28 | Babysitter
Okay, also eigentlich wollte ich die letzten Kapitel langsamer uploaden, aber irgendwie macht es gerade Spaß, immer abends noch eins zu veröffentlichen. Heute mit einem kleinen Zeitsprung. Viel Spaß.
Nika schnaubte wütend und verschränkte kopfschüttelnd die Arme vor der Brust.
„Warum geben wir die Kinder nicht direkt im Dolls ab?", fragte sie und sah Marten finster ins Gesicht. Der tätowierte Riese stand ihr in der Küche ihrer Wohnung gegenüber und musterte sie unbeeindruckt.
„Gute Idee", konterte er nun lapidar. „Dann kann ich auch öfter ein Auge auf die beiden haben."
Nikas Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Klar. Und demnächst haben wir das Jugendamt am Hals. Danke für Nichts, Marten."
Er verdrehte genervt die Augen.
„Man, mach doch jetzt nicht so ne Welle", erwiderte er mürrisch. „Sunny kann das trennen."
„Was man von dir nicht gerade behaupten kann", schoss sie zurück, dann ließ sie die Arme sinken und schob sich an ihm vorbei.
„Entspann dich", erwiderte er trocken, als sie den Türrahmen erreichte. „Spätestens, wenn Nio achtzehn ist, lernt er die doch sowieso alle kennen."
Nika glaubte, sich verhört zu haben. Ihre Augen funkelten gefährlich, als sie wieder zu ihm herumfuhr und ihm entschlossen ihr Kinn entgegenreckte.
„Du erziehst unsern Sohn nicht zu einem Mann, mit dem du unsere Tochter niemals ausgehen lassen würdest", stellte sie entschieden klar. Marten seufzte theatralisch.
„Erstens ist das was ganz anderes und zweitens hat das schon bei deinen Eltern nicht geklappt, sonst würden wir jetzt gar nicht hier stehen und darüber diskutieren."
Nika schnappte nach Luft.
„Du könntest auch einfach sagen: ,Tut mir leid, du hast recht. Ich hätte dir ne Stripperin nicht als braves Schulmädchen verkaufen sollen'", platzte es aus ihr heraus.
„Naja, manchmal tritt sie als eins auf...", sagte er schulterzuckend. Nika schüttelte enttäuscht den Kopf.
„Unglaublich, wie wenig du das Ganze ernstnimmst...", kommentierte sie frustriert, dann ließ sie ihn endgültig stehen. Marten seufzte schwer, ehe er ihr in den Flur folgte.
„Weil nichts passiert ist", wiederholte er gedehnt.
„Das kommt wohl immer auf die Perspektive an", erwiderte sie bissig und verschwand im Schafzimmer. Marten verdrehte genervt die Augen.
„Du tust, als hätte ich Lia und Nio dem Teufel anvertraut."
Nika schnaubte wütend, ehe sie sich nochmal zu ihm umdrehte.
„Ich habe mich auf dich verlassen", gab Nika anklagend zurück. Er blieb im Türrahmen stehen und verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust, die sich durch den Stoff seines dunklen Hoodies drückte.
„Und ich habe eine Babysitterin gefunden – oder etwa nicht?", konterte er überlegen.
„Dass sie nachts nackt bei dir an der Stange tanzt, hast du dabei wohl vergessen zu erwähnen", schoss Nika zurück und setzte das Wort „vergessen" mit ihren Fingern in Anführungszeichen.
„Weil ich genau wusste, was du daraus für ein Drama machen würdest", gab Marten zurück. „Und wie man sieht, hatte ich Recht."
Nika zog finster die Augenbrauen zusammen.
„So ein Schwachsinn!", wies sie seine Anschuldigungen zurück. Marten lachte unwillkürlich auf.
„Du reduzierst Sunny auf ihren Job im Laden; so, wie du das schon immer gemacht hast. Aber dass sie sich nachts für Geld auszieht, ändert nichts daran, dass sie gut mit unseren Kindern kann. Und meinst du echt, ausgerechnet ein skeptischer Typ wie ich, der kaum jemandem wirklich vertraut, würde ihr die beiden überlassen, wenn ich irgendwelche Bedenken hätte?"
Nika schüttelte so energisch den Kopf, dass ihr Pferdeschwanz hin- und herwippte.
„Darum geht es doch überhaupt nicht", rechtfertigte sie sich verärgert. Er runzelte ratlos die Stirn.
„Worum geht es dann?"
„Dass ich es zumindest gern vorher gewusst hätte, um die Entscheidung bewusst mittreffen zu können. Aber du hast mich einfach verarscht und behauptet, die Babysitterin unserer Kinder geht noch zur Schule."
„Naja, sie macht gerade ihr Abitur – es war also nicht gelogen", stellte er klar. Nika schnaubte wütend.
„Ist das alles ein beschissener Scherz für dich, Marten?"
Er hob kapitulierend die Hände.
„Okay, von mir aus. Ja, du hast Recht. Ich habe es dir absichtlich nicht gesagt, weil ich genau wusste, dass das nur zu Diskussionen führt – und dafür hatten wir beide keine Energie. Du hast so viel mit den Kindern und der Arbeit zu tun und ich bin ständig nachts unterwegs. Ich wollte nicht, dass wir die wenige Zeit, die wir für uns haben, mit Streiten verbringen", erklärte er. Nika schnaubte verächtlich.
„Du tust so, als hätte ich mich in den letzten Jahren kein bisschen weiterentwickelt, dabei solltest du wohl am besten wissen, dass ich meine Vorurteile den Frauen gegenüber abgebaut habe und jeder von ihnen eine Chance gebe; so, wie Yasmin oder Shirin zum Beispiel", erinnerte sie ihn enttäuscht. Marten schwieg einen Moment, vergrub dabei die Hände in den Taschen seiner Jogginghose.
„Du hast Recht. Ich hätte dir das nicht verschweigen dürfen", räumte er schließlich widerwillig ein. „Aber es musste schnell gehen. Und du warst ja auch zufrieden mit Sunny, also dachte ich, wieso nicht einfach dabei belassen? Die Kinder waren happy, du warst happy..."
„War ich auch. Aber du weißt genau, dass das nicht geht."
Marten ächzte schwer.
„Warum denn nicht?", fragte er verständnislos und musterte sie stirnrunzelnd. Nika strich seufzend sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte.
„Stell dir mal vor, was hier los ist, wenn Doris das erfährt."
„Und?", fragte er unbeeindruckt. Nika zog die Augenbrauen zusammen und musterte ihn düster.
„Und?", wiederholte sie. „Es hat Jahre gedauert, bis wir wieder eine Basis mit ihnen gefunden haben und du weißt genau, wie meine Eltern draufsind. Kannst du dir das Drama vorstellen, dass meine Mutter veranstalten wird, wenn sie spitzkriegt, dass wir ihre Enkelkinder lieber einem der Mädchen aus dem Dolls überlassen?", hinterfragte Nika ernst. Marten zuckte lässig mit den Schultern.
„Wenn deine Eltern nicht ständig versuchen würden, uns in die Erziehung reinzureden, würden wir das ja gar nicht machen", kommentierte er kühl.
„Eben", räumte Nika ein. „Aber auf die Diskussion, die das Ganze nach sich ziehen wird, und das ganze Theater rund um ihre verletzten Gefühle, ob zurecht oder nicht, kann ich echt verzichten. Ich bin froh, dass wir einigermaßen normal miteinander umgehen können, ohne, dass irgendjemand in meiner Familie auf irgendjemand anderen losgehen möchte..."
„Solang wir ihr das nicht sagen, wird sie es nie erfahren", versuchte er, sie zu beruhigen, doch Nika schüttelte uneinig den Kopf.
„Die beiden quatschen mittlerweile von morgens bis abends vor sich hin. Vor allem Nio bindet jedem auf die Nase, wie viel Spaß er mit Sunny hat. Meinst du, meine Mutter ist dumm?"
Marten winkte lässig ab.
„Ach was. Und selbst wenn – wie sollte sie auf die Idee kommen, dass die im Dolls arbeitet?"
„Ich weiß nicht, vielleicht durch meinen Vater, dem der eine oder andere Name möglicherweise, so unangenehm die Situation für alle Beteiligten auch war, noch geläufig sein dürfte...?", schoss Nika überlegen zurück.
„Meinst du, ich bin doof? Dein Vater war ewig nicht mehr da. Denkst du, ich frag das irgendeine, die er kennen könnte?"
„Und wenn ihn doch eines Abends mal wieder das Bedürfnis überkommt, sich ein paar knackige Mädels anzuschauen?", fragte Nika und zog eine Augenbraue hoch. „Gott, ich kann nicht glauben, dass ich das tatsächlich gerade gesagt habe", fügte sie dann trocken hinzu.
„Du weißt genau, dass deine Mutter ihm die Hölle heißmachen würde. Und nach der Sache mit der Razzia damals ist der davon komplett kuriert. Schließlich hat sie ihn lang genug zappeln lassen, ihn überhaupt wieder zurückzunehmen", warf Marten gelassen ein. Nika wusste, dass er sie lediglich beruhigen wollte, doch er erreichte damit nur das Gegenteil.
„Er vielleicht nicht, aber dein Freund, der Polizeipräsident, guckt dir ganz genau auf die Finger. Was, wenn er das irgendwie mitbekommt? Der wartet doch nur darauf, dir eins reinwürgen zu können und würde jede Gelegenheit nutzen, dir das Leben schwerzumachen. Ich habe keinen Bock, dass wir deswegen Schwierigkeiten bekommen", sagte Nika und ließ dabei frustriert die Schultern sinken. Als er die Traurigkeit in ihrem Blick sah, machte Marten doch ein paar Schritte in den Raum hinein und streckte seine Hand nach ihrer aus. Nur widerwillig ließ Nika sich von ihm zu sich heranziehen.
„Das wird nicht passieren, okay?", redete er auf sie ein, während er seinen Arm um ihre Taille schob.
„Woher willst du das wissen?"
Sie zog die Augenbrauen hoch und sah ihm skeptisch ins Gesicht.
„Weil ich gegen den so viel in der Hand habe, dass er mich seit Jahren in Ruhe lässt. Schon vergessen?"
Nika seufzte schwer.
„Das ist dein Argument? Echt jetzt?"
Marten zuckte mit den Schultern, während er seine Arme um ihre Taille schlang und sie dichter an sich zog und ihr fest in die Augen schaute.
„Du machst dir zu viele Gedanken."
„Besser zu viele als gar keine", konterte Nika unbeeindruckt. Unwillkürlich huschte ihm ein Schmunzeln über die Mundwinkel.
„Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst. Aber die können uns nichts. Oder meinst du echt, ich würde das machen, wenn ich denken würde, dass wir dadurch Probleme kriegen?"
Nika runzelte nachdenklich die Stirn.
„Wäre nicht das erste Mal", kommentierte sie trocken. Er blieb ernst.
„Vertrau mir. Selbst, wenn irgendjemand davon erfährt – dann passt eben eine Schülerin auf unsere Kinder auf, die sich nachts in meinem Laden ihr Taschengeld aufbessert. Und? Was ist schon dabei? Sie ist schließlich keine Serienkillerin oder sowas."
Nika verdrehte die Augen.
„Oh man. Du änderst dich echt nie."
„Okay, wenn du wirklich Bedenken wegen dem Schnösel hast, schauen wir uns nach jemand anderem um..."
Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich kann Nika voll verstehen. Aber haben wir von Marten irgendwas anderes erwartet? Ich persönlich hätte ihn umgebracht an ihrer Stelle. Aber wer weiß, vielleicht wird er in die Rolle ja eines Tages doch noch reinwachsen :D
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