𝟒𝟓 | 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥
Ich saß vielleicht zehn oder fünfzehn Minuten auf dem Bett und starrte auf die ins Schloss gefallene Tür. Irgendwie wollte ich Hunter helfen. Ihm sagen, dass er nicht auf seine Familie hören musste, um etwas zu erreichen. Aber andererseits hatte ich das Gefühl, dass er nun lieber alleine sein wollte.
Konnte ich auch verstehen. Schließlich war der Tag nicht gerade leicht gewesen. Trotzdem gab ich mir einen Ruck und schnappte mir einen Zimmerschlüssel, sodass ich kurz darauf die Tür hinter mir ins Schloss werfen konnte.
Dann lief ich mit den Hotelschlappen, die sie immer anboten den Flur herunter zu den Fahrstühlen, welche mich zu dem Schwimmbad brachten, wo Hunter und ich schon gestern gewesen waren.
Vorsichtig drückte ich die Tür auf und lief dann die wenigen Stufen hoch zu dem Schwimmbereich. Das ich noch Straßenklamotten an hatte, war mir nun mehr als egal.
Von weitem konnte ich bereits Hunter sehen, der sich gerade am Beckenrand abstützte und anschließend aus diesem herauszog, damit er sich setzten konnte.
Vorsichtig machte ich ein paar Schritte auf ihn zu und ließ mich schließlich neben ihn sinken. Zwar wurden meine Beine nun mehr als nass, nachdem ich sich etwas in das Wasser des Beckens sinken gelassen hatte, aber das war mir egal.
Schließlich konnte ich mich immer noch umziehen.
Es herrschte eine Weile Stille in der wir beide keinen Mucks von uns gaben, bis ich vorsichtig das Wort ergriff. Ich könnte es ja wenigstens probieren.
„Deine Familie hat wirklich einen ziemlichen Knall", murmelte ich leise, worauf ich vernahm, wie Hunter einmal die Luft ausstieß, dies jedoch in einem belustigten Ton.
„Kannst du laut sagen", kam es darauf von ihm, wobei seine Stimme aber immer noch so klang, als wäre irgendwas nicht in Ordnung.
„Deine Oma insbesondere", fügte ich noch hinzu, worauf sich nun sein Gesicht zu mir wandte uns ich spürte, wie seine blauen Augen mich musterten.
„Auf jeden Fall", entgegnet er nur ruhig, wobei mir nicht der nachdenkliche Blick entging. „Worüber denkst du nach?", fragte ich vorsichtig und lehnte mich etwas mehr zu ihm vor.
„Darüber meine Footballkarriere an den Nagel zu hängen, hauptberuflich Streber wie Charlie zu werden und einen super Abschluss zu machen, um nach Harvard gehen zu können, damit ich in Zukunft mein Leben in der Einöde leben kann"
Perplex schaute ich ihn an, bevor mich ein Drang über kam meine Arme um ihn zu schlingen. Die tat ich auch, worauf Hunter leicht lachte und mir einmal durch die Haare wuschelte.
„Wenn du das machst, dann werde ich entweder dir oder deine ganzen Familie den Kopf abhacken müssen"
Nun lachte er nur noch mehr und ich spürte, wie er mir einen Kuss auf die Stirn drückte.
„Nein, auf keinen Fall. Es ist nur etwas schwer in meiner Familie die Motivation zu halten, wenn man gefühlt von allen Seiten kaum Unterstützung bekommt"
Nun seufzte ich etwas.
„Na ja, ich würde dich unterstützen und mein Dad sicherlich auch, also hättest du wenigstens eine Seite"
Wieder schmunzelte er etwas, wobei aber der nachdenklich Blick nicht aus seinem Gesicht verschwand.
„Hunter, du weißt, dass du das nicht alles aufgeben musst nur um es deiner Familie recht zu machen. Sie werden schon gucken, wenn du es weit geschafft hast und du wirst es weit schaffen, dass kann ich dir jetzt schon sagen"
„Ich weiß", murmelte er darauf nur. „Es ist nur schwer es durchzuziehen, wenn niemand wirklich etwas positives dadrin sieht. Am liebsten wollen sie, dass ich alle genau das Gleiche wie Charlie mache. Medizin studiere, am besten noch mit Auslandsaufenthalt und eine hübsche Freundin habe"
„Ich will aber nicht, dass du so wie Charlie bist. Du solltest weiter Football spielen und probieren in die NFL zu kommen. Und wenn es nicht klappt probierst du es weiter. Es gibt immer eine zweite Chance. Und außerdem...die Sache mit der hübschen Freundin hast du ja schon längst geklärt"
„Hübsche Freundin?", kam es darauf von ihm und ich konnte sehen, wie er mich mit einem Grinsen musterte. „Seid wann betitelst du dich denn als meine Freundin?"
„Dann eben hübsche Begleitung...mittlerweile sind die beiden Begriffe bei deiner Verwandschaft eh auf einer Wellenlänge"
Nun schmunzelte er leicht und ich spürte, wie er sich zu mir vorlehnte und mir anschließend einen Kuss auf den Mund drückte.
„Ich bevorzuge den Begriff Freundin aber mehr"
Nun musste ich auch schmunzeln. „Willst du mit damit etwas sagen?", entgegnete ich nun gespielt unwissen und grinste ihn etwas verschmitzt an.
Er dagegen zog leicht die Augenbrauen hoch und tat so, als würde er nicht kapieren, was ich damit meinte.
„Keine Ahnung, sag du es mir"
„Dann stell du dich nicht so doof"
„Na hör mal, ein paar Sekunden bist du nun meine Freundin und wirst gleich frech"
Nun wurde mein Grinsen noch breiter und ich spürte, wie in meinem Bauch die Schmetterlinge ausbrachen.
„Ach also bin ich das nun?"
„Anscheinend", entgegnete er nur und betrachtete mich mit einem Schmunzeln, worauf ich gar nicht anders konnte, als ebenfalls in seine blauen Augen zu schauen. Er dagegen konnte nun auch seinen Blick nicht von mir lösen, was das Krimmeln in meinem Bauch nur noch mehr verstärkte.
Ich wusste gar nicht, wann ich mich das letzte Mal so gefühlt hatte. Oder ob ich so ein Gefühl von verliebt sein überhaupt schon mal hatte.
„Blair...", hörte ich Hunter vorsichtig meinen Namen sagen, wobei er seine Augen nicht von mir wendete.
Ich nickte nur langsam, da ich irgendwie das Gefühl hatte meine Stimme verloren zu haben.
„Ich liebe dich"
Beinahe hätte ich einen Quietscher losgelassen. Na ja, nicht nur beinahe...ich hatte einen loseglassen und anschließend meine Arme um seinen Hals geschlungen.
Dabei hatte ich jedoch so viel Schwung gehabt, sodass wir beide im Pool landeten und ich spüren konnte, wie sich meine Kleidung mit Wasser vollsaugte.
So schnell ich konnte, tauchte ich wieder auf und strich mir meine Haare aus dem Gesicht, damit ich wieder richtig sehen konnte.
Hunter war neben mir mittlerweile auch wieder an die Wasseroberfläche gekommen.
„Okay, wow die Reaktion hatte ich jetzt nicht erwartet", hörte ich ihn murmeln, wobei ihm die Überraschung immer noch ins Gesicht geschrieben war.
Ich dagegen musste etwas lachen und schwamm auf ihn zu, sodas sich meine Arme um seinen Hals schlingen konnte.
„Keine Sorge, ich mag dich auch", fügte ich schließlich mit einem Grinsen hinzu, worauf ich aber nur von ihm unter Wasser getunkt und anschließend wieder hoch geholt wurde.
Empört schnappte ich nach Luft, worauf er mich aber nur angrinste.
„Ich glaube, dass waren die flaschen Worte, oder?"
Ich schaute ihn etwas mit zusammengekniffenen Augen an, bis ich nachgab und auch schmunzeln musste.
„Ich liebe dich auch", kam es anschließend von mir.
Dann befreite ich mich etwas aus seinem Arm, um näher an ihn heranschwimmen zu können, sodass ich ihm einen Kuss auf die Wange geben konnte.
Er dagegen legte seinen Arm um meine Taille, sodass wir nun dicht aneinander schwammen.
„Vielleicht sollten wir langsam wieder aufs Zimmer gehen, oder? Du zitterst nämlich schon"
„Ja, außer du willst nachher einen Eisklotz mit hochschleppen", entgegnete ich nur, wobei ich aber nicht das Zähne klappern unterdrücken konnte. Wer hätte gedacht, dass Kleidung im Wasser so kalt sein konnte.
Kurz darauf spürte ich aber auch schon, wie er mich hochhob und aus dem Becken trug, sodass wir nun beide wieder raus aus dem Wasser waren. Dann reichte er mir sein Handtuch, damit ich mich abtrocknen konnte, was ich dankend entgegennahm.
Gemeinsam liefen wir anschließend raus aus der Schwimmhalle und zu den Fahrstühlen, sodass wir wenige Minuten später bei unserem Hotelzimmer ankamen.
Sobald wir eingetreten waren, hatte ich mir die nassen Klamotten vom Leib gezogen und es gegen ein Shirt eingetauscht, was ich mir aus Hunters Koffer stibizt hatte.
„Hey", vernahm ich darauf nur seine Stimme rufen, was ich aber nur mit einem Grinsen betitelte.
„Da ich ja jetzte deine Freundin bin, habe ich ein gutes recht auf deine Shirts, also wirst du dich in Zukunft wohl darauf einstellen, müssen deinen Kleiderschrank mit mir zu teilen"
Dabei kletterte ich auf das Bett auf dem er sich bereits schon ausgebreitet sowie die Arme hinterm Kopf verschränkt hatte.
Dann setzte ich mich auf seinen Schoß, sodass ich nun auf ihn von oben herabschauen konnte.
Er dagegen betrachtete mich nur mit einem Schmunzeln.
„Na gut wie du meinst", kam es eschließlich aus ihm hervor, worauf ich leicht Lächeln musste. Anschließend wanderte mein Blick über ihn und zu dem kleinen Nachttisch, wo ich meine Schminktasche stehen hatte.
In Sekundenschnelle hatte ich mir diese geschnappt und sie auf seiner Brust drapiert. „Was wird das?", konnte ich ihn nur verwundert sagen hören und sehen, wie er etwas die Augenbraue hochzog.
„Wirst du gleich sehen", entgegnete ich stattdessen nur und holte ein kleines Dösschen heraus mit dem ich immer meine Gesichtsmasken machte.
Immer noch verwirrt schaute er mich an, bevor ich schließlich den Deckel abgeschraubt und ihm etwas von dem Inhalt ins Gesicht geschmiert hatte.
Er verzog dieses darauf nur, was mich zum Lachen brachte.
„Du musst still halten", probierte ich ihn darauf zu beruhigen, was er anschließend erstaunlicherweise auch tat.
„Ich hätte echt nie gedacht, das sich das mal in meinem ganzen Leben machen", hörte ich ihn murmeln während er die Augen leicht geschlossen hatte.
„Tja, und ich hätte nie gedacht, das sich mal mit einem Footballspieler aus dem Team meines Dads ausgehe, aber das Schicksal hat immer andere Sachen für eine parat"
Nun hob er leicht ein Augenlied und betrachtete mich mit einem winzigen Kopfschütteln, bevor er diesen wieder zurück an das Kissen lehnte und die Augen schloss.
Es herrschte ein Weile Stille in der ich nur die Creme auf seinem Gesicht verteilte, bis er erneut seinen Mund öffnete.
„Weißt du, ich hab dir doch vorhin erzählt, dass es eigentlich kaum jemanden in meiner Familie gibt, der eine Footballkarriere für etwas Gutes hält"
Langsam nickte ich und stoppte kurz, damit er erzählen konnte.
„Es gab jemanden?"
„Und wer?", fragte ich vorsichtig nach. Es hörte sich so an, als würde dieses Person nun nicht mehr da sein.
„Mein Großvater", murmelte er darauf, was mich etwas innehalten ließ. „Er hat mich als Einziger wirklich unterstützt und es als etwas Gutes gesehen...", vernahm ich ihn sagen, wobei er aber etwas stockte und ich spüren konnte, wie sein Brustkorb unter mir sich etwas schneller hob und senkte.
„Aber er ist vor einem Jahr gestorben", schob er noch hinterher.
„Oh nein...das tut mir so Leid", entwich es mir und ich beugte mich sofort zu ihm herunter, sodass ich meine Arme um ihn schlingen konnte.
„Muss es dir nicht. Ich weiß, dass er da oben irgendwo ist und mir zu schaut. Und ich glaube er wäre am Meisten enttäuscht, wenn ich das alles aufgeben würde"
Nun musste ich leicht lächeln genau wie er. „Ich glaube, er wäre stolz auf dich", flüsterte ich leise und gab ihm einen Kuss auf die Wange, die ich noch nicht mit Creme versehen hatte.
„Denke ich auch", murmelte er leise. Dann spürte ich aber auch schon, wie ich etwas kaltes nasses ins Geischt bekam und die Augen darauf zusammenkniff.
„So jetzte bist aber du dran mit diesem Maskenzeug. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wozu das gut sein soll", hörte ich ihn sagen, worauf ich leicht lachen musste. Ihn aber gewähren ließ.
Ahhhhh so cute die beiden, oder?
Aber ich heul trotzdem noch, wenn ich daran denken, dass es nicht mehr so lange ist bis es vorbei ist
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