05 | Türchen 5

Nach dem Weihnachtsmarkt heute ein bisschen was Entspannteres, zu zweit :)

"Das hier ist also dein heutiges Türchen?" Nio musterte Kaia stirnrunzelnd von der Seite, die Hände tief in den Taschen seiner dunklen Winterjacke vergraben, bevor er wieder auf das Schild schaute, das in neonbeleuchteten Buchstaben über dem Eingang prangte. „Hätte nicht gedacht, dass Weihnachten in einen Escape Room passt."

Kaia, die gerade den Reißverschluss ihres roten Wintermantels geöffnet hatte, schmunzelte amüsiert. Ihre Augen strahlten, als sie sich bei ihm unterhakte.

„Alisha hat gesagt, es wäre der beste Escape Room der Stadt", sagte sie begeistert. „Vor allem wegen dem weihnachtlichen Vibe."

„Und da hast du dir gedacht, meine Vorfreude steigt, wenn du mich damit einsperrst?", grinste er schief auf sie herab. Kaia stieß ihm augenrollend den Ellbogen in die Seite.

„Komm, im Schlösser knacken bist du doch ganz gut...", stichelte sie und entlockte ihm ein Lachen. Seine Augen leuchteten schelmisch.

„Natürlich steht es dir frei, das nächste Mal den Schlüsseldienst zu rufen, wenn du dich wieder mal zuhause aussperrst...", kommentierte er trocken. Kaia lachte unwillkürlich auf.

„Hey, das war ein Versehen", protestierte sie mit gespielter Empörung.

„Ein Versehen?", wiederholte Nio belustigt, zog eine Augenbraue hoch und sah auf sie herab. „Du hast den Müll rausgebracht und dabei die Tür zugezogen – ohne Schlüssel", erinnerte er sie unnötigerweise an ihr kleines, aber folgenreiches Missgeschick. Bei der Erinnerung daran, wie sie ihn vor ein paar Wochen betreten angerufen und um Hilfe gebeten hatte, grinste sie bedächtig. Zum Glück im Unglück hatte sie sich vorher das Handy in die Hosentasche gesteckt.

„Anderen würde es wahrscheinlich zu denken geben, wenn der Freund so geübt mit ner Plastikkarte die Tür öffnen kann", erwiderte sie trocken.

„Ohne mich hättest du auf der Fußmatte übernachtet, sei mal'n bisschen dankbarer", lachte er, den Schalk im Nacken. Kaia grinste.

„Bin ich doch", beteuerte sie. „Gerade, weil ich deine Skills so sehr zu schätzen weiß, bin ich heute mit dir hierhergekommen. Und jetzt komm..."

Mit den Worten zog sie ihn hinter sich her ins Gebäude. Dort wurden sie von einem jungen Mann begrüßt. Er trug ein grünes Samtoutfit, eine gestreifte Strumpfhose und spitze Schuhe, an denen goldene Glöckchen hingen. Auf seinem Kopf saß eine glitzernde Weihnachtsmütze, die ihm mit einem Paar künstlicher Elfenohren einen leicht verschmitzten Ausdruck verlieh. Kaia erwiderte sein freches Lächeln, als er sie in Empfang nahm.

„Willkommen in der Werkstatt des Weihnachtsmanns", begrüßte er sie. „Euer Ziel ist es, die versteckten Hinweise zu finden, das Rätsel zu lösen und aus der Werkstatt zu entkommen, bevor der Weihnachtsmann zurückkommt – sonst gibt es keine Geschenke."

Er führte sie zu einer großen, roten Tür.

„Also ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist, einfach so beim Weihnachtsmann einzubrechen", raunte Nio ihr betont ehrfürchtig zu, während sie ihm folgten. Mit einem leisen Knarren öffnete der Weihnachtself ihnen die Tür. Kaias Augen strahlten, als sie hindurchgingen und der Raum dahinter zum Vorschein kam. Ein verzücktes Lächeln huschte ihr über die Lippen, als sie sah, wie detailreich weihnachtlich der Raum dekoriert war. Überall funkelten Lichterketten, auf den Regalen standen Miniatur-Rentiere mit Schlitten, in der Mitte ein festlich geschmückter Baum und in der Ecke flackerte ein kleines, künstliches Kaminfeuer. Nio hatte bereits einen der kleinen Schlitten aus dem Regal genommen und inspizierte ihn.

„Guck mal, da drin kannst du einen Ausflug machen", grinste er frech. Kaia verdrehte die Augen.

„Hast wohl heute Morgen wieder nen Clown gefrühstückt", kommentierte sie trocken, nahm ihm den Schlitten ab und stellte ihn an seinen Platz zurück. Anschließend sah sie sich nachdenklich um. „Okay, willst du die Weihnachtsstrümpfe checken? Dann mache ich die Geschenkboxen", schlug sie vor. Nio nickte und schnappte sich die ersten Strümpfe, die über dem Kamin hingen. Kaia schob unterdessen ein paar Geschenke zur Seite. Während sie nach Hinweisen suchte, linste sie immer mal wieder verstohlen zu Nio herüber, der tatsächlich konzentriert und mit neugierigem Blick in jede Socke schaute.

„Ich hab hier was", sagte sie schließlich, als sie in einem der Päckchen einen Zettel entdeckte und ihn herauszog. Nio ließ die Strümpfe in seinen Händen sinken und sah aufmerksam zu ihr. „Hier steht, wir sollen die Geschenke nach Farben sortieren", erzählte sie. Nio runzelte skeptisch die Stirn.

„Ist das ein Escape Room für Kinder?"

Kaia verdrehte lachend die Augen.

„Junge, hilf mir doch einfach..."

Tatsächlich übernahm er die Aufgabe fast allein, sodass sie ihm einfach nur fasziniert dabei zuschaute, wie konzentriert, fast schon ehrgeizig er die verschiedenen Päckchen durch die Gegend schob und sie auf- und nebeneinander stapelte. Dabei suchte er immer mal wieder ihren Blick und zwischendurch huschte ihm ein verräterisches Lächeln über die Lippen. Auch, wenn er es nicht offen aussprach, aber sie sah ihm an, dass er insgeheim Spaß daran hatte, nach dem nächsten Hinweis zu suchen und dabei Zeit mit ihr zu verbringen. Nach einer Weile hielt er plötzlich in seiner Bewegung inne, runzelte die Stirn und betrachtete das Päckchen genauer, das er gerade in die Hand hatte nehmen wollen.

„Ich glaub, ich hab hier was", sagte er, als er es schließlich von seinem Platz nahm. Unmittelbar öffnete sich ein verstecktes Fach hinter dem Kaminfeuer. Zufrieden lächelnd sah er zu Kaia herüber, die neugierig einen Blick hineinwarf, um nach dem nächsten Hinweis zu suchen. Kaia verlor jegliches Zeitgefühl, während sie sich an den neuen Aufgaben entlanghangelten, bis sie schließlich alle Rätsel gelöst hatten und sich die Tür des Escape Rooms gerade noch rechtzeitig öffnete, kurz, bevor der Countdown abgelaufen war. Der Weihnachtself begrüßte sie und überreichte ihnen, begleitet von festlicher Musik, ein kleines Siegerzertifikat.

Als sie kurz darauf das Gebäude verließen, lächelte Kaia zufrieden.

„Nicht nur ein guter Einbrecher, sondern auch ein guter Ausbrecher", kommentierte sie grinsend. Nio sah stirnrunzelnd auf sie herab.

„Hast du etwa an mir gezweifelt?"

„Schon irgendwie", stichelte sie amüsiert. Er stieß ein beleidigtes Zischen aus.

„Ich wollte gerade sagen, dass mir das heute sogar ein kleines bisschen Spaß gemacht hat, aber ich habe es mir gerade nochmal anders überlegt", gab er zurück und ließ seinen Blick über den verschneiten Parkplatz schweifen. Kaia schlang ihre Arme um ihn und schmiegte sich an ihn.

„Es hat dir also gefallen", lächelte sie zufrieden. Er zog sie näher zu sich heran.

„Schon irgendwie", wiederholte er ihre kleine Stichelei, während er ihr Lächeln erwiderte.

„Siehst du", erwiderte sie triumphierend. „Weihnachten kann doch ganz schön sein, wenn man es mit den richtigen Menschen verbringt."
Eine wohlige Wärme breitete sich in ihrem Bauch aus, als er ihr tief in die Augen schaute. Dabei strich er ihr eine Locke aus dem Gesicht.

„Kann schon sein. Mit dir fühlt es sich jedenfalls ein bisschen besser an", räumte er ein und drückte ihr einen Kuss auf. Ihr Herz machte einen kleinen Sprung, als sie erkannte, dass sie auf einem guten Weg waren. Für einen Moment standen sie einfach nur da, während einige Schneeflocken um sie herumtanzten.

„Sollen wir vielleicht noch was essen gehen?", fragte er schließlich. Sie nickte, dann machten sie sich auf den Weg.

Gott sei Dank haben sie es rausgeschafft, oder? Haha. Wie hat euch das Kapitel gefallen? Könntet ihr mit Kaias Idee was anfangen, oder hätte euch das eher genervt?

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