[19]

[Manchmal ist es gut Angst zu haben. Es bedeutet, man hat immer noch etwas zu verlieren]

Raven P.O.V.:

Newt hielt direkt neben mir an. Wir standen direkt vor dem großen Flugteil von W.C.K.D. Die Sonne die schon längst hinter den Mauern war, lies nur mehr schatten auf die Lichtung fallen. In ein paar Stunden wäre es stockdunkel. "Wir können heute sowieso nicht mehr losfliegen", sagte ich nur. Ich freute mich riesig innerlich. Das wir es hier her geschafft hatten. Aber es nagte Zweifel an mir. Alte Erinnerungen, die mich nie loszulassen schienen. Alles schreckliche. Der Brand, die vielen Opfer und Toten die teils Freunde oder Familie und teils nur Unbekannte waren. Aber keine hatte es verdient zu sterben. Aber bald würde alles vorbei sein. Morgen würden wir schnell Johnny abholen, er hatte mir die Koordinaten gesagt, die das Flugobjekt direkt zum Treffpunkt automatisch steuern würde. Praktisch auf Autopilot. Und dann würden wir mit Johnny ab zum Sicheren Hafen. Doch ich hatte Angst. Angst davor das irgendetwas schief gehen könnte. Ich seufzte leicht. "Freust du dich garnicht?", Newt sah mich an. Sein erst erfreuter Blick verschwand. "Doch doch", ich winkte nur ab. "Sehen wir uns doch mal um", ich ging los, ohne Newt nur ins Gesicht zu schauen. Er würde bestimmt merken das irgendetwas nicht stimmte. Ich würde zwar schon mal gerne alles herauslassen un ihm alles erzählen. Aber das würde ihn sicher nicht interessieren. Ich strich mir meine langen Haare zurück und ging in Richtung der einzelnen Hütten aus Ästen und Stroh zusammen geflochten. Sie sahen schon ziemlich heruntergekommen aus. Verständlich, hier war schon über ein halbes Jahr niemand mehr gewesen. Auch die verwucherten Felder die aussahen als wären sie mal Gärten gewesen, waren total heruntergekommen und mir Unkraut und hohen Gras bewachsen. Stilles schweigen hing über den Ort der einst von vielen Jugendlichen bewohnt war. Die Lichtung. Ich hockte mich zu der Feuerstelle an der noch ein verbranntes morsches Stück Holz lag. "Wir könnten doch ein Feuer machen oder nicht?", Newt stand mir direkt gegenüber, an der anderen Seite des Lagerfeuerplatzes. Ich nickte nur.

Wir gingen nebeneinander über das hoch gewachsene grüne Gras in Richtung der Bäume. "Nimm die abgebrochenen Äste vom Boden, die sind meist schön trocken und brennen besser", sagte Newt während wir zwischen den hohen Bäumen den Boden absuchten. Ein leichter Windzug ging über die Lichtung. Meine Haare wurden aufgewirbelt und die Blätter raschelten sanft. Ich atmete tief ein. Es roch ganz anders als draußen. Es roch frisch nach Moos und Holz. Draußen hing nur der Geruch von staubiger farbloser Dürre in der Luft. Ich fragte mich ob Newt wohl auch über sowas nachdachte. Eher nicht. Ich hob einige Äste vom Boden auf. Und beinahe stolperte ich über etwas. Ich fing mich gerade noch und mit entsetzten musste ich feststellen das das Ding über das ich gerade beinahe gestolpert war ein Knochen war. Ein menschlicher Knochen, ich lies vor Schreck die Äste fallen und fiel in eine Schockstarre. Als Newt zu mir kam und mein Gesicht sah war er ganz kurz vorm loslachen. "Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen-", doch als er merkte auf was ich so starrte verstummte er nur. Vor uns erstreckte sich eine Art Friedhof die Grabsteine waren aus Holz schief angebracht. "Das Schädelfeld", begann er nur. "Wir hatten es bei uns so genannt, das war der Platz für die verstorbenen Lichter", murmelte Newt nur. Er hob die Äste vor mir am Boden auf. "Komm gehen wir, ich will mir das nicht länger ansehen" Seine Stimme klang gebrochen also ging ich ihm hinterher. Raus aus dem Wald. Helle leuchtende orangene Fäden zogen sich über den Himmel. Die Sonne ging gerade unter. Alles war in ein rot-orangenes Licht getaucht.

Newt legte die Äste auf die Feuerstelle und holte etwas um das trockene Gras und die Äste anzuzünden. Ich setzte mich auf auf den Boden und lehnte mich an einem umgefallenen Baumstamm an. Der Sonnenuntergang war so wunderschön. So einen wunderschönen hatte ich in meinem Leben noch nie gesehen. Ich kramte in meinem Rucksack herum, den ich neben mir abgestellt hatte und holte ein Feuerzeug heraus welches ich vor langer Zeit mal gefunden hatte. Ich zündete vorsichtig das trockene Gras an was gleich entflammte. Langsam knisterten dann auch die Äste die Feuer fingen. Newt lächelte nur schwach und dankbar. Er humpelte zu mir und setzte sich neben mich, aber lies etwas Abstand zwischen uns. "Nochmal danke, wegen vorher", murmelte ich nur. Newt sah mich mit seinen warmen Augen nur an. "Ich hatte so Angst ich konnte mich nicht bewegen.. Ich hätte dir helfen sollen, ich-" Newt unterbrach mich:"Ein alter Freund von mir sagte mal: Wenn du keine Angst hast, bist du kein Mensch." Er schwelgte leicht in Gedanken. Ich legte den Kopf in den Nacken und zog die frische Luft ein. "Ich hab soviele Freunde verloren hier..",fing Newt dann wieder an. "Deshalb bin ich so auf die Griewer losgegangen weil alles hoch kam in mir. Die Wut, die ganzen Erinnerungen" Er seufzte leicht. Sein Blick war starr aufs Feuer gerichtet, in Gedanken verloren, in alten Erinnerungen schwelgend. Seine Augen waren gebrochen, und musterten das Feuer das sich immer mehr entfachte. Er hat so sehr versucht stark zu bleiben, und immer weiter zu machen, doch manchmal wird es einfach etwas zu viel. Seine warmen sonst immer freundlichen Augen wurden gläsern und sein Blick war verloren inmitten den Flammen gerichtet. Die Sonne war untergegangen. All der Schmerz, das Elend und die Einsamkeit kam in ihm hoch. Ich konnte es förmlich spüren. Sein Kopf war ein dunkler Ort, genauso wie meiner. Er war so jung, so zerbrochen, so kaputt. Genau wie ich. Denn Leute die ihre Gefühle versteckten, sind die die sich am meisten sorgen. Und so jemand war Newt. Seine Muskeln verkrampften. Ich wollte ihn wissen lassen das er nicht allein war, das es mir und anderen Menschen auch so ging. Wir hatten alle so viele sterben sehen, so viele Opfer bringen müssen, soviel miterleben müssen. Jeder Mensch hatte ein Kapitel in sich, was er nicht laut vorlas. Und ich erzählte meins jetzt Newt. Das er wusste das er nicht allein war, das er nicht der einzige war. "Ich hab dir etwas über mich nicht erzählt", begann ich. Newts Augen wendeten sich zu mir. Mein Herz sprang in tausend Teile als ich in seine gebrochenen Augen sah. "Ich hab dir auch etwas nicht erzählt", sagte er. "Ich hab mich versucht umzubringen"

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