kann, sondern immer etwas Negatives damit verbindet. Und er will ihr jetzt den Druck nehmen, den sie empfindet. Eigentlich ist das doch süß, oder nicht?

Ich persönlich finde übrigens, dass sie diese Hochzeit gar nicht brauchen, um glücklich zu sein. Natürlich wünscht ihr euch alle, dass sie endlich heiraten, aber seid doch mal ehrlich. Ist er wirklich der Typ für eine klassische Hochzeit? Würde das zu ihm passen?  Das ändert ja nichts an seiner Liebe für sie und daran, dass er sein Leben mit ihr verbringen will. Oder wie sehr ihr das?

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