Korsika
Wie ging es im Lager weiter, nachdem die Alpha Cru entkommen und Jinx bewusstlos geworden war?
3. Person PoV:
Mit fieberhaftem Blick schaute Hagen über seine Schulter. Er musste sicher gehen, dass die anderen Verfolger nichts von seinem Gespräch mit Lennox mitbekamen.
Rasch wechselte er ein paar Worte mit dem halben Oblivion, der den noch immer bewusstlosen Jinx stützte, dass dieser nicht unterging und ertrank.
„Gib ihn mir“, raunte Hagen Lennox zu, der den Jinx gleich darauf zu ihm schob.
Hagen zog den Mann in sein Ruderboot.
Bevor Lennox sich auf den Weg zurück zu Alea machte, die mittlerweile von einer Robbe zum Schiff transportiert wurde, bedankte er sich nochmals bei seinem Retter:„ Danke, dass du uns geholfen hast, zu fliehen. Ohne dich wäre Korsika noch unerträglicher geworden.“
Er lachte bitter. „Es ist nicht so, dass es nicht schon so eine Höllenzeit war, aber ohne dich wären wir nie an die ganzen Informationen gekommen. Wir werden es dir nie vergessen, wie sehr du uns geholfen hast.“
Hagen lächelte ihn aufmunternd an. „Jemand muss Orion und seine Machenschaften stoppen. Da helfe ich jedem, der sich das zur Aufgabe macht. Außerdem müssen die Ozeane gerettet werden.
Und nun kehr zurück zu deinem Schiff und deinen Freunden. Ich hoffe, wenn wir uns wiedersehen, ist Orion besiegt.“
Lennox nickte noch einmal zum Abschied und kraulte dann zur Crucis.
Während Hagen sich, samt Jinx im Boot, auf den Rückweg machte, erklomm Lennox sicher die Außenleiter und wenige Augenblicke später, verschwand das Segelschiff vor ihren Augen.
Irritiert und verwirrt schauten sich Rix und Giovanni, die eben wieder das Bewusstsein erlangt hatten um, doch sie sahen nichts.
Die Motorboote und die zahlreichen Schwimmer sahen sich noch gründlich um und versuchten, das getarnte Schiff zu finden, jedoch ohne jeglichen Erfolg.
So traten sie schließlich den Rückzug an. Immerhin konnte auch jeden Moment das magische Gesindel wieder auf kreuzen, wenn das Anti-Magikum sich verflüchtigte.
Einer nach dem anderen erreichte sich das Ufer und sie kehrten ins Lager zurück.
Rix und Giovanni halfen Hagen Jinx zu transportieren und in Richtung des Labors zu tragen, wo Orion mit seiner Forschung beschäftigt war.
Die Darkoner waren zur Zeit auf hoher See. Der Doktor hatte sie äußerst alarmiert sofort auf die Alpha Cru gehetzt, nachdem das Signal des installierten Peilsenders von seinem Bildschirm verschwunden war.
Anscheinend unterschätzte Orion die Freunde Mal wieder gehörig. Hagen hatte insgeheim gehofft, dass sie einen Weg finden würden, nachdem Alea zur Landgängerin wurde und alle ihr Gedächtnis verloren.
Eigentlich waren drei Personen unnötig, denn Jinx' Gestalt war spindeldürr und er wog auch nicht übermäßig viel.
Nach ein paar Minuten Fußmarsch erreichten sie schließlich das Labor.
Hagen sah Orion hinter der Scheibe an seinem Tisch mit allen möglichen Utensilien sitzen und sich die Haare raufen.
Offenbar kam er mit der Entwicklung seines zweiten Virus nicht so gut voran wie erhofft. Zum Glück. Innerlich grinste Hagen breit.
Nelani hatte in der letzten Zeit immer wieder Orions Experimente sabotiert, aber sie hatte es so geschickt angestellt, dass es Orion nicht auffiel, woran es lag, dass einfach nichts funktionierte.
Hagen selbst war es gewesen, der Nelani nachts aus ihrem Verschlag holte, sie ins Labor schleuste, ihr so gut es ging half und sie anschließend zurückbrachte.
Jedoch musste sich Hagen stets gut verborgen halten, um nicht als Verräter enttarnt zu werden. Es schauderte ihm schon ein bisschen, wenn er daran dachte, was Orion mit ihm machen würde, sollte er herausfinden, dass Hagen ein Doppelspiel spielte und seinen Feinden half.
Orion war kein Mann, der Gnade walten oder Fehler unbestraft ließ. Da waren Demütigungen noch das kleinere Übel.
Doch Hagen wollte sich Schlimmeres gar nicht ausmalen. Er wusste, irgendwann würde seine Tarnung auffliegen.
Früher oder später musste er es tun, vielleicht, wenn es zu einem endgültigen Kampf kam. Solange würde er versuchen unauffällig zu bleiben und zu helfen.
Unterdessen hatte Rix, einer der Begleiter, an die Tür geklopft.
„Ja?“, schall ihnen die gereizte Stimme von Doktor Orion entgegen.
Giovanni und Hagen tauschten einen kurzen Blick. Heute war mit Orion nicht gut Kirschen essen. Währenddessen öffnete Rix die Tür und die drei Männer traten ein.
„Was gibt es denn?“, erklang es von einem genervten Orion, der nun seine Arbeit unterbrach.
Wenn er sich Sorgen machte, als er den bewusstlosen Vennuit erblickte, ließ er sich nichts anmerken, doch Hagen vermeinte, eine gewisse Blässe in Orions Gesicht zu sehen. Diese verschwand jedoch augenblicklich, nachdem Orion bemerkte, dass Hagen ihn anstarrte.
„Legt ihn auf die Liege“, ordnete er schließlich an. Die Männer taten, was er verlangte. „Wie ist das passiert?“, wollte Orion wissen.
Giovanni antwortete: „Die Alpha Cru ist geflohen. Zuvor kam es zu einem Kampf, wir mussten Anti-Magikum einsetzen, weil Magische eingegriffen haben. Jinx ist dem Jungen und diesem Mädchen im Wasser gefolgt. Er hätte auch fast gegen den Oblivion gewonnen, aber dann hat er durch einen Schlag gegen seine Schläfe das Bewusstsein verloren.“
Orion ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. „Dieser verdammte Magischen - Abschaum - Clan. Und wie konnte Lennox fliehen? Wie haben sie unseren Standort gefunden? Da stecken doch sicher die ganzen Magischen und dieser Verräter von einem Nixenprinzen dahinter.
Aber gut, ich habe bereits vorgeplant. In wenigen Tagen können wir es in die Tat umsetzen.“
Keiner erkundigte sich, was dieses „es“ war.
Orion scheuchte die Männer hinaus und blieb mit Jinx alleine zurück.
Er trat näher an seinen Partner heran und untersuchte ihn kurz mit seinem Innensichtblick.
Erleichtert stellte der halbe Roix fest, dass Jinx keine weiteren Verletzungen erlitten hatte.
Er lag einfach nur da und sah aus, als würde er schlafen.
Orion konnte nicht umhin, seinen Mann liebevoll zu betrachten. Jinx sah so schön aus, wenn er schlief.
Vorsichtig rüttelte er an ihm und versuchte ihn aufzuwecken.
Es funktionierte. Schon nach wenigen Augenblicken, begannen Jinx' Lieder zu flattern und er öffnete die Augen.
Verwirrt sah er sich um. „Warum bin ich im Labor?“
„Du bist beim Kampf gegen Lennox bewusstlos geworden. Hagen, Rix und Giovanni haben dich hergebracht“, sagte Orion und kam auf ihn zu, in der Hand ein Glas Wasser und eine Tablette.
Beides reichte er Jinx nun, der nahm die Sachen dankbar entgegen. Er schluckte die Tablette und trank alles aus.
Danach hob er den Blick und schaute direkt in Orions, für ihn faszinierende, graue Augen. „Sie sind entwischt“, sein Tonfall war nicht besonders erfreut über die Tatsache.
„Ja, das sind sie. In der Tat ist das ärgerlich, aber ich habe einen Plan.“
Jinx wurde hellhörig. „Und der lautet?“
„Nun, durch die Chats zwischen Alea und Thea wissen wir doch nun ihr nächstes Ziel: die Loreley. Dorthin sind Thea und sicherlich auch diese dreckige Halbnixe unterwegs. Und da Aleas Sehnsucht nach ihrer Schwester so groß sein wird, wird sie sich natürlich auf die Suche nach ihr begeben.“
„Du meinst, Alea konnte aus den Unterhaltungen ebenfalls herausfinden, wo Thea hin will?“
„Ich gehe davon aus. Schlechter hätte sie es nicht vertuschen können. Alea wird aber nicht alleine auftauchen, sondern mit meinem Oblivion im Schlepptau.
Wir werden uns umgehend auf den Weg nach Sankt Goarshausen machen. Ich werde natürlich auch die Darkoner in Kenntnis setzen.
Einige der Landgänger wie Hagen, Rix und Giovanni werden uns ebenfalls begleiten.
Wir bleiben einige Tage in einem Hotel und dort werde ich mir ein mobiles Labor einrichten, in dem ich das Serum für den Herrenschwur fertigstellen werde.
Wenn der Plan funktioniert, was ich nicht bezweifle, wird mir Lennox hörig sein.
Endlich!“
Orion ließ seine Erläuterungen des „Masterplans“ einige Minuten wirken.
Dann brach er das Schweigen: „Hast du eigentlich eine Ahnung, wer der Saboteur sein könnte? Der Mann, der Thea zur Flucht verholfen hat?
Dieser... Siegfried?“
Jinx überlegte kurz, bevor er sagte: „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Die Darkoner können wir auf jeden Fall ausschließen. Und ich bin es auch nicht, falls du diese Option in Betracht ziehen solltest.“
„Nein, natürlich nicht“, beeilte sich Orion zu sagen.
„Ich vermute, dass es jemand aus unserem engsten Zirkel ist“, fügte er hinzu.
„Das glaube ich auch“, stimmte Jinx ihm zu. „Wenn unser Plan erfolgreich war, bekommen wir den Namen bestimmt, wenn nötig auch unter Druck, von den Kindern.“
Orion nickte.
Dann reichte er Jinx eine Hand. „Bereit zum Aufbruch?“
„Bereit wenn du es bist!“
Es gab noch einiges zu erledigen. Alle Männer mussten über den Plan informiert werden, Sachen gepackt, ein Hotel gebucht und die Hubschrauber gestartet werden. Das Fliegen nach Deutschland würde sicherlich ein paar Stunden dauern.
Bereits vier Stunden später saßen sie in den Helikoptern und hoben ab.
Der Mond schien immernoch, am Horizont zeigten sich schon die ersten Sonnenstrahlen. Wenn sie in Sankt Goarshausen landeten, würde es früher Morgen sein. Der Flug verlief ohne jegliche Zwischenfälle.
Kaum waren sie angekommen, liefen sie zum Hotel, wo die Rezeptionistin ihnen die Zimmer zuwies.
Erschöpft und müde legten sich alle zunächst einmal schlafen. Es war eine lange Nacht gewesen und sie wollten sich erstmal erholen.
Nach einigen Stunden erholsamen Schlafs und einem ausreichenden Frühstück packten sie ihre Sachen aus und Orion war voll und ganz damit beschäftigt, sein mobiles Labor einzurichten und modern auszustatten.
Ein paar Tage später in Sankt Goarshausen
Orion forschte eifrig an seinem zweiten Virus und machte bedenkliche Fortschritte.
Er war froh, dass er immer ein großes Ersatzlager an Forschungsutensilien bei sich hatte.
Sein Labor auf Korsika wurde zerstört, vermutlich von dem Saboteur. Es wurde mit Sprengstoff in die Luft gejagt, kurz vor ihrer Abreise.
Auch die Walwanderin, Theas und Aleas Mutter, war nicht mehr bei ihnen. Mit Hilfe des Verräters hatte sie es offenbar geschafft, unbemerkt zu fliehen.
Die Idee mit Sprengung des Labors kam bestimmt auch von ihr.
Wer sonst sollte seine Arbeit zerstören wollen?
Jetzt machte es für ihn auch Sinn, warum er kein Stück weiter gekommen war, seit Nelani bei ihm war.
Mit dem Verräter zusammen hatte sie sich nachts ins Labor geschleust und die Versuche geschickt manipuliert.
Aber jetzt konnte er ungestört weiterarbeiten.
Er bemerkte, dass Jinx das Zimmer betrat und stand auf.
„Hat alles funktioniert, wie besprochen?“
Jinx nickte zur Bestätigung. „Ja, die Darkoner sind wirklich Meister ihres Faches. Sie werden uns in den kommenden Tagen auf dem Laufenden halten. Es scheint, Thea und der Nixenmann haben sich in einer Burg in der Nähe der Loreley versteckt.
Gut geschützt, denn die Burg wird täglich von vielen Touristen besucht.
Zeirus hat außerdem den Peilsender und das Abhörgerät in Cassaras' Leierkasten versteckt, ohne, dass dieser es bemerkt hat selbstverständlich.
Aber ich bin nicht sicher, wie viel wir von den Gesprächen wir mitbekommen werden. Ein Abhörgerät bringt schließlich nichts, wenn Leute sich ausschließlich in Gebärdensprache unterhalten.“
Orion stimmte ihm zu. „Das ist richtig. Sollten jedoch Alea und Lennox auf- kreuzen, könnte es von Nutzen sein. Ich bezweifle, dass die beiden nach so kurzer Zeit die Gebärdensprache flüssig genug beherrschen, dass es für komplizierte Unterhaltungen reicht. Ich denke, einige, für uns wichtige, Informationen werden in der gesprochenen Sprache fallen.“
„Gut möglich. Wie weit bist du mit dem Serum für den Herrenschwur?“
Ein Lächeln umspielte Orions schmalen Mund.
„Ich bin fertig geworden und arbeite weiter an dem Virus. Wir müssen jetzt nur noch die Handschellen präparieren. Die Metallringe müssen übrigens extra angeschärft werden.
Nur dadurch wird die Haut verletzt und das Serum gelangt ins Blut.“
„Das bedeutet: Unser Plan steht?“
Orion nickte erneut, weiterhin mit seinem teuflischen Grinsen im Gesicht.
Er zog Jinx abrupt zu sich heran, dass diesem eine lautes, überraschtes Keuchen entwich.
Dann zog er ihn in eine innige Umarmung.
Jinx lächelte nun ebenfalls und platzierte sanft einen Kuss in Orions Halsbeuge.
Für einen Moment sahen sich die beiden Männer einfach nur an. In ihrem Blick lag nichts außer Zärtlichkeit und Zuneigung. Ganz ungewohnt, für diese beiden.
Langsam neigte Orion den Kopf, bis sich ihre Lippen berührten.
Der Kuss war intensiv und geprägt voller Leidenschaft und Liebe. Etwas, was man von den beiden Schreckensgestalten nicht erwarten würde.
Er dehnte sich aus und führte dazu, dass die beiden eng umschlungen auf das breite, gemütliche Doppelbett fielen.
Arm in Arm lagen sie da und genossen die Nähe des anderen.
Nach wochenlanger, harter und anstrengender Arbeit, konnten sie nun endlich wieder aufatmen und sich Erholung gönnen.
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