Türchen 19: alter Bekannter

Alea, Lennox, Ben, Tess und Sammy liefen durch die Straßen von Wilhelmshaven, nachdem sie die Crucis in einem kleinen Hafen zurückgelassen hatten. Sie hatten Geld bezahlen müssen, da der alte Kahn nicht getarnt war, allerdings war ihnen keine andere Möglichkeit geblieben, denn laut ihres Kapitäns war es zu gefährlich, die Crucis auf dem Meer zu lassen, da an diesem Ort zu viele Schiffe fuhren, die ihr Zuhause rammen könnten. Eine Bucht gab es bedauerlicherweise auch nicht, daher hatten sie auf die normalen, teuren Mittel zurückgreifen müssen.

„Wo gehen wir eigentlich hin?", fragte Alea neugierig, als Ben in eine kleine Seitengasse einbog.

Schon eine ganze Weile folgten sie ihm. Er hatte gesagt, dass er ihnen etwas zeigen wollte, hatte aber nicht verraten, worum es sich dabei handelte.

„Das werdet ihr gleich sehen.", anwortete Ben zwinkernd und löste damit eine Jammerwelle von Sammy aus, der es unbedingt sofort wissen wollte.

Doch der Kapitän schaffte es irgendwie, seinen kleinen Bruder zu besänftigen, auch wenn Alea nicht verstand, was er dem Bandenjüngsten ins Ohr flüsterte.

Sie erreichten ein großen Gebäude, das von außen sehr baubedürftigt wirkte. Die Fassade bröckelte an unzähligen Stellen und war von weiß zu grau geworden. Allerdings sah alles andere an den Haus sehr gepflegt aus, beispielsweise waren die Fenster sauber und die breite Tür sah ebenfalls äußerst qualitativ hochwertig aus.

„Was ist das für ein Gebäude, Ben?", sprach Lennox ihrer aller Gedanken laut aus.

„Alpha Cru, macht euch bereit, einen alten Freund unserer Familie kennenzulernen. Er engagiert sich für den Schutz der Ozeane und hat sogar eine eigene Organisation gegründer, welche die Aktivitäten der Gretzer verfolgt und diese stoppt. Hauptberuflich ist er Polizist, was ihn seien Arbeit statk erleichtert, weil es oft gefährlich werden kann, wenn er mit seinen Leuten Razzien durchführt. Früher hat er mal woanders gelebt und gearbeitet, aber er wurde damals versetzt, weil er irgendeinen Verbrecher oder so nicht fassen konnte und alle in seiner ehemaligen Heimatstadt ne' Schraube locker hatten. Ich glaube es ging sogar nur um einen Teenager... Aber egal. Ich dachte mir jedenfalls, wo wir schon mal hier sind, können wir ihm auch einen Besuch abstatten."

Alea blieb der Mund offen stehen. Dieser Freund, von den Ben sprach, musste scheinbar ziemlich viel auf dem Kasten haben. Es machte sie etwas nervös, ihn zu treffen. Mit einem Blick zu dem Rest der Alpha Cru realisierte sie, dass Tess ihr Pokerface aufgesetzt hatte, Sammy sich wahnsinnig freute und Lennox finster vor sich hin starrte. Auch Ben bemerkte die Anspannung des Oblivions und kniff fragend die Augen zusammen.

„Ich bin nur angespannt, weil es ein Polizist ist.", grummelte Lennox, der zu wissen schien, was in den anderen vorging und wandte den Kopf an.

Natürlich! Lennox wurde schließlich polizeilich in vielen deutschen Städten gesucht, da war seine Vorsicht nur angebracht.

„Ich bringe schnell den Müll weg.", verkündete der Oblivion und nahm Tess einen mit Abfall gefüllten Beutel ab.

Zwischendurch waren sie als Band zusammen aufgetreten und hatten auf dem Weg zu diesem Haus spontan bei einer Müllsammelaktion in einem kleinen Park geholfen.

Ihr Kapitän nickte und klopfte dann an die Tür. Lennox joggte währenddessen davon. Nur ein paar Minuten später öffnete ein hochgewachsener muskelbepackter Mann mit harten Gesichtszügen und dunkelviolettem Haar die Tür.

Als er Ben vor sich erblickte, weiteten sich seine Augen und im nächsten Moment drückte er den Kapitän an sich.

„Ben, was machst du denn hier? Und Sammy! Du bist ja richtig aufgeblüht, kleiner Delfin!", rief der Kerl mit einer tiefen Stimme und klopfte dem Wuschelkopf auf die Schulter.

Der Mann bat sie ins Gebäude und die Alpha Cru trat ein. Im Inneren wirkte das Haus gar nicht mehr, wie von außen. Alles war altertümlich eingerichtet und blitzeblank. Nirgends erblickte Alea auch nur einen Staubkorn.

„Ruban, dass sind Alea und Tess.", sagte Ben und deutete auf die beiden Mädchen.

„Hallo, es freut mich, Sie kennenzulernen.", begrüßte Alea den Mann höflich.

„Bitte sag Ruban, sonst fühle ich mich so alt!", flehte der Mann spielerisch.

Alea fand ihn jetzt bereits sympathisch. Sie nickte und konnte sich danach nicht mehr zurückhalten. Sie bombardierte Ruban mit Fragen und er erzählte geduldig von seiner Arbeit und von seinem Leben an sich.

„Wie kam es dazu, dass zu gefeuert wurdest? Ben hat gesagt, es hatte etwas mit einem Teenager zu tun.", fragte die Elvarion nun endlich, was sie schon die ganze Zeit interessierte.

Auf der Stelle verdunkelte sich die Miene des Mannes und Alea bereute beinahe, das Thema angesprochen zu haben.

„Da war ein Typ, einen bessereren Dieb habe ich nie zuvor gesehen. Er lebte auf der Straße und kein Polizist unserer Einheit konnte ihn jemals schnappen. Wenn wir keine Waffen einsetzen, besiegte er jeden von uns im Nahkampf. Und irgendwann entwickelten sich die Dinge so, dass ich als unfähig abgetan wurde, weil es mir nicht gelang, diese Bestie zu fangen. Aber naja, das ganze Drama hat mir ein neues Leben ermöglicht, also kann ich es irgendwie nicht bedauern.", erzählte Ruban.

Den bitteren Unterton in seiner Stimme konnte man jedoch nicht überhören. Plötzlich klopfte es an der Tür und Ben sprang auf, um zu öffnen.

„Was ist bestimmt Lennox!", rief er erfreut und die Miene des Mannes erfror.

„Lennox? Was ein Zufall dass er so heißt.", murmelte Ruban und Alea warf ihm einen verwirrten Blick zu.

Kurz darauf hörte man Stimmen aus dem Eingangsbereich uns im nächsten Moment kehrte Ben zurück zu den anderen. Unmittelbar hinter ihm, befand sich Lennox.

Dann passierte etwas, was niemand erwartet hätte. Lennox und Ruban blickten sich an. Auf einmal fluchte der Mann und wich zurück, während Lennox in Kampfstellung ging.

„Du!", zischten beide gleichzeitig.

Der Oblivion wollte auf Ruban losgehen, doch Alea und Tess hielten ihn zurück. Plötzlich zog der Polizist seine Dienstwaffe und zielte auf Lennox.

Das lieferte allen absolute Klarheit und im nächsten Moment zeigte sich, dass sie richtig mit der Vermutung lagen, die gerade ihre Gedanken beherrschte.

„Wusste ich's doch, dass ich dich wiedersehen würde, Lennox! Du machst jetzt besser keine falsche Bewegung!", fauchte Ruban und Alea erschrak.

„Wartet! Ruban! Lennox! Hört auf damit!", befahl Ben flehend und wollte dazwischen gehen, doch nur einige Sekunden später packte der Mann den Oblivion bereits und drückte ihn mit dem Gesicht gegen die Wand.

Lennox knurrte und stieß ein schmerzerfülltes Stöhnen aus, als Ruban ihm die Arme auf dem Rücken verdrehte und seine Waffe zwischen seine Schulterblätter presste.

Alea wollte nicht, dass jemand zu Schaden kam. Die Situation ließ sich bestimmt auch anders klären. Daher rief sie, als Lennox bereits zum Tritt ausholte:

„Lennox wehr dich nicht!"

Sie wusste, dass es falsch war, den Herrinnenschwur zu missbrauchen, doch was blieb ihr anderes übrig.

„War ja klar, dass du Drecksschwein irgendwann wiederauftauchst.", sagte Lennox bloß wütend und ignorierte die Tatsache, dass Alea absichtlich den Imperativ verwendet hatte.

„Moment mal, Scorpio ist der Junge aus deinen Geschichten?", fragte Ben nun ungläubig und Ruban nickte.

„Der Kerl ist ein Freund von dir, Ben? Ich dachte, du hättest einen guten Geschmack!", stöhnte Lennox unter Schmerzen, da der Mann ihn noch immer gegen die Wand drückte.

„Beruhigt euch! Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass ihr euch kennt. Aber ihr habt euch beide sehr verändert. Ruban, Lennox kämpft für die Ozeane und überwältigt auch Gretzer, so wie du es tust.", mischte sich Ben ein und umging Lennox' indirekte Beleidigung einfach.

„Was?", stieß der große Mann hervor und schien zu zögern.

Ben seufzte. Dann erzählte er Ruban die ganze Geschichte, wobei er die Meermenschen und Magischen allerdings ausließ. Langsam ließ der Polizei Lennox los, der unschlüssig an der Wand stehen blieb.

„Na besten Dank auch!", knurrte der Oblivion, verstummte jedoch, als Ben ihm einen wütenden Blick zuwarf.

Die Spannung zwischen Lennox und Ruban verschwand während ihres gesamten Aufenthaltes nicht, jedoch ließ er sie nach einer Stunde das Haus wieder verlassen und drohte dem Oblivion bloß nochmals.

Dann machte sich die Alpha Cru auf den Rückweg zur Crucis.

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