02 | Türchen 2

Ich wünsche euch viel Spaß mit dem 2. Türchen :)

Als Nio ein paar Stunden später seine Wohnung betrat, freute er sich auf seinen gemeinsamen Abend mit Kaia. Es hatte ein wenig gedauert, bis er sich an das Allein-Leben gewöhnt hatte. Schließlich hatte er zuhause mehr oder weniger wie ein Prinz gelebt, seine Mutter hatte bis zum Schluss seine Wäsche gewaschen und sein Zimmer gestaubsaugt, sodass Kaia ihn bis heute mit dem Kosenamen „Pascha" aufzog. Doch inzwischen liebte er seine Freiheit und sein unabhängiges Leben, auch, wenn er nun notgedrungen selbst den Haushalt schmeißen musste. Einmal die Woche schaute er trotzdem bei seinen Eltern vorbei.

Nio streifte sich die Sneakers von den Füßen, ging ins Bad und feuerte dort die dreckigen Klamotten in die Wäschetonne, bevor er sich eine heiße Dusche gönnte. Anschließend zog er sich einen gemütlichen Jogginganzug an und putzte das Bad. Er hätte es selbst nicht für möglich gehalten, aber seit er auf sich allein gestellt war und seine Mutter nicht mehr alles hinter ihm herräumte, war er nahezu penibel geworden und hielt seine Wohnung dermaßen sauber, dass Kaia regelmäßig nörgelte, er würde sie in den Wahnsinn treiben. Als er fertig war, wärmte er sich Reste seines Nudelgerichts von gestern in der Mikrowelle auf. Bei der Erinnerung daran, wie er selbst an der simplen Bedienung des Elektrogeräts zu Anfang überfordert gewesen war, musste er über sich selbst schmunzeln. Bis heute konnte Kaia es nicht lassen, ihm seine anfänglichen Schwierigkeiten des Junggesellendaseins unter die Nase zu reiben.

Automatisch warf er einen Blick auf sein Smartphone. Schon jetzt freute er sich auf die Zeit mit ihr. Er runzelte die Stirn, als er sah, dass sie ihm eine Nachricht geschickt hatte.

„Tut mir leid, wird ein bisschen später, muss noch was erledigen", hatte sie geschrieben und dahinter ein Kuss-Emoji gesetzt. „Ok", tippte er zurück, bevor er das Handy wieder in der Hosentasche verschwinden ließ und den Teller Nudeln aus der Mikrowelle holte. Zum Essen machte er es sich auf der Couch im Wohnzimmer gemütlich und schaute dabei eine Folge seiner Serie an. Er hatte gerade aufgegessen und den Teller in die Spülmaschine geräumt, als es an der Tür klingelte.

Vorfreudig lächelnd ging er in den Flur, betätigte den Türöffner und erwartete Kaia im Türrahmen. Als sie um die Ecke bog, kribbelte sein Bauch verräterisch. Noch immer ließ sie sein Herz höherschlagen, ganz gleich, wie lang sie schon zusammen waren. Unter ihrem offenen Wintermantel blitzte ein Sweater mit weihnachtlichen Motiven hervor, auf ihren Lippen lag ein spitzbübisches Grinsen. In ihrer Hand hielt sie einen Schuhkarton.

„Du willst es heute echt wissen, oder?", schmunzelte er schief und deutete mit einem Nicken auf ihren Pullover, als Kaia unmittelbar vor ihm stehenblieb. Sie war einen Kopf kleiner als er und schaute neckisch grinsend zu ihm auf.

„Du weißt doch, wie sehr ich Herausforderungen liebe. Deswegen bin ich ja mit dir zusammen", erwiderte sie trocken und reckte sich ihm für einen Kuss entgegen. Er schlang dabei seine Arme um ihre Taille, zog sie zu sich heran und seufzte in den Kuss hinein, während sie ihre Finger im weichen Stoff seiner Sweatjacke vergrub. Einen Moment genoss er das Prickeln auf seinen Lippen, dann löste er sich von ihr, machte einen Schritt nach hinten und bat sie herein.

„Was ist das?", wollte er wissen, den Blick neugierig auf den Schuhkarton gerichtet.

„Siehst du gleich", antwortete sie geheimnisvoll, während sie ihren Wintermantel an einen der Garderobenhaken hängte. Dann folgte sie ihm ins Wohnzimmer, wo sie sich gemeinsam auf die Couch fallenließen. Dort drückte sie ihm mit einem feierlichen Lächeln den Schuhkarton in die Hand. Ihre blauen Augen funkelten geheimnisvoll, während er mit zusammengekniffenen Augenbrauen den Deckel löste und hineinschaute. Er entdeckte ein Päckchen, das in buntes Geschenkpapier gewickelt war.

„Hab ich unseren Jahrestag vergessen oder sowas?", fragte er ein wenig hilflos, denn er konnte mit dieser Geste tatsächlich nichts anfangen. Kaia lächelte noch immer.

„Mach einfach auf", forderte sie ungeduldig mit leuchtenden Augen. Nio musterte sie zunächst skeptisch, dann wickelte er das labbrige Päckchen aus dem Geschenkpapier. Als darunter derselbe weihnachtliche Pullover zum Vorschein kam, wie der, den sie gerade trug, verdrehte er schmunzelnd die Augen.

„Oh man", murmelte er kopfschüttelnd, während er das Kleidungsstück näher betrachtete. Neben Zimtstangen waren Weihnachtsmänner und Tannenbäume auf dem Stoff abgedruckt.

„Ich hab ihn extra eine Nummer größer genommen, damit er über deine breiten Arme passt", kommentierte Kaia trocken, bevor sie ihm auffordernd zunickte. „Zieh ihn schon an."

Nio grinste, dann tauschte er seine Kapuzenjacke gegen den Weihnachtssweater. Er saß ein wenig lockerer, so, wie er es gern mochte. Er konnte sich vorstellen, ihn zumindest zuhause heimlich öfter zu tragen.

„Danke, der ist... bequem", lächelte er und strich über den weichen Ärmel. Anschließend drückte er Kaia einen Kuss auf die Lippen.

„Ich dachte, er könnte dich in den nächsten Wochen durch diese schwere Zeit begleiten", kommentierte seine Freundin mit einem frechen Grinsen. Nio seufzte schwer.

„Ich dachte schon, dass du dich freuen wirst", trieb Kaia es unbeeindruckt auf die Spitze, ehe sie auf den Schuhkarton deutete. „Deshalb ist da noch was für dich drin..."

Als Nio noch einmal irritiert hineinsah, entdeckte er einen Haufen kleiner Briefumschläge, die mit einem Filzstift nummeriert worden waren. Er schob sie von einer Seite auf die andere. Als er begriff, schaute er Kaia verblüfft ins Gesicht. Die grinste triumphierend.

„Vierundzwanzig Tage Weihnachtsstimmung. Das wird richtig cool, wirst du sehen."

Seine Miene hellte sich ein wenig auf. Auch, wenn er nicht für die Adventszeit zu haben war, fand Nio ihre Geste wahnsinnig süß. Allein schon, weil Kaia sich so viel Mühe gab, brachte er es nicht übers Herz, sich gegen ihre kleine Überraschung auszusprechen. Und wenn er ehrlich war, war er total neugierig, was sie sich für die einzelnen Tage hatte einfallen lassen.

Also ich weiß nicht, wie ihr das findet, aber ich finde Kaias Idee richtig süß. Habt ihr eurem Freund oder eurer Freundin auch schon mal einen Adventskalender gemacht? Oder euren Eltern oder Großeltern? 

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