Kapitel 34
Niall P.O.V.
Darüber, dass Sophie ein wenig neben der Spur ist, seit wir in Paris gelandet sind, habe ich mir erstaunlich wenig Gedanken gemacht. Zumindest bis zu dem Moment, in dem Shawn und Lena auf einmal hinter uns in der Hotellobby standen und ich sie einfach nur noch zum Fahrstuhl gezogen habe. Natürlich muss Shawn auch gerade in Paris sein, zusammen mit Lena, wenn ich mit Sophie hier bin, um sie auf andere Gedanken zu bringen.
Und als wir im richtigen Stockwerk aus dem Fahrstuhl aussteigen, bin ich einfach nur froh darüber, dass wir von Shawn weg sind. Ich könnte es nicht ausstehen, wenn er sich Sophie auch nur nochmal nähert.
Ein Rumpeln sorgt dafür, dass ich mich zu Sophie, die ein paar Schritte hinter mir stehen geblieben ist, umdrehe. Ihr Koffer liegt hinter ihr auf dem Boden, während sie die Schlüsselkarte anstarrt, die ich ihr gegeben habe. „Sophie? Ist alles in Ordnung?", frage ich nach, aber sie reagiert nicht. Auch als ich zusätzliche Schritte registriere und an ihr vorbeigucke, zeigt sie keinerlei Regung, was mir fast noch mehr Sorgen macht.
Shawn ist schon fast bei ihr angekommen, als ich sie, zugegebenermaßen etwas harsch, dazu auffordere, einfach mitzukommen, aber die erste Reaktion, die von ihr kommt, ist ein erschrockenes Zucken, als Shawn seine Hand vorsichtig auf ihre Schulter legt.
Leise sagt er irgendwas zu ihr, seine Hand noch immer auf ihrer Schulter, und ich sehe endgültig rot. „Nimm sofort deine dreckigen Finger von ihr!", schreie ich ihn an und registriere mit einer gewissen Genugtuung, dass meine Worte ihn treffen. „Du hast kein Recht dazu, jetzt bei ihr anzukommen!", schiebe ich noch hinterher, aber auch wenn ich ihn offensichtlich verletze, bewegt er sich keinen Millimeter weg. Nicht mal als ich die paar Schritte wieder in ihre Richtung gehe, zuckt er mit einem Muskel. Dafür dreht Sophie sich zu ihm um und sie reden so leise miteinander, dass ich direkt neben ihnen schon nichts mehr verstehen kann.
Immerhin nimmt er dann seine Hand von ihrer Schulter und ich schiebe mich zwischen Sophie und ihn, um ihn endlich von ihr wegzubekommen. Nach allem, was er getan hat, soll er sie gefälligst in Ruhe lassen. Sie ist ohne sowas wie ihn besser dran.
Was ich Shawn da alles an den Kopf werfe, während ich zwischen ihnen stehe, bekomme ich gar nicht richtig mit, aber als er noch immer nicht geht, reicht es mir. Mit meiner linken Hand setze ich an, für einen Schlag Schwung zu holen, aber noch bevor ich in meiner Bewegung weit gekommen bin, hält Sophie meinen Arm zurück und zieht mich ein Stück nach hinten, um sich schützend vor Shawn zu stellen.
Gerade als ich protestieren möchte, dass sie aus dem Weg gehen soll, von ihm weg, er hat sich von ihr fernzuhalten, nachdem er sie schon eiskalt mit ihrer Schwester austauscht, bittet sie mich, auf mein Zimmer zu gehen, weil sie schon klar kommt. „Ich lasse dich ganz sicher nicht mit diesem Arschloch alleine.", brumme ich und starre Shawn in die Augen, während ich ihn so bezeichne, aber von ihm kommt nach wie vor keine Reaktion. Stattdessen ist sein Blick noch immer auf Sophie fokussiert, die nur seufzt, sich zu ihm umdreht und mit dem Kopf schüttelt, bevor sie ihren Koffer wieder nimmt und einfach geht.
Nach einem letzten wütenden Blick auf Shawn folge ich ihr, bis sie in ihrem Zimmer verschwindet und meinen Versuch, noch etwas zu sagen, einfach ignoriert.
Als sich meine Zimmertür dann auch hinter mir schließt und ich Perrie Bescheid gegeben habe, dass wir angekommen sind, weil wir ja auch nur wegen ihr und ihren Bandkolleginnen hier sind, realisiere ich dann, was da gerade passiert ist.
Ich wollte Shawn eine reinhauen.
Ich hätte Shawn eine reingehauen, wenn Sophie mich nicht daran gehindert hätte.
Rückwärts lehne ich mich gegen die nächste Wand und lasse mich auf den Fußboden gleiten, während meine Hände zittern und ich mich mühsam dazu durchringe, tief durchzuatmen.
Shawn ist nicht mehr mein bester Freund. Er ist nicht mehr die Person, für die ich ihn immer gehalten habe. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, was mit ihm passiert ist. Was ihn zu einem so herzlosen Monster gemacht hat. Nein, er ist nicht herzlos. Sonst hätte es ihn nicht verletzt, was ich ihm an den Kopf geworfen habe. Sonst hätte er nicht Sophie mit so viel Schmerz in den Augen angesehen. Aber auch wenn er nicht komplett herzlos ist, so hat er sich doch in ein absolutes Arschloch verwandelt. Einen Tag noch darüber sprechen, dass er sich nicht sicher ist, wie er Sophie einen Antrag machen soll, und eine Woche später geht er auf ein Date mit ihrer berühmten Schwester.
Aber ich habe Shawn keine reingehauen. Und ich bin mir nicht sicher, ob er es wirklich verdient hätte. Denn wenn Sophie trotz allem bereit ist, ihn zu beschützen, muss sie doch auch der Meinung sein, dass der alte, nein, der eigentliche Shawn, noch irgendwo dadrinnen ist. Oder sie liebt ihn einfach noch zu sehr, um einzusehen, dass es eben nicht mehr der Fall ist. Vermutlich ist es eher das zweite.
Ich wünsche mir nur, ich könnte auch noch einen Funken von meinem besten Freund in ihm sehen. Etwas, das mir die Hoffnung geben könnte, dass ich ihn eines Tages zurück habe.
Einen wunderschönen guten Abend meine Lieben! Ich sollte zwar eigentlich schon lange schlafen, aber egal. Ich musste das Kapitel jetzt noch fertig machen, weil ich einfach gefühlt selbst schon leichte Entzugserscheinungen hatte. Und wenn morgen nicht wieder um halb sechs der Wecker klingeln würde, würde ich vermutlich auch noch ein bisschen mehr schreiben. Aber am Wochenende finde ich vielleicht mal wieder vernünftig Zeit abends, um noch zu schreiben, weil mein Freund, soweit ich weiß, abends auch schon was vor hat und ich entsprechend niemanden hätte, der mit mir Minecraft spielt (was irgendwie in der letzten Zeit immer passiert, wenn ich eigentlich schreiben möchte). Die Chancen stehen also ganz gut, dass ihr in den nächsten Tagen noch ein bisschen mehr von mir hört.
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