Kapitel 24
Seine blauen Augen verfolgen jede meiner Bewegungen mit intensiver Genauigkeit, machen mich noch nervöser als ich es doch sowieso schon bin.
Ich kralle mich an den Fesseln fest, welche meine Handgelenke bereits so verwundet haben, dass ich spüre, wie das Blut ganz langsam meinen Arm herunterzulaufen beginnt.
Mein nackter Körper baumelt von der Decke, als wäre ich irgendeine Art von Dekoration und allein der Ausdruck in seinen Augen verrät mir, wie sehr ihm mein hilfloser, bis in den letzten Impuls aufgebrauchter Anblick gefällt.
Alles scheint weh zu tun und ich habe bereits vor einiger Zeit aufgehört, mich zu fragen, wann er endlich aufhört.
Doch ehe ch etwas realisiere, höre ich im tiefsten Tief meines Unterbewusstseins ein lautes Klatschen und der darauf folgende Schmerz ist mit nichts auf der Welt vergleichbar.
Die Tränen fließen in regelrechten Strömen meine Wangen herunter und ich weiss, dass ich schreie, doch aus irgendeinem Grund höre ich mich selbst nicht.
Das schäbige Grinsen in diesem doch eigentlich so schönen Gesicht bereitet mir Gänsehaut und jagt ekelhafte Schauer über meine Wirbelsäule, bringt jedoch auch meine Brust zum anschwellen, denn das ist der Mann, dem mein Herz gehört.
Seine großen Hände wandern über die beinahe schon lilafarbenen Striemen auf meiner Brust und wie ein verängstigtes Reh zucke ich zusammen, als er mich berührt.
"Hör auf zu schreien, Sklavin, sonst wird dein Meister noch wütender, als er es sowieso schon ist.", haucht er mir ins Ohr und ohne seinen Satz zu beenden, knallt der steinharte Ledergürtel erneut gegen meinen nackten, bereits blutigen Po.
Trotz seiner Warnung schreie ich immer weiter, merke wie die Kraft langsam aus meinem Körper zu weichen scheint, sodass ich irgendwann einfach nur noch vor mich hinweine.
Mit einem Mal packt er mein Gesicht, so heftig, dass ich mir auf die Zunge beiße und das Blut meinen Mund zu füllen beginnt.
Er zieht nich brutal zu sich, lässt seinen Blick über mein mit Tränen übersteömtes Gesicht gleiten und ich sehe regelrecht, wie purer Hass seine Augen füllt.
"Und jetzt weinst du nur noch? Was bist du? Ein kleines Kind? Na gut, dann werde ich dich so behandeln!", schreit er mich an, holt aus und als würde mir jemand Wasser ins Gesicht schütten, schrecke ich auf.
Verstört und bis ins Mark beunruhigt lasse ich meine nervösen Blicke durch das große Zimmer gleiten, realisiere erst wo ich bin, als ich die sanfte Stimme von Alec neben mir höre.
"For God's Sake, du bist endlich wach.", seufzt er sichtlich aufgebracht und greift nach meiner Hand.
Wie ein kleines Kind zucke ich von seiner Berührung weg, spüre wie mein ganzer Körper sich verspannt und die Tränen immer noch meine Wange herunterrollen.
"Aurora, ich bin's. Ich werde dir nichts tun, meine Kleine.", sagt Alec ruhig, doch die tiefe Beunruhigung in seiner Stimme kann er nicht verbergen.
Seine braunen Augen leuchten besorgt und trotzen nur so vor Verlangen, doch der Traum war zu real, um einfach wieder in seine Arme zu springen.
Es sind mindestens neun Monate vergangen, seit ich das letzte Mal so einen schrecklichen Alptraum hatte und scheint deswegen einfach noch tiefer zu sitzen als sonst.
Der Schweiß auf meiner Stirn ist eiskalt und während mein ganzer Körper schwitzt, frieren meine Fingerspitzen vor Angst.
Die Erinnerung an diese katastrophalen Nächte provozieren den Würgereiz tief in meiner Kehle und angespannt verschränke ich die Arme vor der Brust.
"Aurora...", haucht er mit glasigen Augen, sodass ich mit einem Mal komplett aufwache und realisiere, dass es wirklich nur ein Traum war.
"Alec...", versuche ich zu sagen, doch meine Stimme ist so klein, scheint so zerbrechlich, dass ich es lediglich mit den Lippen forme und einen beinahe lautlosen Ton von mir gebe.
In innerhalb von Sekunden ist er bei mir, zieht mich ganz sanft an seinen muskulösen Körper und schlingt seine Arme um mich.
Sein einzigartiger Geruch erfüllt meine Nase und erbärmlich schluchzend vergrabe ich das Gesicht in seinem Nacken, während ich mich in seiner Umarmung verliere.
"Zieh mir - bitte etwas an...", nuschle ich in seine Haut, als ich realisiere, dass ich komplett nackt bin.
"Hey, sieh mich an.", verlangt Alec sanft, legt seinen Finger unter mein Kinn und hebt meinen Kopf an, sodass wir wunderbaren Augenkontakt aufbauen können.
"Ich bin nicht er, Aurora, vergiss das nicht.", flüstert er mir zu, streicht eine Strähne aus meinem beinahe schon komplett angefeuchteten Gesicht, bevor er sich erhebt und Klamotten für mich zusammensucht.
Er streift mir einen seiner dicken Pullover über den Kopf, welcher unglaublich gut riecht und ohne zu zögern, presse ich den Stoff gegen meine Nase un inhaliere ihn, hoffend, so irgendwie ruhiger zu werden.
Ich beobachte Alec dabei, wie er nur in Boxershorts und einem Glas Wasser in der Hand wieder auf mich zukommt, die Tür hinter sich wieder schließt und sich dann wieder zu mir setzt.
Seine Hand gleitet an meinen Hals und ganz sanft streicht er mir eine Strähne hinters Ohr.
Die Berührung ist vorsichtig, ängstlich, so als würde er befürchten, dass ich zerbreche, wenn er zu harsch ist.
"Ich habe noch nie jemanden so schreien hören. W-was hat er dir angetan, Aurora?", fragt Alec ruhig, scheint offensichtlich nach Luft zu rangen und mit Gänsehaut am ganzen Körper greife ich nach dem Glas in seiner Hand, einfach nur, um nicht auf seine Frage zu antworten.
"Ich flehe dich an, sprich mit mir.", flüstert er mir zu, während ich in mich gekehrt einfach nur auf die Decke starre.
Wie gerne würde ich ihm ins Gesicht gucken und ihm alles erzählen, was Chris mir damals angetan hat, aber ich kann es nicht, weil meine Kehle jedes Mal zu brennen und mein Herz zu verbluten scheint, wenn ich auch nur an die harmlosen Dinge denke.
Dazu kommt noch die Angst, dass Alec vielleicht nach ihm suchen und ihn zur Rede stellen könnte und dieses Risiko kann ich einfach nicht eingehen.
Ich weiß nicht, ob ich eine Begegnung mit Chris so leicht verkraften kann und herausfinden will ich es definitiv auch nicht.
"Du willst nicht mit mir sprechen? In Ordnung, aber dann sei nicht sauer, wenn ich mir die Antworten auf meine Fragen von anderen hole.", zischt er plötzlich, reißt mich auf brutale Art und Weise aus meinen Gedanken und als ich seine Worte verarbeite, steht er bereits an der Tür.
"Wohin gehst du?", frage ich, kann das Brechen meiner Stimme nicht verhindern.
"Geh schlafen, es ist noch viel zu früh, du bist erst vor zwei Stunden-", "Lass mich nicht allein, Alec. Nicht jetzt.", hauche ich atemlos, wische die Tränen aus meinen Augenwinkel und blicke in seine Augen.
Wortlos kommt er auf mich zu, haucht einen Kuss auf meine Stirn und schließt mich dann erneut in seine Arme, sodass ich sofort wieder alles vergesse und alles was zählt, seine Anwesenheit ist.
****
"Was will wer von mir um diese Uhrzeit??", zische ich genervt in mein Handy, vergesse vor Müdigkeit kurz, wo ich bin, aber das tiefe Knurren von Alec erinnert mich daran, dass ich dort bin, wo ich hingehöre.
"Dr Kingsley, ich bin es, Harrison.", ertönt die Stimme des jüngeren Hadley Bruders und überrascht richte ich mich.
Verwundert blicke ich auf den Display, wo groß das Wort "Teddy" steht und ich eigentlich davon ausgegangen bin, meine Schwester zu sprechen und nicht den Bruder meines Freundes.
"Was tust du mit dem Telefon meiner Schwester?", frage ich angespannt, spüre wie mein Magen sich langsam zu verkrampfen beginnt, als Sorge meinen Körper füllt.
"Bitte, bleiben Sie ruhig, Dr Kingsley.", fährt Harrison fort, tut genau das Gegenteil davon, mich zur Ruhe zu bringen.
"Was ist passiert? Wo ist Saphira? Ich will Antworten, Harrison.", zische ich angespannt.
"Sie hatte einen Autounfall."
Und mit einem Mal strömen die Tränen meine Wange herunter, so als hätte ich nicht die ganze Zeit geweint und in innerhalb von Sekunden finde ich mich im Wohnbereich wieder.
"In welchem Krankenhaus ist sie?", frage ich nervös, ignoriere die Präsenz von Alec, als ich verzweifelt nach meiner Tasche suche.
"Dem Hilton Hospital an der 34th. Dr Kingsley, es-", ohne ihn aussprechen zu lassen, lege ich auf, gehe auf Alec zu und falle ihm verzweifelt um den Hals, denn aus irgendeinem Grund scheint heute wirklich nicht mein Tag zu sein.
"Was ist los, meine Kleine?", fragt er sanft, streicht mir übers Haar und blickt mich an.
"Saphira, s-sie hatte einen Un-unfall. Wir müssen unbedingt ins Krankenhaus fahren, Alec.", schluchze ich angespannt und bin froh, dass wenigstens Alec ruhig bleibt.
Nach knapp zwanzig Minuten kommen wir endlich im Krankenhaus an und das erste bekannte Gesicht, das ich erblicke, jagt mir Gänsehaut über den ganzen Körper.
"Was zur Hölle tust du denn hier??", frage ich angespannt und laufe auf den Ex-Freund meiner kleinen Schwester zu, ignoriere das helle Leuchten seiner giftgrünen Augen welche ihn mit den schwarzen Haaren regelrecht wie einen Vampir wirken lassen.
"Kein Wunder, dass sie einen Unfall hatte! Sobald du in ihre Nähe kommst, passieren ihr nur schlechte Dinge. Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich von ihr fernhalten?", zische ich ihn an, entreiße mich Alec's Griff, welcher mich davon abhalten sollte, auf Arrow zuzugehen, doch natürlich tut es das nicht einmal ansatzweise.
"Es ist auch mein Kind, for Fuck's Sake! Ich werde mich nicht von ihr fernhalten, wenn sie mit meinem Kind schwanger ist!", schreit er mich an, hat keine Ahnung, was seine Worte mit mir anstellen.
"Saphira ist - schwanger?", frage ich atemlos, gucke in seine Augen und ohne zu zögern nickt er.
Mein ganzer Körper scheint in Zeitlupe auf diese Information zu reagieren und ich habe keine Ahnung, ob ich jetzt enttäuscht, wütend, oder traurig sein soll.
Ganz langsam lasse ich meinen Körper an der Wand hinunter zum Boden gleiten, während ich irgendwie versuche, die Tatsache, dass mein eigen Fleisch und Blut mir die wahrscheinlich wichtigste Sache in ihrem Leben verheimlicht hat, zu verarbeiten, doch mit jeder Sekunde die verstreicht, fällt es mir noch schwerer zu atmen.
"Geh und sprich mit den Ärzten, sie wollten mir keine Information geben, weil ich kein Familienmitglied bin.", kommt es wie aus dem Nichts von Carter und verwundert blicke ich ihn an.
"Ich glaube du hast vergessen mit wem du sprichst, du fucking Snobwichser. Mach deine verdammten Ohren ganz weit auf und hör mir ganz gut zu, denn wiederholen werde ich mich definitiv nicht; niemals. Noch einmal redest du so mit mir und ich schwöre bei Jesus Christus und Gott, dass ich dich kastrieren werde, hast du mich verstanden? Bekomm' deine Scheisse gefälligst zusammen und hör auf dich wie ein fucking Teenager zu benehmen.", fauche ich ihn giftig an, kann die Überforderung in meiner Stimme zum Glück gut verbergen und erst als ich beim Arzt ankomme, merke ich, wie dieses ganz bestimme Gefühl, eine Mischung aus Verrat, Enttäuschung und Sorge meinen Körper füllt.
"Sind Sie die Schwester von Saphira Kingsley?", fragt der junge Arzt mich und sofort nicke ich, kann die Tränen nicht zurückhalten.
"Es geht beiden gut und hier kann man wirklich von Glück sprechen. Das Baby ist noch sehr klein und hätte im Normalfall so einen Unfall nicht überlebt. Ihre Schwester hat eine starke Gehirnerschütterung, mehrere, starke Prellungen im Brustbereich und drei Fingerbrüche. Sie ist gerade aufgewacht, wenn Sie versprechen ruhig zu bleiben, kann ich Sie zu ihr lassen.", meint er und erneut bejahe ich seine Bedingung ohne zu zögern.
Nervös betrete ich das Zimmer meiner Schwester, atme erleichtert auf, als unsere Blicke aufeinandertreffen und sie erschöpft zu lächeln beginnt.
Ich bedanke mich bei dem Arzt und schließe die Tür hinter mir, bevor ich auf sie zugehe und ohne über etwas anderen nachzudenken, meine Arme um ihren Körper lege.
"Du hast ja keine Ahnung, was für Sorgen ich mir gemacht habe.", schluchze ich leise in ihre Halskuhle, merke wie mein Körper sich ganz langsam erholt.
Nach so einer katastrophalen Nacht hätte ich niemals erwartet, dass es so schnell klappt.
Ich löse mich wieder von ihr und gucke in ihre schönen Augen, während ich sanft über ihre Wange streiche und sofort wieder strenger werde, als ich merke, dass es ihr besser geht als erwartet.
"Wann wolltest du es mir sagen?", sage ich monoton, gucke sie an und kann die Enttäuschung in meiner Stimme nicht verbergen.
Ihre Augen weiten sich und in innerhalb von Sekunden nimmt ihre Hautfarbe einen beinahe weißen Ton an.
"Im wievielten Monat bist du?", "Erst im dritten. Rory, ich weiß es auch erst seit zwei Wochen.", sagt Saphire stotternd, greift nach meiner Hand und wischt sich mit ihrer die Tränen aus dem Gesicht.
"Du willst mich doch komplett verarschen, oder? Du hast fast drei Monate deine Tage nicht bekommen und hast erst vor zwei Wochen einen Text gemacht? Sag mir wenigstens jetzt die Wahrheit, Saphira.", zische ich verletzt, erhebe mich und fahre mir verzweifelt durch die Haare.
Erst jetzt fallen mir all die Symptome für eine Schwangerschaft ein, die sie durchgemacht hat, ohne dass es mir wirklich aufgefallen hat: Die ständige Morgenübelkeit, die komischen, neuen Angewohnheiten, ihre Schmerzempfindlichkeit, die Größe ihrer Brüste.
"Hör auf mich zu behandeln, als wäre es meine Schuld!", schreit sie mich an, vergräbt trotzig ihr Gesicht hinter ihren Händen und empört hebe ich die Arme in die Luft.
"Tut mir leid, ich wusste nicht, dass ich der Grund für deine Schwangerschaft bin! Stell dich nicht so an, verdammt!", brülle ich zurück, höre nur im Unterbewusstsein, wie die Tür aufgeht.
"Du brauchst überhaupt nicht so auf Unschuldig tun, wenn du doch diejenige bist, die mir gesagt hat, dass sie schwanger war, nachdem sie das Kind abgetrieben hat!", wirft sie mir an den Kopf und als ich ihrem verwunderten Blick folge, schnappe ich lautlos nach Atem.
Spätestens jetzt ist alles vorbei.
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Hier ist das versprochene Kapitel! Ich hoffe, dass es euch gefallen hat und dass es euch gut geht! Mit diesen Worten wünsche ich euch noch einen schönen Abend und eine gute Nacht, damit ihr den besten Start in die Woche habt!
Übrigens danke für 31k Reads, ihr seid einfach der pure Wahnsinn. Love love love.
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