03 | Schneegestöber

Ich freue mich, dass euch die ersten Kapitel so gut herfallen haben. Habt viel Spaß bei dem dritten Türchen 🎄 hat es bei euch eigentlich geschneit?

Nika ließ ihren Blick über den verschneiten Waldweg schweifen. Hin und wieder brach die Wintersonne durch die schneebedeckten Wipfel der Bäume und tauchte die Natur in ein orangerotes Licht. Lediglich das Zwitschern der Vögel und leises Rascheln im Unterholz brachen die sonstige, harmonische Stille. Hin und wieder war das Klopfen eines Spechts zu hören. Für einen Moment schloss sie die Augen, sog den Duft von Tanne und frischem Pulverschnee ein. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich das letzte Mal derart losgelöst gefühlt hatte.

„Brauchst mich gar nicht so anzugucken. Wer sich nicht benehmen kann, muss an der Leine bleiben."

Als sie Martens tadelnde Stimme hörte und die Augen wieder aufschlug, kam er gerade in dicker Winterjacke mit Chopper auf dem Arm aus dem Unterholz gestapft. Der American Bully war vor einiger Zeit im Dickicht verschwunden. Als er nicht auf Martens Rufe reagiert hatte, war er ihm nachgegangen. Nun musterte er sein Herrchen aus großen Kulleraugen, doch Nikas Freund ließ sich davon nicht erweichen. Der Anblick war so niedlich, dass sie verzückt ihr Smartphone aus der Tasche zog. Als Marten sah, was sie vorhatte, blieb er stehen und deutete mit der freien Hand auf seine Freundin. Als Chopper ebenfalls zu ihr schaute, drückte Nika ab.

„Wie süß er aussieht. Guck mal... Mit dem Schnee um die Nase", kicherte sie und hielt Marten das Display hin, als er sie erreichte. Er warf einen kurzen Blick darauf. Als er das Foto sah, lächelte er versonnen.

„Schick mir das mal bitte", sagte er und setzte den Rüden wieder im Schnee ab. Während Nika seiner Bitte nachkam, befreite er Chopper zunächst vom Restschnee, der ihm überall im Fell hing, bevor er sich selbst die Jeans sauberklopfte. Als er ihren amüsierten Blick bemerkte, zog er düster die Augenbrauen zusammen. „Das nächste Mal gehst du ihn suchen..."

Sie kicherte.

„Du hast es doch knapp überlebt...", grinste sie, während er seinen Arm um sie legte und sie ihren Weg fortsetzten. Dabei schob sie ihre freie Hand in die Tasche ihres sportlichen Wintermantels. Chopper trottete frustriert neben ihnen her.

„Hättest ja mal helfen können", grummelte er und warf ihr einen flüchtigen Seitenblick zu.

„Ich wusste, dass du das im Griff hast", gab sie frech grinsend zurück. Marten lachte.

„Du hattest einfach nur keinen Bock, dir deine schicken neuen Boots schmutzig zu machen", konterte er wissend. Nika schaute zufrieden lächelnd an sich herab und betrachtete ihre Schuhe, die ein leises Knirschen im Schnee hinterließen.

„Stimmt", erwiderte sie und sah ihm frech grinsend ins Gesicht.

„Sollen wir zurückgehen?", fragte er, als sie eine kleine Lichtung erreichten, an der sich der Weg teilte. Als sie ihn aus großen Augen anschaute, seufzte er schwer. „Wieso frage ich dich überhaupt?", ächzte er, wissend, wie sehr Nika den romantischen Waldspaziergang genoss. Eigentlich hatte er keine große Lust darauf gehabt, aber er wusste, dass er ihr damit eine Freude machte.

„Weiß ich auch nicht", kicherte sie, als sie ihren Weg fortsetzten.

„Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir die kleine Auszeit mit dir auch ganz gut", gestand er und drehte ihr wieder den Kopf zu. Sie tat es ihm gleich und sah zu ihm auf. Seine blauen Augen strahlten mit seinem Grinsen um die Wette.

„Dafür hast du dich aber vorhin ganz schön bitten lassen", sagte sie.

„Weil ich gerade mal drei Stunden geschlafen habe", kommentierte er, bevor er seinen Blick wieder schweifen ließ.

„Ja, schon hart, so ein Junggesellenabschied – meine Schuld war es jedenfalls nicht", erwiderte sie schulterzuckend.

„Diesmal...", warf Marten trocken ein. Sie schüttelte lachend den Kopf.

„Auch die Nächte davor nicht, in denen du dich wieder mal rumgetrieben hast", stichelte sie frech grinsend. Er lachte.

„Rumgetrieben...", wiederholte er amüsiert. „Ich habe gearbeitet", korrigierte er dann ernst. Gerade, als sie etwas sagen wollte, unterbrach das Klingeln ihres Smartphones ihre kleine Kabbelei.

„Ich dachte, du wolltest das ausmachen", erinnerte er sie skeptisch. Sie seufzte.

„Ich weiß, tut mir leid."

Sie hatte es tatsächlich vergessen, dabei hatten sie vor Kurzem eine Abmachung getroffen. Die Sonntage wollten sie ungestört verbringen. Zu Nikas Überraschung gelang es Marten besser, sich daran zu halten, als ihr selbst. Noch vor ein paar Jahren wäre es unmöglich gewesen, doch inzwischen verzichtete er einmal die Woche freiwillig auf sein Smartphone und war einfach nur der Mann an ihrer Seite, der Zeit mit ihr verbrachte und sich auf ihre Beziehung konzentrierte.

Noch immer hatte das Klingeln nicht aufgehört, also zog Nika das Handy aus der Manteltasche. Als sie einen frustrierten Seufzer ausstieß, schielte auch Marten auf das Display. „Deine Mutter?"

In den vergangenen Monaten hatte sich das Verhältnis zwischen ihnen wieder zunehmend gebessert und auch um Marten bemühte sie sich sehr. Nach all den Turbulenzen der letzten Jahre wusste Nika ihre Bemühungen zu schätzen. Doch jetzt strich sie sich unschlüssig durchs Haar, haderte mit sich, in der Hoffnung, ihre Mutter würde möglicherweise doch noch aufgeben.

„Hast du es ihr schon gesagt?", hakte Marten nach und zog neugierig die Augenbrauen hoch. Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, ich war zu sehr damit beschäftigt, sie davon abzuhalten, sich in die Hochzeitsorganisation einzumischen", antwortete sie.

„Du musst mit ihr reden...", riet er ihr und sah eindringlich auf sie herab.

„Ich weiß", seufzte sie frustriert. „Aber gerade läuft es so gut zwischen uns... Das möchte ich ungern aufs Spiel setzen."

„Also willst du einfach tatenlos dabei zusehen, wie sie dich übergeht? Wieder mal?", bohrte er weiter, wissend, dass er damit ihren Kampfgeist aus ihr herauskitzelte.

„Natürlich nicht", platzte es aus ihr heraus.

„Dann rede mit ihr. Bevor ich es tue."

Nika runzelte die Stirn.

„Klingt wie eine Drohung", kommentierte sie trocken.

„Nein, aber ich habe gemeint, was ich gestern gesagt habe. Lange ziehe ich mir das nicht mehr rein, nur, weil du dich wieder mal davor drückst, ihr klar zu sagen, was Sache ist."

Das Klingeln des Smartphones verstummte.

„Ich habe doch gesagt, ich spreche mit ihr", seufzte sie. „Hör bitte auf, mich unter Druck zu setzen."

„Mache ich nicht. Ich denke dabei nur an dich. Du hast gerade selbst gesagt, dass es endlich wieder gut läuft mit deinen Eltern. Je früher du mit ihr sprichst, desto besser. Alles andere endet – wie so oft mit deiner Mutter – nur in irgendeinem Drama. Und davon hatten wir in den letzten Jahren echt genug."

Hach, da ist es ja wieder. Das Drama, das wir alle vermisst haben. Oder? Wie geht es euch damit? 😁

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