Kapitel 19.

Wie in Trance kämpfte Luven Alpha weiter gegen die Krieger des Königs Agron Daytona. Die Chancen standen schlecht, immer mehr seiner Männer fielen den Kriegern in schwarzer Rüstung und ihren Klingen zum Opfer. Seinen guten Freund und loyalen Berater Janison Mortura hatte er bereits verloren. Der Boden war glitschig vom ganzen Blut. Stahl traf auf Stahl. Schreie erfüllten die Nachtluft. Der dunkle Himmel war schwarz und wolkenverhangen, das einzige Licht ging von den aufgestellten Fackeln aus.

Einer der feindlichen Krieger schlug mit seinem Schwert nach Luven. Gerade rechtzeitig hob er sein Schwert und parierte den Hieb in letzter Sekunde. Das Klirren der Schwerter klingelte in seinen Ohren. Seine Arme schmerzten und allmählich verließ in die Kraft. Verbissen holte er zum Angriff aus und spaltete seinem Gegner den Schädel. Schwer atmend taumelte er einige Meter rückwärts. Überall lagen Tote und Verwundete. Krieger in den schwarzen Rüstungen der Daytona, aber auch viel zu viele seiner eigenen Männer oder die mit dem braunen Otter der Morturas auf dem Brustharnisch. Die Realität traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Das war ein Krieg, den er nicht gewinnen konnte.

Der nächste Gegner stürmte auf ihn zu. So schnell er könnte, hob Luven sein Schwert. Die Wucht des Aufpralls Jahre ihm den Schmerz durch die Arme. Das Großschwert in seinen Händen wurde von Minute zu Minute schwerer. Der Daytonakrieger holte zum nächsten Schlag aus. Das Gewicht des Schwertes nagte an Luvens Kräften. Nur mit purer Willenskraft gelang es ihm, sein Schwert noch ein letztes Mal zu heben. Der Aufprall riss ihn von den Füßen. Hart schlug er auf den Felsen auf. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus der Lunge und riss ihm sein Schwert aus dem Händen. Wehrlos und schwer atmend lag Luven seinem Gegner zu den Füßen.

,,Ich werde zusehen, wie das Licht aus deinen Augen verschwindet!", fuhr der Kriger ihn an.

Verzweifelt versuchte Luven sein Schwert zu fassen zu kriegen. Der Krieger bemerkte Luvens Versuche und grinste ihn hasserfüllt an. Genüsslich trat er dem Lord mit seinen gepanzerten Stiefeln auf die Hand. Schmerzerfüllt schrie Luven auf, der Kettenhandschuh knirschte unter dem Fuß des Kriegers. Verzweifelt schloss Luven seine Augen und wartete auf den tödlichen Schlag.

Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Gebrüll. Es ging durch Mark und Knochen und ließ die Erde beben. Erschrocken riss Luven die Augen auf, sein Gegner hatte sein Schwert gesenkt und starrte hoch in den Himmel. Ein lautes Rauschen erfüllte die Nachtluft und gigantische Umrisse waren am Himmel zu erkennen. Dann stürmten einige Soldaten aus den Gebüschen und fielen den Daytona in den Rücken. Sie alle trugen das Wappen mit dem Wolfskopf der Alphas auf der Brust. Lord Alpha traute seinen Augen nicht als er die weiße Schimmelstute seiner Tochter in seine Richtung galoppieren sah.

Livias Mantel und ihre schwarzen Haare wehten hinter ihr im Wind. Als sie nach genug war, griff sie nach einem ihrer Dolche und warf ihn nach dem Krieger, der irritiert über ihren Vater stand. Ehe Luven auch versah, bohrte sich der Dolch seitlich in den Hals seines Gegners. Langsam sackte der tote Körper in sich zusammen und viel rückwärts zu Boden.

,,Vater, bist du verletzt?", fragte Livia besorgt.

Wachsam schweifen ihre grauen Augen über das Schlachtfeld.

,,Nichts dramatisches. Du kommst gerade rechtzeitig, noch ein bisschen länger und die Schlacht wäre verloren"

Luven Alpha kämpfte sich wieder auf die Beine und zog den Dolch seiner Tochter aus dem toten Krieger, bevor er ihn Livia zurück gab. Ein leichtes Lächeln umspielte Livias Lippen, als der große Schatten über ihr und Luven Alpha kreiste. Er sank immer tiefer, bis er nur wenige Meter hinter Livia zur Landung ansetzte.

Die Augen von Livias Vater weiteten sich und für einen Augenblick vergaß er die Schlacht, die immer noch tobte. Der Schatten war ein gigantischer Drache, größer als ein Kriegsschiff. Seine Schuppen glänzten in einem blau grünlichen Farbton.

Doch als der Drache seinen Hals, so dick wie ein Baumstamm senkte, traute Luven seinem Augen nicht. Ein dünnes Mädchen, jünger als Livia thronze auf dem Rücken des Drachens. Sie hielt sich nur an einem einfachen Seil fest, das mehrmals und den Hals der Kreatur geschlungen war.

,,Vater, darf ich vorstellen, das ist Anuk und ihr Drache Alvar", meinte Livia.

Luven nickte nur, die Krieger der Daytona hatten sich von dem ersten Schrecken erholt und sich neu formiert. Wie eine undurchdringliche Wand marschierten sie auf die stark dezimierten Truppen der Alphas zu. Livia fasste entschlossen die Zügel ihrer Stute kürzer und zog ihr Schwert. Anuk schluckte, ihr Blick schweifen nervös über die gegnerischen Truppen.

,,Harpune!", schrie plötzlich einer der Männer.

Erschrocken drehte Anuk sich um und erblickte das Geschoss. Livia hielt schockiert den Atem an, damit hatte sie nicht gerechnet. Das Geschoss flog nur knapp über Anuks Kopf hinweg, die alarmiert zu Livia schaute.

,,Anuk, denk an unsere Vereinbarung, kein Feuer wird gegen die gegnerischen Truppen eingesetzt!", schärfte Livia ihr noch einmal ein.

,,Was ist mit den Geschossen?", fragte Anuk.

Ihre Stimme zitterte leicht und klang heller, als gewöhnlich.

,,Das famt nur für die Truppen, zu den Harpunen hab ich nichts gesagt", entgegnete Livia und wandte sich den immer näher rückenden Kriegern zu.

Anuk verstand sofort und verstärkte ihren Griff um das Seil. Mit einem kräftigen Flügelschlag hob Alvar vom Boden ab. Der Flugwind wehte ihr um die Nase und zerzauste Anuks platinblonde Haare. Viel zu spät erkannt Anuk ein heransausendes Geschoss. Es flog direkt auf sie zu.

,,Alvar, pass auf!", schrie sie und klammerte sich an das Seil.

In letzter Sekunde ging der Drache in den Sturzflug über. Anuk drückte sich ganz flach auf Alvars Rücken. Das tödliche Geschoss flog dicht an ihr vorbei. Erleichtert richtete sie sich wieder auf, nur um sehen zu müssen, dass es immer mehr Geschosse wurden. Ihre Augen huschten über den dunklen Wald und suchten nach der Hapune. Im Sturzflug rauschte sie auf die Harpune zu, die versteckt zwischen zwei Bäumen auf einer großen Holzkonstruktion errichtet worden war.

,,Feuer!", schrie sie, als die Harpune in Reichweite kam.

Die heißen Flammen vernichteten die Konstruktion und setzten die umliegenden Bäume in Brand. Die gequälten Schreie der beiden Schützen erfüllten die Luft und schallten in Anuks Ohren. Dichter, dunkelgrauer Rauch bildete sich und vernebelte ihr die Sicht. Orangrote ammen schlugen in den Himmel und lecken an den Felsen und Bäumen. Schnell breitete sich der Brand immer mehr aus.

Erneut flog ein Geschoss auf Anuk zu, diesmal aus der entgegengesetzten Richtung. Entschlossen wendete Anuk ihren Drachen und flog in die Richtung, aus der das Geschoss gekommen war. Die anfängliche Unsicherheit war längst verflogen, wie in einem Tunnel hielt sie auf ihr Ziel zu.

Je weiter sie flog, desto deutlicher wurden die Umrisse von Türmen und einer dicken Mauer. Finsterwacht. Die Burg war halb in einen Berg gebaut, der biss in die Wolken reichte. Die dunklen Mauern waren mit Hallen Fackeln erleuchtet und dann sah Anuk es. Fünf Geschützte standen auf der Mauer und zielten alle stammt auf sie.

,,Feuer frei!", ertönte eine Stimme von der Mauer.

Geschosse und Pfeile flogen direkt auf Anuk und Alvar zu.

,,Vorsicht!", schrie sie.

Mit einem gewaltigen Flügelschlag schoss Alvar in die Höhe, außer Reichweite der Pfeile. Schon luden die Männer auf der Mauer nach. Die großen Geschosse wurden im Eiltempo herangetragen und die Bogenschützen spannten erneut ihre Bögen. Über Hundert Männer mussten da unter Anuk auf der Mauer stehen. Sie konnte dich jetzt unmöglich die ganze Mauer niederbrennen und alle darauf bei lebendigem Leibe verbrennen!

,,Feuer frei!", ertönte wieder die Stimme von der Mauer.

Eine neue Pfeilsalve flog auf Anuk zu. Die normalen Pfeile verfehlten sie deutlich, doch die Geschosse stellten eine echte Gefahr da. Immer wieder musste Alvar ihnen ausweichen. Einer verfehlte Anuks Kopf nur um ein Haar.

Sie wusste, dass sie etwas unternehmen musste, doch sie konnte dich nicht alles im die tödlichen Flammen ihres Drachen hüllen! Die Männer da unten waren höchstwahrscheinlich einfache Leute, die zum Krieg gezwungen wurden, Unschuldige. Doch Anuks Famizwar auch unschuldig gewesen und trotzdem würden sie gnadenlos ermordet. Ihre Familie hatte wirklich nichts getan, gar nichts. Ganz anders, als diese Leute da auf der Mauer, die waren nicht unschuldig.

,,Feuer!", brüllte Anuk.

Alvar ging in den Sturzflug über und hüllte die Mauer der Länge nach in die tödlichen Flammen. Die Geschütze brannten lichterloh. Der Stein begann zu schmelzen und fürchterliche Schreie, von denen, die noch nicht zu Asche zerfallen waren, erfüllten die Nacht. Triumphierend blickte Anuk auf die brennende Mauer, auch die letzten Schreie verstummten. Nur das Knistern der Flammen und der klirrende Stahl waren noch zu hören.

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