Kapitel 3: Die Einladung

Der Hass zwischen mir und Nate bleibt auch in den darauf folgenden zwei Wochen hartnäckig bestehen oder verfestigt sich sogar durch die tägliche Stunde Kaugummi-Abkratzen, in der wir uns gegenseitig ständig geflüsterte Vorwürfe oder Beleidigungen zu murmeln, sodass es unser halb taube Hausmeistern nicht mitbekommt. In den restlichen gemeinsamen Kursen behandeln wir einander wie Luft, was mir jetzt auch nur Recht ist.

Im Gegensatz dazu, hat sich meine Freundschaft zu Alex, wofür mich Matt zutiefst verachtet, nur gefestigt, da wir von dem Moment an, als er mir sein T-Shirt geliehen hat, anscheinend Freunde geworden sind.

Alex ist wirklich nett und soviel ich nach gerade einmal etwas über zwei Woche des Kennenlernen sagen kann, ein toller Freund. Jedes Mal, als Matt und Kimmy in der Woche Training hatten und ich eigentlich gute zwei Stunden in der Schule auf sie warten hätte müssen, um mit ihnen nach Hause mitzufahren, hat mich Alex entweder sofort nach Hause gebracht oder mich dazu überredet, mit ihm noch einen Kaffee trinken oder ins Kino zu gehen.

„Da wären wir.", sagt Alex plötzlich und ich schrecke mal wieder mal aus meinen Gedanken hoch.

Es ist Freitag, über drei Wochen sind seit dem ersten Schultag vergangen und Matt und Kimberly haben beide heute noch Cheerleading- beziehungsweise Basketball-Training, weshalb mich Alex wieder mitgenommen hat.

„Ach richtig.", murmle ich etwas träge und schnalle mich ab.

„Na, wie fühlt es sich an, zu wissen, dass du Montag nicht mehr Kaugummis abkratzen musst?", lacht Alex und ich grinse.

"Gut.", gebe ich zu und will gerade aus seinem blauen Porsche springen, als:

"Warte mal kurz, Jenny ...", hält er mich mit nervöser Stimme auf. Ich halte in der Bewegung inne und sehe ihn fragend an.

"Also ... nun ja, du kennst doch Logan oder? Er ist auch ein Senior und spielt mit mir und Nate im Basketball-Team", fragt er zögernd und ich nicke, "Nun ... also ... wir sind Freunde und er hat morgen Geburtstag und schmeißt eine ziemlich große Party und ...", er kratzt sich verlegen den Nacken, "ich wollte dich fragen, ob ... du weißt schon ... also nur, wenn du nichts besseres zu tun hast ... also würdest du vielleicht mitkommen?"

Eine Party? Mit Alex? Meinte er es als eine Art ... Date? Ich war noch nie wirklich auf einer typischen Teenager Party, wie man sie aus den Filmen kennt, aber vielleicht wird es doch auch ganz anders oder? Sicherlich wird es gut tun, mal wieder rauszukommen und nicht nur das Haus und die Schule zu sehen ... aber andererseits, wollte ich eigentlich den Samstag nutzen, um zu lernen und die Englisch Präsentation vorzubereiten, die in nur eineinhalb Wochen fällig ist.

"I-ich weiß nicht ... ich kenne Logan doch nicht einmal.", gebe ich zu Bedenken und versuche währenddessen in meinem Kopf eine Entscheidung zu treffen.

"Darüber mach dir mal keine Sorgen, Jenny.", lacht er fast erleichert und ich sehe ihn stirnrunzelnd an.

Was meint er?

„Ehm ... OK", stottere ich unsicher.

„Perfekt", sagt er schnell, „Dann bis morgen Abend. Ich hole dich gegen Halb Neun ab, OK? Wir brauchen von hier aus eh nicht einmal zehn Minuten mit dem Auto. Ach und zieh ein Cocktailkleid an!"

„OK, bis morgen.", antworte ich leicht verwirrt und steige aus dem Auto.

„Ich schreibe dir, wenn ich mich verspäten sollte.", ruft er mir hinterher als ich die Marmorstufen hinauf zur Haustüre steige.

Ich winke ihm noch einmal bevor ich meinen Schlüssel aus der Tasche krame, aufsperre und eintrete. Ich lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen und gehe eilig in die Küche um Marisol zu begrüßen.

„Hola, Señorita Jennifer!", begrüßt sie mich enthusiastisch und wuselt zum Kühlschrank hinüber, wo sie eine Schale herausholt und sie mir zeigt, „Vegetarische Lasagne.", meint sie und ich grinse.

Marisol ist meiner Meinung nach die beste Köchin auf der ganzen Welt - ich war noch nie mit meinen Eltern in einem dieser super schicken Restaurants oder Veranstaltungen, da meine Mutter stets die Befürchtung hatte, ich könne sie blamieren, wodurch ich fast keine anderen Köche, außer die der naheliegenden FastFood-Ketten, kenne. Egal was Marisol auch macht, es schmeckt einfach himmlisch.

"Jennifer, sei nicht albern! Sie wird doch für's Kochen, Putzen und so weiter bezahlt! Also kann man auch erwarten, dass sie ihre Arbeit zufriedenstellend erledigt.", hätte meine Mutter jetzt vermutlich gesagt, wenn ich meine Gedanken laut ausgesprochen hätte.

Ich setzte mich an den runden Küchentisch und beobachte Marisol, wie sie zwei großzügige Stücke auf zwei Teller gibt und sie einzeln in die Mikrowelle stellt.

„Haben Sie schon etwas von Miss Elizabeth gehört, Miss Jenny?", fragt sie munter und stellt die beiden Teller samt Besteck auf den Tisch.

„Nein. Sie hat vermutlich vergessen mir zu schreiben nachdem sie in Dubai angekommen ist.", seufze ich. Auch wenn es fast einen ganzen Monat her ist, dass sie mich zur Schule gefahren hat, ist so etwas nichts Neues für mich.

Ich bin es gewohnt fast immer nur mit Marisol alleine im Haus zu sein und ehrlich gesagt, vermisse ich meine Mutter auch nicht sonderlich.

Anders ist es mit meinem Vater ... Ich vermisse ihn wirklich sehr, da er immer derjenige war, der mich aufgemuntert hat, wenn meine Mutter mal wieder übergeschnappt ist und auch - zumindest in den sechs Wochen im Jahr - wirklich für mich da war und ich das Gefühl hatte, er wäre für mich in die Stadt gekommen und nicht weil es hier den besten und teuersten Friseur gibt und man sich dort lässig mit Heidi Klum und Kim Kardashian und ihren fünf Geschwistern über die neusten Skandale und Tratsch unterhalten kann.

„Miss Elizabeth arbeiten sehr viel, Sie wissen.", sagt Marisol freundlich und schenkt uns beiden ein Glas Wasser ein, bevor sie sich zu mir an den Tisch dazu setzt.

"Hm.", antworte ich in Gedanken ohne wirklich zu zuhören.

"Was gibts?", frage ich etwas genervt und halte mir mein Handy ans Ohr.

"Hey, Jen! Stör ich?", ertönt die aufgeregte Stimme von Kimberly und ich rolle mit den Augen.

"Immer doch.", erwidere ich und merke mir sorgfältig die Stelle des SAT-Lernbuchs ein.

Ein SAT ist neben unter anderem auch dem ACT ein US-amerikanischer standardisierter Test, der hauptsächlich von Studienplatzbewerbern an amerikanischen Universitäten verlangt wird. Der Test ist unglaublich schwer, weshalb ich ihn Mitte dieses und nächstes Schuljahrs machen werde und ich mir gedacht habe, am Besten jetzt schon mit den Vorbereitungen zu beginnen. Man kann schließlich nie vorbereitet genug sein.

„Du weißt, dass ich es auch über den Hörer sehen kann, wenn du mit den Augen rollst, oder?", lacht sie , „Was machst du denn gerade so?", fragt sie in unschuldigem Ton und ich seufze. Ich kenne diesen Ton nur allzu gut und weiß daher, dass sie ihn nur dann anschlägt, wenn sie etwas will.

„Ich lern gerade für die SAT's.", seufze ich, "Ist das nicht unglaublich? Ich war vorhin in einem Buchgeschäft und habe über 50 von diesen mindestens fünf Kilo schweren Vorbereitungsbüchern gesehen! Ich hoffe nur, die die ich ausgewählt habe, sind gut ... meinst du zehn verschiedene werden genug sein? Naja ich dachte mir, ich kann immer noch-"

„Hörst du dich eigentlich, wenn du redest?", unterbricht Kimmy mit lauter Stimme meinen Monolog, „Du weißt schon, dass wir noch bis Juni Zeit haben oder? Juni! Hörst du! Es ist gerade mal Ende September!"

„Ja ich weiß! Aber Juni wäre ja dann der späteste Termin! Ich wollte ihn im Januar oder März spätestens machen, damit ich dann noch genug Zeit habe mich auf ihn vorzubereiten, wenn ich ihn ein zweites Mal mache.", erwidere ich streng.

Im Gegensatz zu, beispielsweise dem deutschen Abitur, kann man die SAT's so oft machen, wie man möchte, üblich ist es, dass man sie zweimal, einmal nach dem Junior und einmal nach dem Senior Jahr, macht. Die SAT's macht man normaler Weise außerhalb der Schule, da sie zentral und für jeden gleich gestellt werden und man sich auch circa ein bis zwei Monate vor dem jeweiligen Termin registrieren muss - meist gibt um die Sieben Termine in der Stadt zwischen Oktober und Juni.

„Ach ... das ist doch noch ewig hin! Fast ein halbes Jahr.", meint Kimberly lässig und ich rolle mit den Augen.

„Nicht, wenn ich ihn im Januar schon mache.", erinnere ich sie halb entrüstet und höre sie lachen.

„Na ja ... Themawechsel. Wie wär's wenn wir morgen Abend mit Matt bei mir einen Filme-Abend machen? Matt hat irgendetwas von-"

„Tut mir Leid, ich kann morgen nicht.", unterbreche ich sie kleinlaut und beiße auf meine Lippe.

„Ach komm schon! Du kannst doch nicht vorhaben, dich das ganze Wochenende lang in deinem Zimmer zu verkriechen und zu lernen, oder?", fragt sie ungläubig.

„Nein, das ist es nicht. Ich ... Alex hat mich auf Logan's Party eingeladen.", murmle ich und bereue doch sofort es ihr doch erzählt zu haben.

"Nein! Oh mein Gott!", beginnt sie und ich stöhne, "Jen! Wir gehen jetzt sofort shoppen und kaufen dir was schönes! Keine Widerrede!"

"Genau deswegen hätte ich es erst gar nicht erwähnen sollen.", denke ich insgeheim und stöhne auf.

„Kimmy, bitte, ich muss lernen.", flehe ich.

„Außerdem habe ich schon was zum anziehen.", sage ich zögernd.

Sie schnaubt nur verächtlich.

„Sicher? Aus deinem Kleiderschrank?"

„Ja! Du kennst doch dieses türkisene Kleid."

„Das übers Knie geht?", fragt sie noch ungläubiger und ich rolle abermals mit den Augen.

„Ja ich dachte vielleicht mit den braunen Ballerinas, die du mir letztens zum Geburtstag geschenkt hast."

Sie stöhnt.

„Bitte, Jenny, vertrau mir. Geh mit mir einkaufen, ja?", bettelt sie.

„Verlegen wir doch den Filme-Abend auf ein andermal, OK?", versuche ich sie abzuwürgen.

„Hör auf vom Thema abzulenken, Jen!", keift sie genervt und ich grinse zufrieden.

„Super, dann bis bald!", erwidere ich fröhlich und lege auf ohne auch nur ihre Antwort abzuwarten.

Ich versuche den Gedanken an die Party am nächsten Abend so gut es geht zu verdrängen, indem ich mich ausschließlich auf die zugegeben tatsächlich etwas verfrühte Vorbereitung meiner SAT's voll und ganz konzentriere und mich dadurch zwinge, an nichts anderes zu denken.

Als ich jedoch am nächsten Tag von meinen Vokabelkarteikarten aufblicke und bemerke, dass es bereits kurz nach Sechs Uhr Abends ist, muss ich mir letztendlich doch eingestehen, dass ich aufgeregt bin.

Nein, das wäre untertrieben.

Ich bin schon längst jenseits aller Aufgeregtheit. Krampfhaft versuche ich mich auf den Text auf der Karte zu konzentrieren, schaffe es jedoch nicht, auch nur ein einziges Wort davon zu verstehen. Nach einer guten Viertelstunde gebe ich es schließlich auf, mir selbst vorzumachen, tatsächlich zu lernen und stehe von meinem Schreibtischstuhl auf.

Ich war noch nie auf einer echten Party ohne dem ganzen Kindergeschrei und Luftballons. Zugegeben, Kimberly und Matt wurden oft genug eingeladen, aber abgesehen davon, dass ich stets übergangen wurde, eine Einladung zu erhalten, hatte ich immer lieber lernen oder vielleicht mit Marisol einen Film ansehen wollen. Nicht einmal jetzt, weiß ich, weshalb ich wirklich auf diese Party gehe, immerhin hat sich nichts geändert.

Ich bin immer noch dieselbe Jennifer Larissa Clark, die einfach partout nicht in diese Beverly-Hills Welt, wie die, die meine Mutter und alle anderen, die ich kenne, bewohnen, hinein passt. Und doch laufe ich jetzt hier in meinem geräumigem Zimmer auf und ab, werfe der Uhr auf meinem Schreibtisch unaufhörlich ungeduldige Blicke zu und warte darauf bis es endlich halb Neun wird.

Ein winziger, aller kleinster Teil in mir, erinnert mich ständig daran, dass vermutlich ein Großteil der Schule, zumindest jene, die beliebt und reich sind, dort sein werden, wie beispielsweise auch ... Nate. Und obwohl ich es mir selbst niemals eingestehen würde, weiß ich doch, dass er mit der eigentliche Grund ist, weshalb ich so nervös bin.

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Hey meine Lieben!♥︎

(Nicht wundern, dass das alte laaange Kapitel weg ist, aber ich dachte ich teile dieses Kapitel doch besser in 2 Kapitel auf.)

Ich hoffe, es hat euch gefallen! Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Meinung mitteilt, indem ihr einen Kommentar und ein Vote dalässt!♡♥︎

Bis bald,

x Eliana


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