Kapitel 20: Geständnisse

Ein ohrenbetäubendes Klingeln weckt mich am nächsten Morgen aus meinem tiefen, traumlosen Schlaf, aber ich versuche es zu ignorieren und krieche lieber nur noch ein Stückchen tiefer unter die wärmende Bettdecke. Das unangenehme Klirren, der Klingelton meines Handys, hält sich für gut zehn Sekunden bis endlich, für eine geschlagene Sekunde zumindest, wieder Ruhe herrscht. Ich seufze zufrieden und will mich gerade umdrehen, als abermals die Melodie die friedvolle Stille unterbricht und ich gezwungen bin, aufzuwachen. Ich stöhne leise vor mich hin und öffne langsam meine Augen. Ich blinzle in die grelle Morgensonne, die durch die Jalousien mein Zimmer fallen und den geräumigen Raum in ein dämmriges Licht versetzten. Müde taste ich nach dem vibrierenden und immer noch tönenden Handy auf meinem Nachttisch und kneife meine Augen zusammen, da das Display unangenehm hell leuchtet.

"Kimmy?", krächze ich schließlich ins Telefon und schließe kurz wieder die Augen.

"Wir müssen reden. Ich bin gleich bei deinem Haus.", sagt sie schnell und klingt dabei ungewohnt besorgt.

"Was? A-"

Ein "Klick" ertönt, was mir sagt, dass sie aufgelegt hat. Ich starre entgeistert auf das Display.

"Was um Himmels Willen war das denn eben?", wundere ich mich fassungslos und stehe dann auf. Ich mache mir erst gar nicht die Mühe, etwas anderes anzuziehen, schließlich haben mich Marisol und Kimberly schon oft genug in meinem gemütlichen Plüsch-Pyjama gesehen.

Bevor ich überhaupt die bereits duftende Küche erreichen kann, klingelt es auch schon an der Tür.

"Ich gehe schon, Marisol!", rufe ich hastig in die Küche und gehe auf die Haustüre zu.

Ich öffne die schwere Mahagoni-Tür und sehe zu, wie sich das schlanke Mädchen mit den haselnussbraunen Haaren an mir vorbei ins Haus drängt.

"Wir müssen reden.", sagt sie todernst und sieht mich eindringlich an.

"Dir auch einen guten Morgen.", erwidere ich amüsiert, aber sie erwidert mein Lächeln nicht, sondern sieht mich immer noch mit versteinerter Miene an.

Ich runzle die Stirn. Ich kann mich nicht erinnern, sie jemals so ernst erlebt zu haben.

"Ay que maravia, Señorita Kimberly!", ruft plötzlich Marisol und wuselt auf uns zu, "Frühstück ist gerade geworden fertig! Sie beide schonmal setzten sich jetzt ins Esszimmer! Frühstück kommt gleich!"

Sie schiebt uns mit sanfter Gewalt in Richtung Wohnzimmer und eilt dann selbst wieder in die Küche.

"Okay. Was gibt's?", frage ich neugierig und setzte mich an die eine Seite des Langen Tisches neben Kimberly, die an der Stirnseite Platz genommen hat.

Sie sieht mich kurz an und saugt dann scharf den Atem ein.

"Wegen gestern Abend, Jenny.", beginnt sie und bei diesen Worten scheint sich mein Magen umzudrehen.

"Ich kann das-", setzte ich an, aber in diesem Moment schneit Marisol mit einem gigantischen Tablett mit je einem ein Glas Orangensaft und zwei äußerst großzügig beladenen Tellern voll Eiern mit Speck, Toast Ecken, Pancakes und selbst einem Muffin.

"Marisol, Sie sind doch wirklich verrückt! Das ist viel zu viel!", beschwert sich Kimmy und starrt entgeistert auf den Teller vor sich.

"Pura locura! Sie sind viel zu dünn, Liebes! Aber dass schaffen wir schon!", erwidert sie begeistert, legt noch eilig das Besteck ordentlich neben unsere Teller hin und huscht dann wieder aus dem Raum.

"Dir ist klar, dass du gerade im Prinzip Fett plus Zucker plus Kohlenhydrate, was auch wieder Zucker ist, in dich hinein schlingst, oder?", sagt sie spitz während sie dabei zusieht, wie ich mich über den gebratenen Speck, Eiern und Toast hermache.

Ich seufze.

"Nein und für den Moment ist es mir auch egal.", erwidere ich so würdevoll wie es eben mit dem Mund voll Rührei geht.

"Ja aber was ist danach? Sweety, ich meine-"

"Kimmy.", warne ich sie und halte drohend meine Gabel in die Höhe.

Sie seufzt und nimmt einen kurzen Schluck von dem Orangensaft vor ihr.

"I-Ich ... also gestern ...", beginnt sie nervös und ich lege für einen Moment Messer und Gabel weg. Aie seufzt.

"I-Ich weiß einfach nicht wo ich anfangen soll, Jenny.", stottert sie und ich spüre wie auch ich langsam unruhig werde.

"Fang einfach von ganz von Anfang an.", ermuntere ich sie und sie nickt kurz.

"Erinnerst du dich noch an letzte Woche, wo du dich zu mir in die Mensa gesetzt hast und ich so aufgelöst war? Du hast mir von deinem neuen Auto erzählt und, dass dein Vater gekommen sei."

"Ja.", Ich runzle verwirrt die Stirn, "Aber was hat das mit gestern zu tun?"

"Erinnerst du dich noch, was ich gesagt habe?", fragt sie ohne auf mich einzugehen.

"Du meintest, dass du schlecht geschlafen hättest", erwidere ich verwirrt und versuche mich an unser Gespräch genauer zu erinnern.

Erst jetzt wird wir es plötzlich wieder bewusst, was ihre Worte waren. "I-Ich glaube, ich mag Matt."

"Du hast dich gar nicht mit Matt gestritten, oder?", frage ich und sie schüttelt kurz den Kopf, "Aber warum seit ihr euch dann die letzten Tage in der Schule aus dem Weg gegangen?"

Sie seufzt, dann beginnt sie zu erzählen:

"Wir hatten Tage vorher ausgemacht, dass ich am Tag bevor ich so aufgelöst in der Mensa gehockt habe nach dem Cheerleading zu ihm nach Hause komme und wir einen gemütlichen Filmeabend machen.", beginnt sie und sieht traurig auf ihren Teller hinab,"Ich bin also zu ihm nachhause"

"Und?", dränge ich sie.

"I-Ich vermute ... Naja ... Er hat mich wahrscheinlich vergessen und ...", Sie atmet tief ein, "Er war nicht allein.", flüstert sie schließlich.

Flashback (Kimberly's P.O.V)

Die Tür wird auf einmal von einem schwarzhaariger Junge aufgerissen. Die sonst warmen schokoladenfarbigen Augen sind vor Schreck geweitet und seinen recht sportlichen Körper ist nur mit einer tief sitzenden Boxershorts bedeckt. Meine Laune sinkt in den Nullpunkt.

"Hey, Kim, was machst du hier?", fragt er verwirrt und sieht mich stirnruzelnd an.

"Der Filmeabend?", erinnere ich ihn ein wenig missgelaunt und er schlägt sich mit der Faust hart gegen die Stirn.

"Kim, oh Gott, es tut mir echt so Leid, ich-"

"Matt, warum brauchst du denn so lang?", ertönt eine weibliche Stimme vom oberen Geschoß. Ich habe das Gefühl als hätte man mir in den Bauch geschlagen.

"Ich komme gleich.", ruft er über die Schulter, aber ich wirble einfach herum und laufe die Einfahrt hinunter.

"Kim! Jetzt warte doch!", aber da bin ich schon am Eisentor angelangt, öffne es, biege um die Ecke und laufe zu meinem Haus neben an.

Flashback Ende (Kimberly's P.O.V Ende)

"Seit wann empfindest du schon so etwas für ihn?", frage ich sie ernst und sie sieht auf. Ihre eisblauen Augen scheinen leer. Als wäre all ihr Licht, ihre Energie, ihr Optimismus darin erloschen.

"Ich weiß nicht. Vielleicht seit ein paar Jahren.", antwortet sie.

"Seit ein paar Jahren?", wiederhole ich entsetzt, "Und du hast mir nichts davon erzählt?"

Sie holt tief Luft, dann fährt sie fort ohne auf mich einzugehen.

"Vielleicht eine halbe Stunde nachdem du gestern gegangen bist, ist er vor meiner Haustüre aufgetaucht."

Flashback (Kimberly's P.O.V)

"Können wir reden?", ohne eine  Antwort abzuwarten, quetscht er sich an mir vorbei durch die Tür und marschiert die Treppe hoch zu meinem Zimmer. Ich seufze kurz, dann folge ich ihm.

"Gibt es einen Grund, warum du mir aus dem Weg gehst, Kim?", fragt er schließlich als er mir gegenüber auf der Eckcouch sitzt.

"Nein.", antworte ich knapp, sehe ihn jedoch nicht an.

"Gibt es einen Grund, warum du mir weder auf Nachrichten antwortest, noch mich zurückrufst?"

"Nein."

"Gibt es einen Grund, warum du mir bis jetzt nicht aufgemacht hast, als ich vor deiner Tür stand. Ich weiß, dass du da warst."

"Nein."

"Kim, komm schon! Was ist los?"

Ich sehe ihn kühl an.

"Nichts.", sage ich knapp und er stöhnt auf.

"Kann es vielleicht sein, dass es wegen letztens ist, wo -"

"Nein.", falle ich ihm stur ins Wort und ein Lächeln umspielt plötzlich seine Lippen.

Er kommt meinem Gesicht ein Stück näher. Eine Gänsehaut breitet sich überall auf meinem Körper aus und ein Schauder läuft meinen Rücken hinunter.

"Kann es sein, dass du eifersüchtig bist, Kim?"

"Nein.", erwidere ich, aber diesmal kann ich das leichte Zittern nicht aus meiner Stimme verbannen. Er kommt mir noch näher, sodass ich fast seinen Atem spüren kann.

"Ich kenne dich seit du fünf Jahre alt bist, Kim, und ich wusste schon immer, wann du lügst.", haucht er und presst begierig seine Lippen auf meine. Ich -

Flashback Ende (Kimberly's P.O.V Ende)

"Eww Kimmy! Keine Details!", rufe ich leicht angewidert, grinse dann aber, "Was ist dann passiert?"

"Naja ... also ... eine Sache hat zu der Nächsten geführt und ... irgendwie habe ich mit ihm geschlafen.", flüstert sie und sieht mich besorgt an.

"Nein! Du hast mit ihm geschlafen?", hauche ich eher begeistert als entsetzt und starre das errötende Mädchen neben mir an.

"Mehrmals.", piepst sie und ich muss mir stark das Lachen verkneifen.

"Er hat mich heute morgen gefragt, ob ich mit ihm ausgehen will.", sagt sie dann leise und ich jauchze laut.

"Das ist toll!", quietsche ich und umarme Kimberly heftig.

"D-Du bist nicht sauer?", fragt sie verblüfft, aber ich schüttle nur den Kopf.

Natürlich ist es ziemlich merkwürdig meine besten Freunde als Pärchen herumschwänzeln zu sehen, aber ich weiß, dass Matt ihr eine Menge bedeutet und ohnehin wäre es eh zwecklos sich dagegen aufzulehnen, da Kimberly meist ihren Willen mit allen Mitteln durchbekommt.

"Ich hab dich so gern!", ruft sie erleichtert und drückt mich an sich, was leider etwas ungemütlich ist, da ich so mehr oder weniger gegen die Tischkante gepresst werde.

"Ich hab dich gerner!", erwidere ich lachend.

"Willst du dich jetzt etwa mit mit streiten, oder was?", kichert sie.

"Natürlich! Das Leben ist schließlich ein Wettkampf!"

Nach dem Frühstück gehen wir gemeinsam in mein Zimmer, wo ich anfange meine Hausaufgaben zu erledigen, während Kimberly nur auf meinem Bett liegt und über die geborgten Kopfhörer eine Netflix Serie auf meinem Laptop sich ansieht.

"Ist doch OK wenn ich dich bei Facebook abmelde und mich-", murmelt sie abwesend und hält schlagartig inne.

"Hm.", antworte ich ohne ihre Frage wirklich gehört zu haben und kritzle weiter auf das Papier mit der Überschrift:" Soziale Schichten in der frühen Neuzeit Europas" für das Fach Weltgeschichte.

"Jenny?", sagt sie sehr langgezogen und ihre Stimme wird dabei immer höher, "Was zur Hölle ist gestern bei dieser Party passiert?", donnert sie und ich drehe mich zu ihr um.

O h   n e i n  . . .

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Ich hoffe sehr, es hat euch gefallen ♥︎ Ich würde mich wirklich total über ein Vote und einen Kommentar von euch freuen!

Ich habe mir eigentlich immer schon geschworen gehabt niemals P.O.V Teile von der Besten Freundin oder anderen Personen außer der Hauptpersonen zu machen, weil mich das selbst immer richtig bei anderen Büchern hier stört, wenn ständig die Perspektive geändert wird, aber naja . . . Ist ja nur einmal ;)

Bis Bald,

x Eliana



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