22 | Türchen 22

Happy 4. Advent, Cuties. Nur noch zwei Tage, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich finde, das ging einfach so schnell... Hier gehts jetzt weiter mit Türchen 22 für euch. Viel Spaß :D

Die Stadt lag schon in winterlicher Dunkelheit, als Kaia und Nio auf dem Parkplatz vor der Wellnessoase aus dem Auto stiegen. Das helle Neonlicht des Eingangs spiegelte sich auf dem nassen Asphalt und die kühle Dezemberluft ließ den Dampf aufsteigen, der aus den Türen der Therme nach draußen strömte.

„Ich finde, das haben wir uns wirklich verdient", sagte Nio vorfreudig, als Kaia die Beifahrertür zuschlug.

„Ich muss zugeben, dass das ne coole Idee von dir war; auch, wenn ich keinen wirklichen Zusammenhang zwischen Weihnachten und einer Auszeit im Spa erkennen kann", stichelte sie frech grinsend, als er die Tasche aus dem Kofferraum nahm. Nio verdrehte theatralisch seufzend die Augen.

„Manchmal geht es nicht bloß um Weihnachten, sondern darum, die Vorweihnachtszeit zusammen zu verbringen", sagte er betont neunmalklug, als er den Kofferraumdeckel wieder zugeworfen hatte und sie sich in Bewegung in Richtung Eingang setzten.

„Außerdem haben mich diese Wichser heute richtig genervt", erzählte er. „Manche denken echt, nur, weil die die dicke Karre fahren, die ich denen aufmotze, würden die irgendwie über mir stehen. Wenn ich wollte, könnte ich zehn so Autos fahren; will ich aber nicht."

Kaia schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln.

„Ich weiß. Und gerade das liebe ich so an dir."

Nio zog eine Augenbraue hoch.

„Was genau?"

„Deine Bodenständigkeit", sagte sie, als sie das Gebäude erreichten. Nio lachte unwillkürlich auf. Seine blauen Augen funkelten schelmisch.

„Sag das mal meinem Vater", sagte er. „Ich könnte meinen Arsch darauf verwetten, dass er keine Gelegenheit auslässt, von meinem protzigen Nächten im Nachtleben zu erzählen."

Kaia grinste belustigt, während sie ihm nach drinnen folgte, und legte ihm die Hand auf die Schulter.

„Zum Glück sind die Zeiten ja lange vorbei", kommentierte sie nicht ohne mahnenden Unterton. Nun war es Nio, der grinste.

„Hättest du wohl gerne."

Kaia verdrehte die Augen.

„Oh man", stöhnte sie. „Wieso suche ich mir immer die Männer aus, die emotional eine solche Herausforderung sind?"

Nio blieb stehen und sah ernst auf sie herab.

„Weil du Nervenkitzel liebst und dich sonst zu Tode langweilen würdest, und das wissen wir beide."

„Lieber zu Tode langweilen, als zu Tode fürchten, dass du nachts nicht mehr nach Hause kommst; obwohl, wenn ich es mir recht überlege – da reicht auch schon deine Fast-and-Furious-Requisite vor der Haustür."

Nio lachte empört auf.

„Wieso fühlt sich heute alles, was ich sage, wie ein Eigentor an?", fragte er, den Blick zur Decke gewandt. Kaia grinste schief.

„Weil es so ist", stichelte sie, dann drückte sie sich an ihm vorbei an den Empfang. Dort wurden sie von einer hübschen, jungen Frau mit südländischem Aussehen begrüßt. Sie überreichte ihnen einen Transponder, der für die automatische Bedienung der Drehkreuze am Ein- und Ausgang sowie den Garderobenschrank bestimmt war. Sie erklärte ihnen, dass alles, was sie während ihres Aufenthaltes nutzten, direkt auf den Transponder gebucht und beim Auschecken bezahlt werden würde. Anschließend begaben sie sich zu den Garderoben, wo sie sich umzogen. Kaia schlüpfte in einen bunten Bikini und flocht ihre Locken zu einem Zopf zusammen. Nio erwartete sie bereits, als sie den Spa-Bereich von der Damenumkleide ausbetrat. Auch er hatte Pulli und Jeans gegen eine Badeshorts getauscht, sodass all seine Tattoos zum Vorschein kamen, die seinen durchtrainierten Körper zierten.

Gemeinsam gingen sie zu einem der großen, warm beleuchteten Innenpools. Ein sanfter Wasserdampf lag in der Luft und von irgendwo drang leise Entspannungsmusik aus versteckten Lautsprechern. Lächelnd tauchte Kaia ihre Füße ins Wasser, ehe sie sich langsam hineingleiten ließ. Nio folgte ihr. Eine Weile trieben sie schweigend im Wasser, genossen einfach die Ruhe zusammen, die nur ab und zu durch das sanfte Plätschern des Wassers unterbrochen wurde.

„Sollen wir nach draußen in den Whirlpool?", fragte er irgendwann. Kaia nickte, dann verließen sie das Wasser. Sie folgte ihm über die warmen Steinplatten in den Außenbereich, wo der Dampf über dem Wasser in den kalten Abendhimmel aufstieg. Der von kleinen Lichtern sanft beleuchtete Whirlpool stand windgeschützt unter einer Überdachung. Die Luft war eiskalt, über ihnen leuchteten die Sterne am klaren Himmel. Kaia seufzte wohlig, als sie bis zum Hals ins warme Wasser glitt. Nio legte seinen Arm auf den Beckenrand, während er den Blick über das Wasser und den Sternenhimmel schweifen ließ.

„Ich liebe es hier", brach sie schließlich die angenehme Stille und legte den Kopf in den Nacken. Nio, der neben ihr aufgetaucht war, nickte.

„Vor allem jetzt, wo kaum einer da ist", erwiderte er und deutete auf den beinah leeren Poolbereich. Kaia schmunzelte.

„Sind bestimmt alle an deinem Lieblingsort, dem Weihnachtsmarkt."

„Umso besser, dann haben wir das alles für uns", sagte er und schlang seine Arme sanft um sie. „Außerdem fand ich es dort gar nicht so scheiße mit dir."

Kaia lachte.

„Das Kinderkarussell hat es dir echt angetan, oder?"

„Um ehrlich zu sein, hatte ich tatsächlich Bedenken, da nochmal hinzugehen. Als wir das erste Mal da waren, sind wir an diesem Stand mit den Christbaumkugeln vorbeigekommen. Weißt du noch?", erinnerte er sich zurück. Kaia nickte.

„Da war diese Mutter, die ihre Tochter blöd angemacht hat wegen so nem beschissenen Weihnachtsstern. Ihre ganze Art hat mich an meine Oma erinnert und daran, wie Mama und Papa ihr nie gerecht werden konnten..."

„Tut mir leid", sagte Kaia und strich ihm sanft durchs Haar.

„Muss es nicht. Worauf ich hinauswollte... Als wir jetzt wieder dort waren und Karussell gefahren sind, ist mir nochmal so richtig bewusstgeworden, dass ich es selbst in der Hand habe, wie ich mich fühle. Es hat gutgetan, mich auf diese neue Erfahrung einzulassen und ich finde es schön, dass ich jetzt auch eine gute Erinnerung an den Weihnachtsmarkt habe; mit dir auf diesem Kinderkarussell."

„Das ist süß...", lächelte sie. Er erwiderte es, während sie ihre Arme um seinen Hals schlang und auf seinen Schoß rutschte. Er ließ es geschehen und zog sie dicht an sich. „Mit dir fühlt sich die Zeit nicht mehr an wie etwas, das ich überstehen muss. Verstehst du?"

„Nee, erklär mal genauer", versuchte sie, ihn aus der Reserve zu locken, und sah ihm erwartungsvoll in die Augen.

„Mit dir ist das alles das erste Mal nicht mehr mit Druck verbunden. Ich freue mich einfach nur auf die Zeit mit dir. Und wenn ich mir vorstelle, dass wir Heiligabend dieses Jahr zusammen verbringen, fühlt es sich seit langem mal nicht mehr so an, als müsste ich mich übergeben."

Sie lächelte.

„Das freut mich."

„Sollen wir uns vielleicht eine Massage gönnen?", wechselte er das Thema, bevor es für seine Verhältnisse zu tiefgründig werden konnte. Schließlich öffnete er sich ihr heute bereits mehr als sonst und hatte keine großen Ambitionen, noch emotionaler zu werden.

„Ich dachte eigentlich, das würdest du machen", lachte sie. Er zog die Augenbrauen hoch.

„Ach ja? Seit wann bin ich denn Masseur?"

„Ein großer, starker Typ wie du hat halt ein Talent für Massagen", grinste sie frech.

„Weil ich das Holzfäller-Gen habe, oder was?", platzte es lachend aus ihm heraus. Auch sie lachte, als er sie an eine ihrer früheren Sticheleien erinnerte.

„Nee, weil du das echt gut kannst, und das weißt du auch. Ich finde es einfach eine Verschwendung, dass du das nicht öfter für mich machst", seufzte sie betont theatralisch. Er grinste frech, während er ihr die feuchten Locken aus dem Gesicht strich.

„Und ich finde es eine Verschwendung, dass du nicht jeden Abend für mich kochst. Aber mich fragt ja auch keiner."

Kaia lachte auf.

„Also, kriege ich eine?", überging sie seinen Einwand und schenkte ihm einen verführerischen Augenaufschlag. Er seufzte schwer.

„Was bekomme ich denn dafür?"

„Dass ich dich im Schlaf nicht mit einem Kissen ersticke?", lächelte sie zuckersüß und entlockte ihm ein Lachen. Einen Moment schaute er sie einfach nur an, betrachtete sie, ihr makelloses Gesicht, ihre süße, kleine Nase, ihre rosigen Wangen und ihre vollen Lippen. Sein Hals wurde trocken, als er sich bei der Vorstellung erwischte, sie jetzt einfach zu sich heranzuziehen und zu küssen.

„Okay, hier oder lieber zuhause?"

Sie sagte nichts, sondern schenkte ihm lediglich ein bedeutsames Grinsen. Er erwiderte es.

„Sag nicht, ich hätte nicht versucht, dir das auszureden", schmunzelte er, bevor er sie zu sich heranzog.

Hach, er kann ja doch richtig süß sein, wenn er will. Ich habe echt Hoffnung, dass er das eines Tages mal alles n bisschen besser macht als seine Eltern :D Und ihr?

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