Prolog
Stille. Alles was sie sich gewünscht hatte. Jetzt unerträglich, unwirklich und doch real. Früher hatte sie Stille mit Frieden verbunden. Aber sie fühlte keinen Frieden mehr, nur Chaos und Kälte.
Sie spürte nicht, wie sie einen Fuß vor den anderen setzte, sie wollte es nicht und wollte es doch.
Der Boden war gefroren und das Licht spiegelte sich in den kleinen Eiskristallen.
Den roten Kristallen.
Eis hing wie kleine Diamanten an den Bäumen und fing die Strahlen der aufgehenden Sonne ein. Und dennoch war kaum etwas Schönes an diesem Anblick. Die Zerstörung, die vor ihr lag stellte selbst dieses prachtvolle Schauspiel in den Schatten.
Dunkle Wolken waren am Himmel zu sehen. Kein Schnee, nein, sondern Raben. Vögel, die selbst den Tod nicht mieden.
Drei Schritte.
Der Boden unter ihren Füßen änderte sich. Das von Frost bedeckte Gras war hier zertrampelt, die Erde aufgewühlt, von all den Füßen, die über sie gerannt waren.
Die Füße der Leute, die versucht hatten zu fliehen, wohlwissend, dass sie dem Tod nicht entkommen konnten.
Jetzt lagen sie hier.
Auf dem eiskalten Boden.
Ihre Körper ebenso kalt, ihre Augen leer und glanzlos.
Ihr war klar, wen sie suchte. Und doch hatte sie Angst davor ihn zu finden. Etwas tief in ihr hoffte immer noch, er hätte es geschafft zu fliehen. Aber ihr war auch tief in ihr klar, dass dem nicht so war.
Als sie die ihr so bekannte, schwarze, Rüstung sah rann ihr eine Träne über die Wange.
Nein, er hatte es nicht geschafft.
Lautlos kniete sie sich neben ihm nieder. Jeder Laut hätte es nur realer gemacht.
Dann beugte sie sich über ihn.
Sein einst so hübsches Gesicht war nun leer, das schelmische Funkeln in den Augen erloschen. Tränen tropften auf den leblosen Körper hinab und gefroren zu Eis.
Die Zeit verging doch es war ihr egal.
Schließlich richtete sie sich auf. Dieses Leben war vorbei aber sie würde nie vergessen.
Vorsichtig, fast sanft nahm sie die kleinen Eiskugeln, die ihre Tränen waren und legte sie in eine kleine Schatulle.
Niemals.
Sie stand auf und ging.
Sie ging in die Richtung aus der sie gekommen war. Erst langsam, dann schneller bis sie rannte.
Die Augen geschlossen, in Gedanken an ihn.
Bei jedem Schritt fühlte sie sich lebendiger.
Sie war lebendig. Sie war bereit zu leben, bereit zu akzeptieren, bereit neu zu beginnen.
Aber niemals zu vergessen.
Sie hatte das Land verlassen. Alles, was sie kannte, zurückgelassen. Aber sie war bereit. Sie wusste, was sie jetzt tun würde.
Die hübsche junge Frau, mit dem hellblonden fast weißen Haar ging die Straße entlang und zog alle Blicke auf sich.
Alle bewunderten sie wegen ihrer Schönheit, ihrer Eleganz. Niemand wusste was ihr widerfahren war und es würde auch niemand hören wollen.
Was die Bewohner der Stadt interessierte war, weshalb sie noch keinen der hübschen und wohlhabenden Männer zum Mann genommen hatte, die um sie warben.
Aber es kümmerte sie nicht. Sie wusste, warum.
Der silberne Anhänger, der auf ihrer Brust lag, würde sie immer daran erinnern.
Er war kunstvoll geschmiedet. Aus reinem Silber aber schön verziert. In der Mitte war ein Murmelgroßer Hohlraum. Darin war eine glasklare Flüssigkeit eingeschlossen. Sie nahm nur die Hälfte des Platzes ein, aber wenn sie gefror breitete sie sich aus.
Und erinnerte die junge Frau nur noch mehr an das, was niemand über sie wusste.
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