Kapitel 11: Von Küssen und Lügen
Um kurz nach Acht am Abend, es hat gut 20 Minuten mit dem Bus gedauert, hier her zu kommen, stehe ich vor dem luxuriösen Wolkenkratzer aus Glas und Sandstein in einem der nobelsten Viertel neben Beverly Hills mit seinen unzähligen Hochhäusern.
Ich gehe am Portier vorbei, der mich zunächst misstrauisch beäugt und betrete die teuer aussehende und weitläufige Lobby.
Ich gehe auf den Mann im schicken Anzug hinter der Rezeption zu, der sehr vertieft in seine Arbeit am Computer zu sein scheint, also räuspere ich mich kurz und er blickt auf.
"Ehm...", stottere ich und fühle mich zunehmenden unwohler unter dem skeptischen Blick, den mir der Mann zu wirft.
"Kann ich Ihnen helfen, Miss?", fragt er mit gedehnter und mit vor Abscheu und Arroganz triefender Stimme.
"Wie kann es sein, dass ich seit gut 14 oder 15 in dieser Welt der Superlativen lebe und doch einfach partout nicht reinpassen will?", überlege ich zum dutzenden Mal an diesem Abend.
"Ja, also ich ... ehm ... möchte bitte zu Nathaniel Dylan.", sage ich etwas verunsichert, lächle aber freundlich.
Der Mann erwidert das Lächeln nicht, sondern sieht mich nur noch argwöhnischer an und zieht dann demonstrativ eine Augenbraue hoch.
"Ihr Name?", hakt er in gelangweiltem Ton nach.
"Jennifer Clark", antworte ich und er gibt ein leises "Hm" von sich.
Der Mann greift zum Hörer, wählt eine kurze Nummer und hält ihn sich dann ans Ohr.
"Guten Abend, Sir, ich wollte Sie nicht stören, aber eine Miss Jennifer Clark möchte zu Ihnen."
Stille.
"Wie Sie wünschen, Sir." Er legt auf und sagt dann, sehr viel freundlicher und respektvoller:
"Sie werden bereits erwartet, Miss. Und ich soll ausrichten, dass Sie zu spät sind."
Er tritt hinter der Art Theke hervor und geleitet mich zu den nobel aussehenden Aufzügen. Er drückt den Knopf und macht einen Schritt in den Aufzug hinein, tippt etwas in die kleine Tastatur über den vielen verschiedenen Knöpfen mit den Zahlen der unterschiedlichen Stockwerken ein und tritt dann wieder heraus.
Ich steige ein und augenblicklich schließen sich die eisernen Türen vor mir. Der Aufzug setzt sich langsam in Bewegung. Mit jedem Meter, den der Fahrstuhl an Höhe gewinnt, steigt mein Puls um das 10-Fache an. Nach einer halben Ewigkeit, wie es mir vorkommt, kommt der Aufzug endlich zum Stehen, das typische 'Pling' ertönt und er gibt seine Türen und damit diesen unglaublich gut-aussehenden Jungen dahinter frei.
Ich steige aus und sehe in dieses wunderschöne Grün.
"H-Hi", stottere ich.
"Jennifer.", erwidert er ruhig und deutet mit der Hand nach Rechts, "Wollen wir uns ins Wohnzimmer setzen?"
Ich habe das Gefühl, es mehr ein Befehl ist, als eine Frage, aber ich nicke trotzdem.
"Okay", sage ich kleinlaut und folge ihm in den weitläufigen Raum.
Das Zimmer ist sehr luxurös eingerichtet und alle Möbel sind in einem fast schon klinisch-kaltem Weiß gehalten. Hinter der großen Eck-Couch, die an die offene Küche grenzt, kann man durch die riesigen Fensterscheiben den unglaublichsten Blick auf die ganze Stadt genießen. Die Aussicht raubt mir fast den Atem. Es ist fast stock-dunkel draußen, der Horizont ist in einem wunderschönen dunklen Violett getaucht und vielen Lichter von den Gebäuden und Hochhäusern um uns herum, verleihen der Stadt einen leichten Glimmer. Es ist einfach faszinierend.
"Wohnst du hier mit deinen Eltern?", frage ich neugierig und setzte mich auf die weiße Couch neben Nate.
"Nein.", erwidert er knapp.
"Also wohnst du hier allein?"
"Ja."
"Aber du bist doch noch keine 21, oder doch?", frage ich verblüfft und gleichzeitig etwas erschrocken.
"Nein, Jennifer, ich bin 19 Jahre alt und ja mit 19 darf man bereits alleine wohnen. Ganz davon abgesehen, war es die Idee meiner Eltern.", sagt er und seufzt.
Ich nicke.
"Du spielst Cello?", will ich abermals verwundert wissen und deute auf das Instrument in der Ecke neben dem langen Bücherregal, das durch eine spezielle Vorrichtung in der Senkrechten gehalten wird.
"Ja.", brummt er.
Ich nicke abermals, diesmal etwas verwundert und sehe dann wieder nach Draußen.
"Wie kannst du dich nur jemals konzentrieren, wenn du immer so eine Aussicht vor deiner Nase hast?", frage ich schwärmerisch und glaube für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde ein gewisses Funkeln in Nate's Augen zu sehen.
"Das weiß ich manchmal auch nicht.", sagt Nate ganz leise, sodass es ein fast kaum mehr als ein Flüstern ist. Auf irgendeiner Weise, habe ich plötzlich das merkwürdige Gefühl, dass er damit nicht dasselbe meint wie ich, schiebe den Gedanken dann aber beiseite.
"Ehm ...", ich räuspere mich, "Was war so wichtig, dass du es mir nicht am Telefon sagen konntest?"
Nate scheint kurz überrascht, fängt sich aber wieder schnell.
"Ich habe gesehen, wie du ziemlich aufgelöst aus Mathe gerannt bist und ... i-ich ... ehm ... ich habe mal vermutet, dass es wegen dem blöden Test war ... u-und", er kratzt sich beschämt den Nacken und sieht mich dann wieder durchdringend an, "Ich habe dem Lehrer gesagt, dass ich dein Buch aus Versehen letzte Woche mitgenommen habe und es dann verloren habe, sodass du dich nicht darauf vorbereiten konntest. Er meinte, dass er deinen Test nicht werten wird und ... ehm ... ich dachte, du solltest es eben von mir erfahren."
Ich starre mit großen Augen und weit aufgerissenem Mund den dunkelhaarigen Jungen neben mir an. Ich brauche gut zehn Sekunden bis ich seine Worte erst wirklich realisiere und frage dann besorgt:
"Hast du Ärger bekommen?"
Nate sieht mich verdutzt an, zuckt dann aber gleichmütig mit den Schultern.
"Ja. Einen Verweis, aber das ist halb so wild.", meint er locker und ich schlucke, "Nur für's Protokoll: Ich hab das nicht gemacht, weil ich auf irgendeine verdrehte Art irgendwie auf dich stehe, okay? Du hast mir nur Leid getan, das ist alles.", sagt er schnell, aber bevor er weiter reden kann, habe ich schon meine Arme fest um ihn geschlungen und umarme ihn heftig. Nate erwidert die Umarmung nicht sofort, drückt mich dann aber schnell an sich und hält mich einige Sekunden in den Armen.
Ich atme seinen unglaublichen Duft ein und spüre wie mein Herz zu rasen anfängt. Ein Kribbeln breitet sich in meinem Bauch aus und wandert langsam bis in meine Fingerspitzen.
Ich löse mich ruckartig von ihm und sehe dann wieder in seine plötzlich lodernden, leuchtend-grünen Augen. Er nähert sich langsam meinem Gesicht und prompt geht mein Atem flacher und stoßweise. Wie auch das letzte Mal, höre ich mein Herz laut, immer und immer schneller schlagen und habe auch wieder das Gefühl, es würde gleich aus meiner Brust springen.
Er beißt sich auf die Unterlippe und sieht immer abwechselnd in meine Augen und dann auf meine Lippen. Ich nähere mich noch ein winziges Stück, sodass unsere Lippen jetzt nur noch Millimeter von einander entfernt sind. Nate legt eine Hand an mein Gesicht und ich spüre seinen unregelmäßigen, heißen Atem auf meinen Mund prallen.
Ich unterdrücke einen Seufzer, als Nate plötzlich und ohne Vorwarnung seine Lippen auf die Meinen presst. Seine Lippen sind samtweich, der Kuss hingegen umso begieriger und härter. Er bewegt seine Lippen in purem Einklang zu Meinen und ich habe das Gefühl, ich würde einfach nie genug von ihm, von seinem unglaublichen Geruch, von diesem Gefühl, als würde eine wilde Kreatur plötzlich in mir erwacht sein, bekommen. Es ist wie, als wäre ich in einen Rausch gefallen. Ich fahre mit meinen Fingern durch seine dicken Haare und ziehe ihn dann noch näher zu mir. Er nimmt mein Gesicht in seine großen Hände und fährt mit seiner Zunge über meine Lippe, als würde er um Eintritt verlangen. Ich öffne leicht meinen Mund und augenblicklich schiebt sich Nate's Zunge durch meine Lippen und beginnt meine Mundhöhle zu erkunden.
"Ich ... habe ... es ... wirklich nicht ... gemacht, weil ... ich ... irgendwie ... auf ... dich stehe, was ... ich ... nicht tue", keucht er in den Kuss hinein und ich seufze leise, als er mein Gesicht noch näher an seines presst.
"Ich auch nicht.", antworte ich ebenso außer Atem, ohne den unglaublichen Kuss zu unterbrechen.
Das, ist eine klare Lüge.
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Aww der erste Kuss ♡*_*
Wie fandet ihr das Kapitel? Wenn es euch gefallen hat, würde ich mich sehr über ein Vote freuen und wenn nicht, dann schreibt mir in die Kommis, was euch nicht gefallen hat! :)
♡Vielen Dank fürs Lesen und die vielen Votes und Kommentare, die das Buch schon hat♡
x Eliana
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