Orion & Jinx (Eifersucht)

Zeirus' POV

Unbändiger Zorn gepaart mit Hilflosigkeit und Verzweiflung durchfloss meine Adern. Alles was ich fühlte war blanker Hass. Hass, gegenüber dem Mann, der meine Männer und mich nach Strich und Faden belogen und manipuliert hatte.

Doktor Aquilius Orion.

Dieser Mistkerl hatte uns dazu gebracht, ihm den Herrenschwur zu leisten. Wir hielten es für eine gute Tat, doch nun müssen wir ihm auf ewig gehorchen.

Er zwingt uns Müll im Meer abzuladen. Wir sollen unsere Heimat zerstören!
Als wäre es nicht schon genug, dass er die Meermenschen fast komplett ausgelöscht hat.

Wegen ihm haben wir unsere Familien verlassen. Ich verfluche den damaligen Tag bis heute. Ich vermisse meine Tochter, Siska. Wie es ihr wohl geht?

Seit die Elvarion mir erzählt hat, dass sie noch lebt, denke ich ständig an sie.

Laut Alea ist sie eins der überlebenden Meerkinder.

Ob ich sie eines Tages wiedersehen werde?

Diese Unwissenheit zerreißt mich förmlich. Der Schmerz und das Leid sind unerträglich. Doch entfliehen kann ich nicht. Wir sind seine Sklaven, für immer.

Sein Partner Jinx ist genauso skrupellos und hinterhältig wie er. Verächtlich schnaubte ich.

Ich wünschte, ich könnte es den beiden heimzahlen. Sie sollten ihre Taten bereuen, doch bis dahin hätte ich sie wahrscheinlich schon mit bloßen Händen erwürgt.

Wenn ich nur könnte ...

Stumm verabschiedete ich mich vom Meer. Es war tröstlich es zu sehen, aber bei dem Anblick kamen wieder die Vorwürfe, die ich mir machte. Vorwürfe, dass wir das Meer, zwar gegen unseren Willen aber dennoch verpesteten.

Vorwürfe, dass ich meine Männer in diese Situation gebracht habe.

Vorwürfe, dass wir unsere Familien verlassen hatten.

Auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum begegnete ich Jarther.

Er war mit Putzzeug ausgerüstet und war damit beschäftigt den Boden zu säubern.

Seinem Gesichtsausdruck konnte ich entnehmen, dass er das nicht freiwillig tat.

„Hat Orion dir das befohlen?“, fragte ich ihn kurzerhand, obwohl ich die Antwort bereits kannte.

Jarther sah zu mir auf. „Natürlich wer sonst. Ihm war wieder mal nach demütigen und ich kam genau richtig. Er brauchte etwas, worüber er sich amüsieren konnte.
Dieser Dreckskerl!“ Zum Ende hin wurde er immer lauter.

Erneut überkam mich der Durst nach Rache.

Wie konnte ich es ihm heimzahlen?

Fieberhaft überlegte ich. Er hatte uns verboten ihm Schaden zuzufügen und ihn anzugreifen.

Jedoch hatte er das nicht präzisiert. Ich vermutete, dass er nur körperlichen Schaden meinte.

Dieser Mann war geisteskrank. Er war so gefühlskalt und genoss es, uns zu demütigen und leiden zu lassen.

Wenn ich daran dachte, was er Lennox auf Korsika alles angetan hatte, wurde mir schlecht.

Er besaß keine Seele und zu Empathie war er erst recht nicht fähig.

So abfällig, wie er über die Beziehung von Alea und Lennox gesprochen hatte, konnte ich kaum glauben, dass er selbst in einer ist.

Vielleicht gibt es eine Möglichkeit ihn emotional zu verletzen. Aber wie?

Einfache Beleidigungen bringen nichts.

Wie wäre es, wenn ich Mal seinen „geliebten“ Jinx ein wenig eifersüchtig mache?

Gar keine schlechte Idee.

Ich blickte wieder zu Jarther. „Soll ich dir helfen?“

„Nein, nicht nötig.“ Er stieß ein raues Lachen hervor. „Der Herr hat extra betont, ich solle die Arbeit allein verrichten.“

Beim Wort Herr kamen mir wieder die Magensäfte hoch.

Doch ich riss mich zusammen. „Ich habe eine Idee, wie ich es ihm ein klein wenig heimzahlen kann.“

Überrascht sah Jarther mich an. „Was genau hast du vor?“

„Das wirst du bald sehen. Weißt du, wo er gerade ist?“

„Er forscht im Labor.“

„Gut, bitte sag Jinx, er soll zu Orion ins Labor kommen. Versuch einfach ihn dahin zu locken. Sag, du hättest etwas seltsames gesehen, dass er sich unbedingt anschauen sollte.

Jarther versprach es mir, zwar verwirrt, aber er kam meiner Bitte sofort nach.

Sogleich machte ich mich auf den Weg.

Im Labor saß Orion an einem Tisch, der überquoll von Reagenzgläsern mit verschiedenen Flüssigkeiten und allerhand Gerätschaften.

Ich trat ein und räusperte mich.

Orion stand auf und kam auf mich zu.

„Ah Zeirüsselchen, gibt es etwas Neues?“

„Nein Herr. Ich wollte nur vermelden, dass Jarther seine Aufgabe verrichtet hat.“

„Gut. Wurden Magische gesichtet?“

Ach ja, seine Heidenangst vor den Magischen. Aber leider sind seit Tagen keine mehr aufgetaucht. Wenigstens bleiben sie vom Anti-Magikum verschont.
Allerdings kann Orion seinen Virus nun schneller vervollständigen.

Laut sagte ich jedoch: „Nein Herr, seit Tagen nicht.“

Während ich sprach, war ich ihm ein gutes Stück näher gekommen. Nun trennten uns noch wenige Zentimeter. Draußen hörte ich Schritte vor dem Labor. Offenbar hatte Jarther Jinx schon überzeugt, hierher zu kommen.

„Zeirus, was wird...“

Bevor er weitersprechen konnte, hatte ich den Kopf geneigt und blitzschnell meine Lippen auf seine gelegt.

Ekel stieg in mir auf. Doch wenn mein Plan funktionierte, konnte ich vielleicht seine ach so tolle Beziehung zerstören.
Mit einem Kuss.

Da ging die Tür auf.

Orions POV

Wie gelähmt nahm ich wahr, dass Zeirus mich küsste. Was sollte das?

Nach einem kurzen Schockmoment, versuchte ich ihn von mir zu stoßen.
Ohne Erfolg, denn Zeirus hielt mich fest und ich konnte mich nicht lösen.

Wie präzise musste ich denn Befehle erteilen?

Zeirus würde später eine ordentliche Bestrafung bekommen, wenn ich...

Abrupt wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als die Tür aufging und Jinx hereinstürmte.

„Jarther sagte mir, er hätte etwas seltsames...“

Er verstummte und starrte mich mit großen Augen an.

Zeirus wich wie ertappt zurück und eilte nach draußen. Im Türrahmen machte er nochmal kurz halt und blickte mich triumphierend an. Dieser nichtsnutzige Darkoner, das war alles nur ein Trick.

In Jinx' Miene las ich Schmerz. Ich hatte ihn verletzt. Dabei hatte ich ihm doch versprochen, es niemals zu tun.

Damals, beim Herrenschwur, hatte ich ihm das mit Bruderkuss erklären können. Schon da hatte ich seine Eifersucht bemerkt.

„Jinx ich....Was du da gesehen hast....Dieser Kuss“, stotterte ich.

Plötzlich knallte es und ich spürte einen brennenden Schmerz an der Wange.

„DU MISTKERL! DU VERDAMMTER LÜGNER! DU IDIOT! WIE KANNST DU NUR!? ICH BIN DIR WOHL NICHT MEHR GUT GENUG. KEIN WUNDER, DU HAST JA DEINE SUPERKRIEGER!“ schrie er mich an.

Dann drehte er sich, ohne ein weiteres Wort zu sagen, um und rannte weg.

Schnell lief ich ihm hinterher. Verdammt!
Wieso kann er nur so schnell sprinten?

„JINX! WARTE!“, brüllte ich ihm verzweifelt hinterher. Mein Versuch, ihm zu erklären, dass alles nur ein Missverständnis war, war gescheitert.

Jinx spurtete jedoch weiter, bis zum Wasser.
Er wollte doch wohl nicht ins Wasser springen!? Er hatte seit Tagen keinen Rofus mehr gehabt.

„DU BIST DER EINZIGE, DEN ICH KÜSSEN WOLLEN WÜRDE!“ Ich hoffte, dass ich ihn stoppen könnte.

Es klappte nicht. Mit einem geschmeidigen Satz war er ins Wasser gesprungen.
„NEIN“, gellte ich noch, doch es war zu spät.

Blitzschnell sprang ich ihm hinterher. Ich versuchte ihn einzuholen, allerdings war er mit seinen Schwimmhäuten viel schneller als ich.

Lange würde er jedoch nicht Unterwasser bleiben können. Im Gegensatz zu mir hatte er keine Kiemen und der Virus würde sich auch relativ schnell durch seine Symptome bemerkbar machen.

Nach kurzer Zeit tauchte er wieder auf und ich gelangte zu ihm.

Sanft zog ich ihn zu mir heran. „Wir müssen an Land. Du hattest seit Tagen keinen Rofus mehr.“

Fauchend entgegnete er: „Seit wann interessiert dich das?“

„Was muss ich tun, um dir zu beweisen, dass du mir wichtig bist?
Ich wollte Zeirus nicht küssen, er hat es einfach getan. Es war alles geplant. Er wollte, dass du das siehst.
Du weißt, ich liebe dich. Nur dich! Bitte, ich wollte das wirklich nicht. Es tut mir leid.“

Sein Gesichtsausdruck wurde weich. Dennoch bemühte er sich um eine strenge Miene. „Gut, ich vergebe dir, du hast mich noch nie angelogen. Aber nur unter einer Bedingung!“

„Welche?“, ich wollte es so schnell wie möglich erledigen.

Ein Lächeln umspielte seinen Mund. „Zeirus bekommt eine Lektion erteilt. Wir werden ihn demütigen! Zusammen! Keine Alleingänge!“

Nun musste ich ebenfalls lächeln. „Abgemacht.“
Dann neigte ich den Kopf und er reckte sich mir entgegen.

Wir küssten uns, doch nach wenigen Sekunden zuckte Jinx zurück und ihm entfuhr ein Schmerzensschrei. Der Virus!

Besorgt half ich ihm zurück an Land. Wir beeilten uns ins Labor zu kommen.

Dort verabreichte ich ihm die monatliche Rofusspritze.

Höchste Zeit, denn mittlerweile waren seine Wangen fieberrot.

Wir gingen ins Badezimmer, wo wir uns gründlich abtrockneten und frische Kleidung anzogen.

„Du musst dich ausruhen“, sagte ich, als wir wieder im Labor waren. Liebevoll drückte ich ihn auf die Liege. „Versprich mir, dass du sowas nie wieder tust!“

Er nickte. „Ich verspreche es", flüsterte er.

Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „In ein paar Stunden wird es dir besser gehen. Dann können wir, wenn du willst, anfangen Zeirus zu bestrafen. Ich kann auch mit den Vorbereitungen warten.“

Auch auf seinem Gesicht machte sich ein Lächeln breit. „Klingt nach einem guten Plan.“

Zeirus hatte versucht, uns auseinander zu bringen. Doch das würde er nicht schaffen! Niemals!

Jinx legte seine Hand auf meine Wange und ich  beugte mich zu ihm hinab. Als unsere Lippen sich trafen, schloss ich die Augen.

Es war jedes Mal aufs neue wunderschön. Seine Lippen waren weich und kühl. Ich schmeckte noch ein wenig Salz aus dem Meer.

Mit sichtlicher Vorfreude, richtete ich mich wieder auf. In ein paar Stunden, wenn Jinx wieder aufwachte, hatten wir endlich wieder jemanden zum foltern.


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