07 | Türchen 7
Also ich sage es euch, wie es ist - das hier ist mein Favoriten-Kapitel bis hierher. Warum, müsst ihr schon selbst herausfinden :D
Als Kaia aus dem Auto stieg, ertappte sie sich dabei, wie sie vorfreudig lächelte. Mittlerweile schneite es nicht mehr, doch immer noch war die Gegend in weißen Zauber getaucht. Sie hatte den ganzen Vormittag mit Lernen verbracht und war froh, gleich etwas Zeit mit Nio zu verbringen. Schon heute Morgen hatte sie bereits dämlich vor sich hin gegrinst, weil sie wusste, welche Aktivität er heute aus dem Umschlag gezogen hatte. Seine Küche war nicht sonderlich groß, würde für ihr Vorhaben jedoch gerade so ausreichen. Sie schmunzelte bei der Erinnerung daran, wie er vor einiger Zeit für sie gekocht hatte, um ihr zu ihrem Geburtstag eine Freude zu machen und war gespannt, wie er sich heute anstellen würde.
Als sie ihrer Mutter erzählt hatte, dass sie heute zum Plätzchenbacken verabredet waren, hatte sie ihre Verzückung darüber kaum verbergen können. Auch Kaia konnte nicht leugnen, dass die Vorstellung, mit ihm leckere Köstlichkeiten zu zaubern, verlockend war. Der Anblick, wie dieser große, tätowierte Mann mit kleinen Ausstechförmchen in den Händen hantierte, war sicher zum Anbeißen.
Schmunzelnd verdrängte sie die Bilder in ihren Kopf, nahm eine Tüte aus dem Kofferraum und überquerte die Straße. Als sie den Hauseingang erreichte, klingelte sie. Es dauerte nicht lang, bis der Summer ertönte und sie die Tür nach innen aufdrückte. Als sie den oberen Treppenabsatz erreichte, erwartete Nio sie bereits im Türrahmen. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, als sie vor ihm stehenblieb. Er trug den Weihnachtspullover, den sie ihm geschenkt hatte, dazu eine lässige, farblich dazu passende Jogginghose.
„Hey", begrüßte sie ihn und drückte ihm einen Kuss auf. „Alles gut?"
Er nickte.
„Ja, und bei dir?"
„Auch", erwiderte sie und er machte einen Schritt nach hinten, um sie hineinzulassen. Doch statt ihr zu folgen, blieb er stehen und beäugte sie kritisch.
„Wo ist dein Weihnachtspullover?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch. Sie grinste.
„Ich wollte ihn beim Backen nicht versauen... Wäre doch viel zu schade", flunkerte sie offensichtlich. Nio nahm ihr die Einkaufstüte ab, damit sie ihre Jacke ausziehen konnte.
„Ist deine Waschmaschine kaputt?", fragte er und schaute provokant auf sie herab.
„Keine Sorge, ich hab ihn dabei", offenbarte sie und zog den Reißverschluss auf, sodass unter ihrer Jacke der Pullover zum Vorschein kam. Anschließend hängte sie ihre Jacke beiläufig an einen der freien Haken an der Garderobe. Nio grinste zufrieden. Kaia streifte sich die Sneakers von den Füßen und schlüpfte in ein Paar Wellness-Schlappen, die mittlerweile ihre Hausschuhe geworden waren, immer, wenn sie ihn besuchte. Anschließend folgte sie ihm in die Küche, wo sie die Zutaten ausräumten und bereitstellten.
„Was backen wir eigentlich?", fragte er neugierig und schob die Ärmel des Pullis ein Stück nach oben. Kaia drehte ihm den Kopf zu.
„Was Leichtes", antwortete sie und legte wie zur Bestätigung ein paar Ausstechförmchen neben die Zutaten.
„Aha", machte er und betrachtete die Förmchen einen Moment. Neben einem Hai und einer Hexe auf einem Besen stach ihm ein Ausstecher besonders ins Auge. Mit finsterem Gesichtsausdruck griff er danach und hielt ihn ihr unter die Nase.
„Der Grinch? Dein Ernst?"
Sie zuckte lediglich unbeeindruckt mit den Schultern.
„Hab gedacht, der passt zu dir", erwiderte sie lapidar.
„Für dich wär ein Arschgesicht passend gewesen", konterte er trocken. Sie lachte auf. Seine Augen leuchteten schelmisch, als er ihr den Hexenausstecher hinhielt.
„Hier. Der passt heute gut zu dir."
Augenrollend nahm Kaia ihm das Förmchen ab, legte es zur Seite und . Danach überflog sie mit ihm zusammen das Rezept, das sie auf seinem Handy geöffnet hatte.
„Mom hat gesagt, das bekommst selbst du hin", erzählte sie beiläufig. Nio grinste.
„Schön, dass sie so an mich glaubt", kommentierte er trocken, als er nach dem Paket Eiern griff.
„Find ich auch", sagte sie, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Anrichte, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete, wie er die Eier aus der Verpackung nahm. Dann sah er stirnrunzelnd auf sie herab.
„Und was machst du?"
„Na, dir sagen, was du machen musst", erwiderte sie bedeutsam und hielt ihm wie zur Bestätigung das Handy vor die Nase, auf dem noch immer das Rezept geöffnet war. Nio lachte belustigt auf.
„Ganz bestimmt spielst du jetzt den Back-Instruktor", gab er triefend vor Sarkasmus zurück. Sie grinste frech.
„Du hast echt geglaubt, ich würde mich an deinem Job hier beteiligen?"
Nio stieß einen verächtlichen Laut aus und schüttelte fassungslos den Kopf, dann schlug er die Eier in die Schüssel. Kaia musste zugeben, dass dieser Handgriff recht geübt aussah, was wahrscheinlich daran lag, dass er sich häufig Rührei machte. Als er fertig war und die Eierschalen weggeworfen hatte, musterte er sie erwartungsvoll von der Seite.
„Also, was ist jetzt, Miss Teamwork?", hakte er nach und zog dabei die Augenbrauen hoch. Sie seufzte theatralisch, als er ihr entschieden das Päckchen Butter rüberschob. „250 Gramm müssen da rein", erzählte er und schielte dabei prüfend auf das Handydisplay. Während sie sich geschlagen gab und die Butter aus der Verpackung friemelte, steckte er den Mixer in die Steckdose. Kaia beobachtete anschließend, wie er die Butter mit den Eiern verquirlte. Als er wild in der Schüssel umherrührte, konnte sie sich ein belustigtes Schmunzeln nicht verkneifen.
„Okay, okay", rief sie schließlich und legte besänftigend ihre Hand auf seine. „Wenn du so weitermachst, spritzt das gleich überall hin."
Er schenkte ihr einen schelmischen Seitenblick, doch bevor er einen anzüglichen Kommentar loslassen konnte, nahm sie ihm den Mixer aus den Fingern und gab ihm das Handy zurück. Immerhin hatte sie nicht vor, im Anschluss die gesamte Küche grundzusanieren, wenn sie fertig waren.
„Pass auf, ich rühre und du reichst mir die Zutaten an, okay?", schlug sie versöhnlich vor. „Aber dafür knetest du gleich den Teig."
Er grinste.
„Klingt nach einer guten Arbeitsteilung."
Während er ihr nach und nach alle Zutaten anreichte, rührte sie den Teig zusammen. Als sie mit dem Mixer nicht mehr weiterkam, knetete er den Teig zu einem großen Klumpen und rollte ihn aus. Es war nicht zu übersehen, dass Nio kaum Erfahrung im Ausstechen von Plätzchen hatte. Der Teig klebte an seinen Fingern und die Ausstechformen schienen ein Eigenleben zu führen. Dennoch hatte er Spaß dabei und steckte sie damit an. Während sie die Plätzchen ausstachen und auf das Blech legten, erzählte er, wie er als Kind mit seiner Großmutter gebacken hatte.
„Klingt, als hätte dir das schon immer viel Spaß gemacht", fasste Kaia ironisch zusammen, als er seine Anekdoten beendet hatte.
„Mit ihr war das immer voll nervig. Sie war total perfektionistisch und alle Plätzchen mussten aussehen wie aus dem Katalog", sagte er augenrollend. „Dabei ist es doch nicht wichtig, wie die aussehen, sondern, dass sie schmecken."
Kaia betrachtete grinsend die Plätzchen, die sie in der Zwischenzeit aufs Blech gebracht hatten.
„Vielleicht schenkst du ihr ja ein paar hiervon, um deinen guten Willen zu zeigen. Ich bin mir sicher, die gefallen ihr besonders gut", neckte sie ihn und deutete auf ein ganz besonders deformiertes Exemplar, dessen Kontur nur noch im Ansatz erkennbar war. Nio lachte.
„Ich sag einfach, du hast die gebacken. Mit viel Liebe. Um ihr eine Freude zu machen...", gab er trocken zurück. Sie schenkte ihm einen finsteren Seitenblick.
„Klar. Damit sie mich direkt auf Anhieb nicht mag...", sagte sie und drückte ein paar der Plätzchen noch einmal sanft in eine etwas schönere Form. Kaia lächelte, als Nio seinen Arm von hinten um sie schlang und ihr dabei über die Schulter schaute.
„Es gibt niemanden, der dich nicht mag, und das weißt du auch."
Sie hielt in ihrer Bewegung inne und drehte ihm den Kopf zu.
„Oha, du bist ja heute fast süßer als die Plätzchen, die wir backen", grinste sie und drückte ihm einen Kuss auf.
„Ich wüsste, was wir machen könnten, während die im Ofen sind", nuschelte er und drückte sich dichter an sie.
„Genau, und dann verbrennen die und wir haben nichts mehr, womit wir vor deiner perfektionistischen Oma angeben können", erwiderte sie und schüttelte entschieden den Kopf. Er lockerte theatralisch seufzend seine Umarmung.
„Echt jetzt?", fragte er und sah ihr beinahe anklagend ins Gesicht. Kaia lachte.
„Willst du etwa nochmal von vorne anfangen?", hakte sie nach und deutete auf die fertigen Bleche, die darauf warteten, in den Ofen geschoben zu werden.
„Okay, du hast recht", räumte er nun ein. Sie grinste.
„Siehst du...", sagte sie und stellte den Ofen an, dann schob sie die Bleche hinein. Während die Plätzchen im Ofen waren, bereitete sie die Schokoladenglasur und den Puderzucker vor. Nio half ihr dabei. Anschließend holten sie die fertigen Kekse heraus und begannen damit, das Gebäck zu verzieren. Als sie damit fertig waren, betrachteten sie zufrieden ihre Arbeit.
„Ich hoffe, sie schmecken", grinste Kaia, als sie einen Hai vom Blech nahm und probierte. Sofort schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf ihr Gesicht. „Oh mein Gott, die sind köstlich", schwärmte sie mit verdrehten Augen und hielt ihm eine Hexe hin. Mit einem schelmischen Grinsen biss er hinein. Nachdem sie die Küche wieder aufgeräumt hatten, zog Nio sie zu sich heran. Diesmal ließ sie es geschehen.
„Und was machen wir jetzt noch?", wollte er wissen und schaute erwartungsvoll auf sie herab. Kaia schmunzelte und schlang ihre Arme um seinen Hals.
„Du kannst es echt nicht lassen, oder?"
Er zuckte mit den Schultern.
„Ich hab mir echt Mühe gegeben, oder etwa nicht?", fragte er und deutete mit einem Nicken auf die fertigen Plätzchen.
„Hast du", nickte sie bestätigend. „Nachdem du dich mit dem Mixer absichtlich so dumm angestellt hast, dass ich dachte, du brichst dir dabei beide Hände, nur, damit du das nicht machen musst."
„Siehst du", überging er ihre Stichelei und zog die Augenbrauen hoch. „Dann kannst du dir doch jetzt auch mal ein bisschen Mühe geben. Ich finde, das habe ich mir verdient, nachdem du mir einen Grinch-Ausstecher mitgebracht hast."
Sie sah ihm betont unschuldig ins Gesicht.
„Keine Ahnung, was du hast. Ich fand einfach, der passt zu dir. Andere Jungs würden sich freuen, wenn ihre Freundin an sie denkt", gab sie sich ahnungslos. Nio schaute ihr geradewegs in die Augen.
„Wie du versuchst, deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, ohne rot zu werden...", kommentierte er und strich dabei mit seinen Fingerspitzen durch ihre Locken. Ein spitzbübisches Grinsen bildete sich auf ihren Lippen.
„Und, funktionierts?"
Er lachte auf und lockerte seine Umarmung.
„Niemals."
Auch sie lachte, dann zog sie ihn entschieden wieder zu sich heran.
„Komm jetzt her, du Grinch", forderte sie ungeduldig, bevor sie ihre Lippen auf seine drückte. Diesmal wehrte er sich nicht. Kaia genoss den Kuss und das sanfte Kribbeln, das er in ihrem Bauch auslöste. Schon jetzt freute sie sich auf das, was die nächsten Tage im Adventskalender für ihn bereithielten.
Ich finde, für seine Verhältnisse hat er das echt gut gemacht, oder? Wie ist es bei euch? Backt ihr gerne Plätzchen zur Weihnachtszeit oder ist das eher nicht so euer Ding?
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