Kapitel 34: Hast du mich vermisst?

Ich wirble herum und sehe direkt in ein Paar funkelnder grünen Augen.

"N-Nate w-was-", flüstere ich mit immer schneller schlagendem Herzen, werde aber von einer lauten Stimme am anderen Ende von der Bibliothek unterbrochen.

"Nate kommst du endlich?", ruft eine dumpfe Stimme durch die Bücherreihen, die uns von der Person abtrennt und ich kann bereits vor meinem geistigen Augen den bösen Blick der Bibliothekarin sehen, den sie dem Jungen vermutlich in eben diesem Moment schenkt.

"Komme.", murmelt Nate mehr zu sich selbst, kehrt mir den Rücken zu und geht, während ich ihm mit offenen Mund hinterher starre - unmöglich auch nur ein einiges Wort herauszubringen.


"Kimberly! Hörst du mir überhaupt zu?", kreische ich fuchsteufelswild und werfe Kimberly einen bösen Blick zu, während sie scheinbar ungerührt weiter mit einem Lockenstab ihre Haare bearbeitet.

"Hm", kommt es nur von ihr und ich klatsche entnervt in die Hände.

"Gibst du mir mal das Haarspray bitte?", nuschelt sie, während sie konzentriert eine Haarsträhne um den Stab wickelt.

"Hier.", fauche ich und stelle ihr die Dose ans Waschbecken neben ihren zahlreichen Pflege-, Styling- und MakeUp Produkten, die alle auf mysteriöse Weise in die jetzt nutzlos am Boden liegende Tasche gepasst haben.

"Danke.", murmelt sie abwesend und greift verträumt nach der Handcreme.

Ich schüttle nur belustigt den Kopf und verlasse das geräumige Bad.

"Bald fertig?", gähnt Matt und streckt sich ein wenig auf meinem Bett aus.

"Davon können wir nur träumen.", stöhne ich und lasse mich auf Matt fallen, der protestierend aufjault.

"Ich glaube, sie wollte sich eben Handcreme in die Haare schmieren.", kichere ich und rolle mich von Matt, sodass ich neben ihm auf dem Rücken liege und wir beide gegen die Decke starren.

"Sieht ihr ähnlich.", schmunzelt er und ich ziehe erneut mein Handy aus der Hosentasche.

Nichts. Keine verpassten Anrufe. Keine Nachrichten.

Nichts, was mir meine Anspannung und Angst davor, Nate könne heute tatsächlich auf der Party auftauchen, auch nur ansatzweise nehmen könnte.

"Sag schon. Was ist los, Jen-Jen?", sagt plötzlich Matt und ich sehe von meinem Handy auf.

Ich seufze.

"Ich ... Also Kimberly hat dir erzählt, was-"

"Ja hat sie und ich bin ihrer Meinung. Nate benutzt dich nur.", sagt er so prompt, dass ich zunächst nur verwirrt blinzeln kann.

"Okay ... ehm ... ja also ich habe heute mit Scar in der Schule geredet und sie hat mich zu ihrer Halloween Party heute eingeladen, aber-"

"Du willst da jetzt doch wohl nicht hin, oder?", erwidert Matt etwas bedrohlich und seine Miene verfinstert sich.

"Nein, natürlich nicht.", beruhige ich ihn rasch und ich sehe, wie sich seine Gesichtszüge entspannen, "Ich habe ihr abgesagt und ihr von dem Club erzählt, wo wir heute eingeladen sind und ... naja ... es kann schon sein, dass ich mir das nur eingebildet habe, aber ich glaube, Nate hat mir gehört."

Ich setzte mich auf und werfe Matt einen beunruhigten Blick zu.

"Wie willst du-", setzt er an, aber ich unterbreche ihn mit zittriger Stimme.

"Ich saß später in der Bibliothek und habe den Bio Aufsatz geschrieben. Ich war vermutlich so vertieft, dass ich nichts gehört habe, aber ... naja nicht so wichtig ... Auf jeden Fall ist Nate aufgetaucht und meinte zu mir: Bis heute Abend, Jennifer.", zitiere ich und rutsche unruhig auf dem Bett herum.

"Und wieso bist du dir so sicher, dass er weiß, dass wir dort heute Abend hingehen? Kann es nicht einfach sein, dass er annimmt, dass du bei Scar's Party bist, weil du ja auch das letzte Mal dort gewesen bist?", fragt er, aber ich schüttle den Kopf.

"Ich ... weiß es einfach.", sage ich zögernd und beiße mir nervös auf die Unterlippe.

"Okay, Jen-Jen, jetzt hör mal zu. Auch wenn deine nicht vorhandenen Wahrsagerkräfte Recht haben und Mr. Ich-Will-Keine-Beziehung auftauchen sollte, ja und? Was soll er denn schon machen? Mehr als blöd schauen und reden kann er nicht und außerdem bist du mit Kim und mir da, also was könnte denn schon passieren?"

"Ja ... Was könnte denn schon passieren?", denke ich und bei dem Gedanken dreht sich mir der Magen um.


"Hey, Mann, da bist du ja!", brüllt Matt begeistert und springt von dem kleinen Tisch auf, um einen Mann, der gerade zu unserem Tisch kommt, zu begrüßen.

"Sieht er nicht gut aus?", flüstert mir Kimberly ins Ohr und grinst zu dem Jungen hin.

Ich rolle nur mit den Augen.

"Kann sein.", murre ich und verschränke die Arme vor der Brust.

Ich bereue es zutiefst mitgekommen zu sein, da sich einfach alles so unglaublich falsch anfühlt. Alles von den jubelnden Partygästen in peinlich knappen Kostümen, die zu der dröhnenden Musik tanzen, der ausgelassenen Feierstimmung, bis hin zu mir selbst: Eingezwängt und kaum Luft bekommend in einer von Kimberly's ledernen Shorts, einem viel zu engen, schwarzen Shirt, auf dem in leuchtendem weiß das Skelett des Oberkörpers eines Menschen gedruckt ist und schließlich ein Paar ebenfalls schwarzer, kniehoher Stiefel, die zur Abwechslung mir gehören und mir auch tatsächlich passen.

"Das ist Noah.", ruft gerade Matt durch die laute Musik und ich sehe auf, "Noah, du kennst ja schon Kim - Das ist Jen.", stellt er mich vor und deutet auf mich.

Jetzt da Noah viel näher an dem Tisch ist, als noch vorhin, kann ich ihn nun auch wirklich erkennen. Er hat blond-braune Haare, dunkle Augen, ist etwas kleiner und nicht ganz so durchtrainiert wie Matt, was ihn jedoch nicht unattraktiver erscheinen lässt. Das fällt scheinbar nicht nur mir auf, da ich bemerke, wie die schwarzhaarige Kellnerin mit dem verboten-kurzen Rock ihm immer wieder sehnsüchtige Blicke zuwirft.

"Schön dich kennenzulernen und danke nochmal für die Einladung.", sage ich etwas lauter, aber Noah starrt mich nur mit verständnislosem Blick an.

"Was?", schreit er und ich verdrehe die Augen.

"Ich habe gesagt, dass es schön ist, dich kennenzulernen und danke nochmal für die Einladung.", brülle ich quasi in sein Gesicht, nachdem ich aufgestanden bin und mich direkt vor ihn gestellt habe.

"So taub bin ich auch nicht, weißt du?", lacht er amüsiert und dreht den Kopf zu Matt

"Hattet ihr schon Drinks?", fragt er an Matt gewannt, der kurz nickt und dann sagt:

"Ja wir hatten eine Runde Cocktails."

"Cocktails? Ach kommt schon ich bitte euch! Wir brauen Shots!", ruft er laut und Leute um uns herum beginnen zu jubeln.

Bevor ich's mich versehe, kommt bereits die extrem spärlich bekleidete Kellnerin auf uns zugewackelt und stellt uns ein halbes Dutzend Schnapsgläser mit so klarer Flüssigkeit hin, dass man fast denken könnte, es wäre Wasser, wenn von ihnen nicht ein starker Geruch nach Hochprozentigem und Kirschen ausgehen würde.

"Kirschvodka!", ruft Noah und schon werde ich von Kimberly zurück in meinen Platz gedrückt.

"Schau nicht so, Jen! Ist ja diesmal beaufsichtigter Spaß, also werd' locker!", sagt Kimberly amüsiert und drückt mir eines der Gläser in die Hand.

"Auf Halloween!", dröhnt Noah, der sich auf den Stuhl neben mich gesetzt hat und hebt sein Glas wie zu einem Toast.

"Halloween!", brüllen Kimberly und Matt im Chor.

Etwas widerwillig hebe auch ich mein Glas.

"Halloween.", murmle ich und kippe den Inhalt des Schnapsglases in einem Zug herunter.


"Halloweeeeen is' überhaupt ned so doof und außerdm isch Nate nisch maa' gekommn!", sage ich sehr ernst nach dem vierten Glas Kirschvodka, das sich als nicht ganz so ekelhaft herausgestellt hat, als ich es erwartet hätte und die Runde murmelt anerkennend.

"Okee wer kommt mit tanzen?!", ruft Kimberly begeistert und springt auf.

"Madam.", sagt Matt, steht ebenfalls auf und reicht ihr galant die Hand, wie als würde er sie um einen Tanz bitten.

Kimberly errötet sichtlich und kichert mädchenhaft, als sie seine Hand ergreift und sie zusammen auf die Tanzfläche stolzieren.

"Willst du auch tanzen?", fragt Noah plötzlich viel ruhiger als ich es vom bisherigen Abend her von ihm gewohnt bin und wende mit Mühe den Blick von den wild tanzenden Kimberly und Matt ab.

"Ehm ...", nuschle ich und versuche angestrengt einen klaren Gedanken zu fassen, was jedoch schier unmöglich scheint, da der Alkohol meine Sinne und meinen Kopf völlig vernebelt hat.

"Komm schon, Jen.", bettelt Noah, steht auf und streckt seine Hand nach mir aus.

"Naguut.", seufze ich und ergreife seine Hand, "Aber ich warne dich.", erkläre ich ihm ernst, "Mit mir zu tanzen kann für jeden um mich herum tödlich enden."

Noah lacht laut, aber ich sehe ihn immer noch todernst an.

"Ach komm, so schlimm tanzt du sicher nicht!", prustet er, sieht jedoch trotzdem ein wenig besorgt aus.

"Na wenn-"

Ich breche ab und bleibe wie angewurzelt stehen. Meine Nackenhaare stellen sich auf und auf meiner Haut breitet sich eine unangenehme Gänsehaut aus. Mein Puls beschleunigt sich und ich spüre mein Herz fast schmerzhaft stark gegen meinen Brustkorb schlagen. Ich kann kaum atmen.

"Jenny? Ist alles in Ordnung?", fragt Noah unsicher und ich wende das Gesicht ab.

"J-Ja ... e-es ist ...", murmle ich und spüre, wie ich am ganzen Leib zittere, "L-Lass uns einfach tanzen, ja?"

"Natürlich.", erwidert er freundlich und zieht mich mit sich auf die Tanzfläche.

Bevor ich ganz in die tanzende Menge auf der Fläche gezogen werde, werfe ich einen letzten Blick über meine Schulter, aber diese unglaublichen, grünen Augen sind verschwunden.


"Siehst du! So schlimm, wie du am Anfang meintest, tanzt du doch nicht!", ruft Noah etwa einige Stunden später und ich werfe ihm einen warnenden Blick zu.

"Ich habe nicht gesagt, dass du gut tanzt, nur, dass ich es überlebt habe.", verteidigt er sich glucksend und ich breche in schallendes Gelächter aus.

Endlich an unserem Tisch angekommen, lasse mich erschöpft auf den Stuhl fallen und nehme einen großen Schluck von meinem fast leeren Cocktail. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen.

"Wo sind eigentlich Matt und Kimberly?", frage ich nach einer kurzen Stille, aber Noah zuckt nur mit den Schultern.

"Vermutlich noch tanzen ... oder", er wirft mir einen vielsagenden Blick zu und beugt sich etwas zu mir, "sie tun ... andere Dinge."

Er grinst dreckig und leckt sich ungeniert über die Lippen. Der Geruch von Alkohol steigt mir in die Nase und mir wird sofort klar, dass er betrunken ist.

"Willst du noch einen?", fragt er mit blitzenden Augen und deutet auf mein fast leeres Glas.

Bevor ich überhaupt auch nur die Zeit habe, darüber nachzudenken, knurrt eine raue Stimme direkt hinter mir:

"Ich denke, sie hatte genug oder, Jennifer?"

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Hallo meine Lieben! ♡ Tut mir Leid, dass das Kapitel nicht soo spannend ist, aber ihr könnt euch schon mal  wirklich auf's Nächste freuen! (Sorry, ich spoiler nicht, aber es wird ... ach, seht dann einfach selbst!) Es kommt übrigens vermutlich wirklich bald.

Ich hoffe, es hat euch (trotzdem) gefallen! 

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr den Vote-Knopf drückt und mir einen Kommentar hinterlässt, damit ich weiß, wie ihr mein Buch oder Kapitel findet, was euch gefallen hat und was ich vielleicht besser machen könnte♡

Bis bald, Eliana

P.S.: Das Kapitel ist xgxlsxmx gewidmet, weil sie schon seit gaanz am Anfang einer meiner Leser ist und ich mich einfach mal bei ihr bedanken möchte, dass sie bei dieser kleinen "Reise" immer noch dabei ist und jedes Mal super liebe Kommentare schreibt. 

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