18 | Türchen 18

Ich hoffe, es gefällt euch :D 

Kaia zog sich die Wollmütze tiefer ins Gesicht, als sie gemeinsam mit Nio über den festlich geschmückten Weihnachtsmarkt schlenderte. Bunte Lichterketten hingen in den Bäumen, über den Buden baumelten funkelnde Sterne und der würzig-süße Duft von gebrannten Mandeln, Zimt und heißem Glühwein lag in der Luft. Ein paar Kinder liefen kichernd zwischen eng umschlungenen Paaren und Besuchergrüppchen umher, während die verschiedenen Verkäufer ein Schwätzchen hielten und ihre weihnachtlichen Waren präsentierten. In der Nähe stimmte ein Akkordeonspieler gerade „Jingle Bells" an.

„Du kennst die Regeln, oder?", hakte Nio nach. Kaia nickte.

„Klar. Ich finde das hässlichste und nutzloseste Geschenk und du musst mir eine Tüte Mandeln ausgeben", fasste sie zusammen. Er schmunzelte, dann zog er das Smartphone aus der Tasche und stellte den Timer ein. Sie tat es ihm gleich.

„Okay. Wir treffen uns wieder hier. Du hast zehn Minuten", sagte er schließlich, bevor er den Startbutton drückte. Kaia wandte sich von ihm ab und verschwand im Getümmel, die Hände tief in den Taschen ihres Mantels vergraben. Ihr Blick wanderte über die unterschiedlichen Auslagen. Es war gar nicht so leicht, ein echtes Schrottgeschenk zu finden. Nach einer Weile entdeckte sie einen Stand, der auf den ersten Blick wenig vielversprechend aussah. Zwischen glänzendem Weihnachtsschmuck, bemalten Nussknackern und handgemachten Kerzen fiel ihr Blick auf eine Schale mit seltsam schimmernden, mehrfarbigen Tonfiguren in grotesken Formen. Bei näherer Betrachtung erkannte sie, dass es sich um Tiere handeln sollte – jedenfalls, wenn es nach den Schilderungen der Verkäuferin ging, die sie freundlich anlächelte.

„Hübsch, oder? Handgemacht", offenbarte die ältere Dame stolz und schob Kaia eine Figur entgegen, die ein Elefant, aber auch eine Giraffe darstellen konnte. Die Beine schienen unnatürlich lang, der Kopf dagegen so winzig, dass er sich kaum von den bunt gesprenkelten, unproportionierten Ohren abhob. Schnell schaute Kaia auf den Preis. Ein besseres Schrottwichtel-Geschenk würde sie auf die Schnelle nicht finden, also lächelte sie und griff nach einem der kleinen Albträume in Form einer Ente, deren Schnabel ein wenig schief geraten war und die deshalb unfreiwillig gruselig grinste.

„Ich nehme die hier, danke", lächelte Kaia und zog einen Fünfeuroschein aus dem Portemonnaie. Dann bat sie die Verkäuferin, ihr die hässliche Ente als Geschenk zu verpacken. Anschließend machte sie sich auf den Rückweg zum Treffpunkt. Nio erwartete sie bereits, lässig an eine der Buden gelehnt, mit einem kleinen Päckchen in den Händen. Er grinste siegessicher, als sie ihn erreichte.

„Das schlägst du nie", sagte er triumphierend und hielt ihr sein Päckchen hin. Sie nahm es und reichte ihm seins. Ungeduldig riss sie das Papier ab und eine winzige Schneekugel mit einem unproportionierten Weihnachtsmann darin kam zum Vorschein. Er war von einem so massiven Glitzerwirbel umgeben, dass er beinah nicht mehr zu erkennen war.

„Okay, das ist schon so hässlich, dass ich es Leuten schenken würde, die ich nicht mag", kommentierte Kaia trocken, während Nio sich daran machte, seine unförmige Gruselente auszupacken. Als er das Papier abgewickelt hatte, musterte er sie skeptisch.

„Könnte im neuen Smile mitspielen", sagte er nach eingehender Betrachtung. „Dagegen ist die Schneekugel ja schon fast Kunst."

„Lass das bloß nicht die nette Dame hören, die mir das verkauft und so liebevoll eingepackt hat", mahnte Kaia. Er grinste schief.

„Ich geb zu, deins ist hässlicher als meins. Gebrannte Mandeln gehen auf mich...", sagte er, bevor er lässig seinen Arm um sie legte und sie noch, ein wenig über den Weihnachtsmarkt bummelten, vorbei an den vielen Buden und Verkaufsständen. Als Kaia sich ein wenig enger an ihn kuschelte, hüllten seine Körperwärme und der Duft seines Parfums sie ein. Sie hatte nicht vor, es ihm zu sagen, doch sie genoss es, mit ihm hier zu sein und an den verschiedenen Ständen vorbeizuschlendern. Nach einer Weile blieb Nio stehen, den Blick auf ein Kinderkarussell gerichtet, das am Rand des Marktplatzes stand. Bunt bemalte Rentiere, kleine Schlitten, ein Weihnachtsmann und seine Elfen drehten sich im Kreis, während im Hintergrund eine leise Melodie dudelte. Ein paar Kinder saßen fröhlich auf den Sitzen, einige winkten ihren Eltern zu, die am Rand des Karussells standen und zurückwinkten.

„Sollen wir ne Runde drehen?", fragte Nio und grinste spitzbübisch. Kaia schmunzelte. Sie liebte, dass er sich trotz seiner manchmal nervigen Eitelkeit für nichts zu schade war.

„Klar, ein bisschen Nostalgie ist immer gut...", stimmte sie zu, bevor sie sich an der Bude ein Ticket kauften. Kaia kletterte auf eines der Rentiere, Nio schwang sich auf das daneben. Vom gegenüberliegenden Stand wehte der sanfte Duft von Zuckerwatte zu ihnen herüber, als das Karussell sich in Bewegung setzte und sich langsam zu drehen begann.

„Weißt du noch, wie wir das als Kinder gemacht haben?", fragte Nio und schaute sich mit leuchtenden Augen zu allen Seiten um.

„Ich weiß vor allem noch, wie du immer die ganze Zeit geschrien hast, weil du Angst hattest, dass du runterfällst", stichelte sie frech grinsend. Er drehte ihr empört den Kopf zu.

„Das ist ja wohl eine glatte Lüge", protestierte er. „Außerdem sind Rentiere ganz schön gefährlich. Ich hab da mal ne Doku gesehen."

„Nicht gefährlicher als dein Proletenschlitten", sagte sie. Nio lachte auf. Seine Augen leuchteten mit den Lichtern des Karussells um die Wette.

„Dafür sitzt du aber ganz schön gern drin – außerdem ist der ein Kunstwerk, so, wie der aussieht", erwiderte er überlegen, als das Karussell Fahrt aufnahm und sie sich beide leicht in den Sitzen nach hinten lehnen mussten.

„Ein Kunstwerk, ja?", Kaia zog die Augenbrauen hoch. „So, wie du letztens über den Bordstein gerumpelt bist, klang der eher wie ein Traktor."

„Große Worte für eine, die gerade auf einem Kinderkarussell sitzt und sich an ein Rentier klammert", konterte er, den Schalk im Nacken. Nun musste auch Kaia kichern. Das Karussell drehte sich schneller und ihre Haare wehten im Fahrtwind. Nio hatte denselben kindlichen Glanz in den Augen und sie genoss es, ihn so entspannt und ausgelassen zu erleben, fernab von seinem üblichen, großspurigen Gehabe.

„Was ist? Angst, runterzufallen?", stichelte er, als sie die Stange noch immer fest umklammerte.

„Nee, ich will nur nicht, dass du anfängst zu heulen, wenn du siehst, wie gut ich mich auch ohne Festhalten auf einem Rentier halten kann", erwiderte sie und lehnte sich provokant nach vorne. Doch dann wurde das Karussell allmählich langsamer. Sie bemerkte, dass er sie einen Moment lang anschaute, ein wenig länger als sonst.

„Was ist?", fragte sie und schenkte ihm ein Lächeln. Er erwiderte es.

„Nichts", schwindelte er, als er ihr vom Rentier half.

„Sag", forderte sie ungeduldig.

„Weiß nicht", sagte er. „Ich glaube, das war einfach gerade einer meiner neuen Lieblingsmomente."

Ein sanftes Kribbeln breitete sich von Kaias Bauch bis in ihre Fingerspitzen aus. Manchmal konnte sie kaum glauben, dass dieser freche, charmante Typ, der sich normalerweise hinter seiner Macho-Attitüde versteckte, so süße Worte sagte. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich an ihm vorbeischob. „Komm, wir drehen noch eine Runde."

„Jetzt?", hakte Nio nach. „Ich dachte, wir holen deine Mandeln."

Kaia fuhr frech grinsend zu ihm herum und musterte ihn herausfordernd.

„Traust du dich nicht?"

Also ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich finde die schon süß zusammen, oder? :D Ich habe Hoffnung, dass das doch noch was wird mit dem gemeinsamen Weihnachtsfest xD

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