Kapitel 7
Mit rasendem Herzen begebe ich mich wieder in die Klasse, doch das Gefühl von Peinlichkeit hat mich immer noch nicht verlassen.
Die Angst, also so junge Dozentin nicht respektiert zu werden ist nicht unbegründet und durch solche Dinge wird diese angst auch nicht besser.
Am liebsten würde ich Alec für seine undurchdachte, kindische Aktion den Kopf abreißen.
Obwohl ich ihn im Moment einfach nur verfluche, kann ich dennoch die Wirkung auf mich durch seine Anwesenheit nicht verbergen und aus irgendeinem Grund fange ich wie ein Teenager an zu lächeln.
Die Art wie er mich geküsst hat war einfach zu viel und es ist, als würde ich seine Lippen immer noch auf meinen spüren.
Die Blicke meiner Studenten verrät mir ihre Verwirrung und vor allem meine Schwester scheint nichts mehr zu verstehen.
Ich räuspere mich, bevor ich mich wieder vor die Tafel stelle und in die Masse blicke.
"Es tut mir wirklich außerordentlich leid, so etwas wird nicht wieder vorkommen.", sage ich nervös, kann jedoch den Scham in meiner Stimme nicht verbergen.
Die blaugrünen Augen Saphirs bohren sich in meine und seufzend erwidere ich ihren Blick.
"Lasst uns weitermachen.", murmle ich und wende mich wieder an die zwei jungen Frauen vor mir, während ich krampfhaft versuche, den Kuss von gerade eben irgendwie zu verarbeiten ohne auszuflippen.
****
Gedankenverloren packe ich meine Sachen zusammen, bereite mich im Geiste schon auf das Gespräch mit Alec vor und irgendwie bin ich viel nervöser als erwartet.
Der Gedanke schon wieder so nah bei Alec zu stehen und dann wieder seiner unglaublichen Anziehungskraft zu widerstehen macht mich müde, denn ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie qualvoll er mich testen wird.
Während ich in einer anderen Welt herumzufliegen scheine, ertönt die tiefe Stimme des jüngeren Hadley's ganz dicht an mir und beinahe schon schreckhaft zucke ich zusammen, als er mich antippt.
Ich lasse meine Augen in seine gleiten und seufze, bin froh, dass er nicht genau denselben Ausdruck wie sein Bruder in sich trägt.
"Wie kann ich Ihnen helfen, Mr Hadley?", frage ich etwas überfordert, während ich immer noch meine Sachen einpacke.
"Dr Kingsley, bei allem Respekt, Ihr Privatleben geht mich nichts an, aber dürfte ich vielleicht wissen, was mein - Bruder von Ihnen wollte?", antwortet der junge Lateinamerikaner, wirkt im Gegensatz zu seinem Bruder um einiges wärmer.
Seine Fragen kommen nur relativ langsam bei mir an, weswegen ich etwas länger brauche, bevor ich seufzend mit der Wahrheit antworte.
"Ich werde ehrlich zu Ihnen sein, Mr Hadley, denn ich denke, dass Sie bereits alt genug sind, um mit solchen Dingen fertig zu werden.", beginne ich und atme tief durch, bevor ich mich wieder auf ihn konzentriere.
"Ihr Bruder hat mich gestern zu einem - Date eingeladen und ich habe zugesagt. Mir kam etwas dazwischen und ich bin, ohne irgendwie Bescheid zu geben, einfach nicht bei dem Treffen aufgetaucht. Dazu habe ich auch nicht auf die Anrufe Ihres Bruders reagiert und ich denke das war es, was ihn so sehr beschäftigt hat, dass er keine Minute länger warten konnte, sodass er in den Saal gestürmt ist und solch einen Auftritt gebracht hat.", antworte ich und versuche mich nicht aufzuregen, doch es fällt mir wirklich sehr schwer.
Wenn ich an die Respektlosigkeit von Alec denke, würde ich ihm am liebsten den Kopf umdrehen, aber ich muss mich dann dich zurückhalten.
"Einen Moment. Sie? Und - mein Bruder? Dürfte ich vielleicht wissen, wie das zustande gekommen ist?", fragt der junge Mann mich verwirrt, scheint überhaupt nicht akzeptieren zu wollen, dass auch andere Menschen Privatleben haben.
"Wir sind uns vor zwei Tagen über den Weg gelaufen und - eigentlich muss ich Ihnen nichts erklären, das ist Ihnen doch bewusst, oder? Ich bin niemandem eine Rechenschaft schuldig und wenn es keine weiteren Fragen mehr gibt, würde ich jetzt gerne gehen.", sage ich streng, denn aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass es nicht die Tatsache ist, dass Alec eine Frau zu einem Essen eingeladen hat ihn stört, sondern die Tatsache, dass jene Frau ich bin. (Ich weiss nicht, ob der Satz wirklich Sinn macht aber ich hoffe einfach, dass ihr versteht was ich meine)
"Dr Kingsley, Sie haben mich falsch verstanden.", sagt Harrison und guckt mir in die Augen.
"Es gibt nichts falsch oder richtig zu verstehen, Mr Hadley.", erwidere ich angespannt, ziehe mir meinen Mantel über die Arme und streiche mir die Haare aus dem Gesicht.
Ich greife nach meiner Tasche und meinem Telefon, bevor ich mich erneut dem jüngeren Hadley zuwende und seufze.
"Bis morgen, Mr Hadley.", sage ich höflich lächelnd, mache mich bereits auf den Weg in Richtung Tür, als seine Stimme ein letztes Mal ertönt.
"Er ist nicht das was er vorgibt zu sein, Dr Kingsley.", ruft Harrison und ich spüre regelrecht seine braunen Augen in meinem Rücken.
Verwirrt und definitiv überfordert mit der Situation drehe ich mich wieder um, versuche irgendwie zu verstecken, dass mir die ganze Situation Unbehagen bereitet.
"Bitte was?", frage ich und gucke ihm in die Augen.
"Er ist mein Bruder und ich liebe ihn, aber er trägt eine Maske und vor der wollte ich Sie einfach Mal warnen. Guten Tag noch, Dr Kingsley.", erwidert Harrison, bevor er vor mir den Saal verlässt und mich mit tausend Fragen einfach so zurücklässt.
Es ist ja nicht so, als würde ich mir sowieso schon den Kopf zerbrechen, weil ich keine Ahnung habe, was ich von Alec halten soll und jetzt kommen auch noch solche Worte von seinem Bruder, die mir nochmal den Rest geben.
****
Ich komme bei dem riesigen Gebäude mit der Aufschrift Hadley's Familybusiness an, bewundere die Größe und die Schönheit dieses Werkes, wobei mich die Innenarchitektur dann doch noch härter umhaut als bereits die äußere.
Mit großen Augen und einem komischen Gemisch aus Gefühlen laufe ich zur Rezeption und lächle die junge Dame an.
"Guten Tag, Madam. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", beginnt sie, strahlt mit ihrem blauen Augen und auch wenn sie warm wirken, schüchtern sie mich mehr ein, als man denkt.
"Hallo, ich habe einen Termin mit Mr Alec Hadley.", erwidere ich und lächle schüchtern.
"Für Mr Hadley bin leider nicht ich zuständig. Sein Büro ist im fünfundzwanzigsten Stockwerk, seine Assistentin wird Ihnen weiterhelfen können.", erklärt sie mir und verständlich nicke ich, bevor ich mich verabschiede und in Richtung Aufzug laufe.
Meine Nerven liegen blank und ich habe das Gefühl, das meine Lunge jeden Moment kollabieren könnte, weil die Aufregung mich so auffrisst.
Was tut dieser Mann bloß mit mir und warum ausgerechnet er?
Wortlos und total in mich gekehrt steige ich in den Aufzug, beachte gar nicht den jungen Mann im Aufzug, der mit mir einsteigt.
Erst als sein intensives, aber dennoch angenehmes Parfum meine Nase erfüllt, komme ich in der Realität an und drücke etwas benommen auf den obersten Knopf.
"Ich habe Sie noch nie hier gesehen. Sind Sie neu?", fragt er höflich, lässt mit seiner tiefen Stimme und dem wunderbaren britischen Akzent den ganzen Aufzug vibrieren.
Als ich ihm ins Gesicht blicke stoße ich auf grüne Augen, zu markanten Gesichtszügen und einem Lächeln für das jeder töten würde.
Seine Haltung ist gerade und allein schon an seinem Auftreten merkt man, dass er Brite ist.
"Oh nein, ich arbeite nicht hier. Ich habe nur einen Termin mit Mr Hadley.", erwidere ich lächelnd.
"Schade, so ein schönes Gesicht wie Sie es haben, sieht man doch gerne mehrmals am Tag.", meint er charmant und ohne es zu wollen werde ich plötzlich total rot.
"Dankeschön.", murmle ich schüchtern, genieße die offensichtliche Annäherung des Briten.
Aus irgendeinem Grund ärgert es mich, dass ich nicht so auf ihn reagiere, wie ich es auf Alec tue, denn in Gegensatz zu dem Lateinamerikaner hat dieser Mann Manieren und weiß, wie man mit einer Frau spricht.
"Tristan Styles, freut mich Sie kennenzulernen.", sagt er und reicht mir seine Hand.
"Aurora Kingsley, die Freude ist ganz meinerseits.", erwidere ich lächelnd, bevor ich seine höfliche Geste erwidere.
"Ich hoffe, dass wir uns wiedersehen, Mrs Kingsley, schönen Tag noch.", sagt er, als wir im einundzwanzigsten Stockwerk halten.
"Das hoffe ich auch.", meine ich, seufze als er sich von mir löst und dann den Aufzug verlässt.
Natürlich habe ich nicht dieselbe intensive, sexuelle Bindung zu ihm wie zu Alec, aber wenn ich mich wirklich entscheiden müsste, dann wüsste ich es spätestens jetzt.
Gedankenverloren trete ich aus dem Aufzug, erblicke sofort die Erscheinung einer großen Brünetten, die mit ihren blaugrünen Augen wirkt wie eine Elfe.
Als sie mich sieht, lächelt sie sofort und fährt sich durch die Haare, bevor sie sich an mich wendet.
"Hallo, wie kann ich Ihnen helfen?", fragt sie höflich.
"Hi, uhm ich habe einen Termin mit Al - Mr Hadley.", erwidere ich, beiße mir kurz auf die Zunge bevor ich tief durchatme, um mich wenigstens ein wenig zu beruhigen.
"Herzlich Willkommen, Dr Kingsley, wenn Sie mir bitte folgen würden.", ertönt sofort ihre Stimme und überrascht gucke ich sie an.
"Mr Hadley hat mir bereits über ihren Besuch Bescheid gegeben.", erklärt die Brünette mir lächelnd, scheint sich ganz offensichtlich an meiner Überforderung zu amüsieren und ich kann es ihr nicht verübeln.
Sie klopft kurz an der mattschwarzen Tür, bevor sie das Büro betritt und erst als ich hinter ihr auftauche, erkenne ich die Größe des Zimmers.
Mindestens 75 Quadratmeter groß, modern eingerichtet, mit einem Ausblick auf die Skyline von ganz Boston, sodass ich in innerhalb von Sekunden plötzlich Höhenangst bekomme.
"Wenn Sie noch irgendwas brauchen, bin ich Ihnen immer sehr gerne behilflich.", sagt die Brünette an mich gewandt, scheint sich ihr Grinsen nur schwer zurückzuhalten.
"Danke, Blaire, du darfst auch Mittagspause machen.", ertönt wie aus dem Nichts diese tiefe Stimme, die meinen ganzen Körper zum Erschaudern bringt.
Schluckend betrete ich das Zimmer, werde jedoch von dem ungeheuren Anblick von Alec Hadley angesprungen, ohne auch nur ansatzweise dafür bereit zu sein.
Ich höre nur total im Hintergrund meines Unterbewusstseins, wie die Tür ins Schloss fällt und im nächsten Moment steht der wahrscheinlich erotischste Mann, der mir je über den Weg gelaufen ist, nur wenige Meter vor mir.
"Freut mich, dass du dieses Mal wirklich gekommen bist.", sagt er leise, streicht mir lächelnd eine Strähne aus dem Gesicht hinters Ohr.
Angespannt und total berauscht von seinem Geruch, lasse ich meine Augen an ihm entlang gleiten, während ich krampfhaft versuche, nicht umzukippen.
Seit Minuten zieht es jetzt schon zwischen meinen Beinen und wenn mich diese ekelhafte Erregung nicht umbringt, schmeiß' ich eine Party.
"Willst du nicht irgendwie etwas sagen?", fragt Alec nach ein paar Minuten der Stille.
Das Verlangen hat meinen ganzen Körper eingenommen und ich habe wirklich angst zu stöhnen, wenn ich den Mund öffne.
"Denkst du gerade an Sex?"
Als Alec das letzte Wort ausspricht, beginnt seine tiefe Stimme wie ein Echo in meinem Kopf zu hallen und schluckend schüttle ich den Kopf.
Niemals würde ich mich ihm so ausliefern, indem ich irgendwie anders zugebe, dass er mich erregt.
Ich bin wahrscheinlich sowieso sehr offensichtlich, da gönne ich ihm den Triumph einfach nicht, indem ich ihn mit Worten bestätige.
"Doch, das tust du, ich sehe das Verlangen in deinen Augen. Du bist so verdammt heiß, Aurora, am liebsten würde ich dich gegen das Glas pressen und dich durchnehmen bis wir beide heiser sind...", flüstert er mir beinahe stöhnend ins Ohr, krallt seine Hände in meine Taille und bereitet mir Gänsehaut.
Einzelne, intensive und dazu auch noch heiße Eisschauer gleiten meine Wirbelsäule entlang und die Vorstellung von schmutzigem Sex schüttelt mich dann doch tatsächlich.
"Aber bis wir solche Dinge tun können, müssen wir noch die Missverständnisse klären, stimmt's?", fragt er grinsend und scheint plötzlich nicht mehr annähernd dieselbe Person wie vor einigen Sekunden zu sein.
Erst als Alec sich von mir entfernt komme ich wieder vollkommen zu mir, kann gar nicht fassen, wie sehr er mich allein mit seinem Auftreten benebelt hat.
"Setz dich, Baby.", sagt Alec, während er mich langsam zu seinem Tisch führt und mir den Stuhl vor seinem riesigen Glastisch anbietet.
"Willst du es vor oder nach dem Essen klären?", "Lass es uns jetzt machen, denn sonst verschiebt sich alles nur unnötig.", sage ich hektisch, kann es kaum erwarten, endlich auch seine Seite der Geschichte zu hören.
"Ganz ruhig, meine Kleine.", lacht Alec, bringt damit alles in mir zum Randalieren.
"Also, okay. Um gleich Mal deine erste Frage zu beantworten: Ja, ich habe mit Clio geschlafen und ja, ich war ein Arschloch zu ihr, aber das auch nur, weil sie einen Freund hatte, als wir im Bett gelandet sind und dieser besagte Freund es herausgefunden und mein Auto zerstört hat. Damit das Mal klar ist, ich mag zwar ein Mann sein, aber anders als viele meiner Artgenossen, schlafe ich nicht mit vergebenen Frauen; einfach aus Prinzip. Als ich erfahren habe, dass sie einen Freund hat, habe ich eben dementsprechend reagiert. Kannst du es mir verübeln?"
Überrascht, aber dennoch irgendwo froh über die neuen Fakten gucke ich ihn an und nicke leicht.
Natürlich fällt es mir schwer, Alec zu glauben, einfach weil er ein Mann ist, aber aus irgendeinem Grund will alles in mir ihm glauben.
"Und das mit meiner Ex Freundin..Wir waren genau zwei Monate zusammen und haben uns in diesen acht Wochen wahrscheinlich nicht mehr als zweimal gesehen. Sie kennt mich nicht und eigentlich war das, was wir hatten nicht wirklich mehr als ein PR Stunt.", fährt er fort, guckt mir in die Augen.
Das Braun, das seine Iris umgibt sagt mir ganz offensichtlich, dass er nicht lügt, aber Clio war doch so vertrauenswürdig!
"Und warum macht Clio dann solche Dinge?", frage ich verwirrt.
"Weil sie sich anscheinend in mich verliebt hat und nicht akzeptieren will, dass es neue Frauen in meinem Leben gibt. Du bist nicht die erste, bei der sie vorbeigeschaut hat. Wegen ihr habe ich so viele, potentielle Kundinnen verloren, dass ich mir wirklich am liebsten eine Kugel durch den Kopf jagen würde.", seufzt Alec und fährt sich durch die Haare.
"Ich sagte doch, dass ich es dir erklären kann.", meint er grinsend, während icv immer noch irgendwie versuche die ganze Situation zu verstehen, doch mit solch einem Adonis von Mann konzentriert zu bleiben scheint nochmal ein anderes Weltwunder.
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Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat und wünsche euch eine gute Nacht bzw. einen guten Start in die neue Woche!
Lasst mir doch Mal was da, damit ich weiss, wie die Geschichte ankommt!
(Übrigens ist das oben A's Outfit)
All the Love. S
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