23 | Türchen 23
Cuties, ich kann es kaum glauben. Nur noch 1x schlafen und dann ist Weihnachten. Es ging wieder so unfassbar schnell... Seid ihr schon fertig mit allen Vorbereitungen? Hier gehts jetzt erstmal weiter mit dem vorletzten Türchen.
Kaia warf Nio einen verstohlenen Blick zu. Gemeinsam saßen sie auf dem Boden in ihrem Wohnzimmer, umgeben von buntem Geschenkpapier, Schleifen und Bändern. Heute Vormittag hatten sie auf die Schnelle noch ein paar Geschenke besorgt, damit Nio nicht mit leeren Händen bei Kaias Eltern auftauchen würde. Kaia freute sich riesig auf das erste gemeinsame Fest und ihr war nicht verborgen geblieben, dass es Nio ähnlich ging – auch, wenn sie ihre Eltern erst ein wenig später als geplant sehen würden. Nio hielt mit ernstem Gesichtsausdruck eine Schachtel in den Händen, in die er den Wellness-Gutschein für Cassie gesteckt hatte, um zu verhindern, dass sie den Umschlag auf den ersten Blick als solchen erkannte.
„Vielleicht sollte ich das nächste Mal einfach sagen, sie sollen es direkt als Geschenk einpacken", kommentierte er und griff wahllos nach einer Rolle Geschenkpapier. Kaia schmunzelte.
„Aber wo bleibt denn dann der Spaß?", fragte sie betont enthusiastisch und strich sich eine Locke hinters Ohr, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte. Nio runzelte skeptisch die Stirn.
„Für dich oder für mich?"
Sie kicherte.
„Für uns beide. Ich liebe Geschenke einpacken", schwärmte sie und zog zur Bestätigung eine andere Papierrolle zu sich heran, um das Basketballtrikot einzuwickeln, das sie für ihren Vater besorgt hatten.
„Cool, dann kannst du das ja für mich machen", gab Nio trocken zurück und machte einen Versuch, ihr den Wellness-Gutschein zuzuschieben. Doch Kaia schüttelte den Kopf, während sie etwas von dem Papier für das Trikot abschnitt.
„Komm schon, das kriegst du hin", sagte sie überzeugt. „So schwer ist das jetzt auch nicht. Du brauchst dafür kein Quantenphysik-Studium."
Nio seufzte theatralisch und gab sich schließlich geschlagen. „Okay, okay... aber ich mach's nur, weil du mich so nett fragst."
Er rollte ein wenig Papier von der Rolle ab. Als er dabei mehr abriss als beabsichtigt, sah er erneut mürrisch zu Kaia. Die grinste unbeeindruckt.
„Schön, dass du so viel Spaß hast, wenn ich leide...", sagte er, dann wickelte er konzentriert das Papier um das Päckchen. Kaia rutschte zu ihm heran.
„Sieht doch schon ganz gut aus", lächelte sie zufrieden, während er bemüht ordentlich die Ecken umschlug. Sie reichte ihm eine Rolle Tesafilm. Nio klebte großzügiger als nötig die Ränder zusammen, dann betrachtete er stolz sein Werk.
„Geht klar, oder?", fragte er unsicher.
„Für deine Verhältnisse ist das schon fast Kunst", lobte sie und drückte ihm ein Band in die Hand.
„Was soll das denn heißen?" Er warf ihr einen leicht empörten Blick zu. Sie grinste.
„Ich habe den Teddy bis heute nicht vergessen, den du mir zum Einzug geschenkt hast – in diesem völlig verknautschten Papier."
„Ey, der war mit Liebe eingepackt", betonte er.
„Ich weiß", erwiderte sie lächelnd bei der Erinnerung daran, wie er das zerdellte Päckchen damals unter dem Pullover hervorgezogen und ihr in die Hand gedrückt hatte. Nio, der das Zierband gerade um das Gutschein-Päckchen gebunden hatte, lächelte zufrieden. „Ich kann einfach alles."
Kaia verdrehte schmunzelnd die Augen. „Okay, übertreib nicht."
Nio hielt das kleine, mühsam verpackte Geschenk triumphierend in die Höhe, als hätte er gerade eine Meisterleistung vollbracht.
„Kaum zu glauben, wie viel Arbeit so ein kleines Päckchen machen kann", murmelte er, während er das Geschenk betrachtete. Dann legte er es mit einer übertriebenen Vorsicht zu den anderen, die sie für ihre Eltern gestapelt hatten.
„Ich freu mich echt auf morgen Abend," sagte Kaia leise und schaute kurz zu Nio. „Unser erstes gemeinsames Weihnachten..."
Sie schaute verschwörerisch an die Decke. Er grinste.
„Ich freu mich auch", gestand er. „Obwohl ich ehrlich sagen muss, dass ich ein bisschen traurig bin, dass ich Mama, Papa und Lia ihre Geschenke erst nächstes Jahr geben kann; so viel Mühe, wie ich mir mit dem Einkaufen und dem Einpacken gegeben habe", kommentierte er trocken und deutete mit einem Nicken auf die verpackte Gewürzbox, die er für seine Mutter gekauft hatte und die zusammen mit den anderen Geschenken unter dem Weihnachtsbaum stand.
„Du schenkst es ihnen ja bloß etwas später. Und sie werden sich trotzdem freuen – auch, wenn ich bei der derzeitigen Situation mit dem Messer jetzt ein mulmiges Bauchgefühl habe", erwiderte sie trocken.
Nio lachte auf, dann zog er sie zu sich heran und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Kaia lächelte, dann jedoch ließ sie die Hände in den Schoß sinken und musterte ihn nachdenklich.
„Bereust du, dass du nicht spontan doch mitfliegen wolltest, als sie es euch vorgeschlagen haben?", spielte sie vorsichtig auf den gestrigen Abend an. Nios Eltern hatten sich noch einmal mit Lia und ihm zusammengesetzt, weil sie nicht ohne ihre Kinder feiern und mit ihnen überlegen wollten, wo sie Weihnachten als Familie verbringen wollen würden.
„Auf keinen Fall", erwiderte Nio kopfschüttelnd. „Du hast so viel dafür getan, dass ich ein schönes Weihnachten habe. Denkst du, da fliege ich mit denen einfach so weg? Ohne dich? Ich wusste sofort, dass ich morgen bei dir sein will."
Kaias Bauch kribbelte wohlig. Sie lächelte und drückte ihm einen Kuss auf.
„Obwohl ich natürlich sagen muss, dass es mir nicht leichtgefallen ist, den Strand in Thailand gegen die Vorstellung zu tauschen, wie wir zusammen am Herd stehen und uns unser Weihnachtsessen selbst kochen", ergänzte er mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. Auch Kaia schmunzelte.
„Das ist der Preis dafür, dass wir Weihnachten wirklich ganz allein verbringen", gab sie selig lächelnd zurück. Nun war es Nio, der die Stirn runzelte und sie misstrauisch musterte.
„Du hättest deinen Eltern echt nicht absagen müssen, wegen mir", sagte er und sah ihr prüfend in die Augen. Doch Kaia schüttelte energisch den Kopf.
„Wieso nicht? Du hast deinen schließlich auch abgesagt – und diese Geste bedeutet mir total viel, weil sie mir zeigt, wie wichtig dir das alles mit uns ist. Und weil mir das genauso wichtig ist, wollte ich, dass wir Weihnachten dieses Jahr beide so verbringen, wie wir uns das wünschen, ohne, dass irgendjemand etwas anderes für uns plant", antwortete sie selig lächelnd und strich sich eine Locke hinters Ohr.
„Das wird mega", pflichtete Nio ihr bei. „Endlich Weihnachten im Jogginganzug."
Kaia warf ihm einen schiefen Seitenblick zu, bevor sie eine Schleife an eines der Päckchen friemelte.
„Bei dir sieht das echt aus wie aus dem Katalog", sagte Nio beeindruckt. Kaia lächelte, den Blick noch immer auf das Paket in ihren Fingern gerichtet, während sie konzentriert ein paar Kringel in das Bändchen machte.
„Früher hab ich alle Geschenke für meine Familie eingepackt; manchmal auch die, die eigentlich für mich waren", erzählte sie beiläufig. „Weil Dad das mindestens genauso ungern macht wie du."
„Sind wir dann fertig?", fragte er hoffnungsvoll und sah sich zu allen Seiten um. Kaia grinste schief.
„Ja. Du kannst dich also lockermachen", antwortete sie. Er ließ sich mit dem Rücken auf den Boden sinken und streckte alle Viere von sich, so, als hätte er gerade eine Höchstleistung vollbracht.
„Geil", seufzte er betont theatralisch und entlockte ihr ein Schmunzeln. „Dann fehlt ja jetzt eigentlich nur noch ein Geschenk."
Sie musterte ihn stirnrunzelnd.
„Welches denn?
„Na, meins", grinste er frech und streckte seine Hand nach ihr aus, um sie zu sich heranzuziehen. Sie lachte, doch bevor sie sich wehren konnte, beugte er sich zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.
Naawww, ich finde es so süß, dass sie Weihnachten allein verbringen wollen. Und ihr? Habt ihr eigentlich eure Geschenke schon verpackt oder macht ihr das morgen auf den letzten Drücker?
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