21 | Meinungsverschiedenheiten

Keine Ahnung, wie ihr das seht, aber war alles bisher viel zu harmonisch, oder? :D

„Wir haben ein Problem."

Nika sah Marten aus großen Augen besorgt an, als sie das Wohnzimmer betrat. Ihr Freund saß auf der großen Couch, hatte sich in die weichen Kissen gelehnt und musterte sie düster. Sofort schlug Nika das Herz bis zum Hals.

„Was ist passiert? Stress auf dem Kiez?", fragte sie unruhig und machte ein paar Schritte in den Raum hinein.

„Dein Vater war hier", offenbarte Marten. Nika wurde gleichzeitig heiß und kalt, denn sie wusste, dass die beiden kein gutes Verhältnis hatten. Ihr wurde schlecht, als sie eine ungute Vermutung beschlich.

„Habt ihr gestritten?"

Er schüttelte den Kopf.

„Nee."

„Und wieso ziehst du dann so ein Gesicht?", hakte sie nach und ließ sich neben ihn sinken. Er musterte sie mürrisch.

„Er will mit mir mal was trinken gehen", erzählte er mürrisch. Sie runzelte die Stirn.

„Aber das ist doch gut", stellte sie erleichtert fest. Sie hatte sich immer gewünscht, dass nach ihrer Mutter auch ihr Vater einen Schritt auf Marten zugehen würde und konnte nicht verstehen, weshalb Marten diesen Vorschlag so negativ auffasste. Die Vorstellung, die beiden könnten eines Tages möglicherweise doch noch so etwas wie Freunde werden, ließ sie lächeln.

„Weiß nicht, ob das so gut ist", erwiderte er. Sie seufzte.

„Wieso bist du so ätzend, wenn er dir die Hand reicht? Ich meine, wir hätten beide nicht mehr damit gerechnet, dass sowas passiert", sagte sie und sah ihm enttäuscht in die Augen.

„Er will uns zur Hochzeit ein Haus bauen."

Im ersten Moment glaubte sie, sich verhört zu haben. Sie runzelte skeptisch die Stirn. „Bitte was?"
„Er will uns ein Haus bauen", wiederholte Marten und drehte ihr den Kopf zu. Seine Augen funkelten düster. Sie schluckte, als sie verstand. Ihr Vater schenkte ihnen ein Haus, vermutlich als Grundlage für eine gemeinsame Zukunft. Sie war so überrascht, dass sie nicht einmal eine Meinung dazu hatte.

„Siehst du. Du bist auch sprachlos", kommentierte Marten, als sie nichts sagte.

„Und was hast du dazu gesagt?", wollte sie wissen.

„Nichts."

„Als ob."

Marten seufzte schwer.

„Wir können das nicht annehmen, man."

„War er sehr sauer?", schlussfolgerte sie. Er zuckte mit den Schultern.

„Mir egal, was er war. Das geht einfach nicht."

„Er meint das mit Sicherheit nicht böse", versuchte sie, die Wogen zu glätten, ahnend, dass er das Geschenk als Angriff aufgefasst hatte. Er glaubte nun, Nikas Vater würde ihn für unfähig halten, für sie zu sorgen.

„Ist nicht wichtig, wie er das meint, weil wir das nicht machen. Ich habe ihm schon gesagt, dass wir das nicht brauchen."

Seine egoistische Art ärgerte sie. Schließlich war es ein Geschenk für sie beide. Er hatte nicht das Recht, ihren Willen zu untergraben.

„Werde ich auch gefragt oder hast du das schon für uns entschieden?", hakte sie nach und hob eine Augenbraue. Er nahm sie verärgert ins Visier.

„Du willst dir also von ihm ein Haus bauen lassen?", platzte es fassungslos aus ihm heraus.

„Und wenn?", wollte sie wissen, auch, wenn ihre Entscheidung längst gefallen war. Sie stand geschlossen hinter ihrem Freund, denn auch sie fand ein Haus als Hochzeitsgeschenk viel zu groß, doch sie wollte sich nicht von ihm überrennen lassen. Er wusste genau, wie sehr sie es hasste, wenn er das tat.

„Dein ganzes Leben lang haben die dich beschissen behandelt und du hast alles versucht, um nicht von denen abhängig zu sein. Und jetzt will er sich mit einem Haus davon freikaufen, dass er ein beschissener Vater war, und du bist damit auch noch einverstanden?"

Marten redete sich regelrecht in Rage. Seine Worte trafen sie tief ins Herz. Er wusste schließlich, wie sehr sie unter dem einst so schlechten Verhältnis zu ihren Eltern gelitten hatte. Dass er das nun gegen sie verwendete, um sein Ziel in der Auseinandersetzung zu erreichen, machte sie wütend und verletzte sie gleichermaßen. Sie hob abwehrend die Hände.

„Okay, weißt du was? So eine Scheiße muss ich mir von dir echt nicht anhören."

Mit den Worten stand sie auf und rauschte aus dem Wohnzimmer. Manchmal benahm er sich wie ein Elefant im Porzellanladen. Wieso wurde er so unfair, wenn sie nicht einer Meinung waren?

„Blödes Arschloch", murmelte sie, warf wütend die Schlafzimmertür hinter sich zu und zog sich den Hoodie über den Kopf. Statt ihn wie sonst ordentlich zusammenzulegen, pfefferte sie ihn einfach in den Schrank.

„Baby..."

Seine Stimme war sanftmütig, beinah schon reuevoll, als er seinen Kopf vorsichtig durch die Tür steckte. Sie beachtete ihn nicht, sondern begann, sich aus ihren Leggings zu schälen. Er machte ein paar Schritte auf sie zu. Seine Augen funkelten schuldbewusst. Er wusste genau, dass er überzogen hatte. Sie sah ihn nicht an, zerrte stattdessen am Stoff ihrer Hose herum, als sie darin hängenblieb.

„Ich hab das nicht so gemeint...", sagte er leise, als er vor ihr stehenblieb. Sie kämpfte noch immer mit dem Kleidungsstück.

„Geh einfach wieder, okay?", bat sie ihn, doch er blieb und legte seine Hand an ihre Schulter.

„Es tut mir leid, okay?"

Sie gab den Kampf mit den Leggings auf und sah ihm enttäuscht ins Gesicht.

„Wieso sagst du sowas?"

„Weil ich nicht verstehe, wieso du überhaupt mit dem Gedanken spielst, dir ein Haus von deinem Vater schenken zu lassen", antwortete er und ging in die Knie, um ihr zu helfen. Als er ihre Haut mit der einen Hand berührte, den Fuß etwas anhob und mit der anderen den Stoff vom Fußgelenk streifte, seufzte sie innerlich. Es war eine jener kleinen Gesten, für die sie ihn liebte.

„Vielleicht hast du ihn auch einfach missverstanden und er will uns nur ein Grundstück vermitteln", warf sie ein. Er richtete sich wieder auf und warf dabei achtlos die Hose zu Boden.

„Hältst du mich echt für blöd?", fragte er und sah ernst auf sie herab.

„Manchmal", konterte sie mürrisch. Ein Lächeln huschte über seine Mundwinkel.

„Er hat es komplett entworfen und mir den Bauplan gezeigt. Er hat gesagt, wir könnten noch Dinge verändern, wenn wir das möchten."

Sie atmete schwer.

„Und wenn wir den Bauplan nehmen und das Haus selbst bezahlen? Oder können wir uns das nicht leisten?", hakte sie unsicher nach. Er lächelte.

„Die Frage ist nicht, ob wir uns das leisten können, sondern, ob wir das Geld unnötig aus dem Fenster schmeißen sollten. Wir haben eine gute Wohnung. Die reicht für uns."

„Und wenn wir ein Baby bekommen?", wollte sie wissen.

„Zieht Choppi aus seinem Zimmer ins Wohnzimmer."

„Ich meine es ernst, Babe."

„Ich auch."

„Vielleicht wäre es wirklich gut, wenn wir darüber nachdenken würden, auszuziehen. Unabhängig von Hajos Geschenk. In der letzten Zeit bist du häufig mit dem Vermieter aneinander gerasselt und ich habe die böse Vermutung, dass er uns sowieso bald rauswirft."

Er schwieg einen Moment, bevor er an sie herantrat und sie an sich zog.

„Willst du dieses Haus oder nicht? Sei ehrlich", fragte er, runzelte die Stirn und sah eindringlich in ihre Augen.

„Nein, will ich nicht. Ich stehe hinter dir, was die Entscheidung betrifft. Aber wir müssen uns eine gute Taktik überlegen, wie wir ihm das klarmachen, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen. Er scheint sich tatsächlich Mühe geben zu wollen mit dir. Das sollten wir uns nicht kaputtmachen."

„Wenn du mich fragst, sollten wir einfach ehrlich sein. Das halte ich für besser, als uns irgendeine beschränkte Notlüge auszudenken..."

Nika seufzte.

„Komm mal her", forderte er leise und ließ seine Hände unter den Stoff ihres Strings wandern. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Der tiefe Blick, mit dem er ihr in die Augen sah, ließ sie erschaudern. Es war offensichtlich, was er im Schilde führte.

„Ich wollte duschen gehen, Marten", ließ sie ihn wissen. Er schmunzelte.

„Und?"

„Immerhin hast du erkannt, dass du was wiedergutzumachen hast", kommentierte sie mürrisch.

Er lachte, bevor er seine Lippen sanft auf ihre presste.

Gerade nochmal die Kurve gekriegt, würde ich sagen... Also ich kann verstehen, dass sie beide das Geschenk nicht annehmen wollen. Aber ich bin nicht sicher, wie ihr Vater die Neuigkeit aufnehmen wird. 

Ich muss euch was gestehen: dadurch, dass ich so viele Kapitel geschrieben habe, kommen wir zeitlich nicht ganz hin mit den Weihnachtskapiteln, aber ich denke, das macht euch nichts, oder? Dafür habt ihr aber länger was von der Geschichte, weil es länger dauert, alle Türchen zu öffnen :D

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