Kolosseum

Gegen Vormittag verließ die Alpha Cru siegessicher das kleine Schiff. Heute, am neunzehnten September wollten sie Orion eine Falle stellen, die sein endgültiges Ende als „Gretzerkönig" bewirken sollte, und Alea zweifelte keine Sekunde and ihrem Vorhaben. Wochenlang hatte sie mithilfe der Silberfäden vorhergesehen, wie sie Orion an genau diesem Tag vor dem Kolosseum überraschen würden – bis die Fäden von der hinterhältigen Nixe Mura verflucht worden waren. Zu gern würde Alea wissen, ob die silberfadenvision noch immer die selbe war oder nicht -nur um sicherzustellen, dass alles nach Plan verlief.

Ein wenig aufgeregt kontrollierte Alea noch einmal, ob sie auch an die Obsidianmuschel gedacht hatte, die sie sofort zu Grarmathacht bringen würde, sobald Orion sich in ihrer Gewalt befand.

Lennox hatte es für sicherer gehalten, den Gangsterboss nicht zuerst zurück zu ihrem Schiff zu bringen, wie Alea es eigentlich geplant hatte, sondern direkt richten zu lassen. Glücklicherweise war die Muschel genau dort, wo sie sein sollte: in einem kleinen Innenfach von Aleas Bauchtasche. Aufatmend stieg Alea in den dunkelblauen Kombi und nahm, genau wie am Abend zuvor, im Fußraum platz.

Während Siska sie in gemütlichem Tempo nach Rom kutschierte, besprach die Cru in aller Ruhe noch einmal ihren Plan: Sie würden Orion am Kolosseum überraschen, Cassaras und Lennox würden ihn überwältigen und alle gemeinsam würden sie ihn bei Grarmathacht richten lassen. Wo sie ihn schließlich wieder freilassen würden, wussten sie jedoch nicht.

Wahrscheinlich weit weg von jeglichen Gewässern, vermutete Alea, denn dort würde der Doktor wohl am unehesten wieder in sein altes Muster verfallen. Hoffnungsvoll hob sie dem Kopf und sah aus dem Fenster. Langsam zogen alte Gebäude an ihr vorrüber, Menschen standen an Fenstern und Türen, winkten sich zu und redeten fröhlich miteinander.

Keiner von ihnen hatte auch nur die leiseste Ahnung, was in Kürze geschehen würde...

Da hielt Siska plötzlich aprupt den Wagen an, und Aleas Kopf stieß schmerzhaft an den Beifahrersitz.

„Autsch!", entfuhr es ihr.

„Was ist los?", fragte Lennox sofort alarmiert, jeden Muskel seines Körpers angespannt. Doch er sprach nicht mit Alea, sondern mit Siska. Die drehte sich mit entschuldigender Miene zu ihnen um.

„Tut mir leid. Aber ich glaube, wir können nicht weiterfahren."

„Was?! Wieso nicht?", rief Alea schrill.

Hektisch sah sie sich um. Warteten draußen womöglich Darkoner auf sie? Hatte Orion sie viel früher gefunden, als sie gedacht hatten? Krampfhaft versuchte Alea, sich aufzurichten und nachzusehen, aber Lennox hielt sie unten.

„Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes", beruhigte Siska sie in diesem Moment.

„Aber die Straßen sind so voll, dass wir zu Fuß schneller sind."

Erleichtert ließ Alea sich wieder auf den Boden fallen, und auch Lennox entspannte sich merklich.

In der Tat war es in einer Großstadt wie Rom klüger, Ziele zu Fuß anzustreben. Zudem war Alea überaus erleichtert, endlich aus dem Auto steigen zu können. Denn hier drin war es nicht nur überaus unkomfortabel, sondern Alea verspürte noch immer starke Gewissensbisse, sobald die Darkonerin den Motor anließ.

Mit einem leisen Seufzer öffnete Lennox die Tür und ließ Alea den Vortritt.

Bestimmt war er nicht sehr begeistert, dass sie sich nun durch die großen Menschenmassen schieben mussten, denn Lennox war für Landgänger unsichtbar und wurde daher oft unangenehm angerempelt. Aber er beklagte sich nicht, sondern ließ konzentriert den Blick schweifen, als suchte er bereits nach möglichen Gefahren.

Alea streckte indessen ihre kribbelnden Beine durch, die während der Autofahrt eingeschlafen waren.

„Ahh", hörte sie Sammy laut gähnen. Langsam kam er aus dem Kofferraum gekrabbelt und räkelte sich, als wäre er soeben aus einem angenehmen Nickerchen erwacht.

Ihm folgte Tess, die Hände tief in den Taschen ihrer Jogginghose vergraben.

„Wie weit ist es noch?", wollte sie dann von Siska wissen. Die hob die Schultern.

„Fünf Minuten Fußmarsch vielleicht", mutmaßte sie und schloss den Wagen ab. Tess nickte, als hätte sie das erwartet.

„Wir müssen aufpassen", meldete sich Cassaras zu Wort. „In dieser Touristenmasse kann man sich schnell verlieren. Deshalb schlage ich vor, dass jeder mindestens zu zweit geht."

Sofort trat Lennox an Alea heran und verschränkte seine Hand in ihrer, als wolle er klarmachen, dass er ihr nicht von der Seite weichen würde. Sammy schlenderte zu seinem älteren Bruder und hakte sich bei ihm unter, Tess und Siska nickten sich kurz zu und Thea hatte sich ohnehin bereits neben den Nixenprinzen gestellt. Dieser nickte zufrieden. „Gut."

Damit wandte er sich um und stiefelte ohne ein weiteres Wort los. Thea folgte ihm eilig, und auch die anderen setzte sich in Bewegung, wobei Ben und Sammy schon nach kurzer Zeit die Führung übernahmen. Wahrscheinlich war dies nicht ihr erster Aufenthalt in Rom, denn die beiden lebten schon fast ihr ganzes Leben lang auf hoher See, und reisten von Land zu Land.

Aber schon nach kurzer Zeit drehte sich Sammy, welcher sich heute ein extra-skandalös-pompös-wunderbäriges Outfit ausgesucht hatte, zu Cassaras um und sprang freudig vor ihm auf und ab. Dabei löcherte er ihn mit Fragen zu seiner schwarzen Kleidung und seinem Mantel, und obwohl Alea den Blick des Prinzen nicht sehen konnte, wusste sie, dass er inzwischen ziemlich genervt sein musste.

Aufseufzend schloss Alea die Augen und reckte den Kopf der Septembersonne entgegen. Es war ein wunderschöner Vormittag.

Der Himmel war strahlend blau und es war angenehm warm. Hin und wieder wehte eine frische Brise Aleas Haar in ihr Gesicht, doch das machte nichts.

Sie begann zu lächeln. Heute war vielleicht der Tag, an dem sie den gefährlichsten aller Verbrecher zur Strecke bringen und ein neues Kapitel beginnen könnten. Eines, in dem Thea und sie wieder mit ihren Eltern vereint waren. Eines, in dem die gesamte Meerwelt wieder auferstand. Und eines, in dem Meer- und Landwelt nicht länger getrennt voneinander lebten, sondern Hand in Hand ihren blauen Planeten beschützten. Glücklich öffnete sie die Augen wieder und sah sich um.

Die Straßen Roms waren bereits brechend voll. Überall wurde gehupt, geredet und gelacht. Etwas weiter entfernt konnte Alea sogar einen einsamen Straßenmusiker erkennen, welcher auf einem klapprigen Stuhl saß und wohl auf einer alten Gitarre spielte, aber die Melodie ging im lauten Stimmengewirr unter.

„Rom ist echt schön, wenn man mal die Menschenmasse außen vorlässt", brummte Lennox und rieb sich die Schulter. Gerade war er von einem vornehm gekleideten Landgänger mit seinem Aktenkoffer angerempelt worden, und der Mann schrie ihm wütend üble Sachen hinterher. Alea drückte seine Hand fester.

„Ja, es ist ziemlich viel los", gab sie zu und zog Lennox näher an sich heran, damit er nicht mit der asiatischen Touristentruppe zusammenstieß, die sich gerade an ihnen vorbeidrängelte.

Dann richtete sie den Blick wieder nach vorn, um zu sehen, wo sie langlaufen mussten. Doch vor ihnen war niemand aus ihrer kleinen Gruppe. Alea erschrak. Wo waren ihre Freunde?

„Lennox...", raunte sie leise. Doch der hatte schon längst bemerkt, was passiert war.

„Verdammt! Wir haben sie verloren!", fluchte er. „Wahrscheinlich, als ich mit diesem Idiot zusammengstoßen bin!"

Alea wurde bang. Genau das war Cassaras' Befürchtung gewesen! Davor hatte er sie gewarnt! Und ausgerechnet jetzt fanden sie ihre Cru nicht mehr! Dabei hatte Alea doch die Muschel bei sich, die sie zum Herz des Ozeans bringen würde!

Bleib ruhig. Sie sind hier noch irgendwo, versuchte sie sich zu beruhigen.

„Sammy! Ben! Tess! Siska! Prinz Cassaras!", schrie sie aus Leibeskraft in alle möglichen Himmelsrichtungen. Gerade Siska müsste sie hören können! Immerhin war das Gehör der Darkoner besser als das eines jeden anderen, und Siska hatte das auch schon mehrfach bewiesen. Aber Alea war sich nicht sicher, ob ihr Ruf nicht doch im Gedrängel der Menschen unterging.

„Scheiße!", schimpfte Lennox. „Wir müssen sie finden!" Alea nickte. Aber wo waren sie nur?

„Alea? Alea, hast du gerade nach uns gerufen?", ertönte plötzlich Theas Stimme in ihrem Kopf, so plötzlich, dass Alea erschreckt zusammenfuhr. Aber sie fing sich schnell wieder.

„Ja! Wo seid ihr? Ich glaube, wir haben euch verloren", gebärdete sie in Gedanken und klang ganz aufgeregt.

„Siska hat dich gehört und mir gesagt, ich solle Kontakt zu dir aufnehmen", erklärte Thea ruhig.

Alea fiel ein Stein vom Herzen. Auf Siska war wirklich Verlass.

„Wo seid ihr? Ich glaube, es ist einfacher wenn wir euch suchen. Ben und Sammy kennen sich in dieser Stadt aus, wie in ihrer Westentasche", sprach Thea weiter.

Alea biss die Zähne zusammen.

„Ich habe leider keine Ahnung, wo wir sind", antwortete sie zerknirscht, denn sie wusste, wie viel Zeit sie gerade verloren.

„Beschreib mal die Umgebung."

Alea öffnete die Augen und sah sich um.

„Wenn ich geradeaus sehe, sehe ich eine große alte Mauer mit einem kleinen Tor und einer braunen Tür. Dahinter ist ein lachsfarbenes Gebäude mit Säulen. Es sieht ein bisschen wie ein Tempel aus", beschrieb sie ihren Standort dann so genau wie möglich.

Thea schwieg kurz un Alea ahnte, dass sie Aleas Beschreibung gerade an die Cru weitergab.

„Sind über dem Tor ein rundes Abbild und ein Kreuz?", hakte ihre Schwetser dann nach. Alea kniff die Augen zusammen.

„Ja! Ja, genau das ist es!", rief sie dann.

Thea lachte erleichtert auf.

„Wir sind gleich da. Bleibt, wo ihr seid."

Damit beendete sie ihre telepathische Verbindung. Beinahe war es, als hätte sie eine Art Faden durchtrennt, der sie miteinander verband und ihre Telepathie ermöglichte. Fühlte es sich immer so an, wenn sie ein Gespräch absichtlich beendeten?

„Und? Wissen sie, wo wir sind?", fragte Lennox, der den thelepathischen Kontakt der beiden Schwestern wohl mitbekommen hatte.

Alea nickte. „Ja, sie kommen gleich."

Eine Welle der Erleichterung ergriff sie, und sie ließ sich auf das sonnengewärmte Kopfsteinpflaster fallen.

„Hoffentlich kommen wir nicht zu spät zum Kolosseum...", fügte sie dann murmelnd hinzu. Sie durften Orion auf gar keinen Fall verpassen!

„Quatsch. Wir beeilen uns einfach etwas, dann schaffen wir das schon", heiterte Lennox sie auf und setzte sich neben sie. Dankbar lächelte Alea ihn an und lehnte sich ein Stück vor. Doch gerade als sie ihn küssen wollte, hörte sie plötzlich eine laute Stimme rufen.

„Sie sind hier! Ich hab sie!"

Erschrocken fuhr Aleas Kopf herum. Sammy stand, die Hände in die Hüften gestemmt, am Ende der Straße und grinste sie zahnlückenbreit an. Sofort sprang Alea auf und rannte mit großen Schritten auf ihn zu.

„Wie seid ihr so schnell hierher gekommen?", schnaufte sie, sobald sie vor ihm zum Stehen gekommen war.

Sammy lachte. „Weil wir gar nicht so weit entfernt waren. Wenn ihr nämlich um die Ecke gegangen wärt, hättet ihr das Kolosseum schon gesehen."

Betroffen sah Alea ihn an. „Oh."

Das hatte sie nicht gewusst.

„Wir haben unnötig viel Zeit verloren", blaffte der Nixenprinz Alea an. Alea senkte den Blick. Das war ihr durchaus bewusst.

„Alea kann nichts dafür. Ich wurde angerempelt, und wir haben euch aus den Augen verloren", verteidigte Lennox sie sofort. Der Prinz erwiderte nichts darauf, sondern schnaubte nur und wandte sich ab. „Gehen wir weiter."

Ein wenig beklemmt nahm Alea wieder Lennox Hand und stapfte ihrer Schwester und Cassaras nach. Niemand sagte etwas. Alle schienen tief in Gedanken versunken, während sie an den alten und religiösen Gebäuden vorrüberliefen, die zu ihrer beider Seiten den Weg säumten.

„Wow", entfuhr es plötzlich Lennox. Alea hob den Kopf. Was sie jedoch sah, verschlug ihr die Sprache. Vor ihr erstreckte sich das weltberühmte Amphitheater. Von weitem hatte sie das Kolosseum noch gar nicht bemerkt, doch jetzt ragte es majestätisch und geheimnisvoll zugleich vor ihr empor. Alea konnte nur staunen. Sie spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. Konnte es sein? Waren sie Orions Ende schon so nahe? Würde hier die Silberfadenvision in Erfüllung gehen? In Aleas Kopf schwirrten tausende Fragen gleichzeitig umher. Doch dann, von einem Moment auf den anderen, klärte sich ihr Geist und ihr Herz hörte auf zu rasen. Der Elvarion-Modus setzte ein. Alea schloss die Augen und konzentrierte sich. Sie mussten dieses Kiosk aus der Vision finden, und zwar schnell. Dem Stand der Sonne nach war es bereits früher Mittag, genau wie in der Vision. Wenn sie sich nicht beeilten, würden sie Orion womöglich verpassen...

„Der Kiosk aus Aleas Vision befindet sich auf der Westseite des Kolosseums", bemerkte Ben plötzlich.

"Wir müssen also noch ein Stück nach links." Erleichtert nickte Alea. Ben muss sich vorher über den genauen Standort des Kiosk informiert haben, damit sie es schneller finden konnten. Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung und steuerte auf die linke Seite des Gebäudes zu, genau wie der Skipper gesagt hatte. Alea reckte den Hals in der Hoffnung, das Kiosk schon von weitem zu sehen, aber vergeblich. Die große Menschenmenge versperrte ihr die Sicht.

"Hier muss es irgendwo sein", brummte Cassaras und schien Ausschau zu halten.

„Vielleicht sollten wir etwas näher an das Kolosseum herangehen", schlug Alea vor.

„Das Kiosk befindet sich wahrscheinlich unmittelbar davor."

Cassaras seufzte. Dann straffte er die Schultern und bahnte ihnen einen Weg durch die Masse von Touristen. Doch plötzlich blieb er ohne Verwarnung stehen, sodass Sammy ihm frontal in den Rücken lief.

"Au!", beschwerte sich der Bandenjüngste, aber der Nixenprinz ignorierte ihn. Er drehte sich zu Alea um und bedeutete ihr, nach vorn zu kommen.

„Ist es das?", fragte er sie leise, kaum dass sie neben ihm stand.

Alea blieb beinahe das Herz stehen. Dort, keine zehn Meter von ihr entfernt stand ein Kiosk mit Bistrostühlen vor dem Verkaufstresen. Auf einem dieser Stühle saß ein Mann mit dunklen Locken, Brille und einem lässigen Jogginganzug, trank Kaffee und las Zeitung. Alea erkannte diesen Mann sofort wieder. Es war Orion.

„Ja, das ist es", antwortete sie dem Prinzen und spürte im selben Moment eine Mischung unterschiedlichster Gefühle in sich aufwallen. Einerseits war sie froh, Orion nicht verpasst zu haben, andererseits signalisierte ihr sein Anblick, auf der Stelle das Weite zu suchen. Sie sah zu ihrer Schwester. Theas Mund war ein einziger Strich. Alea wunderte sich kein bisschen. Thea war schließlich ihr gesamtes Leben lang von Orion belogen worden! Letzten Endes hatte er sie sogar gefangen genommen!

„Sollen wir noch etwas näher rangehen? Damit er uns bemerkt?", fragte sie an Alea gewandt, ohne den Blick von Orion abzuwenden.

Alea nickte.

„Je größer das Überraschungsmoment, desto besser", erwiderte sie dann drehte sie sich um.

"Seid ihr bereit?", fragte sie, und erhielt ein einstimmiges „Ja!" Als Antwort. Aleas Herz donnerte ihr bis zum Hals. Langsam drehte sie sich in Richtung Kiosk zurück und lief darauf zu. Die gesamte Alpha Cru folgte ihr, und als Orion kaum mehr als zwei Meter von ihnen entfernt war, blieben sie stehen. Alea atmete noch einmal kurz tief durch. Dann räusperte sie sich.

„Doktor Orion", sprach sie ihn mit fester Stimme an. Da sah Orion auf. Als er Alea erblickte wurde er blass.

"Alea?", fragte er überrascht.

Die Silberfadenvision war eingetreten. Alea spannte alle Muskeln an und sah ihm fest in die Augen.

„ Ja", erwiderte sie kühl.

" Sind sie überrascht, uns hier zu sehen?"

Orion blickte sie vollkommen überrumpelt an und schien unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Die Angst und pure Verblüffung standen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Damit gerechnet habe ich eigentlich nicht...", gab er schließlich etwas brüchig zu, und Alea hörte, wie Thea ein leises Ha! zischte.

"Heute haben wir ihnen eine Falle gestellt", sprach Alea einfach weiter und konnte nicht umhin, in ihren Tonfall eine gewisse Spur Hohn mit einfließen zu lassen.

„Wir werden sie gefangen nehmen und zu einer Lafora bringen. Dann hat all das hier ein Ende."

Bei der Erwähnung des Wortes Lafora zuckte Orion unvermittelt zusammen, und ein Ausdruck panischer Angst trat in seine Augen. Seine Reaktion lieferte Alea jedoch nur noch mehr Selbstbewusstsein, und sie baute sich geradezu vor dem Doktor auf, der wie ein häufchen Elend auf seinem Bistrostuhl saß. Einen Moment schien es, als wüsste Orion nicht, was er tun sollte, und er blickte Alea geradezu verzweifelt an. Doch mit einem Mal verschwand die panische Angst in seinen Augen, und sein Gesichtsausdruck versteifte sich. Alea bekam eine Gänsehaut.

Was war gerade geschehen? Langsam erhob Orion sich, stellte seinen Kaffee auf die Tageszeitung und schritt langsam auf Alea zu. Lennox knurrte drohend, doch das ließ den Doktor offenbar kalt. Aleas Herzschlag beschleunigte sich. Hier lief etwas ganz und gar nicht nach Plan, das wusste sie sofort. Orion blieb stehen, und blitzte sie eiskalt an.

„Heute hierher zu kommen, war ein großer Fehler", flüsterte er bedrohlich. Aleas Nackenhaare stellten sich auf. Was meinte der Doktor damit?

Orion bemerkte Aleas entsetzte Miene. Dann begann er zu lachen.

"0h, Alea ", wisperte er boshaft. "Ich habe zwar nicht damit gerechnet, euch heute hier anzutreffen, aber jemand wie ich hat für alles einen Plan B."

Seine Augen begannen zu leuchten. Langsam griff er unter seinen Pullover und zog etwas hervor, das aussah wie eine der Trillerpfeifen, die Alea aus dem Sportunterricht kannte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Was hatte der Doktor vor? Was war sein Plan? Mit einem genüsslichen Lächeln hielt Orion die Pfeife an seinen Mund, und bließ kräftig hinein. Der Ton war laut und schrill und Alea bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Siska sich die Hände auf die Ohren presste. Das Geräusch musste für die Darkonerin höllisch laut sein. Und da dämmerte es Alea. Die Darkoner.

„Oh Gott", stieß sie hervor. Das durfte nicht wahr sein.

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