Die Höhle III

"Nein! Da mach' ich nicht mit!", entschieden stemmte ich meine Hände in die Hüften.

"Oh, Mann, komm' schon! Dadrin ist es auch schön schattig, Dracula", Feli setzte ihr Zahnpasta-Lächeln auf.

"Das ist gefährlich, du dumme Nuss!"

"Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr."

"Wer hat das gesagt?", fragte Elena.

Feli zuckte mit den Schultern.

"Stand' mal in so 'nem Sprüchebuch, das meine Mutter geschenkt bekommen hat."

Elena stieß mir in die Seite. Die Aufforderung war unmissverständlich. Sicher, ich hatte mir vorgenommen selbstbewusster und spontaner zu werden, aber das war an sich schon widersprüchlich.

"Ich sage euch Freunde, dass wird lustig", meinte Feli. Sie schob das Blätterwerk beiseite. Wiederholend zog sie die Augenbrauen hoch, dann betrat sie die Höhle. Elena folgte ihr.

"Elli!", ich war empört.

"Dann komm' mit!"

Sie zog mich hinter sich her und Amar folgte der Gruppe sowieso.

Der Eingang war eng und durch angesammelte Nässe derart vermoost, dass ich beinah ausgerutscht wäre.

"Ihh!", quietschte Elena vor mir. "Das ist voll eklig!" Allerdings kicherte sie. Die Abenteuerlust strahlte ihr aus den Augen. Ich hielt mich an dem feuchten Fels fest, um ihr so zu folgen. Den Oberkörper musste ich vorgebeugt halten. Nicht mal mein 10-jähriger Bruder hätte aufrecht stehen können. Vor mir flackerte plötzlich ein Licht auf.

"Macht mal alle eure Handytaschenlampen an!", forderte Feli.

Unerwartet grell glitt der Lichtkegel über die schimmernden Felswände. Ich kniff die Augen zu, wobei ich mich fester an Elena festkrallte, um nicht wieder das Gleichgewicht zu verlieren. Der Gang weitete sich nicht. Er blieb schmal, kalt und nass und ich wollte nur hinaus. Ich fürchtete mich zwar nicht vor der Enge, doch es musste langsam aufgefallen sein, dass wir nicht länger bei der Gruppe waren.

"Freunde, das glaubt ihr mir nicht!", tönte es von vorn, wo ich Felis sprunghaften Schatten sah.

"Gollum?", rief ich.

Sie ging nicht auf meinen Kommentar ein. Stattdessen beleuchtete sie das Gestein zu ihrer Linken. Den Rücken presste sie gegen die andere Seite, um uns den Blick auf Gravierungen freizugeben.

"Krass, oder? Kann das aus der Steinzeit sein?", fragte Feli.

"Schwachsinn!", Amar schüttelte, soweit es der Raum zuließ den Kopf. "Um ehrlich zu sein ist es mir auch egal. Wir müssen zum Treffpunkt!"

"Hey, entspann' dich mal!", wies ihn Elena genervt zurück. Sie ließ von meiner Hand ab und drängte sich vor.  Mit den Fingerspitzen fuhr sich über das eingeritzte Gestein. Die kleinen Symbole und Buchstaben, die sich so häuften, waren vielleicht 50 Jahre alt. Und das höchstens, was sogar ich erkannte.

"Aber es ist doch trotzdem spektakulär, dass wir Spuren anderer Menschen gefunden haben", meinte ich tröstlich.

Feli hielt sich das Handy unter den Kiefer, um ihre Worte unheimlicher wirken zu lassen:"Na, hoffentlich hocken die nicht immer noch hier drin!"

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