Kapitel 65: Eine rosa Seifenblase
Bevor ihr anfangt zu lesen: Das Kapitel ist korrigiert, aber generell 'nobody's perfect', wenn ihr also irgendwelche Fehler entdeckt, freue ich mich immer, wenn sie mir jemand sagt!
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Der nächste Morgen verläuft ereignislos, außer vielleicht der Tatsache, dass meine Mutter ohne sich zu verabschieden in aller frühe zum Flughafen gefahren ist, um einer ihrer üblichen Geschäftsreisen anzutreten, bevor mein Vater in einer Woche in L.A. ankommt. Mir persönlich war das auch nur Recht - vermissen werde ich sie jedenfalls so schnell nicht wieder.
„Was?", frage ich gereizt, nachdem ich meine Gedanken laut ausgesprochen habe und funkle Nate über meine mit Eiern und Speck beladene Gabel hinweg provozierend an.
„Sie ist immer noch deine Mutter und wirklich oft siehst du sie ja auch nicht.", sagt er der Fairness halber, aber ich zucke nur mit den Schultern.
Ich werfe einen kurzen Blick auf die blinkende Uhranzeige der Mikrowelle und seufze. Auch Nate folgt meinem Blick und seine Miene verfinstert sich.
„Tut mir Leid, Schönheit.", murmelt er und steht auf. Er lehnt sich zu mir herunter und will mich küssen, hält jedoch kurz Inne.
„Und du bist sicher, dass du nicht mitkommen willst?", nuschelt er zum tausendsten Mal und wieder schüttle ich den Kopf.
„Du hast selbst gesagt, dass das die einzige Zeit im Jahr ist, wo sich die ganze Familie auf einen Tag trifft und für sich ist. Das will ich wirklich nicht ruinieren, verstehst du?"
Er rollt mit den Augen und fährt sich murmelt durchs Haar.
„Und außerdem hast du von dem Tag eh schon den ganzen Vormittag geschwänzt.", meine ich mit leicht mahnenden Unterton und werfe ihm einen strengen Blick zu.
Er mustert mich mit einem gefährlichen Funkeln in seinen leuchtenden Augen und leckt sich über die Unterlippe, während er seinen Blick über meinen Körper gleiten lässt.
„Oho, ich glaube das setzt dann wohl Nachsitzen, oder?", sagt er leise und wackelt dabei mit den Augenbrauen, „Dann kann ich dich den ganzen Tag in nur meinem Hemd rumlaufen sehen.", knurrt er flüsternd und lässt eine Hand langsam meinen Oberschenkel hinauf wandern.
Ich hebe die Brauen. „Denkst du wirklich, dass wenn du hier bleiben würdest und wir das ganze Haus für uns haben, ich dieses Hemd noch tragen würde?"
Er lacht leise auf und sieht mich dann lächelnd an.
„Ich glaube, Jennifer, ich habe dich ruiniert.", haucht er liebevoll und ich kichere.
„Gut. Das hatte ich verdammt nochmal nötig.", sage ich zwinkernd und drücke ihm einen saften Kuss auf die Lippen, bevor er sich wieder aufrichtet und seine Tasche vom Boden aufhebt.
„Ruf mich an und ich bin wieder da, versprochen?", flüstert er mir noch ins Ohr und ich spüre, wie meine Wangen heiß werden.
„Ich liebe dich.", antworte ich stattdessen, ziehe ihn an seinem Hemd zu mir nach unten und küsse ihn noch einmal.
Wir lösen uns nach einigen Sekunden und Nate verlässt mit einem breiten Grinsen und leicht zerzausten Haaren die Küche.
Eine Minute später höre ich einen Motor aufheulen und das Geräusch von einem davonbrausenden Auto, das immer leiser wird. Ich stöhne auf und bleibe einen Moment regungslos sitzen, bis ich mich schließlich aufraffe und die Küche aufzuräumen beginne.
Während ich das Geschirr in die Waschmaschine stelle, denke ich an den traumhaften Monat mit Nate, seit ich ihn offiziell meinen festen Freund nennen kann.
Seit einem Monat lebe ich jetzt in meiner glitzernden und funkelnden rosa Seifenblase und nichts, kein Schulstress, keine Mrs. Brown und ganz besonders, keine Lexi kann diese zerstören. Niemand.
„Für immer.", flüstere ich mehr zu selbst und streichle sanft über Nate's Armband, das nun seit gestern um meinem Handgelenk liegt.
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Bis zum Schulanfang lerne ich quasi durch, da in nur einem Monat bereits die SAT's anstehen und ich jetzt, da mein Leben endlich den Vertrag bei der dramatischen Seifenoper, „Jen's Leben und wie man es am besten und am aller qualvollsten zerstört" gekündigt hat und ich mich endlich wieder auf meine Zukunftspläne konzentrieren kann. Harvard. Und damit wieder zu den SAT's.
Erfreulicherweise hat sich Alex, der bereits letztes Jahr die SAT's gemacht hat, meinem intensiven Lernkurs angeschlossen, um dieses Jahr, wenn er den Test wiederholt, eine noch höhere Punktzahl zu erreichen und ich bin froh um seine Unterstützung. Ich hätte nie gedacht, dass es mir so viel Spaß machen würde, mit ihm zu lernen, und mit lernen, meine ich meine Art zu lernen - Von 8 Uhr Morgens bis 10 Uhr Abends. Frühstück vor 8, denn ich will immer pünktlich beginnen, Mittagessen um 2, höchstens eine halbe Stunde und Abendessen um 6, nicht mehr als 20 Minuten. Oh und natürlich jede Menge, äußerst ungesunde, Snacks und Kaffee.
Zu meiner großen Überraschung stand Alex tatsächlich am vereinbarten Morgen um viertel vor Acht mit einer großen Tüte voller „Kalorienbomben", wie es meine Mutter bezeichnen würde, im Arm vor der Tür.
Ich hatte mich darauf eingestellt, unseren „Unterricht" im Prinzip leiten zu müssen, ich hatte mich darauf eingestellt, Alex würde meinen Tag durch seine Last nur verschwenden oder dass er gleich nach einer Stunde aufgibt, nicht aber das. Nach nur einer Stunde musste feststellen, dass Alex mit Abstand einer der intelligentesten Personen ist, die ich je kennengelernt habe. Und damit meine ich nicht, dass er viel gelernt hat.
Noch nie zuvor ist mir klar geworden, welch ein großer Unterschied zwischen Intelligenz und „gute Noten schreiben" liegt. Alex versteht die Dinge innerhalb von wenigen Sekunden, macht jedoch besonders in Mathe viele Leichtsinns Fehler, da er manchmal einfach zu schnell ist und die Aufgabe am Ende nicht noch einmal nachrechnet. Dagegen bin ich das komplette Gegenteil.
Und trotzdem macht es Spaß. Wir wechseln uns immer ab: Am einen Tag kauft er die Snacks, die an jedem Tag fleißig verputzt werden, und fährt damit zu mir, während ich Kaffee koche, am nächsten kaufe ich ein und fahre zu ihm, während er Kaffe kocht. Außerdem machen wir jeden Abend nach dem Lernen noch den Lernplan für den nächsten Tag und streichen dann die Themen, die wir am selben Tag gelernt haben, von unserer Liste.
Das einzige Problem bei der ganzen Sache ist Nate.
Ich hatte bereits seit ich mich mit Alex vor Monaten angefreundet habe, das Gefühl, Nate würde das nicht so ganz in den Kragen passen. Und auch diesmal ist es nicht anders.
„Du ... WAS??", brüllte Nate ins Telefon und ich halte es erschrocken einige Zentimeter von meinem Ohr weg.
„Ich dachte, d-du ... Aber ... du hast doch gesagt, du konntest die letzten Tage nicht, weil du lernen musstest.", meinte er schließlich in einer Spur von Enttäuschung.
„Ich habe nicht gelogen.", druckste ich rum und drehe mich leicht unbehaglich unter der Decke um, „Ich wollte nur erst sehen, ob es überhaupt Sinn macht, mit Alex zu lernen."
„Und?", knurrte Nate bedrohlich und ich höre die Wut in seiner Stimme steigen.
„Naja ... es macht mir wirklich Spaß und-"
„Das wird sofort aufhören, Jennifer. Ich finde es ja gut, dass ihr beiden euch wieder versteht, aber bitte glaub mir einfach-"
„Nein.", sagte ich mit schneidender Stimme und ich hörte Nate am anderen Ende verstummen, „Es macht mir wirklich Spaß, mit Alex zu lernen und ich werde das nicht aufgeben, nur weil du dir nicht deine Hörner abstoßen kannst und deine Eifersucht wegen Alex bleiben lassen kannst."
Ich atmete tief durch und für einen Moment herrscht Ruhe.
„Gut. Dann will ich mitmachen.", sagte Nate plötzlich und ich reiße meine Augen erschrocken auf.
„D-Du was? Du kannst-"
„Wenn Alex immer um viertel vor 8 da ist, bin ich morgen um halb 8 da."
Und mit diesen Worten legte er auf.
Und tatsächlich. Pünktlich um halb 8 am Morgen stand Nate vor meiner Haustüre, müde und verschlafen, aber anwesend. Den ganzen Tag über schlich er wie ein Schatten um Alex und mich herum, ohne uns auch nur eine Minute aus den Augen zu lassen, bis mein Geduldsfaden schließlich riss und ihn angeschrien habe, dass er es endlich sein lassen soll und wenn er schon da sein muss, er sich gefälligst leise auf's Bett setzten soll.
Das hat er dann auch gemacht.
Nach einigen Tage haben Alex und ich uns an Nate's ständige Anwesenheit gewöhnt und wir verfielen wieder in unseren gewöhnlichen Lernmodus.
Ich muss zugeben: Irgendwie ist es schon süß, Nate immer um mich rum zu haben und zu wissen, dass er mich vor andern Männern beschützen will. Irgendwie.
Aber auch die letzten Tage der restlichen Ferien verfliegen im nu und mit der Schule, rücken nicht nur die bedrohlichen SATs vor, sondern auch die Klausuren des Semesters. Ich verbringe zu Nate's Vergnügen immer weniger Zeit mit Alex, da auch er sich auf die kommenden Klausuren vorbereiten muss und treffen uns nur noch Sonntags zu unserem „SAT-Lerntag", während Nate stumm auf meinem Bett hockt und nur noch immer seltener von seinen eigenen Schulnotizen aufzieht.
„Ich denke, das lief doch ganz gut, oder? Ok ich wusste nicht alle Merkmale einer Arterie bei Nummer 4, aber ansonsten lief es doch nicht schlecht, oder?", sage ich gut gelaunt am zweiten Dienstag des Januars zu Kimberly und Matt, die beide miesepetrig zum Parkplatz stapfen.
„Lass uns einfach nicht drüber reden, ok?", zischt Kimberly entnervt, aber ich lasse mir dadurch meine gute Laune nicht nehmen.
Vor mich hin summend lasse ich meinen Blick gedankenverloren über den Parkplatz schweifen und bemerke erst nicht das Mädchen, das direkt neben der Fahrertür meines Autos steht.
„Wir sehen uns morgen.", trällere ich meinen Freunden zu, die beide nur brummen und schlängle mir meinen Weg durch die Schülerschar, bis ich schließlich mein Auto erreiche.
Diesmal sehe ich das Mädchen. Sie steht regungslos da, als würde die Außenwelt für sie nicht existieren und fixiert mich intensiv mit ihrem Blick. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und merke, wie plötzlich der Lärm der Autos und der sich verabschiedenden Schüler zu verschwinden scheint.
Ich mustere das Mädchen. Sie trägt hautenge schwarze Jeans und Bikerstiefel. Ihr rotes Top unter der schwarzen Lederjacke hat sie lässig in ihre Hose gesteckt und ich bemerke einen funkelnden Ring an ihrem rechten Mittelfinger. Sie hat wilde dunkle Haare und braune Augen, die durch den dunklen Liedschatten und Liedstrich um einiges vergrößert wirken.
„Wer bist du?", frage ich und gehe einige Schritte auf das Mädchen zu.
„Maggie.", antwortet sie und ich bin überrascht, welch eine hohe und zerbrechliche Stimme sie hat. Als wäre sie aus Glas.
„Du bist Jennifer Clark, nicht wahr?", sagt sie leise, bevor ich noch eine Frage stellen kann und ich runzle die Stirn.
„Woher-"
„Du bist mit Nate Dylan zusammen, stimmt das?"
Ich ziehe die Augenbrauen hoch, aber dann kommt mir ein Gedanke. Die Paparazzi auf der Weihnachtsgala. Deshalb kennt sie mich vermutlich.
„Halt dich von ihm fern.", sagt sie schlicht, bevor ich sie nach der Gala fragen kann.
„Wie bitte?", lache ich und verschränke die Arme vor der Brust.
„Du hast mir nichts zu sagen! Nur weil du eifersüchtig-"
Diesmal lacht Maggie und lässt mich damit verstummen.
„Eifersüchtig?", kichert sie, als wäre die Vorstellung völlig absurd, „Denkst du ich bin lebensmüde?"
Ich stutze. Lebensmüde?
„Ich versuche dich zu warnen, Jennifer.", fährt sie fort und ihre Miene ist dabei wieder so unergründlich, wie manchmal die von Nate, „Ich will nicht, dass sich die Geschichte wiederholt."
„Welche Geschichte?", frage ich aufgeregt und spüre, wie mein Herz immer schneller zu schlagen beginnt, „Redest du von Tess? Kennst du sie?"
Maggie lächelt schief.
„Gut, du weißt von ihr.", stellt sie zufrieden fest, „Allerdings. Ich war ihre beste Freundin."
Ein Schauder läuft mir den Rücken runter, als sie die Vergangenheitsform besonders betont.
„Sie wusste auch nicht, was gut für sie ist."
Sie seufzt.
Mein Herz poch immer lauter.
„Halt dich einfach von ihm fern.", sagt sie und mit diesen Worten kehrt sie mir den Rücken zu, steigt in den Wagen vor mir und knallt die Autotür hinter sich zu.
„Warte!", rufe ich entsetzt, als ich mich endlich aus meiner Art Starre gelöst habe und spurte los, aber genau als ich an ihrer Fensterscheibe angekommen bin, fährt sie mit einem lauten Knirschen davon.
Mit einem lauten „Plop!" zerplatzt meine glitzernd funkelnde rosa Seifenblase und ich stehe da, umzingelt von der Realität.
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Habt ihr mich vermisst?
Tja, ich bin doch nicht weg! Sorry wegen der Pause BTW
Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat! Ich würde mich übrigens sehr über einen Kommentar und ein Vote von euch freuen! :)♥︎♥︎
Bis Bald, Eliana
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