Kapitel 48: Wieder Überraschungen

Der Geruch von herrlich duftenden Spiegeleiern und Speck weckt mich am nächsten Morgen und ich schlage halbtrunken auf Nate, um ihn ebenfalls zu wecken, aber ich schlage ins Nichts. Mein Herz beginnt zu rasen und ich schlage erschrocken die Augen auf. Ich richte mich auf und sehe neben mich.

Ein Klos bildet sich in meiner Kehle.

Er ist weg.

"Was hättest du denn erwartet, ha?", zischt mir meine innere Stimme zu und ich lasse mich stöhnend wieder in die Kissen fallen.

"Morgen, Liebes. Fiona ist schon weg, aber Eier und Speck müssten beide noch heiß sein.", begrüßt mich George fröhlich, als ich am Treppenansatz angelangt bin und deutet mit seiner gefalteten Zeitung hinter sich auf die Küche.

"Bedien dich einfach. Du weißt ja, wir wollen, dass du dich ganz wie zuhause fühlst.", sagt George freundlich und ich nicke müde.

"Hm danke.", antworte ich verschlafen und reibe mir müde die Augen, während ich an George vorbei und in die große Küche stapfe.

Ich seufze leise auf, als ich niemanden in der Küche antreffe und mache mich dann daran, mir eine große Portion Spiegeleier und eindeutig zu viel Speck auf meinen Teller zu laden.

Ich spüre, wie die Enttäuschung über Nate's Verschwinden, wie ein Untier an meinen Knochen nagt. Den Schmerz, dass er mich wie so oft aus seinem Leben zu schließen versucht.

Ich blicke auf meinen Teller hinab und mit einem Stich in meiner Magengrube kommt mir plötzlich ein Gedanke.

Was, wenn er mich nicht will, weil er mich nicht attraktiv findet. Ich verstehe ohnehin nicht, was er an mir findet, wenn er doch jede andere auf diesem Planeten haben könnte.

"Ich hatte Mitleid mit einer naiven, streberhaften Jungfrau, das ist alles. Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich dich mag?", schießen mir plötzlich Nate's einstigen Worte durch den Kopf und ich schlucke schwer.

Mit schmerzvollem Blick gebe ich die Spiegeleier und meine Portion Speck wieder in die Pfanne zurück und stelle meinen Teller auf einer der Oberflächen. Ich überlege kurz, dann schnappe ich mir eine Orange vom Obstkorb und setzte mich an den Küchentisch, wo ich sie zu schälen beginne.

"Speck schmeckt besser als Orangen.", denke ich verdrießlich und seufze leise, während ich langsam das Stück Orange esse.

"Ja ich hab's gehört! Ich werde es ihr schon ausrichten!", keift eine wütende Stimme von draußen und ich drehe den Kopf zur Tür.

Der große, dunkelhaarige Junge betritt den Raum und für eine Sekunde, in der mein Herz still zu stehen scheint, treffen sich unsere Blicke.

Er sieht rasch weg, nimmt sich einen der Teller aus der Spüle und macht sich daran, ihn zu beladen.

"Ich soll dir ausrichten, dass George's Neffe heute kommt und für einige Tage bleibt.", sagt Nate plötzlich, immer noch den Rücken mit zugewandt und ich sehe auf.

"Okay.", murmle ich und beobachte Nate dabei, wie er fast den ganzen Speck auf seinen Teller lädt.

"Genug gestarrt?", knurrt er in eiskaltem und erbarmungslosem Ton und ich spüre, wie ich feuerrot anlaufe.

Irgendetwas vor mich hin murmelnd senke ich den Kopf, sehe aber aus dem Augenwinkel, dass sich Nate umdreht und mich kurz mustert.

"Iss mehr.", meint er kalt und rauscht dann aus der Küche, während ich ihm mit offenem Mund nachstarre.

Plötzlich überkommt mich eine unbändige Wut und ich springe zornig auf. Eine Ader an meinem Hals pocht heftig, während ich mit großen Schritten Nate ins Wohnzimmer folge und ihn böse anfunkle.

"DAS IST ALLES, WAS DU MIR ZU SAGEN HAST?!", brülle ich mit vor Wut bebender Stimme und sehe mit Vergnügen dabei zu, wie Nate aus Schreck beinahe seinen Teller loslässt.

"Iss mehr, Jennifer.", äffe ich ihn mit hoher Stimme nach und werfe ihm dabei einen vernichtenden Blick zu.

Seine Miene jedoch ist wie eh und je: Unergründlich und wenn es überhaupt möglich ist sogar noch kälter und unnahbarer.

"Doch.", sagt Nate mit ausdrucksloser Stimme und allein die Tatsache, dass Nate ruhig ist und nicht genauso wütend wie ich, mach mich nur noch fuchsiger, "Ich habe dir noch etwas zu sagen."

"Ach, und was wäre das?!", fauche ich und verschränke stur die Arme vor der Brust.

Nate's Augen funkeln kurz auf, doch im nächsten Moment wirken sie wieder matt und kalt.

"Reicht es dir eigentlich nicht, dass ich dich schonmal abgewiesen habe? Verstehst du denn nicht, was das bedeutet, dass du gehen sollst? Wenn du schon hier sein musst, benutz wenigstens dein eigenes Bett, Jennifer."

Mit lauten Krachen trifft die Spitze seiner scharfen Klinge direkt in mein Herz. Mir stockt der Atem.

Wut, Enttäuschung und vor allem dieser unbeschreibliche Schmerz, jenseits aller physischer Schmerzen durchflutet meinen Körper und ich spüre wie meine Knie unter ihrer Last erzittern.

Ich würde am liebsten schreien, heulen; alles, nur um diesen grausamen Schmerz nicht fühlen zu müssen. Zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich mir, keine Gefühle zu haben. Das alles nicht fühlen zu müssen. Den Schmerz nicht in all seiner Gewalt spüren zu müssen.

Es tut weh. Physisch und seelisch.

Nichts auf dieser Welt sollte einen so verletzlich machen. Nichts sollte einem solchen Schmerz bereiten.

"Du-", krächze ich und versuche dabei nicht in Tränen auszubrechen, "Du warst derjenige, der mich angefleht hat, bei dir zu bleiben."

"Warum sollte ich dich anflehen?", lacht Nate keckernd und ich hätte ihm am liebsten eine saftige Ohrfeige verpasst.

"Weil du geschlafen hast! Du hattest einen Albtraum und hast ständig deinen Kopf gegen die Wand geschlagen, also hab ich dich hochgezogen und wieder ins Bett gebracht, da wolltest du mich nicht loslassen."

Ich atme schwer und versuche die Schmerzen in meinen Gliedmassen zu ignorieren. Wortlos kehre ich Nate den Rücken zu, um meine Tränen vor ihm zu verbergen, da ich nicht will, dass er sieht, wie verletzlich er mich macht. Dass er sieht, wie leicht ich kaputt gehe. Wie kaputt ich schon jetzt bin.

"Geh einfach, Nate.", flüstere ich und hoffe doch insgeheim, dass er mich nicht gehört hat.

Ich weine still, lasse die Tränen über mein Gesicht strömen, aber obwohl ich mir das Gegenteil einzureden versuche, tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich sehnlich darauf warte, dass sich seine Hand auf meine Schulter legt, aber nichts passiert.

Nach einigen Sekunden werfe ich einen Blick über meine Schulter und habe dabei das Gefühl, dass mich tausend Messer durchbohren.

Er ist weg.

Schon wieder.

Und das schlimmste daran ist, dass ich ihn nicht gehen lassen kann. Niemals.



"JENNY?", ruft plötzlich eine Stimme so laut, dass ich erschrocken von meinem Buch aufschrecke, "KANNST DU BITTE AUFMACHEN?", schreit George von einem der oberen Stockwerke und für eine Sekunde blinzle ich verwirrt.

Dann höre ich es auch.

Wie ein Verrückter klingelt jemand an der Türe Sturm, nur dass ich es wohl nicht gehört habe, da ich so in mein Buch versunken war.

"Ja natürlich! Tut mir Leid, ich habe es nicht gehört!", brülle ich zurück und merke rasch die Stelle in meinem Buch ein, bevor ich aufstehe und zur Tür eile.

"Du musst also Jennifer sein.", sagt jemand sobald ich die Tür aufgemacht habe und meine Augen weiten sich.

Vor mir steht ein Junge, ein sehr attraktiver Junge wohlgemerkt mit seinem blondem Haar und den schokoladen-farbenen Augen. Er ist nicht so groß wie Nate, vermutlich kaum mehr als zehn Zentimeter größer als ich, jedoch den durchtrainierten Oberarmen zufolge mindestens genauso muskulös. Seine weißen, makellosen Zähne blitzen bei seinem strahlenden Lächeln auf und ich bemerke die kleinen Grübchen in seinen Wangen.

"Ja, mein Onkel hatte Recht. Du bist wunderschön.", schmunzelt er und mustert mich von oben bis unten.

Ich erröte und senke beschämt den Blick, obwohl ich mir ein kleines, stolzes Lächeln nicht verkneifen kann.

"Ehm ...", stammle ich und sehe wieder in seine weichen Augen, "Nenn mich einfach Jen."

Er lächelt und ich mustere ihn jetzt genauer. Er sieht wirklich attraktiv aus und doch auf eine so andere Weise attraktiv wie Nate.

Nate wirkt so ... dunkel im Gegensatz zu ihm.

"Ich bin übrigens Liam.", sagt der Junge lächelnd und zwingt mich damit von seinen muskelbepackten Armen in seine Augen zu sehen, "George's Neffe.", fügt er rasch hinzu und ich lächle verstehend.

"Schön dich kennenzulernen.", erwidere ich freundlich und will ihm die Hand schütteln, er jedoch umarmt mich herzlich.

"Wenn du es noch nicht gelernt hast, Jen, in dieser Familie umarmt man.", lacht er neben meinem Ohr und ich schmunzle.

Er löst die Umarmung, gefriert dann aber plötzlich in seiner Bewegung. 

Seine Augen werden dunkler und bilden schmale Schlitze, mit denen er einen Punkt hinter mir fixiert.

Ich wirble herum und sehe den dunkelhaarigen Jungen wie erstarrt am Treppenansatz stehen, die strahlend grünen Augen auf Liam gerichtet, als würde er ihn jede Sekunde umbringen wollen.

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Hey ihr Lieben!♥︎

Wie fandet ihr das Kapitel? Ich bin ehrlich gesagt gar nicht zufrieden damit, aber naja ... das nächste wird besser ;)♥︎ Ich hoffe aber trotzdem, dass es euch gefallen hat und ich würde mich unglaublich darüber freuen, wenn ihr mir ein Vote und einen Kommentar hinerlassen würdet!♥︎

An alle, die das Lesen: Vielen Dank. Du bedeutest mir die Welt ♥︎

Habt noch einen schönen Tag/Nacht,

-x Eliana

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