EPILOG
Aria rannte. Ihr einst so schönes Kleid war dreckig und zerrissen, ihre Wangen gerötet und ihre Faust fest um einen kleinen Gegenstand geschlossen. Die andere Hand umklammerte ihre Röcke. Sie war barfuß. Ihre Schuhe hatte sie irgendwo verloren. Sie vermutete, dass sie irgendwo im Schlamm feststeckten. Der Gestank nach totem Fisch nahm zu, je näher sie dem Hafen an dem kleinen dreckigen Fluss kam. Dort erblickte sie das Ziel ihrer Strapazen. Ihr Haus.
»Valerian!«, brüllte sie ein einziges Mal und rannte dann keuchend noch etwas schneller. Tränen verschleierten ihre Sicht, je näher sie ihrem Zuhause kam. Dann stürzte sie durch die Haustür und sah zu ihrem Verlobten, wie er auf einem alten Schemel in der Küche saß und seine Angelrute reparierte. Er sah auf und seine Stirn zog sich zusammen.
»Aria? Was-?«
»Sie- sie sind gleich hier-es- es tut mir so leid, Val... « Arias tränenerstickte Stimme ging unter in ihrem schweren Atmen und Schluchzen.
»Wer? Was ist denn los?« Valerian blickte sie an und erhob sich langsam und geschmeidig von dem Schemel, legte die Angelrute weg und umarmte dann seine zitternde Verlobte. Aria presste sich fest an seine Brust und ließ dann den Gegenstand in ihrer linken Hand fallen. Es klimperte, als ein diamantenbesetzter goldener Ohrring auf den groben Holzboden fiel.
»D-die Palastwachen, Val... sie haben mich erwischt... aber letztes Mal hat es doch
so reibungslos funktioniert ...«, erklärte sie wimmernd gegen sein einfaches Leinenhemd,
»Sie sind gleich hier.« Sie betrachtete Valerian, als sich sein sanfter Gesichtsausdruck in reines entsetzten verwandelte.
»Scheiße, verdammt!«, rief er aus und drückte sie fester an sich, presste seine Nase in ihr Haar und atmete den Duft ein, den sie heute aus dem Palast mitgebracht hatte. Rosen. Aria bebte in seinen Armen.
»Ich liebe dich.«, wisperte die Frau da leise und blickte aus roten Augen zu ihm hinauf.
»Ich dich auch Aria. Aber jetzt ist nicht die Zeit dafür. Wir müssen fliehen. Komm!«
Er richtete sich auf, nahm Arias Hand und wollte sie wegziehen, in Richtung Fenster. Wenn sie in den Fluss sprangen und eine Weile stromaufwärts schwimmen würden, wären sie zwar entkräftet, aber sie hätten ihre Spuren verwischt ... Doch als seine Hand die ihre ergriff, spürte er kaltes Metall. Sein Blick glitt zu ihren Händen und er sah das Küchenmesser in ihrer Faust.
»Es- es tut mir so leid ...«, wiederholte sie.
Dann reckte sie sich, zog seinen Kopf für einen letzten Kuss zu sich hinab und hob ihrer beider verschlungenen Hände zwischen sie. Valerian weitete die Augen, brüllte, doch ihre Hand hatte sich in seinen Nacken gekrallt und hielt ihn eng an ihre Lippen gepresst. Dann stach sie zu. Valerian spürte ihr warmes Blut auf seiner Hand, spürte, wie ihre Beine nachgeben und fing ihren Körper auf, als sie zu Boden sackte.
»ARIA!«, brüllte er und stützte ihren Kopf, während er geistesgegenwärtig den Dolch aus ihrer Wunde zog, um seine Hand darauf zu pressen. Er sah nicht mehr klar, als sich die Tränen ihren Weg nach draußen bahnten. Arias blasses Gesicht vorzog sich zu einem schwachen Lächeln.
»In... deinen... Armen... sterben...«, hauchte sie und dann verließ das Leben ihren Körper. Valerian brüllte erneut ihren Namen, rüttelte ihren leblosen Körper und schrie gen Himmel.
Da flog die Tür auf und eine Schar bewaffneter Soldaten stürmte den Raum.
»Er hat sie ermordet!«, rief einer und riss Valerian fort von seiner Geliebten. »VERHAFTET IHN!«
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