Kapitel 103

Alice P.O.V.
Niall ist wieder auf Tour, momentan in Shanghai. Seit die Asien-Tour losgegangen ist, war er zwar auch zwischendurch schon für eine Woche bei mir in Los Angeles, aber da ich selbst momentan wieder sehr viele Termine habe, hatten wir trotzdem nicht so wirklich viel Zeit miteinander. Jetzt dauert es aber auch drei Wochen, bis wir uns wiedersehen. Bei meinem Terminkalender habe ich aber eh nahezu keine Zeit dafür, ihn zu vermissen.

Es gefällt mir wirklich gut, momentan wieder so viel zu arbeiten. Klar hatte ich immer meine Shootings oder Catwalks zwischendurch, aber es war lange nicht mehr so viel wie jetzt. Die ganze Situation mit Felix hat mir auch einfach die Lust am Modeln genommen, wenn ich ehrlich bin.

Und gleichzeitig arbeite ich momentan mit verschiedenen Organisationen zusammen, um eine Charity-Gala zum Thema häusliche Gewalt zu organisieren. Jedes Mal, wenn ich daran denke, dass ich wieder auf einen roten Teppich muss, kriege ich ganz schön kalte Füße. Einerseits würde ich am liebsten nie wieder einen Fuß auf einen derartigen Teppich setzen, aber andererseits hat meine Therapeutin auch Recht damit, dass ich mich nicht davon abhalten lassen sollte, an Veranstaltungen, zu denen ich gerne gehen würde, teilzunehmen.

„Niall, ich konnte es mir wirklich nicht nehmen lassen, und habe jetzt doch in deinem Bad nach dem Schwangerschaftstest gesucht, der da angeblich ist.", beginne ich meine Sprachnachricht an meinen Verlobten und ziehe währenddessen die kleine Packung aus der letzten Ecke der Schublade, „Und hier ist tatsächlich einer, vor fünf Jahren abgelaufen. MHD ist Dezember 2019. Sieht auch irgendwie schon ein wenig danach aus, als wäre die Packung ganz schön in Mitleidenschaft gezogen worden." Direkt im Anschluss an meine Nachricht schicke ich ihm dann ein Bild von der Packung und lege sie dann aufs Waschbecken. Erstmal warte ich jetzt Nialls Antwort ab, bevor ich entscheide, was ich damit mache.

Erst Stunden später, als ich gerade im Bett liege, antwortet Niall mir.

Wo auch immer der herkommt

Ein wenig muss ich schmunzeln, als ich die Nachricht lese, bevor ich ihn daran erinnere, dass er mir das wohl besser sagen kann als ich ihm. Aber daraufhin lassen wir das Thema auch schon wieder fallen und er wünscht mir eine gute Nacht, bevor ich mein Handy für die Nacht endgültig weglege.

Niall P.O.V.
Zwischen unseren Konzerten in Osaka haben wir sechs Tage frei und ich wache morgens davon auf, dass ich eine Nachricht von Alice bekomme.

Also bei dem hier kann ich dir sagen, wo er herkommt

Etwas skeptisch klicke ich auf die Benachrichtigung und dann fällt mir mein Handy vor Schock aus der Hand. Und landet mit einem dumpfen Geräusch neben meinem Bett auf dem Boden. Aber ehrlich gesagt ist es mir gerade ziemlich egal.

Innerhalb von zwei Minuten stehe ich unten bei Paul im Frühstücksraum und muss erstmal tief Luft holen, während sämtliche Augen auf mich gerichtet sind. „Paul,ichmussnachLA.", würge ich dann raus und er blinzelt mich verwirrt an. „Guten Morgen, Niall.", ist erstmal alles, das von ihm kommt, und Liam und Basil gucken mich besorgt an. „Ja, guten Morgen. Ich muss nach LA."

Als nach einer halben Minute noch keine weitere Reaktion als verwirrte Blicke von einem der drei kommt, drehe ich mich auf dem Absatz wieder um. „Ich kümmere mich dann jetzt um einen Jet und bin dann gleich weg.", verkünde ich noch, dann bin ich genauso schnell wieder aus dem Raum raus und auf dem Weg nach oben. „Basil, aufessen und Sachen packen.", höre ich noch hinter mir, dann ertönen Schritte, sobald ich wieder im Foyer bin.

Paul ist einige Schritte hinter mir, als ich Harry auf dem Flur treffe, in seinen Laufklamotten, mit seinem Bodyguard im Schlepptau. „Oha, wer ist denn jetzt gestorben?", möchte Harry wissen und scheint fast etwas amüsiert zu sein. „Noch niemand, aber an deiner Stelle würde ich nicht weiter meine Zimmertür blockieren.", pampe ich ihn versehentlich an und verwirrt macht er einen Schritt zur Seite, um mich durchzulassen.

„Ist alles in Ordnung?", fragt er dann nach und ich stelle fluchend fest, dass nicht nur mein Handy, sondern auch meine Zimmerkarte in meinem Zimmer liegen. „Sieht es so aus?", entgegne ich nur und Paul kommt mit seiner Universalkarte zu meiner Rettung. „Danke.", brummele ich nur, dann bin ich in meinem Zimmer, um meine wichtigsten Sachen zusammenzusuchen.

Paul schließt die Tür hinter sich, bevor er mich fragt, was passiert ist. Statt einer Antwort hebe ich nur mein Handy vom Boden auf und werfe es ihm zu. Soll er es sich doch selbst angucken. Wahllose Kleidungsstücke finden ihren Weg in meine Reisetasche, während Paul damit anfängt, mir einen Jet zu organisieren.

„In einer Stunde kann's losgehen.", informiert er mich dann und er gibt mir mein Handy wieder, während ich die letzten Sachen in mein Gepäck stopfe. „Und dann jetzt ab zum Flughafen mit dir, ich hoffe, Basil ist auch fertig."
Mehr muss mein Manager mir nicht sagen, damit ich meine Tasche schultere und, diesmal mit meiner Zimmerkarte, auf dem Weg nach unten bin. Los Angeles, ich komme.

Es ist Mitten in der Nacht, als ich in Los Angeles lande. Viertel vor drei, um genau zu sein. Entsprechend ist es wenig verwunderlich, dass meine Wohnung dunkel ist, als ich die Tür aufschließe. Basil hatte mich hier abgesetzt, in meiner Verfassung hätte ich unmöglich selbst fahren können.

Mit Knien so wie Wackelpudding versuche ich, Alice nicht zu wecken, während ich meine Sachen abstelle und dann im dunklen zu ihr ins Schlafzimmer gehe. Während ich im Flugzeug war, hatte sie mir geschrieben, dass sie jetzt in meine Wohnung rüber geht, und sich darauf freut, mich dann beim Aufwachen zu sehen. Das Badezimmer meide ich bewusst, dort liegt noch immer der uralte Schwangerschaftstest, bei dem ich nach wie vor nicht weiß, wo er herkommt. Den ganzen Flug über habe ich nahezu nichts anderes gemacht habe, als auf das Bild zu starren, das Alice mir geschickt hat, und da kommt mir dieses alte Ding als zu viel des Guten vor.

Neben ihr im Bett fühle ich mich fast verlorener als auf dem ganzen Weg zurück nach Hause. Sie schläft, aber selbst im dunklen Schlafzimmer sehe ich genau, dass sie geweint hat und leicht zittert. Ein wenig tut es mir leid, dass ich ihr nichts weiter dazu geschrieben hatte, außer dass ich auf dem Weg zu ihr bin, und wann ich lande. Aber ich habe nach wie vor keine Ahnung, was ich überhaupt auch nur darüber denken soll – meine Hoffnung, dass mir während dem Flug etwas einfällt, hat sich nicht bewahrheitet.

Stattdessen liege ich jetzt hier, neben ihr in meinem eigenen Bett, und ziehe sie nur vorsichtig ein Stück dichter zu mir, um sie in meinen Arm nehmen zu können. Ich bin zwar absolut überfordert mit allem, aber eins ist mir trotzdem absolut klar: ich liebe Alice und es bricht mir das Herz, zu sehen, wie sehr sie sich gerade quält.

Es hat lange gedauert, bis ich in einen unruhigen Schlaf gefallen bin, und als ich von Alice' Bewegungen aufwache, ist es noch immer dunkel draußen. Sie schiebt sich aus meiner Umarmung und augenblicklich bin ich wach. "Wo möchtest du hin, Babygirl?", murmele ich und sie hält inne. "Du bist wach.", stellt sie fest und dreht sich so, dass sie mich angucken kann. "Ich wollte nur auf Klo gehen.", erklärt sie mir dann fast flüsternd, woraufhin ich sie loslasse.

Als sie wieder zu mir kommt, ist das kleine Licht im Flur noch nicht wieder aus und in mir zieht sich alles zusammen, als ich in ihrem Gesicht sehe, wie viel sie geweint hat. "Es tut mir leid, dass ich nichts dazu gesagt habe, Love... Ich hätte nur absolut nicht gewusst, was.", sage ich ihr dann leise und Alice kommt wieder in meinen Arm. "Ist schon okay, ich hätte auch nicht gewusst, was ich mir von dir als Antwort gewünscht hätte. Ich bin einfach nur froh, dass du direkt hergekommen bist. Ich habe dich lieber hier als am anderen Ende der Welt.", nuschelt sie gegen meine Brust und ich küsse ihre Stirn. "Ich hätte dich doch damit jetzt nicht alleine gelassen, Babygirl. Es ist immerhin mein Kind." "Ich liebe dich, Niall.", murmelt sie noch, dann schläft sie wieder ein und ich atme tief durch. Es fühlt sich komisch an, es ausgesprochen zu haben, jetzt ist es irgendwie deutlich realer und greifbarer geworden. Wir werden Eltern. 

Und dann sind wir auch schon beim zweiten Teil, es ist so ein unglaublich komisches Gefühl irgendwie. Aber ja, willkommen bei der wohl größten Überraschung des heutigen Abends: Niall und Alice werden Eltern :)

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