🌊 Kapitel 7 🌊

»Wie geht es Mary und deiner Granny?« frage ich nach einer Weile. Jordy hat mir gerade erzählt, wohin sie und Parker zusammen immer hin vereist sind, wenn Beide frei hatten. Sie erzählt das alles mit einem leuchten in den Augen, dass ich nie mehr wieder behauten werde, dass der Typ sie unglücklich macht. Sie ist glücklich, glücklich mit Parker und je mehr sie mir von ihm erzählt desto synaptischer finde ich ihn. Es ist gut, so wie es ist, das weiß ich jetzt!

»Ganz gut. Mary und dein Vater haben dieses Programm ins Leben gerufen!« ich nicke, ich weiß was sie meint. Mary ist auf die Idee gekommen, dass sie Konzerte von Bands in Gebärdensprache übersetzt, dass Gehörlose nicht nur die Schwingungen der Musik spüren können, sondern auch die Texte verstehen. »Sie hat Psychologie studiert und mit ihrem wohltätigen Verein ist sie Landesweit aktiv. Sie hat jetzt sogar ein Hörgerät!« sagt sie. Ich muss zugeben, in der Zeit kurz nach meinem Aufbruch habe ich etwas Gebärdensprache gelernt, falls ich doch noch zurückkehre. Dann hätte ich mich wenigstens mit Mary verständigen können.

»Also hört sie jetzt alles?« frage ich sie. Jordy nickt, bevor sie ihren Kopf hin und her wiegt.

»Sagen wir es mal so, sie hört das was sie hören will. Aber am liebsten ist ihr die Gebärdensprache!« ich nicke. Das kann ich mir gut bei Mary vorstellen. »Granny, ist immer noch die Selbe. Sie ist immer noch Bildhauerin, aber mittlerweile hat sie einen Lebensgefährten!« sie nimmt einen Schluck von dem Tee, bevor sie die Tasse auf den Tisch stellt. Dann wickelt sie die Decke enger um sich.

»Echt?! Wen?« frage ich, zupfe an meinem Teebeutel herum. Ihre Granny war ziemlich lange alleine. Weil ihr Mann sehr früh gestorben ist.

»Harvey Dinkel! Er ist bei ihr eingezogen und sie sind eigentlich ganz glücklich zusammen. Sie überlegen sogar ob sie nochmal heiraten sollen!« erklärt sie dann. Harvey Dinkel, kenne ich. Er wohnt in Sitka, hat einen langen Bart der schon gefühlt immer weiß ist. Früher hat er als Förster gearbeitet aber seitdem er einen Unfall hatte kümmert er sich um die Wanderwege. Er ist eigentlich ganz nett.

»Das freut mich!« es freut mich wirklich.

»Ansonsten hat sich ja nicht viel verändert in Sitka!« sie zuckt mit den Schultern und gähnt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich auch unheimlich müde bin.

»Nein, mal nichts was ich mitbekommen habe! Eigentlich ist es schön!« sie nickt, als ich das sage. Es ist eben Sitka und Sitka ist ein ruhiges verschlafenes Dorf.

»Ja, es hat etwas Beständiges! Warst du an Weihnachten dort?« fragt sie mich dann. Ich nicke. Weihnachten verbringe ich immer zusammen mit meiner Familie und es war in den letzten Jahren auch die Einzige Hoffnung Jordy wieder zu sehen. Aber das habe ich nie. Sie war entweder nicht da oder aber wir sind uns aus dem Weg gegangen.

»Meine Familie besteht immer darauf! Wo warst du? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dich mal gesehen hätte!« meine ich dann. Jordy zuckt mit den Schultern.

»Als ich noch studieren war, da war ich immer über die Weihnachtstage in Sitka, aber bin fast nie rausgekommen. Über Silvester war Mary und Granny immer bei mir. Später dann, in der größeren Wohnung sind sie immer zu mir gekommen und seitdem ich mit Parker zusammenwohne, kommt seine Familie auch immer noch vorbei!« eigentlich schön. Trotzdem bin ich eifersüchtig, dass jeder sie gesehen hat nur ich nicht! Wahrscheinlich sollte sie mich auch gar nicht sehen, in der ersten Zeit.

Ihre Augen fallen langsam zu. Sie sitzt da wie ein kleines Deckenknäul in der Ecke des Sofas und schläft. Lächelnd betrachte ich sie eine Zeit lang.

Sie ist glücklich! Mit ihrem Leben, dass sie in New York und mit Parker führt.

Er ist ein guter Typ, er kümmert sich um sie, ist für sie da und hat es mit ihr ausprobiert eine Beziehung auf lange Distanz zu führen. Ich glaube, es gibt keinen Besseren Freund für Jordy als ihn. Nicht einmal ich, denn ich habe mit Alkohol und Frauen zu tun, außerdem habe ich sie verletzt, als ich ohne etwas zu sagen einfach gegangen bin und mich nie wieder gemeldet habe.

Das was sie sich aufgebaut hat, die Arbeit mit dem National Geographic und als Freiberufliche Fotografin, als Reisebloggerin, es ist alles was sie sich gewünscht hat und noch so viel mehr als sie sich erhofft hat. Sie ist glücklich damit und ich passe nicht mehr in ihre Welt. Das muss ich aber auch gar nicht mehr, denn sie kommt ohne mich klar.

Alles, was ich jetzt noch versuchen kann um ihr Leben besser zu machen, oder ihr Behilflich sein kann bei irgendetwas, kann ich als Freund tun. So lange sie also hier ist, werde ich diese Freundschaft zwischen uns wieder aufbauen. Und Parker scheint nett zu sein, schließlich will er mich kennenlernen. Ok, vielleicht will er mir dann auch nur eine reinhauen, weil ich seine Freundin verletzt habe, aber das muss ich dann auch aushalten. Nach meinen Erfahrungswerten nach, legt sich ein Streit bei Männer schneller als einer zwischen Frauen.

»Alac!« jemand sticht mit seinem Finger in meine Wange. Ich schlage die Augen auf und sehe in das Gesicht von Lara sie mich verwirrt mustert. Alle Vieren von mir gestreckt liege ich auf dem Sofa. Meine Schuhe, haben dreckige Striemen auf dem weißen Stoff hinterlassen und mein Körper fühlt sich merkwürdig verspannt an.

»Morgen!« stöhne ich, fahre mir über die Augen und versuche mich auf zu richten, was beim ersten Mal, dank Rückenschmerzen gar nicht funktioniert! Beim zweiten Anlauf, klappt es dann, und stöhnend kann ich mich auf das Sofa setzen.

In der Ecke, eingewickelt in eine Decke, liegt immer noch Jordy und schläft.

»Ich habe sie nicht in ihrem Zimmer gefunden, da dachte ich, sie ist bestimmt schon auf!« Lara nickt mit dem Kinn in ihre Richtung und ich strecke mich, wobei es des Öftern in meinem Rücken knackst.

»Wir haben gestern Abend geredet und sind wohl eingeschlafen dabei!« erkläre ich. Dann nehme ich die zwei leeren Tassen und stehe auf. »Ich mach uns mal einen Tee und Frühstück! Für dich Kaffee?« frage ich meine kleine Schwester, die mit wippenden Haaren nickt. Ohne noch einmal zu Jordy zu blicken, gehe ich in die Küche und überlasse Lara somit die Aufgabe Jordy zu wecken.

Als ich Kaffee braue, versuche ich meine Frisur zu richten und das T-Shirt ein wenig glatt zu streichen. Ich muss mich unbedingt duschen und mich umziehen. In meiner ganzen Karriere als Musiker, habe ich noch nie mit Schuhen geschlafen und auch noch nie so unbequem auf einem Sofa.

Auf der Suche nach etwas Essbarem, stoße ich auf Eier und beschließe kurzer Hand Omelett zu machen. Während ich Käse und Tomaten suche, höre ich Lara mit Jordy reden. Hätte ich sie gestern einfach in Ruhe lassen sollen? Einfach wieder ans Klavier sitzen sollen und weiter machen sollen wie davor auch?

Nein, denn so weiß ich jetzt, dass es ihr gut geht. Dass sie glücklich ist, dass sie alles erreicht hat was ich immer wollte und was sie sich gewünscht hat. Ich brauche keine Schulgefühle zu haben, ich muss mir keine Vorwürfe machen. Es ist gut geworden, Jordys Leben ist einfach gut geworden und das ist alles was ich wollte.

Ein bisschen fühlt es sich so an, als ob eine große Last von mir gefallen wäre. Als könnte ich etwas freier atmen, als wäre es besser.

Es ist auch der Moment in dem ich mein Handy zu Tage fördere und den Chat von Zorey öffne. Ich weiß nicht wo sie jetzt ist, aber wenn ich ihr eine Nachricht schreibe, dann wird sie diese bestimmt lesen und antworten sobald sie kann!

Alac: Wir haben geredet. Ihr geht es wirklich gut! Sie hat all das erreicht was sie immer wollte!

Alac: Reden wir sobald du wieder zurück bist?

Frage ich sie dann und stecke das Handy wieder zurück, sobald ich den zweiten Hacken sehe der dahinter erscheint. Ein lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus, obwohl ich schlecht geschlafen habe, immer noch in den verschwitzten Sachen von gestern Stecke und mein Rücken immer noch weh tut, bin ich ein Stück glücklicher.

»Omelett?« fragt dann Lara, drückt sich neben Jordy an die große Kücheninsel aus massivem Marmor.

»Mit Käse und Tomaten!« sage ich, lege das erste auf einen Teller, bevor ich ihn über die Oberfläche den Beiden entgegen schiebe. Hinterher, teile ich den Tee und den Kaffee aus, was die Beiden fröhlich entgegennehmen. Von Jordy habe ich erwartet, dass sie fröhlich ist, von Lara nicht, sie ist einer der größten Morgenmuffel den die ich kenne. Während ich also noch zwei weitere Omeletts produziere, unterhalten sich die Beiden über irgendeine Wandertour durch den Topanga State Park, er ist nicht weit von hier, bei schlechtem Verkehr vielleicht vierzig Minuten. Während die Beiden reden, tippe ich auf meinem Handy herum und beantworte ein paar Mails.

»Willst du mitkommen?« Jordy sieht mich fragend an. Ich blicke auf und bin verwirrt. Ich war viel wandern in den Jahren hier, aber meistens sind wir in größere Nationalparks gefahren, da war meistens weniger los.

»Kann ich machen!« ich nicke und Beide lächeln mich an. Wahrscheinlich wissen die Beiden so oder so nicht wie sie da hingekommen wären.

»Abfahrt in einer halben Stunde?« fragt dann Lara. Jordy nickt, gabelt währenddessen noch die Reste vom Omelette auf und lächelt leicht.

»Passt, ich geh mich noch duschen!« mit diesen Worten, stelle ich meine Tasse in das Spülbecken und gehe nach oben.

Eigentlich hätte es gestern Abend nicht besser laufen können. Auch wenn Parker vielleicht nicht so perfekt hätte sein müssen, wie er es ist. Aber das ist auch in Ordnung, schließlich hat Jordy jemand verdient, der so gut zu ihr ist.

Also pelle ich mich aus meinen Sachen, springe schnell unter die Dusche und krame dann in meinem Kleiderschrank meine Wanderschuhe, eine ausgewaschene Jeans und ein T-Shirt für den heutigen Trip heraus. Außerdem fällt mir mein alter Rucksack entgegen und eine Trinkflasche. Vielleicht sollten wir noch etwas zu Essen mitnehmen, ich weiß ja nicht, wie lange die Beiden unterwegs sein wollen.

Solange sich die Beiden also umziehen, mache ich Brote, die wir nachher einpacken können. Ich fülle meine Flasche und finde sogar noch eine Thermoskanne für Tee.

Die erste die zu mir tritt ist Jordy, sie trägt ein Kordhemd, darunter ein bauchfreies weißes Top. Eine hochgeschlossene Jeans, die sie hochgeschlagen hat und Wanderschuhe, die sehr ausgetragen sind. Sie hat das Deckhaar zu einem Knäul zusammengenommen und lächelt, als sie den Rucksack auf den Tisch schiebt.

»Du bist ziemlich fleißig, als Hausmann!« sagt sie, füllt ihre Wasserflasche auf und lächelt mich an. Sie ist nett, freundschaftlich und nett.

»Irgendjemand muss es ja machen!« sage ich lachend. Sie hilft mir dabei die letzten Sachen fertig zu machen und alles in Boxen zu verpacken, bevor dann Lara in Jeans und Sweatshirt eingetrudelt kommt. Sie hat ihre Haare geflochten und eine Sonnenbrille auf der Nase.

»Was ist mit den Anderen? Wollen die nicht mit?« fragt sie dann, wir gehen zu der Garage, in der mehr als acht Autos platzfinde. Theo hat vor ein paar Jahren angefangen, Oldtimer zu sammeln. Er hat genau zwei gekauft, bevor Frio dann meinte, sie stehen so oder so nur rum. Aber es gibt auch ein neuer Geländewagen, Sportwägen, eben alles was ein Musikerherz begehrt und braucht.

»Die schlafen erst einmal bis um elf oder zwölf denke ich! Thalia hat noch ein Fotoshooting, Mike macht dann immer Sport. Frio und Mara kann man leicht beschäftigen mit irgendeiner dummen Idee und Theo ist manchmal ganz froh darüber Zeit mit Phil zu verbringen! Ich denke sie kommen klar.« ich zucke mit den Schultern, als wir alles in den Geländewagen werfen und ich mich auf den Fahrersitz setze.

»Was machst du eigentlich immer, wenn du so ganz allein bist?« fragt mich dann Jordy, sie hat sich auf den Rücksitz gesetzt und sieht mich durch den Rückspiegel an. Sie lächelt, aber ich glaube, dass dieser Konflikt warum ich damals gegangen bin, immer noch zwischen uns hängt. Wie Nebel, der sich in den spitzen von Zedern verfangen hat und nicht weichen wird, bevor wir es nicht geklärt und angesprochen haben.

»Meistens schreibe ich Songs, treffe mich mit Freunden oder unternehmen was mit Zorey. Aber die Pärchen sind ja auch offen für Aktionen, von dem her wird einem nicht so schnell langweilig. Außerdem gibt es hin und wieder Tourneen, die geplant werden müssen und Fans die wir befriedigen müssen. Es gibt immer was zu tun!« erkläre ich, fahre die Auffahrt hinunter und aus dem großen Tor hinaus. Der Radio ist leise, fast nicht zu hören und es gibt eine schöne Atmosphäre in diesem Wagen.

»Warst du schon mal im Topanga State Park?« sie sieht mich fragend an. Lara auf dem Beifahrersitzt, schreit jemandem auf dem Handy. Vielleicht Austin.

»Bis jetzt noch nicht. Es ist ziemlich schwierig sich frei in LA oder in direkter Nähe zu bewegen, ohne dass gleich eine Hundertschaft von Reportern um einen herumstehen!« erkläre ich. Manchmal ist es auch nervtötend.

»Ja gut!« sie zuckt mit den Schultern, blickt dann aus dem Fenster und sagt erst einmal nichts mehr. Ich lenke den Wagen sicher durch die Straßen, bevor mich Jordy dann zu dem Parkplatz navigiert, an dem sie gerne die Tour starten würde. Vielleicht hätte ich mich vorher informieren sollen was sie vorhaben, denn sie wollen ganze vier Stunden unterwegs sein.

Der Topanga State Park zeichnet sich mit rauen Felsen, ein paar grünen Flecken und sandigem Boden ab. Die Wanderwege sind klein und geschwungen, so dass man nur hintereinander her gehen kann.

Der Park ist wunderschön, mit großen Sandsteinformationen, die sich neben oder vor einem erheben. Von gewissen Aussichtspunkten kann man auf das Meer sehen, es gibt wunderschöne Wiesen mit Wildblumen und hin und wieder muss man den Kopf einziehen, um ihn nicht gegen einen der Felsen zu stoßen. Bäume wachsen hier, was manchmal aussieht als wäre es ein kleiner Urwald, der hier lebt.

Fest, halte ich meinen Rucksack an den Gurten fest, während ich Lara und Jordy durch die Natur folge. Jordy macht viele Bilder, während ich darauf bedacht bin Schritt zu halten und alles zu bewundern was ich sehe. Außerdem versuche ich mit einer Sonnenbrille und einer Mütze jegliche Fans und Neugierige abzuschirmen.

Lara und Jordy scheint das so oder so nicht zu interessieren. Wir erkunden den Park, machen ein paar Mal an besonders schönen Stellen rast und reden über ganz normale Dinge, wie zum Beispiel, dass Lara überlegt den Job zu wechseln, um bei einer größeren Agentur zu arbeiten, was allerdings anstrengender sein könnte.

Jordy hat sich in all den Jahren beim Wandern nicht verändert. Ihre Kamera um den Hals weiß sie genau, wo es langgeht. Als wäre sie schon einmal hier gewesen und hätte sich den Weg genau eingeprägt.

Die Zeit im Topanga State Park, hat irgendetwas beruhigendes an sich.

Man kann seine Gedanken gut ordnen, sich auf das Wesentlichen konzentrieren und einfach mal wieder den Kopf durchlüften.

Ich sollte mit Zorey endlich Nägel mit Köpfen machen und sie nicht immer nur wie eine Freundin mit gewissen Vorzügen behandeln. Aber ich weiß nicht, in wie fern ihre Eltern damit einverstanden sind, weil unsere Beziehung hin und wieder in aller Munde ist in den Magazinen. Alfredo ist die erste Wahl ihrer Eltern, ich muss mir etwas einfallen lassen, damit sie glücklich ist und ich auch endlich mal mein Glück finde. Denn in dem Punkt hat sie auch absolut recht.

Ich habe in den letzten sieben Jahren nie darauf geachtet, dass ich glücklich bin, sondern immer nur, dass alle um mich herum ihre Träume erfüllen können und das machen, was sie glücklich macht. Das will ich ändern.

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