🌊 Kapitel 27 🌊

»Und jetzt wird sie ihn heiraten?« Mike winkt gerade Zorey nochmal, sie sitzt im Flieger, wieder nach Los Angeles und ein bisschen bin ich froh, sie wieder los zu haben. Denn sie bringt ein Stück LA hier her, das nicht hierhergehört.

»Ja, ich werde Trauzeuge!« ich schiebe meine Hände in die Hosentasche, lehne mich gegen den Zaun, der hier das Rollfeld vom Parkplatz trennt und sehe dem Flieger dabei zu, wie er sich auf den Start vorbereitet.

»Kann ich mir nicht vorstellen bei dir! Aber bei Theo und Phil werden wir auch Trauzeuge!« stellt er dann fest, fährt sich durch seine offenen Haare und zuckt mit den Schultern. Seitdem wir hier sind, bekomme ich nicht mehr so wirklich aus seinen verwaschenen Jeans, seinen alten Band T-Shirts und seinen halb gebunden Chucks. Er trägt fast immer ein Bandana, außer heute, und wenn es kalt ist oder regnet, dann hat er eine alte Regenjacke übergezogen. Wüsste man nicht, dass er der Sohn von einem Architekten ist und ein weltbekannter Musiker dann würde man ihn glatt mit einem Fischer verwechseln.

Aber ich unterscheide mich in ihm nur, dass ich Pullover trage und die Jeans nicht so verwaschen ist, wie Mikes. Es ist einfach entspannter hier.

»Glaub mir, das kommt schneller als du denkst, dass wir nicht nur bei Theo und Phil Trauzeugen sind!« bestätige ich ihm. Noch einmal winke ich Zorey, deren Flieger gerade abhebt und Richtung Los Angeles davon segelt.

»Mara und Frio?« Mike lehnt sich neben mich. Es ist ungewohnt, dass er offene Haare hat, sie sind unheimlich lang geworden und er sieht aus wie einer dieser Hipster, die einen Dutt machen mit ihren langen Haaren.

»Wahrscheinlich! Und irgendwann du!« ich sehe zu ihm. Er hat die Hände in die verwaschenen Jeans geschoben und zuckt mit den Schultern.

»Irgendwann mal ja!« wir sehen hinaus auf den Ozean, das dunkle Blau, dass sich irgendwann mit dem Horizont vermischt und endlos weit reicht. »Du und Jordy?« er grinst. Das kann ich sogar hören.

»Vielleicht irgendwann einmal, aber gerade nicht!« ich zucke mit den Schultern. Sie zu heiraten, jetzt gleich, wenn sie zurückkommt, ist glaube ich keine gute Idee. Das würde sie noch mehr verwirren. Außerdem, glaube ich, dass es jetzt an der Zeit ist, einfach mal zusammen zu leben und etwas zusammen zu erleben.

»Alter, du bist bald dreißig!« stellt Mike dann erschüttert fest.

»Was du nicht sagst, du auch!« ich stoße mich vom Zaun ab und wir gehen zum Toyota. Mike, hat wohl sein neues Auto, aber er mag es nicht besonders, weshalb wir eigentlich immer mit dem Toyota unterwegs sind. Er ist aber irgendwie so unheimlich alt, dass ich Angst habe, dass er irgendwann einfach mal stehen bleibt und nicht mehr vor und zurück fährt.

»Ja das, ist ja das erschreckende!« stellt er lachend fest. Ich schüttle den Kopf.

»Ich bring dich jetzt zum Frisör, du siehst aus wie ein Hipster, der es nicht geschafft hat, ein Hipster zu werden! Dann können wir zur Baustelle fahren! So lange du beim Haare schneiden bist besorge ich uns einen Kaffee!« erläutere ich ihm den Plan für jetzt gleich. Mike fährt sich mit den Fingern durch die Haare, als müsste er erst einmal herausfinden, als ob sie wirklich so lange sind.

»Sieht es so schrecklich aus.« er sieht mich an. Wir hören BUNT, als ich das Auto starte und in Richtung Innenstadt fahre.

»Ja, tust du!« stelle ich fest. Ich lenke den Wagen, sicher. Manchmal frage ich mich, warum ich Jordy damals eigentlich angefahren habe.

»Vielleicht sollte ich mir eine Glatze rasieren!« schlägt er dann vor. Er klappt die Sonnenblende herunter und betrachtet sich darin im Spiegel. Mike mit einer Glatze, das ist auch etwas, was so gar nicht zusammen passt!

»Mike, du sollst sie nur kürzer schneiden lassen und sie dir nicht gleich abrasieren!« stellt ich klar, parke vor dem Frisörsalon. Sehe meinen besten Kumpel an. Er seufzt.

»Okey, ich bin in einer halben Stunde fertig!« er schiebt seinen Geldbeutel in die hintere Hosentasche bevor er aussteigt und ich ihm lächelnd hinterherwinke. Ich glaube, er hasst mich manchmal einfach abgrundtief.

Aber ich mache, das was ich ihm versprochen habe. Ich gehe zu Fuß, um einen Kaffee für uns Beide zu holen, der so heiß ist, dass ich mir von der Laden Teke bist zum Wagen beide Hände verbrenne. Ich stelle sie auf die Motorhaube, lehne mich dagegen, sehe durch das Fenster, wie Mike mit der Angestellten redet und mit den Händen herumfuchtelt, als wäre er ein Bekloppter. Lachend ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche. Zwei Nachrichten von Mary. Eine von Lara. Fünf von Frio. Eine von Theo. Eine von meinen Eltern und zwei von unserem Produzenten. Unser Manager hat eine Mail geschrieben und ich seufze, als ich die Nachrichten nach einander durch gehe. Es ist keine von Jordy dabei, aber Zorey schreibt mir.

Mary schickt mir einen Link, über einen Schreibtisch für das Büro, der laut ihr unheimlich gut passt. Ich schreibe ihr zurück, sehe ihn mir an und nippe an dem viel zu heißen Kaffee. Die Luft hier, ist so viel besser als in Los Angeles, der leichte Luftzug, der erfrischend durch die Straßen geht, lässt mich wohl durch die Maschen meines Pullovers frösteln, aber es ist angenehm. Jordy, hat die Pullover immer Alaska Pullover genannt. Weil ich in LA nie einen Pullover wie den hier getragen habe. Es war immer viel zu warm dafür und es passt nicht wirklich dort hin.

»Hey Alac!« ich sehe hoch und betrachte Sydney, sie steht vor mir, in einer dicken Jacke, Jeans und Sneaker. Sie sieht hübsch aus aber ich habe nicht mit ihr gerechnet. Irgendwie, habe ich ihre Anwesenheit ausgeblendet, aber sie scheint fröhlich zu sein, dass sie mich hier trifft.

»Hey!« ich lasse mein Handy sinken, aber eigentlich brauche ich noch eine Weile, bis ich alle Nachrichten beantwortet habe und bis ich endlich meinen Kaffee genießen kann. Bis dahin ist Mike wahrscheinlich fertig und wir können weiter.

»Du hast dich nicht mehr gemeldet!« stellt sie fest, streicht sich eine Strähne zurück und blickt mich fröhlich, verführerisch an.

»Ja, wie gesagt, ich habe echt viel zu tun!« weiche ich ihr aus. Am Liebsten wäre ich nach Hause gefahren aber das lohnt sich fast nicht!

»Ich habe gehört, dass deine Freundin von dir da war!« ich ziehe die Augenbrauen in die Höhe, sehe sie verwirrt an. Weil ich nicht weiß, was sie von mir will.

»Ich habe sie gerade eben zum Flugzeug gebracht!« nicke ich. »Sie fliegt zurück zu ihrem Verlobten!« stelle ich klar, nippe noch einmal an meinem Kaffee, der dank des kühlen Luftzuges angenehm geworden ist um ich zu trinken.

»Also hast du gar keine Freundin?« stellt sie dann fest. Ich weiß immer noch nicht auf was sie raus will. Ist es so schlimm, mit achtundzwanzig noch keine Freundin zu haben, nicht verheiratet zu sein.

»Du hast doch auch keinen Freund!« schlussfolgere ich. Sie streicht sich nervös die Haare zurück und zuckt leicht mit den kantigen Schultern.

»Ich weiß. Alac, ich dachte,-ich weiß nicht, dass wir es vielleicht nochmal miteinander probieren können. Wir waren ein schönes Paar und das ist damals alles nicht so gut gelaufen, wie ich es gerne hätte!« erklärt sie mir. Irgendwie war mir das bewusst, aber ihre Aussage schockt mich trotzdem unheimlich.

»Ich glaube, das ist keine gute Idee!« ich schüttle den Kopf. Sydney und ich sind nicht mehr kompatibel. Sie hat mich betrogen, bevor ich eigentlich Schluss machen konnte oder gar das Land verlassen habe. Sie hatte einen anderen und war nur mit mir zusammen, weil ich vielleicht mal berühmt werde.

»Warum denn nicht? Alac, bitte.« sie tritt näher an mich heran, legt ihre Hand auf meinen Oberarm und ich blicke kurz darauf, bevor ich sie wieder anblicke. »Ich meine, wir werden Beide nicht jünger und du brauchst sicher jemand, der dich unterstützt, bei deinen Tourneen, Interviews und Auftritten!« ich weiche zurück, so weit, dass der Toyota zulässt, aber immerhin bin ich dann ihre Hand los, die schlaff hinunterrutscht und neben ihr hängen bleibt.

»Das hört sich gerade so an, als wolltest du dich opfern, mit mir zusammen zu sein, damit ich nicht alleine bin und du dadurch ein bisschen berühmt wirst?« stelle ich fest. Sydneys Augen werden größer, bevor sie den Kopf schüttelt und ihre Haare leicht im Wind hin und her fliegen.

»Nein, das hast du falsch verstanden, ich will,-ich will es mit dir nochmal versuchen und,-«

»Aus Alaska rauskommen, weil es dir hier nicht gefällt?« ich ziehe die Augenbrauen in die Höhe, sehe sie abschätzig an und kann nicht glauben, dass meine High School Freundin gerade versucht mich anzugraben, in dem sie mir vorschlägt, dass sie mit zu Tournee, Interviews und Auftritten kommt. »Hör mir mal zu, Sydney, ich bin die letzten Jahre, auch sehr gut, ohne Freundin klargekommen. Bei jeglichen Tourneen, Interviews und Auftritten. Ich kann nicht derjenige sein, der dich aus Alaska herausbringt und berühmt macht, weil du das selbst tun musst! Eigentlich, finde ich es traurig, dass du mich benutzen willst!« ich nippe noch einmal an meinem Kaffee und sehe sie wieder an. Sie scheint verzweifelt zu sein. Aber das ist mir egal. Wir haben uns in den letzten sieben Jahren nicht mehr gesehen und die Gefühle sind nicht mehr vorhanden um zu sagen, dass Sydney Klein, die Liebe meines Lebens ist!

»Ich will dich nicht benutzen!« streitet sie ab. »Aber wir sind beide 28 und irgendwann ist es auch an der Zeit, dass,-«

»Ich werde dich nicht heiraten, nur weil ich achtundzwanzig bin! Und wenn ich sechzig bin und noch keine Frau habe, dann ist es so! Ich habe keine Gefühle für dich und so hart es sich auch anhört, das zwischen uns wird nichts mehr!« mal nichts Festes! Ich liebe eine Andere und das schon ziemlich lange. Ich werde mir das auch nicht kaputt machen lassen durch Sydney. Die einfach so wieder auftaucht und meint, wir könnten wieder ein Paar sein.

»Bitte Alac, überlege es dir wenigstens!« bettelt sie weiter. Warum ist sie so verdammt verzweifelt? Dass sie ihren Ex Freund von vor dreizehn Jahren anbettelt, wieder mit ihr zusammen zu sein.

»Schau mal mein geiler Haarschnitt!« ich blicke zu Mike, der mit kurzen Haaren vor dem Frisör steht und mich anstrahlt, wie ein kleines Kind. Wird er eigentlich irgendwann mal erwachsen? Anscheinend nie! Ich stoße mich vom Toyota ab, lächle ihn an und reiche ihm seinen Kaffee, bevor er die Beifahrertür aufreißt.

»Da gibt es nichts zu überlegen! Du hättest dir vielleicht vor dreizehn Jahren, mal bewusst sein sollen, dass wenn man Schluss macht, es nicht so leicht einen Weg zurückgibt!« ich gehe zur Fahrertür. Mike scheint unbeeindruckt von dem Gespräch zu sein, aber ich weiß genau, dass er mich danach löchert und genau wissen will, warum Sydney mit mir gesprochen hat.

»Ich habe kein abgeschlossenes Medizin Studium okey?« sie hebt die Hände und lässt sie danach wieder fallen. »Meine Eltern haben mich von Zuhause rausgeschmissen, weil ich keinen Job habe und ich meine Freunde sind alle weg!« ich halte in der Bewegung, die Wagentür zu öffnen inne und blicke sie an.

Es ist nicht mein Problem!

Es ist nicht mein Problem, dass ihr Leben so läuft, wie es nun mal läuft und es ist mir eigentlich auch egal, dass sie gerade niemand mehr hat, an den sie sich wenden kann um Hilfe zu bekommen. Vielleicht ist das jetzt egoistisch aber, sie und ich sind nicht mehr miteinander befreundet. Ich habe weder ihre Handynummer noch weiß ich was sie in den letzten sieben Jahren getan hat. Ja, vielleicht hat sie Pech in ihrem Leben und alles läuft schief, aber es ist nicht mein Problem! Es ist auch nicht meine Aufgabe, mich darum zu kümmern.

»Was will ich jetzt dagegen tun?« frage ich sie. Blicke sie etwas verwirrt an und ziehe die Augenbrauen in die Höhe.

»Du kannst so viel tun! Bitte!« fleht sie mich an.

»Es tut mir leid, aber ich habe eigene Probleme, die ich erst einmal Lösen will, bevor ich irgendwelche anderen Probleme von anderen Menschen bearbeite, mit denen ich seit dreizehn Jahren nichts mehr zu tun habe und für die ich keine Gefühle mehr habe!« stelle ich fest. In ihren Augen glänzen Tränen. Bevor ich dann doch nachgebe, öffne ich die Fahrertür, stelle meinen Kaffeebecher in die Mittelkonsole. Schlage die Tür zu und bin schneller Ausgeparkt als Sydney irgendwie reagieren kann. Erst in Richtung Baustelle atme ich aus und lasse mich in den Sitz sinken.

»Was war das?« fragt mich Mike dann. Er kramt gerade, eines seiner Bandanas wieder aus der Hosentasche und faltet es auf seinen Oberschenkeln, nach alt bekanntem Muster.

»Sydney wollte wieder mit mir zusammen sein!« meine ich knapp und biege in eine andere Straße ab. Seine langen Haare, locken sich auf seinem Kopf, wahrscheinlich hat er sich Locken eindrehen lassen, sie sind wohl wellig aber nicht so lockig.

»Interessante Entwicklung. Und warum willst du nicht mit ihr zusammen sein?« er bindet sich das Banda geübt hinter dem Kopf zusammen. Dann schiebt er es ein wenig nach oben. So kenne ich ihn. Meinen besten Kumpel.

»Weil, sie nur mit mir zusammen sein will, weil sie nichts erreicht hat in ihrem Leben und weil sie mich braucht um bekannt zu werden, aus der Stadt raus zu kommen! Das will ich nicht!« entweder, sie liebt mich, oder sie lässt es bleiben.

»Ich wusste ja schon immer, dass du ein Frauenschwarm bist, aber dass die Frauen benutzen wollen um hier weg zu kommen, das habe ich jetzt so auch noch nie erlebt!« Mike lacht, schüttelt dabei den Kopf.

»Ich habe gerade genug zu tun, ich brauche nicht noch Sydney Probleme.« stelle ich klar. Außerdem, ja außerdem, wird Jordy wieder kommen und selbst wenn sie nicht mehr mit mir zusammen sein will, werden meine Gefühle für sie nicht einfach enden.

»Gut, also ist dieses Sydney Thema abgehackt?« fragt er mich.

»Ja, für immer!« stimme ich ihm nickend zu. Halte vor der alten Lagerhalle, die sich in eine große Baustelle verwandelt hat. Mike sieht mich noch einmal an. Er sieht eindeutig besser aus mit dem Haarschnitt den er jetzt hat als davor.

»Ich freu mich für dich Alac, dass du dich nicht wieder in irgendetwas unüberlegtes Stürzt!« seine Hand kracht auf meine Schulter, er lächelt und es ist ein aufrichtiges Lächeln. »Alaska tut dir gut. Du hättest früher herkommen sollen!«

Ja, das hätte ich wahrscheinlich wirklich. Aber für die Band, und auch für mich war Los Angeles, Jahrelang die bessere Wahl, auch weil ich nicht wusste, was das zwischen mir und Jordy war und wie wir es handhaben, wenn wir aufeinandergetroffen wären.

Aber, Sitka, war schon damals vor sieben Jahren eine gute Idee um meine Schreibblockade und meine Nervenzusammenbrüche zu überstehen. Nur weiß ich nicht, ob es damals wirklich Alaska war oder ob es Jordy war, die mich aus diesem Loch geholt hat. Vielleicht war es auch einfach eine Mischung aus beidem.

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