26 | Vorfreude

Ihr Süßen, wie habt ihr den 1. Weihnachtsfeiertag verbracht oder überstanden? Hier gehts jetzt weiter mit dem nächsten Türchen. Ich weiß, ihr seid ein bisschen unzufrieden, weil Marten auf einmal Zweifel entwickelt, was die Hochzeit angeht. Aber wer kann es ihm verübeln, so, wie das alles läuft? Die Weihnachtskapitel kommen übrigens natürlich noch, versprochen :D 

Marten drehte sich verschlafen auf den Rücken, als der Wecker ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss. Nika, die sich neben ihm unter die Decke gekuschelt hatte, seufzte müde und schlug nur langsam ihre Augen auf, während er nach dem Smartphone tastete, um den schrillen Lärm auszustellen. In den vergangenen Wochen war er um diese Uhrzeit meistens erst nach Hause gekommen. Als er noch einmal in die weichen Kissen zurücksank, um einen Moment liegenzubleiben und zu sich zu kommen, kam plötzlich Leben in seine Freundin.

„Los, wir müssen aufstehen", forderte sie aufgeregt, schaltete das Nachtlicht ein und setzte sich auf. Sie strich sich durchs Haar, musterte ihn auffordernd, und als er sich nicht bewegte, zog sie ihm die Bettdecke weg.

„Chill, Baby, wir haben noch genug Zeit", seufzte er schwerfällig und kniff geblendet die Augen zusammen, doch die Blondine war kaum zu bremsen. Vorfreudig lächelnd rutschte sie an die Bettkante. Er schmunzelte amüsiert.

„Ich wünschte, du hättest so viel Energie, wenn es darum geht, mir einen zu blasen", grinste er frech, doch sie ignorierte seinen Kommentar. Stattdessen hüpfte sie aus dem Bett und streckte ihre Hand nach ihm aus.

„Wenn wir schon nach Paris fliegen, gehe ich sicher nicht das Risiko ein, wegen dir den Flug zu verpassen", stellte sie entschieden klar. Ein versonnenes Lächeln huschte über seine Lippen. Es war schön, sie nach den vergangenen traurigen Tagen wieder so fröhlich zu sehen. Ihre Augen leuchteten regelrecht und ihre Wangen schienen zu glühen. Sie kicherte, als er nach ihrem ausgestreckten Arm griff und sie zu sich heranzog. Statt etwas zu sagen, drückte er ihr einen Kuss auf die Lippen, vergrub seine Hand in ihrem Haar und hielt sie dicht bei sich. Kurz schien es, als hätte er Nika überzeugt, den Moment der Zuneigung zu genießen, doch gerade, als er sie noch einmal küssen wollte, schob sie ihn von sich.

„Knutschen können wir da noch genug – dafür müssen wir aber erstmal dort ankommen", sagte sie entschieden, bevor sie ihn endgültig liegenließ. Seufzend gab er sich geschlagen und rappelte sich mühsam auf.

„Nur Mädchen sagen knutschen", kommentierte er kopfschüttelnd, während er die Beine über die Kante des Bettes schwang. Nika war unterdessen bereits in ihre weiße Unterwäsche geschlüpft und gerade dabei, sich eine bequeme Jogginghose überzuziehen.

„Was soll ich denn sonst sagen?", grinste sie, drehte sich ihm zu und streifte sich ein Shirt über den Kopf. Marten machte ein paar Schritte auf sie und den Kleiderschrank zu und zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Rummachen oder so", antwortete er, ehe er an ihr vorbeigriff und sich etwas zum Anziehen aus dem Schrank fischte. Nika kicherte.

„Rummachen...", wiederholte sie amüsiert.

„Trifft es jedenfalls besser", sagte er, zog ein Shirt und eine Jogginghose hervor und gab ihr dabei mit der freien Hand einen Klaps auf den Po. „Komm, Knackarsch, beeil dich. Ich will nicht umsonst dir zuliebe so früh aufgestanden sein."

Nur eine Stunde später standen sie am Check-In-Schalter und gaben ihr Gepäck auf. In der Abflughalle herrschte pünktlich zur Vorweihnachtszeit reges Treiben, kreuz und quer hetzten Passagiere zu den Schaltern oder den Gates. Auch die Schlange vor ihnen schien nahezu endlos und drückte Martens Stimmung. Nikas Vorfreude war jedoch ungebrochen. Nicht einmal das laute Stimmgemurmel oder die typische Hektik des Flughafenbetriebs konnten ihr etwas anhaben. Sie hatte so gute Laune, dass er nicht umhinkam, dennoch zu lächeln.

Als sie die Taschen endlich losgeworden waren, machten sie sich auf den Weg zur Sicherheitskontrolle. Er grinste, als Nika sich regelrecht an seinem Arm festklammerte und verträumt ihren Kopf gegen seine Schulter lehnte.

„Ich freu mich so...Weihnachten in Paris", schwärmte sie. Er schlang seinen Arm um sie, zog sie dicht zu sich heran und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.

„Ich mich auch", nuschelte er

„Das wird toll. Wir können an der Seine spazieren gehen und abends den beleuchteten Eiffelturm anschauen", überlegte sie laut.

„Alles, was du willst", erwiderte er großspurig.

„Daran werde ich dich erinnern", gab sie zurück. Er lachte.

„Mach dir keine Sorgen, Baby. Ich lasse dich nicht hängen."

„Als wir gestern Chopper zu deinen Eltern gebracht haben, hast du noch zu deinem Vater gesagt: ,Nur, weil ich mit ihr nach Paris fliege, heißt das nicht, dass ich irgendeine romantische Scheiße mitmache'", erinnerte sie ihn süffisant.

„Du weißt schon, was ich damit gemeint habe", erwiderte er, den Arm nach wie vor lässig um ihre Schultern geschlungen.

„Nee, was denn?", hakte sie neugierig nach.

„Keine Spaziergänge im Regen, keine kitschigen Touri-Pärchen-Fotos, kein Sonnenuntergang auf dem Montmartre und erst recht hängen wir kein Schloss mit unseren Namen irgendwo hin."

Nika kicherte.

„Du bist so ein Banause."

Marten lachte auf.

„Weil ich das beschränkt finde?", fragte er, drehte ihr den Kopf zu und sah auf sie herab. Sie grinste.

„Ich wäre ja schon zufrieden, würdest du überhaupt mal schöne Fotos mit mir machen. Aber wir mussten ja beinah händeringend nach einem suchen, was wir deinen Eltern zu Weihnachten schenken können", gab sie zurück. Er seufzte.

„Du tust, als wären alle Bilder von uns nicht vorzeigbar. Dabei haben wir doch am Ende noch eins gefunden", widersprach er.

„Hast du vergessen, wie lang es gedauert hat, bis wir auf eins einigen konnten, wo wir beide passabel getroffen sind?", schmunzelte sie.

„Okay, von mir aus. Wir machen welche, wenn wir dort sind", nuschelte er in ihr Haar und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Außerdem freuen sie sich über das Foto, ganz egal, wie wir darauf aussehen. Es geht nur um die Geste", ergänzte er.

„Ich glaube immer noch, dass deine Mutter enttäuscht ist, weil wir wieder mal über Weihnachten wegfliegen", kommentierte Nika, als sie die Sicherheitsschleuse erreichten. Sie zückte ihr Smartphone, zog den Boarding Pass über den Scanner und ging durch die Schleuse. Marten tat es ihr gleich und folgte ihr durch die Absperrbänder ans Ende der Schlange.

„Mach dir darüber keinen Kopf, okay? Mama hat gesagt, sie versteht, dass wir nach den letzten Wochen und Monaten eine Auszeit brauchen. Sie würde sich natürlich trotzdem freuen, wenn wir Weihnachten nachfeiern, sobald wir zurücksind", versicherte er ihr, als sie zu den anderen wartenden Passagieren aufschlossen. Wie Nika konnte auch er es kaum erwarten, ein paar Tage dem emotionalen Stress rund um die Hochzeitsvorbereitungen, Weihnachten und dem nunmehr zerrütteten Verhältnis zu Nikas Eltern herauszukommen, einfach abzuschalten und alles andere für eine Weile zu vernachlässigen. Um alles andere konnte er sich kümmern, wenn sie zurückkehrten, doch das hatte erstmal nicht vor.

„Machen wir", lächelte Nika. „Guck mal, die Schlange ist gar nicht so lang..."

Zufrieden stellte er fest, dass sie recht hatte. Es dauerte nicht lang, bis sie an der Reihe waren. Nika legte als Erste ihre Jacke und ihre Tasche in die Plastikbox. Der dunkelhaarige Sicherheitsbeamte ließ sie kommentarlos passieren. Marten hingegen nahm er skeptisch ins Visier. Er seufzte lautlos, denn er wusste genau, was nun passieren würde.

Während Nika ihre Jacke wieder überzog, warf Marten die seine zusammen mit dem Hoodie und der Armbanduhr in die Box und breitete die Arme aus, doch sein Gegenüber schien sich damit nicht zufriedenzugeben.

„Ausziehen", forderte er und deutete auf seine Füße. Marten schenkte ihm einen mürrischen Blick, kam der Aufforderung jedoch nach. Er wollte gerade einen Schritt machen, als der Beamte ihn aufhielt.

„Stopp. Mitkommen." Der Dunkelhaarige deutete auf die kleine Kabine neben sich. Skeptisch zog Marten die Augenbrauen hoch. „Digga...", seufzte er. „Was soll denn das jetzt?"

„Kommen Sie bitte..."

Kopfschüttelnd betrat Marten die Kabine, zog anschließend sein T-Shirt und die Jogginghose aus und sah mürrisch auf den Beamten herab. Der begann ihn systematisch abzutasten.

„Was meinen Sie denn, was ich in meiner Boxershorts verstecke?", fragte er genervt, doch sein Gegenüber ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern tastete nun seine Waden entlang aufwärts. Als er seinen Schritt erreichte, zog Marten eine Augenbraue hoch. „Eigentlich fasst mich da nur meine Freundin an..."

„Oh man", hörte er Nika murmeln, während der Beamte sich mit düsterem Gesichtsausdruck vor ihm aufbaute. Marten lieg sich davon nicht beeindrucken, straffte lediglich die Schultern und schaute ihm erwartungsvoll ins Gesicht. 

Hach, was soll ich euch sagen? Er weiß eben, wie man sich Freunde macht, nh. Hoffen wir mal, dass die Reise nicht schon endet, bevor sie überhaupt angefangen hat. Immerhin wartet Nika schon ein ganzes Jahr auf Paris, weil in der Zwischenzeit natürlich nie die Möglichkeit bestanden hat, mal hinzufahren. Aber ja, was soll ich euch sagen, manchmal bin ich eben auch nicht die hellste Autorin und die beiden hatten einfach keine Zeit dafür, okay? Nika musste immer arbeiten und Marten seine Bar eröffnen... Da ist  eben keine Zeit für einen Trip nach Paris. Und dann auch noch Chopper, der kann ja auch so schlecht allein bleiben und alles. Ihr müsst das verstehen, ok? :p

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