Kapitel 1.

19 Jahre später, Jahr 769

In der kleinen Stadt Angsana in der Königsebene, hinter dem Schattenwald, gab es ein Mädchen, das alle kannten, da sie ständig für Ärger sorgte. Anuk. Anuk war 19 Jahre alt, hatte blaue Augen, die an Saphire erinnerten und platinblondes Haar. Sie wohnte mit ihren Eltern und ihrem großen Bruder Daun etwas außerhalb der Stadtmauer, auf einem kleinen Hof.

Aber sie hatte ganz andere Sachen im Sinn, als ihre Eltern von ihr erwarteten. Sie wollte weder auf dem Feld helfen noch sich um den Haushalt kümmern. Sie wollte lieber mit einem Stock als Schwert gegen ihren Bruder Daun, der auch mit einem Stock bewaffnet war kämpfen. Ihre Eltern fanden das aber gar nicht gut, weshalb Anuk sich nicht von ihnen erwischen lassen durfte.

An einem Morgen aber sollte sich das alles ändern. Es fing damit an, dass ihre Mutter sie zum Einkaufen in die Sta schickte. Geld hatten sie nicht viel, weshalb Anuk auch nur das kaufen konnte, was unbedingt nötig war. Sie sollte nur etwas Fleisch kaufen, darum ging sie in der Stadt angekommen ohne Umwege zum Metzger.

Sie betrat den Laden des Metzgers und grüßte freundlich, doch es stand nicht der dicke Metzger hinter der Theke, sondern sein Sohn. Beide waren treue Anhänger des Hauses Daytona. Anscheinend half er seinem Vater auch im Laden aus.

Der Sohn schaute Anuk misstrauisch mit seinen Schweinchen Augen an und fragte motzig: „Was suchst du denn hier, he?".

„Ich brauche lediglich etwas Fleisch", entgegnete Anuk freundlich.

„Du bist doch dieses dumme Bauernkind was andauernd ärger macht, ne. Du solltest besser deiner Familie auf dem Feld helfen, anstatt in meinem Laden etwas zu kaufen. Vielleicht hätte deine Familie dann auch mal etwas mehr Geld", bellte er sie an und kam hinter dem großen Holztresen hervor.

Er stieß sie zurück und stellte sich bedrohlich vor sie. Der Metzgersohn war doppelt so breit wie sie und einen ganzen Kopf größer.

„Erstaunlich die Hälfte, von dem was du gesagt hast, ist falsch. Erstens bin ich nicht dumm, sondern sehr viel klüger als du und zweitens habe ich hier noch nichts gekauft", meinte Anuk seelenruhig.

Der Metzgerjunge bebte jetzt förmlich vor Zorn. Er nahm das große Messer vom Tresen, holte damit aus und wollte es ihr direkt in den Bauch rammen. Geschickt wich Anuk ihm aus, und trat ihm mit voller Wucht vor sein Schienbein. Er schrie kurz vor schmerzt auf, und versuchte Anuk erneut mit dem Messer zu erstechen. Anuk riss die Tür auf und der Junge bekam diese voll ins Gesicht. Er taumelte zurück und hielt sich die nun blutende Nase. Anuk hingegen zögerte nicht lange und stürmte die Tür hinaus und rannte Querfeldein zurück zu der kleinen Hütte ihrer Familie.

"Das wirst du bereuen, hörst du! Das wird dir richtig leid tun, du gestörte Göre!" brüllte der er Anuk noch hinterher.

~~~

Als sie außer Atem bei der kleinen Hütte ankam erwartete ihrer Mutter sie schon und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

„Ach Mensch Anuk, wieso hast du so lange gebraucht und wo ist das Fleisch? Hat das Geld etwa nicht mal für ein kleines Stück Fleisch gereicht?" fragte sie vorwurfsvoll.

Anuk senkte beschämt den Kopf und antwortete: „Der Metzger war gar nicht da, sondern nur sein fettes Schwein von Sohn".

„Anuk! Hüte deine Zunge!" ermahnte ihre Mutter sie.

„Du weißt, dass ich recht habe Mama. Er wollte mir nichts verkaufen, sondern hat versucht mich zu erstechen!" entgegnete Anuk entsetzt.

Ihre Mutter schlug verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen: „Ach Kind, kannst du auch mal etwas machen, ohne dass du wieder irgendjemanden verärgerst, oder ihm Gründe gibst, um dich zu erstechen?!"

Sie schüttelte enttäuscht den Kopf. „So, und jetzt gehst du deinem Bruder auf dem Feld helfen", fügte sie hinzu.

„Ach Mama, muss das sein? Die Arbeit auf dem Feld ist so langweilig. Kann ich nicht irgendwas anderes machen, zum Beispiel Bogenschießen üben oder so?" wollte Anuk wissen.

„Keine Chance, Anuk. Aber wenn du nicht auf dem Feld helfen willst, dann kannst du auch mir beim Kochen helfen", bot ihre Mutter ihr an.

Anuk drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging wieder zur Tür. Dort hielt sie kurz inne, vergewisserte sich, dass ihre Mutter wieder mit ihrer Arbeit beschäftigt war und nahm sich den schweren Bogen ihres Vaters und einige Pfeile. Sie drehte sich noch einmal um, und verließ die Hütte. Leise schloss sie die Tür hinter sich und rannte geradewegs auf den Wald zu.

Als Anuks Vater mit seiner Arbeit auf dem Feld fertig war, ging er zurück in die kleine Holzhütte der Familie und fragte seine Frau: „Da bin ich wieder, sag mal wo ist denn mein Bogen hin?"

„Dein Bogen", sagte seine Frau, „Der war hier eben noch. Wo sind eigentlich die Kinder?"

„Daun ist in der Scheune und räumt die Werkzeuge weg, und Anuk, ist sie bei dir?" antwortete er.

Anuks Mutter erschrak: „Nein, ich dachte sie wäre bei dir auf dem Feld! Oh nein! Ich habe eine furchtbare Vermutung, wo Anuk und dein Bogen sind".

Ihr Vater stöhnte: „Sie hat meinen Bogen. Wollte sie etwa wieder damit üben?"

Seine Frau nickte: „Wenn wir nur wüssten, wer ihre Eltern sind. Ach und sie hat sich mit dem Sohn des Metzgers angelegt. Ich mache mir wirklich sorgen um sie, du etwa nicht? Diese Auseinandersetzung wird bestimmt noch Konsequenzen nach sich ziehen".

"Kann sie nicht einmal etwas machen, ohne sich direkt wieder in Schwierigkeiten zu bringen? Ich mache mir auch sorgen, das wird mit Sicherheit ein Nachspiel haben, manch böse Zungen behaupten, dass der Metzger gute Beziehungen zu den Kriegern der Daytona pflegt".

"Oje, was wenn das stimmt? Anuk ist dann bestimmt in Gefahr! Was sollen wir jetzt nur tun?" Darauf wusste keiner von beiden eine Antwort.

"Ich bin mir sicher, dass es Anuk gut geht., ich meine, sie hat nichts als Kämpfen im Kopf", versuchte der Mann seine Frau zu beruhigen, „Und Feuer, davon kann sie auch nicht genug bekommen".

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top