Kapitel 58: Begierde
„D-Du willst mit mir zusammen sein?", wiederhole ich verblüfft, während mein Herz immer schneller zu schlagen beginnt und sich das Gefühl von Tausend mit den Flügeln schlagenden Schmetterlingen in meinem Bauch ausbreitet.
„Ja.", antwortet Nate schlicht und das Glücksgefühl von meinem Bauch breitet sich beim Klang dieses einen Wortes bis in meine Fingerspitzen aus.
„Ich liebe dich, Nate.", hauche ich und lege meine Lippen sanft auf seinen Mund.
Ich sehe, wie Nate's Gesicht zunächst einen gequälten Ausdruck annimmt, aber als ich ihn dann an seinem T-Shirt noch näher an mich ziehe, gib er nach und erwidert meinen Kuss. Der erst langsame Kuss verwandelt immer mehr zu einem wilden Rumgeknutsche und ich seufze leise auf, als er feuchte Küsse von meinem Kinn bis zu meinem Schlüsselbein verteilt. Als er den Rand meines rundausgeschnittenen Tops erreicht, zieht er es mir kurzerhand über den Kopf. Ich befummle nervös den Saum seines Shirts und ziehe es ihm schließlich ebenfalls aus, sodass ich seinen perfekten Oberkörper bewundern kann. Sehnsüchtig lege ich eine Hand auf seine Brust und lasse sie zu seinem Gürtel nach unten gleiten, während ich ihm unsicher in die Augen sehe.
Er knurrt leise auf und bevor ich weitermachen kann, ihn auszuziehen, hebt er mich plötzlich hoch, trägt mich zur offenen Küche und setzt mich auf einer der kalten Küchenoberflächen ab.
"Oh ... Jennifer.", stöhnt er und ich sehe den hungrigen Ausdruck in seinen Augen. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus und ein angenehmer Schauder läuft mir den Rücken hinunter.
"Nate.", seufze ich und schließe die Augen genussvoll, um das Gefühl von Nate's weichen Lippen auf meinem Hals noch intensiver in mir auf zu nehmen, „Ich will es."
Er hält Inne und sieht mich für einige geschlagene Sekunden erstaunt an, sodass ich langsam befürchte, er würde nicht wollen, doch dann breitet sich ein besorgter und doch zugleich lüsterner Blick auf seinem Gesicht aus.
"Bist du dir wirklich sicher?", fragt er und seine Stimme ist dabei noch rauer und tiefer als gewöhnlich.
Er sieht mir tief und prüfend in die Augen, als wolle er eines beim Lügen erwischen, aber ich nicke nur erneut.
"Ich will es.", wiederhole ich mit abgehackterer Stimme.
-
Es kommt mir oft so vor, als wäre jeder davon besessen, endlich seine Unschuld zu verlieren; so sehr, dass manche nicht mehr darüber nachdenken, was es bedeutet jemandem seine Jungfräulichkeit zu schenken. Aber warum auch? Sex ist das einzige Heilmittel gegen die hart bekämpfte Seuche: Jungfrau.
Aber wann hat sich unsere Gesellschaft so verändert, dass es als „cool" gilt, wenn 13-jährige bereits Sex hatten? Wie haben wir es geschafft, von Frauen, die wegen Sex mit einem Mann vor der Ehe aus dem Dorf verbannt wurden und als nichts mehr galten zu heute? Und vor allem warum? Was ist daran „cool" mit jemandem zu schlafen, weil man sich dazu von anderen gezwungen fühlt?
Das erste Mal sollte mit jemandem sein, dem man vertraut, und nicht, weil er gerade da ist.
In Filmen oder Büchern ist das erste Mal komplett über romantische, langsame Musik im Hintergrund, erotische Bewegungen und atemloses Stöhnen. Aber in der Realität ist das erste Mal anders.
Wirklich anders. Und für ein paar Sekunden war ich mir nicht sicher, ob ich es mochte.
Denn wenn man eines davor wissen sollte, ist es, dass wenn man so wenig Sport treibt wie ich, und damit die Wahrscheinlichkeit, dass das Jungfernhäutchen schon vor dem Sex gerissen ist gleich null ist, es weh tut. Es wirklich weh tut. Und das nicht nur die erste Sekunde.
Aber die gute Nachricht?
Nate kann wirklich sehr stolz auf sein ... sagen wir mal, Paket, sein. Was aber auch zur Folge hat, dass das Laufen nachher nicht gerade angenehm ist und ich mir eher vorkomme, wie eine menschliche Ente, als eine „neue" Person, wie es doch immer so schön in Filmen beschrieben wird. Ich jedenfalls merke abgesehen von dem stechenden Schmerz zwischen meinen Beinen bei jedem Schritt nichts von der „magischen" Verwandlung.
Und doch war es perfekt. Denn abgesehen von den negativen Aspekten, war es einfach unglaublich.
Unglaublich „nicht-Ich", ich hätte schließlich nie gedacht, mein erstes Mal, würde in einer Küche passieren, die neben bei nicht einmal aufgeräumt war, unglaublich chaotisch und doch ... unglaublich schön.
Als würde sich dadurch das Band zwischen mir und Nate gefestigt haben und ich mich dadurch nur noch umso stärker zu diesem Mann hingezogen fühle - ihn nur umso mehr lieben würde.
„Jennifer? Ist alles ok?", fragt Nate mit besorgter Miene und mustert mich für eine Sekunde, bevor er seinen Blick wieder auf die Windschutzscheibe richtet, hinter der die Sonne langsam in einem weichen Bett aus dunkelroten Wolken untergeht, „Du bist seit wir losgefahren sind so leise. Habe ich etwas falsch gemacht? Bereust du es? Du-"
„Nein, natürlich bereue ich es nicht.", unterbreche ich ihn mit beruhigender Stimme und lege meine Hand besänftigend auf seinen Oberschenkel. Die Muskeln unter dem dünnen Jeansstoff scheinen sich wieder zu entspannen, „Ich ... denke nur nach. Nichts weiter."
Nate nickt und wir brechen wieder in Schweigen aus.
„Ich wünsche, du würdest einfach bei mir übernachten ...", murrt er nach einer Weile und sieht mich von der Seite aus vorwurfsvoll an, aber ich schüttle nur den Kopf.
„Abgesehen davon, dass ich es zwar wirklich schön fand, aber zwei Mal für mich an einem Tag doch die Grenze ist, muss ich nach Hause. Meine Mutter kommt morgen und ... ja ... du weißt schon.", ich stöhne laut auf, „Aber danke für das Essen ... und einfach alles.", murmle ich.
Wenn mich Nate von jetzt an immer zum Mexikaner einlädt, nachdem wir Sex hatten, könnte ich mich doch sehr gut daran gewöhnen.
„Du bist meine Freundin, Jennifer. Und ich hatte zwar noch nie eine, aber ich habe mal irgendwo gehört, dass der Freund da ziemlich ausgebeutet wird und immer für die Freundin zahlen muss.", antwortet er grinsend und legt eine Hand auf die meine, die immer noch auf seinem Oberschenkel ruht.
„Ich hatte zwar auch noch nie einen Freund, aber ich glaube wirklich nicht, dass du das musst!", erwidere ich empört, „Ich will nicht, dass du alles für mich bezahlst!"
Der Gedanke, Nate würde so viel für mich bezahlen, verursacht ein flaues Gefühl in meiner Magengrube.
„Du hast keine Wahl. Naja obwohl, genau genommen hast du die Wahl: Entweder du willst oder du musst. ", sagt er lachend und ich schnaube laut und verächtlich auf.
„Im Ernst, Nate!", murre ich und schlage ihm scherzhaft auf den Arm.
„Im Ernst, Jennifer.", antwortet dieser und dabei klingt tatsächlich seine Stimme ernst.
Ich gebe es auf und belasse es dabei, auch wenn mir immer noch nicht wohl am Gedanken ist.
Wieder brechen wir in Schweigen aus, das diesmal jedoch nicht lang hält, da wir nur wenige Minuten später vor meinem Haus ankommen.
„Es war nicht nötig, dass du mich fährst.", murmle ich leise und sehe schüchtern in seine Augen.
Er verdreht grinsend die Augen und kommt meinem Gesicht ein wenig näher.
„Ja, aber so kann ich dich morgen früh zur Schule abholen und du musst später sogar noch zu mir, weil du da noch dein Auto hast.", sagt er feixend.
„Aber du musst mich nach der Schule erst noch nach Hause fahren, weil doch meine Mutter-", setzte ich atemlos an, aber er unterbricht mich in sanften Ton.
„Ich weiß, Baby. Keine Sorge."
Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, aber bevor ich etwas erwidern kann, legt Nate in einer einzigen geschmeidigen Bewegung seine Lippen zärtlich auf meine.
„Schreib mir später.", haucht er und sieht mir wieder in die Augen.
„Mach ich.", antworte ich leise und schnappe hörbar nach Luft.
Ich werfe ihm ein letztes Lächeln zu und öffne dann die Autotür des teuren Teslas. Schnell eile ich die Marmorstufen zur Haustüre empor und krame dabei mit bebenden Fingern nach meinen Schlüssel in meiner Tasche. Jedoch macht Marisol auf, bevor ich ihn überhaupt zu fassen bekomme.
„Señorita Jennifer! Schön, dass Sie da! Kommen Sie ...", plappert Marisol sofort drauf los, aber ich höre ihr nicht zu.
Nate's rotes Auto steht immer noch unbewegt am Fuß der Treppe, als hätte er gewartet, bis ich sicher im Haus bin. Der Gedanke daran bringt mein Herz abermals zum Hüpfen.
„... Miss Jennifer?", wiederholt Marisol atemlos und zieht mich dadurch wieder in die Realität zurück.
„Uhm ...", antworte ich leicht verstreut und trete ein, was ich jedoch im nächsten Moment zu tiefst bedauere.
Eine Frau steht oben am Treppenansatz und sieht mit ihrem arroganten Blick auf mich herunter. Sie ist groß und schlank, ihre blonden Haaren sehen aus wie immer, als wäre sie direkt vom Friseur gekommen, sie trägt einen schicken, weißen engen Rock, der ihre perfekte Figur noch besser zu Geltung bringt, eine schwarze Bluse und ein mit funkelnden Diamanten besetztes Collie. Ihre sonst kalten graue Augen stecken überflüssiger Weise hinter einer teuren Designer Sonnenbrille.
„Jennifer.", ruft sie in ihrer arroganten Stimme und stakst in ihren gefährlich hohen Stöckelschuhen, die im gleichen Ton ihrer gelben Handtasche ist, die Treppe hinunter.
Unten angekommen mustert sie mich für eine Sekunde, bevor sie die Sonnenbrille in ihr Haar steckt.
„Was um Himmels Willen hast du da an, Jennifer?", fragt sie in hysterischem Ton, „Diese Jeans!", sie stöhnt auf und sieht mit verstörtem Blick an meinem Körper hinab.
„Du hast wieder zugenommen, nicht wahr?", seufzt sie und sieht mich dabei streng an.
„Hallo, Mutter.", knurre ich leise und zwinge mich zu einem gequälten Lächeln.
„Ich dachte, du kommst morgen, aber-"
„Dann hast du dich geirrt, Jennifer.", fährt sie mir mit scharfem Ton dazwischen und wendet dann den Blick ab.
Ich starte einen neuen Versuch:
„Wie war es in-"
Aber wieder unterbricht sie mich.
„Jetzt nicht, Jennifer.", sagt sie und macht dabei eine abwertende Handbewegung, wie als würde sie eine nervtötende Fliege verscheuchen wollen, „Ich muss mich hinlegen gehen. Der Flug war sehr anstrengend und die Frau neben mir hat fürchterlich nach einer billigen Nachmache von Chanel Nummer fünf gerochen. Nie wieder Business Class."
Und mit diesen Worten gleitet sie die Treppe hinauf.
„Marisol! Meine Koffer!", ruft sie noch, kurz bevor ihre blonde Haarsprayfrisur am Treppenansatz verschwindet.
-
„Ja! Nein! Ich wusste es! Ich wusste es einfach! Oh Jen!", kreischt Kimberly fünf Minuten später so laut, dass ich das Telefon einige Zentimeter von meinem Ohr weghalten muss.
„Ich dachte, du warst immer gegen ihn!", werfe ich verwundert ein, aber sie gibt nur ein verträumtes Stöhnen von sich.
„Ja, weil er nie eine Beziehung wollte, aber dann hat er dir doch alles aus seiner Vergangenheit erzählt und jetzt-", sie seufzt entzückt auf, „Wie er dir die Bilder gezeigt hat und einfach alles! Das ist so romantisch!"
„Ja, er ist der beste.", antworte ich strahlend, „Er ist mein Freund."
Für eine Sekunde kann ich selbst nicht glauben, dass ich das eben laut ausgesprochen habe. Als wäre es nicht wahr. Aber es ist es. Es ist kein Traum. Nate ist mein Freund. Meiner. Ganz alleine.
„... freu mich so für dich Jen!", ruft sie begeistert und etwas tief in meinem Inneren erstrahlt bei ihren Worten
„Danke. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass du nicht sauer oder irgend-"
„Wieso sollte ich sauer sein?", lacht sie, „Apropros, wann kann ich ihn durchchecken?"
„Ich habe dir doch schon seit Monaten alles von ihm erzählt, da-"
„Regeln sind Regeln.", unterbricht sie mich vergnügt, „Dass die beste Freundin niemals etwas mit dem Ex der Freundin haben darf steht genau über der „Die beste Freundin muss immer den neuen Freund der Freundin ausquetschen und befragen". Das ist Gesetz."
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Hallo meine Lieben!
Ich hoffe, ihr seit nicht böse mit mir, dass ich nicht den üblichen Kitsch "OMG das erste Mal ist so eine Verwandlung gewesen und ich fühle mich jetzt so anders und es war der beste Sex meines Lebens" geschrieben habe ;)
Ich hoffe trotzdem sehr, dass es euch gefallen hat!♥︎
Noch ein schönes Wochenende euch allen! ♥︎
Eliana
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