Chupacabra III
Der Rückweg dauerte besonders lang, da sie die Strecke wegen des Lamms nur im Schritt zurücklegen konnten. Als sie schließlich den Stall erreichten, öffnete Aada, ohne groß einen Gedanken daran zu verschwenden, das Tor, sodass alle eintreten konnten. Hurley schüttelte sich so heftig, dass er Wasserspritzer im ganzen Stall verteilte. Aada drehte sich nicht einmal weg, denn sie war ohnehin bis auf die Knochen durchnässt. Ihre Freundin gab ihr das Lamm.
"Kein Problem, ich kümmer' mich um die Pferde."
Ohne zu zögern, lief Aada deshalb zum Farmhaus hinüber, das Lamm an sich gedrückt. Helena pflegte die Pferde und rieb auch Hurley, weil er so niedlich im Stroh umher rollte, mit einem alten Tuch so gut es ging trocken. Kritisch beäugte sie das miserable Wetter. Da der Boden sehr trocken war, nahm er die Feuchtigkeit so schlecht auf, dass sich schnell Pfützen bildeten. Heftig wurden sie durch neue Tropfen immer wieder aufgepeitscht.
"Das habe ich mir so nicht vorgestellt, Hurley", sprach sie ihren Gedanken laut aus.
Der Hund gab keinen Laut von sich, sprang ihr aber hinterher, als Helena zum Farmhaus rannte. Noch vor Betreten des Gebäudes zog sie die geliehene Jacke aus, um sie kurz zu auszuschütteln, wobei sie Hurley entdeckte. Hechelnd saß er vor ihr, die Ohren gespitzt und sah sie so erwartungsvoll an, dass Helena es nicht über's Herz brachte, ihn wegzuschicken. Gewöhnlich herrschte Hundeverbot im Haus.
"Aada? Wo bist du?", rief sie durch das Haus, als sie die Freundin nicht hörte.
"Im Bad."
Helena hastete die Treppe hinauf, der Stimme folgend. So entdeckte sie Aada, die gerade den Abschlussknoten des Verbandes schloss.
"Das Lämmchen ist müde. Es kann in der Wanne bleiben", meinte Aada und bettete das Tier wieder auf Helenas Jacke.
Die beiden Mädchen liefen in die Küche, wo Helena gleich einen Kaffee aufsetzte. Währenddessen beobachtete Aada nachdenklich das sich entwickelnde Unwetter. Wortlos versuchte sie den Fernseher im Nachbarraum anzuschalten, doch das veraltete System streikte bereits bei dem anhaltenden Platzregen.
"Glaubst du, dass sich das da draußen bis morgen legt?", Helena stellt zwei dampfende Tassen auf den Wohnzimmertisch hinter Aada, die weiterhin an den Knöpfen des TV-Geräts drehte.
"Sicher nicht."
Genau in diesem Augenblick blitzte es. Helena begann zu zählen. 29, 30, 31. Zornig grollte der Donner über das Land.
"Etwa 10 km ist das Gewitter entfernt."
"Dann zieht es bestimmt bald her. Gott, ich hoffe, dass der Strom nicht ausfällt!"
Die beiden Freundinnen vertrieben sich die Zeit mit einem Kartenspiel, dass Helena im Bücherschrank neben dem Fernseher fand. Währenddessen räkelte sich Hurley zu ihren Füßen und döste vor sich hin. Gerade, Helena war gerade aufgestanden, um das Lamm zu füttern, sprang der Hund auf. Er schoss zur Tür und stimmte gleich ein so penetrantes Kläffen an, dass Aada ebenfalls aufstand, um ihn herauszulassen.
Doch als sie die Tür öffnete, bot sich ihr ein seltsamer Anblick.
"Heli, schau dir das mal an!"
"Was ist denn so...", Helena hielt das Lamm immer noch in den Armen, unterbrach aber mitten im Satz, als sie zur Tür kam und auch auf die Herde blickte, die sich so nah an den Zaun drängte, dass erste Tiere bereits zwischen ihr und dem Zaun gequetscht wurden.
"Haben die etwa Angst vor dem Gewitter?", fragte Helena laut, um den erneuten Donnerschlag zu übertönen.
"Das kann ich mir nicht vorstellen, die leben nur draußen. Ist ja nicht das erste Unwetter, dass sie mitmachen! Und wenn ich mir das so anschauen, dann haben sich echt alle Viecher versammelt."
Sie hatte recht. Knapp achtzig Schafe standen so nah am Haus, wie es der äußerste Weidezaun erlaubte. Dabei wurden sie immer unruhiger, trippelten auf und ab und stießen einander an.
"Was könnte sie sonst so nervös machen? Gibt's hier Raubtiere?"
"Kojoten, wilde Hunde oder so was in der Art bestimmt!", vermutete Aada.
Da hörten sie Hurley wieder bellen. Er war in das Unwetter hinaus an den Zaun gelaufen und gab die fürchterlichsten Geräusche von sich, die trotz des prasselnden Regens zu hören waren. Die Herde wurde ebenfalls immer lauter. Eine Klangwolke aus ängstlichem, fast panischem Blöcken türmte sich auf und das Lamm in ihren Armen begann zu zappeln. Helena hätte am liebsten einfach die Tür zu geschlagen.
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