Kapitel 25: Ein Plan

Es fällt mir wie Schuppen von den Augen.

In diesem einen Moment, in dem ich in Nate's grüne Augen blicke, in denen deutlich die Begierde geschrieben steht, weiß ich, dass es endgültig um mich geschehen ist. 

Ich habe mich hoffnungslos und ohne Wiederkehr in Nate verliebt.


"Hey", hauche ich und schließe mit immer noch puterrotem Gesicht die Autotür.

"Hey", antwortet Matt und sieht mich stirnrunzelnd an, dann breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, "Was ist eben passiert?"

Ich werde noch röter, vorausgesetzt, dass das überhaupt möglich ist und murmle etwas unverständliches vor mich hin, während ich beschämt auf meine Knie sehe.

"Jen-Jen?", hakt er grinsend nach und sieht mich mit wackelnden Augenbrauen an.

Ich seufze und sehe ihm dann in die Augen. Ich kann gut verstehen, dass sich Kimberly in Matt verliebt hat - nicht, dass ich ihn je auf diese Art mögen würde, aber ich kann nicht leugnen, dass er tatsächlich unverschämt gut aussieht. Sein durch das viele Basketball Training durchtrainierter Körper wirkt männlich und stark, während seine liebevollen, kastanienbraunen Augen ihn weich und auf eine gewisse Art einfühlsam und verletzlich erscheinen lassen. Es ist der Gegensatz, der ihn aus der Masse hervorstechen lässt und vermutlich auch, weshalb unzählige Mädchen in meinem Alter in Getuschel und Gekicher ausbrechen, sobald er sich ihnen nähert. Selbstverständlich ein anderes Getuschel und Gekicher als das, in das (zumindest heute) jeder in meiner Nähe ausbricht.

"Ich fange erst dann an, zu erzählen, wenn ich mit Unmengen von Pizza in meinem Bauch auf einer gemütlichen Couch liege.", seufze ich schließlich und Matt grinst noch breiter.

"Wenn das der Chef sagt, auf nach Hause!", gluckst er und mit diesen Worten, startet er den Motor.


Mir ist schlecht. Nicht auf eine Weise, wie "Ich hätte das letzte Stück Pizza nicht essen sollen", das auch, aber vor allem auf eine andere, unangenehmere Weise.

Er schweigt und sieht mich immer noch nachdenklich an.

"Du hast nichts von all dem Kim erzählt, oder?", bricht er nach einer langen Pause endlich das Schweigen und ich japse fast auf, da sich die Spannung in der Luft ins Unerträgliche gespannt hat.

"Nein.", antworte ich ganz leise und sehe zu, wie sich seine Augenbrauen zusammenziehen. 

Mein schlechtes Gewissen wächst wie ein Geschwür in meinem Kopf und lässt mich an nichts anderes denken, als an die Tatsache, dass ich meiner besten Freundin, beinahe meiner einzigen Freundin, nichts von meinem ersten und zweiten Kuss erzählt habe, ganz zu schweigen von meinen Gefühlen für Nate.

"Warum?"

"I-Ich ...", stottere ich und sehe auf einmal vor meinem geistigen Auge die zwölfjährige Kimberly, die mir begeistert von ihrem ersten Kuss mit einem Jungen namens Ryan erzählt.

"Ich bin eine schreckliche Freundin.", murmle ich so leise, dass ich mir zunächst nicht sicher bin, dass mich Matt überhaupt verstanden hat.

"Du bist eine großartige Freundin, Jen.", sagt er halb trotzig halb empfindsam und zieht mich in eine feste Umarmung.

"Er ist so einfühlsam, so zärtlich, ein so guter Freund.", denke ich und ziehe ihn nur umso fester an mich.

Ich liebe seinen Duft aus Zitrone und Haselnüssen, der mich jedes Mal unwillkürlich an zuhause erinnert. Mein zuhause.

"Kim wird es verkraften, Jen-Jen.", haucht er gegen mein Ohr und ich lächle matt.

Nach einiger Zeit, viel zu früh nach meinem Geschmack, lösen wir uns wieder voneinander und sehen uns an.

Stille.

Dann fragt Matt die Frage, vor der ich mich am meisten fürchte seit ich angefangen habe zu erzählen:

"Was empfindest du für ihn?"

Ich schlucke schwer.

"I-Ich ...", meine Stimme bricht und ich sehe seinen traurigen Blick, den er mir zuwirft.

"Okay, lass es und auf eine andere Art versuchen: Wie fühlst du dich, wenn er in deiner Nähe ist?", fragt er und ich überlege lange, bis ich schließlich sage:

"Ich habe das Gefühl, mein Herz würde so laut schlagen, dass man es meilenweit hören könnte. Ich bekomme keine Luft mehr, habe das Gefühl zu ertrinken. Ich zittere am ganzen Körper, meine Knie werden weich. Ich fühle mich zu ihm hingezogen wie ein Magnet, kann förmlich die knisternde Elektrizität zwischen uns spüren und bin ihm vollkommen ausgeliefert. Ich bin wie Wachs in seinen Händen. Dieses Gefühl keine Kontrolle mehr über meinen eigenen Körper zu haben macht mich verrückt seit ich ihn das erste Mal gesehen habe und doch kann ich mich nicht von ihm fern halten. Ich seiner Nähe fühle mich ... sicher."

Matt sieht mich mitleidig an und ich bereue fast, ihm so viel erzählt zu haben.

"Du bist in ihn verliebt, Jen-Jen.", sagt er schließlich und taxiert mich unaufhörlich mit seinen Blicken.

"Ich weiß.", murmle ich und senke den Kopf.

Wieder Stille, dann:

"Nun, dann musst du dich eben von ihm ent-lieben.", stellt Matt fest und ich mache große Augen.

"Und wie soll das gehen?"

Ein teuflisches Lächeln breitet sich auf Matt's Gesicht aus und ich befürchte schlimmes.

"Was hast du vor, Pupkin?", seufze ich und sehe wie seine Augen hinterlistig funkeln.


"Du willst, dass ich was?", brülle ich außer mich vor Zorn und funkle Matt wütend an, der etwas durch den gefährlichen Blick mit den zu Schlitzen gezogenen Augen, den ich ihm zuwerfe, in sich zu schrumpfen scheint.

"Jetzt beruhige dich doch! Wir-", setzt er an, aber ich falle ihn wieder prompt ins Wort.

"Nur weil Jungs, wenn sie ein Mädchen vergessen wollen, gleich mit zehn anderen schlafen, heißt das nicht, dass ich das auch tun werde!", schreie ich.

Eine überraschte Stille breitet sich aus, sobald die Worte meinen Mund verlassen haben und Matt sieht mich mit ernster Miene an. So plötzlich, dass ich beinahe einen Satz in die Höhe getan hätte, bricht er in schallendes Gelächter aus.

"D-Du solltest - dein G-Gesicht gerade s-sehen!", bringt er unter seinem Lachanfall heraus und unweigerlich huscht mir ein Lächeln auf die Lippen, was mich jedoch nur noch wütender macht, da ich gerade auf Matt sauer bin und ich nicht will, dass er mich zum Lachen bringt. Aber ich kann der Versuchung nicht länger widerstehen, sondern stimme in sein Lachen mit ein.

"Du bist so ein Idiot.", kichere ich und sehe sein verschmitztes Grinsen auf dem Gesicht, "Aber jetzt mal im Ernst: Ich werde das sicherlich nicht machen."

"Du weißt ja nicht einmal, was ich sagen wollte, weil du mich jedes Mal unterbrochen hast.", gluckst er, sein Lächeln verschwindet jedoch auf der Stelle als er den empörten Blick bemerkt, den ich ihm zuwerfe.

"Das wäre?", frage ich leicht bedrohlich und stemme demonstrativ die Hände in die Hüfte.

"Naja weil du ... du weißt schon .... Jungfrau und so bist", murmelt er und hebt abwehrend die Hände da ich bereits den Mund zum Protest geöffnet habe, "Ich habe nichts dagegen gesagt, Jen, also geh nicht gleich wieder auf mich los!", verteidigt er sich, aber ich rolle nur genervt mit den Augen.

Er wirft mir einen prüfenden Blick zu, ob ich ihn auch ja nicht wieder unterbreche, und fährt dann fort:

"Naja, also ... ich dachte, du solltest für den Anfang erst einfach mal ein paar andere Typen kennenlernen, dann einen auswählen, in den du dich verlieben willst und damit du auch nicht rückfällig wirst,", er wirft mir einen strengen Blick zu, aber ich rolle nur abermals mit den Augen, "musst du dich auf jeden Fall für die nächsten Monate ganz von Nate fern halten, verstanden? Setz dich meinetwegen ans andere Ende der Klasse - ich bin sicher, jedes Mädchen wird liebend gern mit dir Platz tauschen. Und dann. Voilá!", er macht eine ausladende Geste, "Bist du ihn los."

Ich sehe ihn stirnrunzelnd an.

"Das ist der idiotischste Plan, den ich je gehört habe.", pruste ich nach einer kurzen Pause los, da mir sein Vorschlag einfach nur lächerlich erscheint, aber Matt zuckt nur ernst mit den Schultern.

"Bei mir hat es funktioniert.", räumt er ein und ich sehe ihn schief an.

"Von wem musstest du dich denn je ent-lieben?"

"Tut jetzt hier nichts zur Sache.", nuschelt er kaum verständlich, aber ich sehe ihn immer noch misstrauisch an, "Hast du denn einen anderen Plan, wo er dir nicht früher oder später das Herz rausreißen wird?"

Ich überlege.

"Nein, den habe ich nicht.", denke ich, bleibe aber stumm, " Matt hat Recht. Er ist schlecht für mich.", Mein Magen dreht sich allein bei der Vorstellung um, jemand anderen als Nate . . .

Er ist wie eine Droge für mich: Ich weiß, dass er er schlecht für mich ist und doch kann ich unmöglich von ihm wegkommen. Er ist meine Luft zum Atmen.

"Eben.", sagt Matt als wäre damit die Sache geklärt und reibt sich zufrieden die Hände, "Dann lass uns an die Arbeit gehen, sollen wir?"


"Jen, wirklich, zum letzten Mal! Kann es nicht jemand anderer sein?", fragt Matt leicht erschöpft gute drei Stunden später und reibt sich müde die Stirn.

Ich sehe auf die überschaubare Liste mit Namen , circa die Hälfte davon durchgestrichen, neben mir auf dem kleinen Tisch, schüttle aber nur den Kopf.

"Ich kenne keinen einzigen dieser Leute!", wiederhole ich zum dutzendsten Mal und klinge dabei zunehmend ungeduldiger, "Und ganz davon abgesehen, glaube ich nicht, dass auch nur einer von ihnen etwas mit mir zu tun haben wollen würde nach dieser ganzen Sache ..."

"Komm schon ... ich bitte dich, Jenny! Warum ausgerechnet er?", quängelt er und ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu.

"Weil er von Anfang an mein Freund war und wirklich nett ist!", gebe ich trotzig zurück und sehe wie er genervt mit den Augen rollt.

"Na schön ... Aber du weißt, dass so etwas eure ach so tolle Freundschaft für immer", er betont die Worte 'für immer' extra deutlich, "zerstören könnte, oder?"

"Netter Versuch, Pumpkin.", gebe ich zuckersüß zurück und stehe auf.

"Was machst du?", will er verwirrt wissen als ich mein Handy aus der Hosentasche ziehe und einige Male darauf tippe.

"Ich rufe ihn an und bitte ihm um ein Date.", antworte ich und sehe zufrieden wie Matt's Kinnlade herunterfällt.

"Du kannst doch nicht-", flüstert er erschrocken, aber da habe ich schon das kleine Gerät an mein Ohr gehalten und lege einen Finger an meine Lippen um ihn zum Schweigen zu bringen.

"Jenny?", meldet sich Alex' Stimme am anderen Ende nach gerade einmal dem zweiten Tuten.

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So das war's wieder :)♥︎ Ich hoffe sehr, es hat euch gefallen!

Ich würde mich sehr über euer Feedback freuen, denn das ist es schließlich, was mich motiviert und dadurch mit Sicherheit das nächste Kapitel schneller kommt♥︎ -> Also nicht vergessen, zu voten und zu kommentieren!♡♥︎

♡Danke für's Lesen♡

Bis Bald, Eliana





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