23 | Türchen 23
Have fun :D
Marten sah Cassie einen Moment nachdenklich hinterher, als sie mit einem Glas in der Hand in der Küche verschwand. Bis gerade eben hatten Nika und sie auf der Couch zusammengesessen, die Köpfe zusammengesteckt und miteinander getuschelt. Doch die Musik hatte das Gespräch übertönt, sodass er nicht hatte hören können, worüber sie miteinander gesprochen hatten. Ob Cassie mittlerweile herausgefunden hatte, was mit seiner Freundin los war?
Er wusste nicht, ob es am Alkohol oder seiner generellen Ungeduld lag, doch das Gefühl von Ungewissheit brachte sein Blut zum Kochen. Er wollte endlich Antworten und wenn er sie nicht von Cassie bekommen würde, musste er eben Nika mit seinen Vermutungen konfrontieren.
Gereizt stellte er die Flasche auf dem Wohnzimmertisch ab, dann stand er auf und ging Cassie nach. Johns Freundin stand gerade an der Anrichte und kippte irgendeinen Fruchtsaft in ein Glas, als er die Küche betrat. Lächelnd drehte sie ihm den Kopf zu.
„Hey... Willst du auch noch was trinken?", fragte sie und musterte ihn aufmerksam. Marten schüttelte entschieden den Kopf. Er hatte keine Lust mehr auf unnötigen Smalltalk.
„Hast du mit ihr gesprochen?", kam er unmittelbar zur Sache, blieb neben ihr stehen und sah erwartungsvoll auf sie herab. Cassie zog unbeeindruckt eine Augenbraue hoch.
„Es hat sich noch nicht ergeben", antwortete sie. Marten runzelte skeptisch die Stirn.
„Du sitzt doch ständig mit ihr zusammen", platzte es empört aus ihm heraus. „Ich meine, worüber labert ihr da die ganze Zeit? Das Wetter, oder was?"
Cassie verdrehte lediglich unbeeindruckt die Augen und machte ihn damit nur noch wütender.
„Glaubst du wirklich, wenn alle anderen um uns rumsitzen, wird sie mit mir über was-auch-immer reden?", fragte sie leise. Er dachte einen kurzen Moment über ihre Worte nach, dann seufzte er schließlich lautlos. Vermutlich hatte sie Recht.
„Dann schnapp sie dir und rede unter vier Augen mit ihr", forderte er ungeduldig. Cassies Gesicht verfinsterte sich, eine Zornesfalte bildete sich auf ihrer Stirn.
„Entspann dich, okay? Ich mache das schon."
„Wann denn? In diesem oder erst im nächsten Leben?", wollte er wissen. Cassie seufzte schwer.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du anstrengend bist?"
Marten ließ frustriert die Schultern sinken, als er erkannte, dass er gerade dabei war, ihr Unrecht zu tun.
„Tut mir leid, okay? Aber ich mache mir einfach Sorgen", räumte er weniger harsch ein. Cassie, die zu ihm aufschaute, legte ihm sanft die Hand auf die Schulter.
„Ich kann dich verstehen, aber das musst du nicht", versicherte sie ihm und sah ihm dabei fest in die Augen. Er ächzte leise.
„Woher willst du das wissen?"
Sie schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln, doch bevor sie antworten konnte, betrat plötzlich Nika den Raum. Augenblicklich wurde ihm gleichzeitig heiß und kalt. Ertappt überspielte er seine Unzufriedenheit mit einem schiefen Grinsen. Ob Nika sie belauscht hatte?
„Hey", sagte er und musterte sie prüfend. Obwohl sie ihm einen unschuldigen Kuss aufdrückte, traute er ihr nicht über den Weg.
„Hey... Ich dachte, ich schaue mal, wo Cassie mit meinem Drink bleibt. Worüber redet ihr?", fragte Nika neugierig und sah zwischen Johns Freundin und ihm hin und her. Kurz spielte er mit dem Gedanken, sie nun einfach mit seinen Spekulationen zu konfrontieren, doch dann warf Cassie ihm einen eindeutigen Blick zu. Marten verstand, dass sie nun endlich den Moment nutzen würde, und entschied, sich zurückzuziehen.
„Nichts, ich wollte mir nur noch was zu trinken holen", schwindelte er also und zog wie zur Bestätigung den Kühlschrank auf, um noch eine Flasche Bier herauszunehmen.
„Bist du dir sicher, dass du das noch trinken solltest?", stichelte Cassie amüsiert.
„Laber mich nicht voll", gab Marten mürrisch zurück, schnappte sich ein Feuerzeug und öffnete die Flasche. Dann ließ er die beiden widerwillig allein. Zurück im Wohnzimmer ließ er sich zu John, Carlos und Tua auf die Couch fallen und versuchte, sich am laufenden Gespräch zu beteiligen. Dabei erwischte er sich immer wieder dabei, wie er in Richtung Küche und anschließend auf die Uhr an seinem Handgelenk schielte. Obwohl gerade mal ein paar Minuten vergangen waren, fühlten sich diese wie eine quälende Ewigkeit an.
„Digga, du machst mich irre."
Erst, als Johns genervte Stimme ihn aus seinen Gedanken riss, bemerkte er, dass er nervös mit dem Fuß wippte. Unmittelbar zwang er sich dazu, damit aufzuhören, und nippte stattdessen an seinem Bier.
„Was ist los mit dir?", hakte nun auch Carlos nach, der über Eck in der Couchecke saß und ihn mit schief gelegtem Kopf interessiert musterte. Marten winkte ab.
„Nichts, was soll sein?", versuchte er, seinen Freund abzuwimmeln und lehnte sich dabei betont lässig in die weichen Polster zurück.
„Keine Ahnung, du bist schon den ganzen Abend so gestresst...", kommentierte Carlos schulterzuckend und strich sich bedächtig über den dichten Vollbart.
„Weihnachten steht vor der Tür. Da ist er jedes Jahr gestresst, seit er mit Nika zusammen", warf John amüsiert ein.
„Ach, wegen den Schwiegermonstern", schlussfolgerte Carlos belustigt grinsend. Marten nutzte die Gelegenheit, auf den Zug aufzuspringen. Schließlich hatte er nicht vor, vor allen anderen seine Beziehungsprobleme breitzutreten, die möglicherweise nicht einmal welche waren.
„Ja, unfassbar, wie die jedes Jahr nerven. Nika ist auch schon völlig fertig", kommentierte Marten genervt, rollte mit den Augen und nippte nochmal an seiner Bierflasche.
„Dabei solltest du das doch längst gewohnt sein", lachte Tua.
„Ich bin hin- und hergerissen zwischen Trennung und Mord", erwiderte Marten trocken und entlockte seinen Freunden ein Lachen.
„Lass das nicht Nika hören", grinste Carlos. Marten zuckte mit den Schultern.
„Wieso nicht? Der geht es doch genauso", erwiderte er unbeeindruckt und kippte einen großen Schluck Bier seine Kehle hinunter.
„Aus der Kategorie ‚Dinge, die Paare zu Weihnachten gemeinsam tun sollten': Den Weihnachtsbaum schmücken, gemeinsam zu Abend essen, die Schwiegereltern um die Ecke bringen...", philosophierte Willow, die gerade aufgetaucht war und es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den mittlerweile klebrigen Tisch abzuwischen. Carlos, John und Tua lachten. Marten musterte sie unterdessen stirnrunzelnd.
„Bietest du dich als Alibi an?"
Willow grinste schief, nahm ein Smartphone vom Tisch und wischte über die Glasplatte.
„Klar, und am Ende gehe ich für dich noch in den Knast", kommentierte sie kopfschüttelnd und reichte ihm das Handy.
„Das ist nicht meins", wollte er sagen, doch dann erkannte er, dass es sich um Nikas Smartphone handelte. Also nahm er es kurzerhand an sich, damit es in ihrer Abwesenheit nicht verloren ging. Augenblicklich kehrten seine Gedanken wieder zu Nika und Cassie zurück. Automatisch sah er wieder in Richtung Küche. Einmal mehr an diesem Abend lief er Gefahr, sich in der quälenden Frage zu verlieren, worüber die beiden so lang sprachen. Kurzerhand stand er auf. Er brauchte jetzt einen Moment für sich, um runterzukommen.
„Ich geh kurz eine rauchen", sagte er, dann schob er sich an Willow vorbei und ging in den Flur, um seine Jacke in dem großen Haufen zu suchen, der sich an der Garderobe angesammelt hatte.
Kurz darauf fand er sich rauchend auf der großen Terrasse wieder. Es war eiskalt, doch es hatte nicht mehr geschneit. Immer mal wieder linste er ins Wohnzimmer, um zu sehen, ob Cassie und Nika von ihrer Unterhaltung zurückgekehrt waren. Lautlos seufzend fischte er Nikas Handy aus der Hosentasche und warf einen Blick auf das Display. Stirnrunzelnd betrachtete er das Hintergrundbild. Früher hatte es ein gemeinsames Foto angezeigt, doch jetzt war irgendein kitschiger Sternenhimmel zu sehen. Wann hatte sie das geändert? Und warum? Hatte er sie vielleicht so sehr enttäuscht, dass sie inzwischen an der Beziehung zweifelte? Oder interpretierte er in irgendwelche Kleinigkeiten vor lauter Paranoia schon zu viel hinein? Er wischte sich ächzend über die Augen. Möglicherweise hatte er auch nur zu viel getrunken.
Den Blick noch immer gedankenverloren auf das Display gesenkt, zog er ein weiteres Mal an der Kippe. Nachdenkich blies er den Rauch aus, dann fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Was, wenn Nikas Handy all die Antworten für ihn bereithielt, nach denen er seit Wochen suchte?
Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, kroch das schlechte Gewissen in ihm hoch. Er war nie der Typ Mann gewesen, der seiner Freundin nachspioniert hatte. Es war nicht richtig, überhaupt darüber nachzudenken, immerhin erwartete er von Nika, dass sie ihm bedingungslos vertraute. In ihrer Privatsphäre herumzuwühlen, bloß, weil er gerade die Gelegenheit dazu bekam, war falsch. Wenn sie Wind davon bekam, würde sie unfassbar enttäuscht sein.
Einmal mehr sah Marten ins Wohnzimmer, um zu schauen, ob seine Freundin inzwischen wieder aufgetaucht war, doch noch immer sah er nur ein paar der Jungs auf der Couch sitzen. Er erwischte sich dabei, wie er einmal mehr unschlüssig auf das Smartphone sah. Wenn sie nicht offen mit Cassie sprach, würde es ihm vielleicht helfen, sie zu verstehen, wenn er doch einen klitzekleinen Blick riskierte. Nur, für den Fall. Er musste sie ja nicht darauf ansprechen, wenn er Indizien dafür finden würde, weshalb sie sich vor ihm so zurückzog. Er wollte einfach nur wissen, ob etwas Schlimmes passiert war. Und obwohl er wusste, dass es der falsche Weg war, entsperrte er das Display.
Ja, was sagen wir denn dazu? Sollte sich Nika mal trauen, in seinem Handy rumzugucken, oder? Wie findet ihr das? könnt ihr das verstehen? Oder geht er zu weit?
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