🌊 Kapitel 25 🌊

Alaska tut mir gut!

Nicht weil es stressig ist, alles zu planen, sondern weil ich mir hin und wieder einfach eine Auszeit nehmen kann und mich zurück ziehen kann in das kleine Haus oder aber auf einen Wanderweg irgendwo in den Wald. Einfach um das Gehirn durch zu lüften und mal auf andere Gedanken zu kommen.

Es hilft mir auch ein paar neue Texte zu schreiben, neue Melodien zu komponieren und alles zu planen, was nicht mit der Band zu tun hat.

Ich treffe mich oft mit meinen Eltern, die sehnsüchtig auf die Ankunft von Lara warten und von Austin, der wahrscheinlich gezwungen wird hier her zu ziehen. Wir reden viel, haben eine gute Zeit und versuchen so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen, weil wir sie in den letzten dreizehn Jahren nicht wirklich hatten. Es tut einfach gut mit meinem Vater wieder am Klavier zu sitzen oder mit meiner Mutter den neusten Tratsch von Sitka zu besprechen auch wenn es mich wenig interessiert.

Mit Mary verbringe ich auch ziemlich viel Zeit. Wir richten zusammen das Haus ein, suchen Betten aus und neue Armarturen für die Badezimmer. Ich kann sie gerade so davon abhalten, dass sie die hellen blaugrünen Fliesen herausschlägt. Ich lerne mit ihr Gebärdensprache und finde heraus, dass ich wirklich unheimlich schlecht darin bin. Wir gehen zusammen Setups für die Auftritte durch hören die Musik an und Mary hat hin und wieder Verbesserungsvorschläge die wir vielleicht umsetzen.

Die Renovierungsarbeiten gehen Stück für Stück voran. Manchmal ist es schleppend, aber Mike und ich habe es ziemlich gut im Griff alles zu managen. Mal davon abgesehen, dass wir auch noch anderes Sachen nebenher machen müssen. Theo und Frio, haben zum Glück in Los Angeles alles im Griff. Wobei ich glaube, dass Phil und Mara einen sehr großen Teil dazu bei tragen, dass sie sich nicht an die Gurgel gehen, weil Frio mal wieder total verrückte Ansichten hat und Theo sehr bodenständig ist. Ich bin ihnen dankbar dass alles so gut läuft und ich mir keine Sorgen darum machen muss, dass die Villa bald in Flammen steht.

Gerade bin ich dabei Holz zu hacken, um den neuen Ofen einzuweihen, den der Ofenbauer, auf drängen von Mary, fertig gestellt hat. Mike, hat währenddessen einen Besichtigungstermin für ein Haus hier in der Nähe und wird wahrscheinlich noch ein wenig beschäftigt sein. Ich genieße die Stille während die Beatles mich durch die Kopfhörer besingen. Um mich herum, der dichte Wald. Ein bisschen weiter von mir entfernt das Meer, das in sanften Wellen gegen das Ufer schlägt. Alles hier strahlt so eine Stille aus und etwas Beruhigendes, dass ich hoffen, dass dieser Moment hier nie zu ende geht.

Mit jedem Tag hier, kann ich mehr verstehen, dass Jordy und Parker dieses Haus gekauft haben. Ich hätte mich auch sofort in das Haus hier verliebt und ich wäre hier eingezogen ohne darüber nach zu denken, was mit meinem Leben in Los Angeles eigentlich passieren wird. Es ist, eine Oase, anders kann man es nicht beschreiben.

Mein Handy klingelt. Durchbricht somit den Moment und ich seufze, als ich die Axt weglege und es aus der Hosentasche ziehe. Das schrille Klingeln durchbricht die sanften Töne des Liedes.

Zorey ruft mich an.

»Hallo?« frage ich sie als ich abnehme und wieder in die Jacke schlüpfe, weil es im T-Shirt hier draußen dann doch relativ frisch ist ohne Bewegung.

»Alac! Kann ich zu dir kommen?« fragt sie mich, sie klingt aufgewühlt, verzweifelt, ein bisschen so als hätte sie geweint. Ich habe Zorey in all den Jahren, die ich sie kenne, nie weinen sehen. Noch nie war sie aufgelöst, noch nie hat sie unter Tränen angerufen und war so verzweifelt wie jetzt. Irgendetwas schreckliches muss passiert sein. Sonst würde sie mich auch nicht anrufen mitten am Tag.

»Gern! Aber,-«

»Ich bin in fünfzehn Minuten bei dir!« lenkt dann Zorey ein und ich seufze. Sie muss wirklich richtig schnell von irgendwo wegwollen, wenn sie mich sogar unterbricht.

»Ich bin nicht in Los Angeles!« erkläre ich dann schnell. Es wird ruhig in der Leitung und ich weiß, dass sie nicht so recht weiß wo ich sein könnte. »Ich bin vor ein paar Wochen mit Mike nach Alaska gezogen!« setze ich dann hinzu. Sie scheint immer noch verwirrt zu sein.

»Alaska?« fragt sie dann keuchend.

»Ja, aber du kannst trotzdem herkommen, wenn du willst!« sage ich, lasse mich auf den Hackklotz nieder und blicke hinaus in den Wald. »Ich kann dir einen Flug mit dem Jet buchen und dann wärst du in ein paar Stunden hier!« versichere ich ihr.

»Ok!« pflichtet sie bei.

»Gut dann regele ich alles und schicke dir die genauen Daten zu.« jetzt schon überlege ich was ich alles regeln muss nur dass Zorey auch wirklich bei mir ankommt. Vor allem, aber frage ich mich, was sie hier will!

»Was zieht man so an in Alaska?« fragt sie mich dann. Ich kann durch das Telefon hören, dass sie immer noch weint und den Tränenstrom immer noch nicht stoppen kann der wahrscheinlich gerade unkontrolliert über ihre Wangen fließt.

»Komm erst einmal her und dann sehen wir weiter ok?« stelle ich klar. Wahrscheinlich nickt sie jetzt, aber das kann ich nicht sehen.

»Ok!« wir legen auf. Ich kläre alles ab, was Zorey für den Flug hier her braucht und schicke ihr dann die genauen Abflugdaten zu bevor ich seufzend in den Wald hinaus starre. Irgendetwas muss passiert sein, denn sonst wäre sie nicht so aufgelöst und würde weinen. Aber ich kann auch nicht sagen ob Alaska hier das Richtige für sie ist!

Hier ist wohl der Ort, an dem ich mich Zuhause fühle, an dem ich mich frei fühle, aber ich bin definitiv nicht in einer Position in der ich jemand anderem dieses Gefühl aufzwingen will oder kann.

Mike findet mich, wie ich auf dem Hackklotz sitze und in den Wald starre, etwas zwanzig Minuten später. Weil ich immer noch darüber nachdenke warum Zorey hierherkommen will und warum sie so aufgelöst ist.

»Hast du was geraucht? Oder was genommen?« fragt er mich dann. Er wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und ich sehe zu ihm. Seine Haare hat er mit einem breiten Bandana zusammengenommen und er sieht ein bisschen aus wie ein Pinsel, dessen verwirrte Borsten sich kräuseln.

»Nein, ich habe gerade mit Zorey telefoniert!« ich richte mich auf, stecke das Handy in meine Hosentasche und fange an das gespaltene Holz aufeinander zu stapeln, damit es nicht herumliegt und sich noch jemand etwas bricht.

»Und was weiß sie?« Mike hilft mir.

»Sie kommt her!« er lässt das ganze Holz, dass er gerade aufgesammelt hat wieder fallen und starrt mich an, als hätte ich gerade verkündet, dass ich für die nächste Präsidentschaft kandidieren will.

»Was? Warum das?« hakt er nach und ich zucke mit den Schultern.

»Sie hat mich angerufen und war total aufgelöst. Mike, sie ist meine Freundin und ich kann doch nicht einfach sagen, dass sie nicht zu mir kommen kann und sich ausheulen kann!« Mike zieht die Augenbrauen in die Höhe, bückt sich um das fallen gelassene Holz wieder auf zu heben. Dabei betrachtet er mich.

»Und das was zwischen euch ist? Ist das vorbei oder gibt es das immer noch oder wie sieht das bei euch aus?« er legt das Holz auf den Stapel und ich weiß auf was er hinaus will. Er will Jordy schützen, wenn sie wieder herkommt, wenn sie früher herkommt und mich zusammen mit Zorey sieht.

»Ich habe das beendet, als es mit Jordy wieder angefangen hat!« sage ich zu ihm. Mike schein davon so gar nicht überzeugt zu sein.

»Und Zorey findet das einfach so in Ordnung?« fragt er mich.

»Sie hat Alfredo, ihre Eltern hätten so oder so nie zugelassen, dass sie mich heiratet oder mit mir zusammen ist. Die Beziehung zwischen ihr und mir, war eben, das was wir beide brauchten aber nicht wirklich ausleben konnten.« ich zucke mit den Schultern.

»Okey, also gut! Du willst ihr eben helfen?« fragt er mich. Ich nicke. »Und wo wohnt sie dann in der Zeit?« er sieht mich an.

»Im Gästezimmer. Es gibt genug davon.« sage ich. »Oder im Ort. Ich glaube nicht, dass Zorey es so toll findet mitten in der Wildnis von Alaska zu leben und sich das Feuerholz selbst zu hacken!«

»Dann hoffen wir mal, dass es kein Chaos gibt!«

Wir stapeln das letzte Holz noch auf, bevor wir nach drinnen gehen. Ich richte das andere Gästezimmer her, gebe Mary Bescheid, die unbedingt heute noch vorbei kommen wollte um zu dekorieren, dass wir es auf wann anders verschieben müssen. Natürlich fragt sie nach, warum und natürlich fragt sie nach wer Zorey ist. Sie scheint aber nicht böse darüber zu sein, sondern verständnisvoll, was ich sehr hilfreich in dieser Situation finde.

Mike hingegen, bleibt skeptisch. Auch als wir noch einkaufen gehen um wenigstens ein bisschen mehr als nur Milch, Bier und Tiefkühlpizza im Kühlschrank zu haben. Es geht nicht darum, dass Zorey kommt, sondern eher darum, dass mal etwas zwischen mir und ihr war. Er hat wahrscheinlich Angst, dass nochmal etwas zwischen uns passieren könnte. Aber das wird es nicht.

»Wann kommt sie denn an?« fragt Mike, er hat sich auf dem Sofa breit gemacht und hängt die Beine über die lehne, so dass er mit ihnen hin und her wippen kann.

»In einer Stunde!« ich lasse mich neben ihn fallen. Von hier aus kann man durch das große Glaselement hinaus blicken zum Meer und in den Wald. Eigentlich ist alles fertig eingerichtet, es fehlt laut Mary nur noch die Deko.

»Und wie lange wird sie bleiben?« stellt er die nächste Frage.

»Ich weiß es nicht Mike. Ich werde nichts mit ihr anfangen, dass verspreche ich dir!« versichere ich ihm und scrolle durch den neusten Feed von meinem Instagram.

Von Jordy gibt es auch dort kein Lebenszeichen. Sie schreibt nicht, ist nicht online, ruft nicht an und postet keine Bilder. Ich weiß, dass sie Zeit für sich braucht aber ich hatte gehofft, dass sie früher zurückkommt, weil sie mit mir zusammen sein will und mich vermisst. Der Song, ihr Song, den ich für sie und Parker geschrieben habe, hält sich Weltweit ziemlich gut auf den obersten Rängen. Weil es der schönste Liebessong ist, den es eigentlich gibt.

»Das hoffe ich für dich!« erklärt er mir dann.

»Wie läuft es mit Thalia und dir?« wende ich dann das Thema ab. Seitdem wir hier sind, telefonieren sie wohl häufig miteinander aber sie haben sich seither nicht mehr gesehen. Sobald Mike, ein Haus oder eine Wohnung für die Beiden gefunden hat, dann wird sie herziehen, aber bis dahin bleibt sie erst einmal in LA.

»Ganz gut, denke ich. Das Haus, das ich mir heute angesehen hat, hat ihr wohl gar nicht gefallen, aber sie ist auch nicht sauer, wenn es noch länger dauert, bis sie hierherzieht. Ich glaube sie genießt die Zeit ohne mich.« er scrollt durch sein Handy.

»Das letzte Mal hat sie die Zeit ohne dich nicht wirklich genossen!« stelle ich dann fest.

»Ja, aber da wusste sie auch nicht ob ich wieder zurückkomme oder ob ich für immer wegbleibe, weil ich sie hasse und sie verlassen will.«

»Und jetzt ist es eher eine Fernbeziehung auf Zeit?«

»Ja genau, so wie bei Jordy und dir auch!« er zuckt mit den Schultern.

»Das ist etwas anderes!« stelle ich dann etwas verwirrt fest. »Ich weiß nicht wann sie zurückkommt und ich weiß auch nicht ob wenn sie zurückkommt, noch mit mir zusammen sein will.«

»Ihr habt sieben Jahre lang damit verbracht aufeinander zu warten! Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass sie dann nicht zu dir zurückkommt! Sie hat ihren, halbtoten Freund mit dir betrogen!« es hört sich irgendwie makaber an, als er das ausspricht.

»Es war keine einfache Situation für keinen von uns Beiden!« wehre ich ab.

»Ja klar, also ich wette ja immer noch darauf, dass ihr Beide wieder zusammenkommt!« ich sehe ich verwirrt an.

»Ihr habt darauf Wetten abgeschlossen?«

»Ja klar, war Frios Idee!« von wem auch sonst? »Es gibt drei Wetteinsätze. Entweder Jordy kommt zurück und ihr kommt zusammen. Oder sie kommt zurück und trennt sich von dir endgültig oder aber sie kommt nie wieder!« zählt er an seinen Fingern ab.

»Das ist noch schlimmer, als dass ich sie geküsst habe, als sie noch mit Parker zusammen war!« stelle ich entrüstet fest, aber Mike schüttelt nur beständig den Kopf.

»Ist es nicht. Ach komm schon Alac, sonst warst du auch nie so ein Spießer!« ich seufze. Es ist schrecklich mit ihm zu diskutieren.

»Ich bin kein Spießer. Na kommt, wir sollten los!« ich richte mich auf, Mike sieht mich von unten herauf an und schüttelt den Kopf. Kann er sich auch mal nicht anstellen wie ein kleines Kind?

»Hol du sie, ich glaube ich fahr noch zu meinen Eltern, dann habt ihr Zeit miteinander zu reden. Ich steh nicht so auf Drama am Abend!« ich verdrehe die Augen. Das hätte ich mir eigentlich auch denken können.

»Ich ruf an, sobald sie schläft oder in einem Hotel ist ok?« ich reiche ihm die Hand, damit ich ihn wieder in die Senkrechte ziehen kann. Mike seufzt.

»Ja, das ist eine gute Idee!« er nickt. »Wird auch nicht so lange dauern!« zusammen gehen wir hinaus, ich schließe die Haustür hinter uns und Mike, geht zu dem neuen Wagen, den er sich gekauft hat. Ich gehe zu dem alten Toyota, der immer noch fährt, wie am ersten Tag. Mehr oder weniger wie am ersten Tag.

»Sieht man dann!« ich winke einmal zum Abschied, bevor ich in den Toyota steige. Ich suche mir eine neue CD raus, die ich einlege. Mike fährt schon voraus, während ich noch den richtigen Song aussuche, mich anschnalle und ihm dann folge.

Das Wohngebiet hier, umgeben von dichtem Wald, liegt schon etwa zehn Minuten entfernt von dem kleinen Flugplatz. Ich biege auf die Straße ab in Richtung Ortskern. OneRepublic singt für mich und ich muss ein bisschen lächeln, wegen dem Farbspiel, dass durch die Bäume auf die Tannen fällt. Sobald Zorey wieder weg ist, sollte ich eine längere Wanderung unternehmen. Ich glaube, das ist eine gute Idee.

Als ich auf dem Flugplatzparkplatz halte, da weiß ich auch schon wie die Wanderung hin gehen soll. Ich steige auf, ich habe noch ein paar Minuten bevor der Flieger von Zorey hier landet.

Dem Personal grüßend, gehe ich an die Absprrung, die das Rollfeld von dem Parkplatz trennt und betrachte das Meer, das direkt hinter dem Rollfeld anfängt und sich dann bis hin zum Horizont erstreckt. Es ist dunkel blau und wunderschön, so schön, dass man eigentlich gern ein Bad darin nehmen will. Aber wahrscheinlich ist es immer noch genauso kalt wie damals, als ich mit Jordy, mehr oder weniger ungewollt in den Wellen schwimmen war. Ich muss grinsen, als ich darüber nachdenke, fahre mir über den Bart, ziehe mein kleines Notizbuch aus der Hosentasche und kritzle ein paar Worte hinein.

Es dauert noch eine ganze Weile, bis unser Privatjet Anflug auf Sitka nimmt. Ich stecke das Notizbuch weg und richte mich auf. Während die Triebwerke ausgestellt werden und die kleine Treppe ausgeklappt wird, gehe ich mit langen Schritten zu dem Jet. Noch bevor ich etwas sagen kann, fällt Zorey mir heulend um den Hals und heult einfach nur noch.

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