16 | Paris
Meine Lieben, ich wünsche euch ganz viel Spaß mit dem 16. Türchen :D
Nika beobachtete Marten dabei, wie er aus seinem Wagen stieg. Sie stand bereits auf dem Bürgersteig und grinste amüsiert, während er seufzte und erwartungsvoll einen ungeduldigen Blick ins Wageninnere warf. Chopper, der auf der Rückbank saß, schaute ihn aus seinen treuen Augen an und hechelte vor sich hin, bewegte sich jedoch keinen Zentimeter. Der kleine Fellball neben ihm musterte Marten skeptisch.
„Luzifer braucht natürlich wieder mal eine Extraeinladung...", murmelte er mürrisch. Nika schmunzelte angesichts des bissigen Spitznamens. Ein kleines bisschen passte er sogar, aber sie wollte es nicht zugeben.
„Sie mag dich einfach nicht", kommentierte sie stattdessen frech grinsend, als der kleine, braun-weiß gemusterte Langhaar-Chihuahua sich hinter Chopper versteckte. Marten ließ sich von Nikas Spitzen nicht beeindrucken, sondern fixierte seinen Hund mit den Augen. „Chopper..."
Der American Bully hüpfte aus dem Wagen, als er ihn etwas schärfer ansprach. Die Hündin jedoch blieb misstrauisch, reckte lediglich ihre Schnauze aus dem Auto und inspizierte den schneebedeckten Gehweg. Marten seufzte schwer, bevor er sie sich schnappte, unter seinen Arm klemmte und die Autotür hinter ihr zuwarf. Dann sah er anklagend zu Nika.
„Was für ein verzogenes Miststück... Macht ihrem Namen alle Ehre", murmelte er. Seine Freundin schmunzelte.
„Paris lässt sich eben gern von dir durch die Gegend tragen", sagte sie schulterzuckend. „Außerdem musst du gar nicht so tun, als würde Chopper aufs Wort hören..."
Marten, der den Bürgersteig erreicht hatte, zog die Augenbrauen hoch, als er vor Nika stehenblieb.
„Besser als sie, jedenfalls", nahm er seinen Hund in Schutz. Die kleine Hündin zappelte unterdessen auf seinem Arm herum.
„Habe ich gesehen, als du neulich dem Blizzard im Wald trotzen musstest, um ihn wiederzuholen", grinste Nika überlegen und nahm ihm Choppers Leine aus der Hand.
„Zeit, deine Beine dafür zu benutzen, wofür du sie hast", sagte Marten zu dem Fellknäuel auf seinem Arm und setzte Paris ab. Nika kicherte, als sie hektisch herumsprang. Es war offensichtlich, dass sie mit Schnee nicht viel anfangen konnte.
„Wieso holt Janet sich überhaupt so einen Nutten-Fifi?", wollte Marten wissen, als sie gemeinsam zum Hauseingang gingen.
„Weil sie sie süß fand?", erwiderte Nika, so, als sei ihre Antwort selbstverständlich.
„Das ist nicht mal ein richtiger Hund", sagte er kopfschüttelnd, während Paris mürrisch grummelnd neben ihm her durch den Schnee hüpfte.
„Sei nicht so gemein. Du weißt, sie ist sehr sensibel", ermahnte sie ihn amüsiert. Marten schüttelte
abermals ungläubig den Kopf.
„Wie du neuerdings einen auf Hundeflüsterin machst", kommentierte er trocken, dann schaute er auf ihren Fuß herunter. „Geht's wieder?"
Marten schaute aufrichtig besorgt auf sie herab. Während des Spaziergangs mit den Hunden war sie auf dem Rückweg zum Auto umgeknickt, weil sie im Schnee ein Erdloch übersehen hatte. Mittlerweile konnte sie den Fuß wieder abrollen, wahrscheinlich hatte sie also Glück gehabt. Sicher wusste Nika es allerdings erst, wenn sie die Boots ausgezogen hatte.
„Ja, ist schon wieder besser", antwortete sie und nahm ihm den Schlüsselbund aus der Hand, als sie die Haustür erreichten.
„Ich kann dich auch tragen..."
Sie hielt in ihrer Bewegung inne und fuhr zu ihr herum.
„Hast du das gerade wirklich gesagt?"
Er zuckte mit den Schultern.
„Du hast Schmerzen. Klar trage ich dich."
Sie lächelte.
„Musst du nicht. Es geht wirklich", versicherte sie, bevor sie ihren Weg zur Wohnung fortsetzte. Im kleinen Flur angekommen, schlüpfte sie jedoch augenblicklich aus ihren Schuhen, während Marten den Hunden noch vor der Tür die Pfoten abtrocknete. Kaum hatte er sie wieder runtergelassen, flitzte Paris zu ihrem kleinen Körbchen, das neben dem von Chopper in seinem Zimmer stand. Seit sie übergangsweise bei ihnen wohnte, hatte Marten ihr ein eigenes eingerichtet. Immerhin wollte er sich nicht später von Janet anhören müssen, er wäre ein schlechter Gastgeber gewesen, wenn sie am kommenden Wochenende die Kleine wieder bei ihnen abholte.
Nika hängte die Winterjacke an die Garderobe, dann verschwand sie im Schlafzimmer. Dort ließ sie sich seufzend aufs Bett fallen und zog ihre Socke aus. Skeptisch inspizierte sie ihren Fuß. Noch war nichts geschwollen, also hatte sie wohlmöglich wirklich Glück gehabt.
„Zeig mal her..."
Marten, der gerade im Türrahmen aufgetaucht war, machte ein paar Schritte in den Raum hinein, blieb dann vor dem Bett stehen und ging vor ihr in die Knie. Sanft strich er mit den Fingern über ihre Haut, legte den Kopf schief und betrachtete das Sprunggelenk.
„Sieht gut aus", sagte er. „Tut das weh?"
Vorsichtig drehte er ihren Fuß hin und her. Nika schüttelte den Kopf.
„Nein. Danke."
Sie schmunzelte, dann zog sie ihn am Kragen seines Hoodies zu sich heran und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Er lächelte, dann löste er sich von ihr.
„Sollen wir es uns hier gemütlich machen?", fragte sie, als er den Kleiderschrank öffnete. Er fuhr schmunzelnd zu ihr herum.
„So ist das also, du willst mich gleich noch flachlegen."
Sie verdrehte die Augen.
„Du bist doof."
„Du hast das unmoralische Angebot gemacht, nicht ich", kommentierte er unbeeindruckt und tauschte seine Jeans gegen eine Jogginghose. Während er im Bad verschwand, schälte Nika sich ebenfalls aus ihren Klamotten. Barfuß huschte sie ins Wohnzimmer, schnappte sich ihren Laptop und legte sich damit bäuchlings in Panty und Tank Top auf das große Bett. Ihre Finger klackerten über die Tastatur.
„Was machst du?", fragte Marten, als er zu ihr ins Schlafzimmer zurückkehrte. Neugierig ließ er sich neben sie aufs Bett fallen und beugte sich über ihre Schulter, um einen Blick auf den Bildschirm zu werfen.
„Ich habe nach Dekorationen für Gartenparties geschaut..."
„Mädchen...", murmelte er frech grinsend und rutschte ans Fußende des Bettes.
„Nur, weil wir nicht klassisch heiraten, müssen wir ja nicht auf alles verzichten", sagte sie.
„Möchtest du doch lieber einen Bräutigam im Anzug?"
Nika drehte ihm schmunzelnd den Kopf zu. Sie wusste, dass allein die Vorstellung, einen Anzug zu tragen, der blanke Horror für ihn war. Dennoch reizte es sie, ihn in einem zu sehen.
„Aber ein Hemd ziehst du an, oder?", fragt sie, denn die standen ihm auch ganz gut. Marten grinste.
„Selbstverständlich. Habe ich dir doch versprochen... Also, vorausgesetzt, du hältst dein Versprechen auch... wegen dem Kleid..."
Sie lächelte.
„Hab ich dich jemals enttäuscht?"
„Dann geht das Hemd klar", versprach er und inspizierte abermals ihren Fuß. Nika runzelte die Stirn, als er eine kleine Tube aus der Tasche seiner Jogginghose zog. Sanft strich er über die Stelle, die inzwischen doch ein kleines bisschen angeschwollen war. Ein wohliges Kribbeln breitete sich in ihr aus, während er die Schwellung mit der klaren Paste einschmierte. Ob seine Freunde eine Ahnung hatten, wie zärtlich er ihr die Welt zu Füßen legen konnte?
Als er fertig war, schraubte er die Tube wieder zu, warf sie achtlos zur Seite und ließ sich faul neben seine Freundin fallen. Seinen Kopf bettete er auf einigen Kissen, die er gegen das Kopfstück schichtete.
„Dankeschön", sagte sie leise, beugte sich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf. Dann setzte sie sich in den Schneidersitz, um ihre Internetsuche nach passender Dekoration fortzusetzen.
„Guck mal. Wie findest du die?", fragte sie nach einer Weile und hielt ihm den Laptop entgegen. Marten grinste, dann schlang er die Arme um sie und zog sie zu sich heran.
„Mir ist das alles egal. Das einzig wichtige an diesem Tag ist, dass du mir versprochen wirst. So, wie sich das gehört."
Ihr Bauch kribbelte verräterisch. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, drehte ihm den Kopf zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Manchmal kannst du echt süß sein."
„Manchmal...", empörte er sich, während sie sich gegen seine Brust sinken ließ. Dabei positionierte sie den Laptop auf ihrem Schoß und setzte die Suche fort.
„Einladungen drucken wir aber schon, oder?", fragte sie und öffnete ein anderes Browserfenster.
„Allein schon, damit deine Mutter keinen Herzinfarkt bekommt", kommentierte er trocken. Sie grinste.
Marten ließ seine Finger über ihren Oberarm streifen. Er schob die Decke ein Stück zur Seite, als Chopper zu ihnen aufs Bett sprang. Der Rüde hatte es sich gerade am Fußende gemütlich gemacht, als Paris dazu hüpfte. Marten seufzte schwer. „Neiiin", sagte er gedehnt, doch die Hündin ignorierte seinen Einwand geflissentlich und drückte sich in eine Lücke. Er versuchte, sie mit dem Fuß von sich zu schieben. Paris kläffte, dann legte sie sich unbeeindruckt neben ihn. Nika schmunzelte.
„Die hast du ja richtig im Griff...", erinnerte sie ihn mit einer kleinen Stichelei an seine Ansage vor ein paar Tagen, als Paris übergangsweise bei ihnen eingezogen war. Marten hielt den Schoßhund ihrer Freundin für ungezogen und hatte sich zur Aufgabe gemacht, ihr nichts durchgehen zu lassen; mit mäßigem Erfolg.
„Wäre die mein Hund, würde die hören wie ne eins."
„Klar...", murmelte Nika überzeugt.
„Wenn du so weitermachst, kannst du deine komischen Blumen und Einladungskarten vergessen", sagte er streng. Sie kicherte.
„Ich bin einfach für den Underdog. Und du bist manchmal echt gemein zu ihr", sagte sie überzeugt.
„Bin ich gar nicht", protestierte er. „Sie ist zu frech. Man merkt, dass Janet keine Ahnung von Hunden hat. Wenn du ihr alles durchgehen lässt, denkt sie, sie hätte im Rudel mehr zu sagen als du."
Nika zog die Augenbrauen hoch.
„Sehe ich...", feixte sie, den Blick auf Paris gerichtet. Die Hündin knabberte gerade an einem Stofftier herum, das Marten ihr gestern mitgebracht hatte.
„Der Teufel ist jedenfalls zur Hochzeit ausgeladen", kommentierte Marten düster. Nika lachte.
„Darf meine Freundin denn kommen?"
Er grinste.
„Du kannst einladen, wen du willst..."
„Wen wollen wir denn überhaupt dabeihaben?", fragte sie.
„Meine Familie, deine Familie, unsere engsten Freunde...", sinnierte er.
„Auf wie viel Leute kommen wir ungefähr? Was denkst du?"
Sie drehte ihm den Kopf zu.
„Keine Ahnung. Zwanzig vielleicht?"
„Lass sie uns mal aufschreiben...", schlug Nika vor, bevor sie sich in ein Schreibprogramm klickte. Sie wollte gerade zu tippen beginnen, als ihr Smartphone klingelte. Nika hatte es vorhin auf den Nachttisch gelegt. Marten griff danach und schielte aufs Display, als er es ihr reichte. „Deine Mutter...", seufzte er. „Bleib stark. Ich gehe die Biester füttern", sagte er, bevor er in der Küche verschwand. Als sie merkten, dass es etwas zu Fressen gab, sprangen Paris und Chopper vom Bett und folgten ihm.
„Hallo, Doris", begrüßte Nika ihre Mutter und ließ sich in die weichen Kissen sinken.
„Hallo, Veronika. Störe ich?"
„Nein", log Nika, strich sich die Haare nach hinten und machte es sich gemütlich.
„Hör mal. Ich wollte nochmal mit dir über neulich sprechen", fiel ihre Mutter gewohnt direkt mit der Tür ins Haus. Nika seufzte lautlos, denn sie wusste bereits, worauf das Gespräch hinauslief.
„Bevor du etwas sagst-", versuchte sie, das Anliegen ihrer Mutter im Keim zu ersticken.
„Ich habe mir lang Gedanken darüber gemacht, weshalb ihr euch so gegen eine traditionelle Hochzeit wehrt. Wenn es am Geld liegt... wir bezahlen euch das."
Im ersten Moment glaubte sie, sich verhört zu haben. Hatte ihre Mutter das gerade wirklich gesagt?
„Nein, das ist es nicht... Wir möchten einfach nur nicht so groß feiern..."
„Du kannst es mir ruhig sagen. Es ist keine Schande, wenn euch die finanziellen Mittel fehlen und ihr euch das nicht leisten könnt. Und wir helfen euch wirklich sehr gerne aus...", betonte Doris überschwänglich.
„Uns fehlen die finanziellen Mittel aber nicht", widersprach Nika energisch. Marten, der gerade ins Schlafzimmer zurückkehrte, zog die Augenbrauen hoch.
„Ich verstehe schon, dass ihr darüber nicht offen sprechen wollt. Vor allem Marten ist das sicher unangenehm. Immerhin hat er die Bar noch nicht so lang und ist aus diesem Stripclub ausgestiegen. Früher hätte er das Geld sicher gehabt, das weiß ich ja. Aber er hat lang nicht gut verdient, und wenn er seine Rücklagen aufgebraucht hat, kann er eben keine große Hochzeit ausrichten. Das ist doch keine Schande. Sag einfach, wie viel ihr braucht. Zwanzigtausend? Dreißig? Es ist wirklich kein Problem. Und ihr müsstet es uns auch nicht zurückzahlen, wir würden es euch schenken..."
Nika legte schwer seufzend den Kopf in den Nacken und schaute zur Decke.
„Ich weiß dein Angebot wirklich zu schätzen, aber daran liegt es nicht. Wir möchten das einfach so..."
Ihr merkt, das Türchen war ein bisschen größer und das Kapitelchen etwas länger, aber ich denke, euch macht das nichts aus, oder? :D Wie hat es euch denn gefallen? Und denkt ihr, sie sollten sich vielleicht noch einen Hund anschaffen? Noch so einen putzigen wie Paris? Haha
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