Kapitel 36
"Wir sehen uns dann morgen Abend, okay?", flüstert Alec mir zu, als ich total erschöpft vor meiner Wohnung ankomme und mich seufzend gegen die Wand lehne.
Der Jetlag ist kaum zu ertragen und auch wenn ich weiß, dass ich nicht schlafen sollte, scheint das das einzige zu sein, was mir gerade durch den Kopf geht.
Schweigend nicke ich, ziehe meinen Freund an seinem Pull zu mir, bevor ich unsere Lippen zu einem sehnsüchtigen Kuss vereine.
Während ich mehr darauf eingehen will, weil wir bei diesem neun stündigen Flug, kaum etwas in der Art getan haben, ist es Alec, der sich zurückhält.
Und ich weiß auch ganz genau warum.
Mit einem leisen Seufzen löst er sich von mir, streicht mir sanft über die Wange und zieht dann seine Unterlippe zwischen die Zähne, während er mir direkt in die Augen guckt.
"Es wird nicht so schlimm, denk einfach nicht zu viel darüber nach.", haucht er mir zu, spricht natürlich über nichts anderes als mein Zusammentreffen mit Saphira.
Der Stein auf meiner Brust wird immer schwerer, erschwert das Atmen dadurch nur noch mehr, so als würde das Gefühl erwürgt zu werden, nicht schon ausreichen.
Ich freue mich sehr, meine Kleine Schwester zu sehen, aber ob es ihr genau so geht bezweifle ich.
Die Angst, nach einer so wunderbaren Woche direkt wieder in diesen - alltäglichen Rhythmus zurückzukehren ist riesig, aber ich kann es leider nicht ändern.
"Hör auf.", ertönt die Stimme von Alec neben meinem Ohr, als er ganz sanft mit seiner Zunge über meinen Pul leckt, mir Gänsehaut über den Kopf jagt und ich seufzen den Kopf in den Nacken lege, um ihm mehr Spielraum zu machen.
"Womit?", frage ich atemlos, als er leicht saugt und dann seine Zähne ganz sanft in meine Haut bohrt.
"Du denkst wieder viel zu viel darüber nach.", murmelt Alec gegen meine Haut.
Seine langen Haare, die er seit unserem ersten Treffen nicht einmal geschnitten hat, streicheln angenehm mein Gesicht und am liebsten würde ich mich einfach nur an ihn kuscheln und den ganzen Tag schlafen, doch leider kann ich das nicht.
"Wenn es wirklich schlimm wird, dann ruf mich einfach an und ich werde dich abholen, okay?", "Ich will aber Liebe mit dir machen.", schmolle ich und mir ist bewusst, dass ich ihn nur ablenken will und auch Alec weiß das.
"Aurora...", haucht er und die Art wie der Bass seiner Stimme in meiner Brust vibriert Beruhigt jede meiner Nervenzellen.
"Ich muss jetzt ein Gespräch mit meiner Mutter führen, also bitte, hör auf damit.", erwidert Alec und vereint unsere Lippen zu einem kurzen Kuss.
"Lass uns nach diesen Stunden bitte ganz viel Kuscheln, denn ich weiß, dass nur dein Geruch mich nach diesen explosiven Momenten beruhigen kann.", flüstere ich ihm zu, während ich seufzend meine Arme um seinen starken Oberkörper schlinge.
"Alles was du willst, meine Kleine.", erwidert er und küsst meine Stirn, bevor er sich von mir entfernt.
"Ich liebe dich.", sage ich noch, bevor ich in meinem Apartment verschwinde und seine sehnsüchtigen Blicke in meinem Rücken spüre.
Die Stimmen meiner kleinen Schwester und meiner besten Freundin erfüllen meine Ohren und plötzlich scheint die Müdigkeit wie weggeblasen.
"Rory!", kommt es von Penelope, welche sich die Haare zu zwei französischen Zöpfen geflochten hat und in ihrem Outfit viel jünger aussieht als sie ist.
Mit einem breiten, aber dennoch erschöpften Lächeln umarme ich meine jahrelange Weggefährtin, seufze leise in ihre Halskuhle, als sie mir einen Kuss auf die Wange gibt.
"Du hast ja richtig schön Farbe bekommen! Liebling, du siehst toll aus!", ruft sie aufgebracht und streicht mir die zerzausten Haare aus dem Gesicht.
Ich nicke wortlos, kann nicht verbergen, dass ich kaum Kraft habe, weil mein Körper überhaupt nicht mit der Zeitumstellung klarkommt.
"Dankeschön, P.", erwidere ich grinsend un lege meine Tasche ab.
"Wo ist Alec?", fragt meine beste Freundin lächelnd, tut das wahrscheinlich nur, um mein Wiedersehen mit meiner kleinen Schwester in die Länge zu ziehen.
"Er muss ein paar Dinge mit seiner Mutter klären, weil seine kleine Schwester mit uns zurückgeflogen ist und jetzt hier in Amerika bleibt.", erzähle ich und hoffe, dass Saphira das nicht gehört hat, denn so wie ich sie kenne, wird sie das ganz falsch verstehen.
"Ach wirklich, das hast du garnicht am Telefon erwähnt.", "Anscheinend hat sie es nicht für nötig gehalten, ihre neue kleine Schwester zu erwähnen.", kommt es, von wem denn auch sonst, Saphira.
Mit vor der Brust verschränkten Armen, an den Türrahmen der Küche angelehnt guckt sie mich aus genervten Augen an und seufzend fahre ich mir über die Stirn.
Die nächsten Minuten werden mich töten und ich kann nichts tun.
"Was soll das, Saphira?", frage ich verwirrt, kann nicht verbergen, wie sehr mich ihr Verhalten anstrengt und gleichzeitig auch verletzt.
Ihre grünen Augen leuchten kurz auf, bevor sie sich durch die Haare fährt und dann richtet, besser gesagt für den Kampf vorbereitet.
"Wie ich sehe, hast du mich aber schnell ersetzt? Die kleine Barbie Schwester ist genau so scheinperfekt wie ihr Bruder, tolle Wahl hast du da getroffen. Wirklich.", zischt sie provokativ und kommt auf mich zu.
Ihr ist wahrscheinlich total egal, dass ich gerade einen ewig langen, anstrengenden Flug hinter mir habe und am liebsten nur schlafen würde, denn letztendlich geht es sowieso immer nur um sie.
"Genau, ich habe dich durch Alec's kleine Schwester ersetzt, die ich seit drei Tagen kenne. Okay. Das klingt wirklich sehr nach mir, tolle Analyse, Detektiv Conan. Du bist so ein verdammtes Kind, Saphira.", fauche ich sie an, versuche nicht Mal mich zurückzuhalten.
Ich werde nicht zulassen, dass sie mich behandelt wie sie will, weil sie denkt, dass sie es darf, nur weil sie schwanger ist.
"Du nennst mich ein Kind?? Wer von uns beiden ist denn abgehauen als es ein wenig schwieriger wurde??", schreit sie plötzlich, doch es überrascht mich nicht.
Saphira ist eben noch zu jung.
Sie denkt weder nach bevor sie spricht, noch über die Konsequenzen und Folgen die ihre Worte anrichten könnten.
Zudem kommt auch noch ihre kindische Angewohnheit, das Schreien anzufangen, wenn sie merkt, dass sie im Unrecht ist.
"Ich bin verfickt nochmal doch nicht abgehauen!", brülle ich schluckend, merke wie meine Stimme bricht, als die Tränen sich an meinem Nasenrücken sammeln.
"Alles was ich getan habe, ist ein wenig Zeit, nur eine verdammte Woche, für mich zu nehmen, ist das denn so schlimm, Saphira?"
Ihr Blick wird ganz kurz sanft, doch in innerhalb Sekunden, sodass mir dieser Ausdruck regelrecht vorkommt wie ein Resultat meiner Einbildungskraft, hat sie wieder ihre ekelhafte Maske aufgesetzt.
"Doch das ist du! Du bist nach Europa abgehauen mit deinem kranken Suga Daddy nur um ihn dort zu ficken!"
Das nächste was ich mitbekomme ist das intensive Ziehen meiner Handfläche.
Alles um mich herum scheint sich zu drehen, so als wäre ich betrunken, aber noch schlimmer.
Meine Kehle ist ganz trocken und Atmen scheint eine Herausforderung.
Als ich den Kopf hebe, blicke ich in die tränenerfüllten Augen meiner kleinen Schwester, welche sich total geschockt die Hand an die Wange hält.
Und als ich die Röte ihrer Haut erblicke, realisiere ich erst, was passiert ist.
Sofort gehe ich einen Schritt zurück, schlucke hart und merke wie meine Beine mich kaum halten.
Irgendwas tief in meiner Brust zieht sich zusammen und der Schmerz wird immer intensiver.
Das letzte Mal als mir meine Hand ausgerutscht ist, war Saphira achtzehn und es war genau derselbe Grund.
"Wirst du dich nicht entschuldigen?!", schreit sie mich an, scheint beinahe an ihren Tränen zu ersticken und auch wenn der Anblick mir das Herz bricht, hat sie mich in letzter Zeit einfach zu oft und zu sehr verletzt.
"Ich werde mich entschuldigen, wenn dir wieder klar wird, mit wem du eigentlich sprichst. Nur weil du schwanger bist, heißt das nicht, dass du mich so respektlos von der Seite anmaulen kannst und ich dir das durchgehen lasse. Ich habe dich großgezogen. Dein erster Zahn, dein erster Schritt, dein erster Schultag - all das - habe ich miterlebt, weil Mum und Dad damit beschäftigt waren, Geld zu verdienen um dich und mich auf die tollsten Schulen schicken zu können. Du kannst mich, Alec oder die ganze Welt hassen, aber glaub ja nicht, dass ich dich nicht an deine Manieren erinnere, wenn es darauf ankommt, Fräulein. Und jetzt verpiss dich in dein Zimmer und komm erst wieder raus, wenn du wieder wie ein normaler Mensch kommunizieren kannst.", gifte ich sie an, beobachte sie schluckend dabei, wie sie total perplex, mit Tränen in den Augen und dem Blick stur zur Wand gerichtet in Richtung Zimmer läuft.
Mit dem Fallen ihrer Tür ins Schloss, lasse ich mich erschöpft zu Boden fallen und den Tränen einfach nur freien Lauf, bin mehr als nur glücklich, als Penelope mich an sich drückt und ich wie ein kleines Kind erbärmlich in ihre Schulter zu weinen beginne.
Das war noch schlimmer, als ich es mir jemals hätte vorstellen können..
****
Und wie immer, ein Update mitten in der nacht aus dem Nichts! Ich hoffe, dass es euch gut geht und euch das Kapitel gefallen hat! Lasst mir doch eure Meinung in den Kommentaren da und vielleicht sogar ein Vote wenn ihr wollt! Und es tut mir so leid, dass ich Saphira in so ein schlechtes Bild stellen muss, aber (spoiler) es wird besser, wartet nur ab!
Love. S
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