🌊 Kapitel 23 🌊

Das kleine Haus mitten im Wald, an dem See ist genau noch so wie ich es in Erinnerung habe. Das Holz ist durch die Jahre noch ein bisschen mehr ausgeblichen. Über der Garage, steht in verwitterter Schrift steht darübergeschrieben, Eve's Schnitzereien. Es ist, wie eine kleine Zeitreise, als ich noch einundzwanzig war und hier ein uns aus gegangen bin als würde ich hier wohnen.

Ich erklimme die Stufen und drücke auf den Klingelknopf. Es dauert eine Weile, bis ich polternde Schritte höre und kurz darauf die Tür von dem blonden Mädchen aufgerissen wird, das Jordy nur all zu ähnlichsieht. Sie hat ihr Haar rapide Stutzen lassen, so dass sie nur noch Schulterlang sind. Sie trägt ein viel zu großes T-Shirt und warme Socken. Ihr Blick verändert sich ein wenig, beobachtet mich bevor sie verwundert den Kopf schief legt.

»Hey!« sage ich und gebärde es auch gleichzeitig. Ein bisschen ist schon etwas hängen geblieben. Vielleicht hätte ich es weiterhin lernen und üben sollen.

»Alac!« ihre Stimme ist irgendwie komisch zu hören. Vielleicht auch weil ich sie nie gehört habe. Sie klingt ein bisschen so, als würde man die Zähne aufeinanderbeißen und sie nicht richtig öffnet beim Sprechen.

»Können wir reden?« frage ich sie. Was ich gelernt habe, beim Gebärden, dass man nicht langsamer reden soll oder die Worte unnötig betonen soll, sondern einfach ganz normal reden, sie anschauen und wenn möglich ein bisschen zu gebären.

»Komm rein!« sie tritt zurück, lässt mich durch. Es sieht immer noch genau so aus wie damals. Jordys eingerahmte Bilder an den Wänden, Evangelines Skulpturen auf den kleinen Tischen. Es ist irgendwie wie immer. Ich gehe durch den Flur und in das Esszimmer, wo sich Mary erwartungsvoll auf einen Stuhl, mir gegenüber fallen lässt.

»Was beschert mir die Ehre?« fragt sie dann, ich muss mich daran gewöhnen, dass sie jetzt spricht. Aber es ist auch wunderschön.

»Ich werde zurückziehen, hier her. Und wenn Jordy sich dazu entscheidet, dann werden wir zusammen hier wohnen!« erkläre ich ihr und sie nickt.

»Sie hat mir erzählt was sie vorhat und auch was zwischen ihr und dir passiert!« sie lächelt ein wenig. »Ich freue mich für euch!« setzt sie hinzu. Sie sie gebärdet gleichzeitig spricht sie. »Ich will nur nicht, dass du sie wieder verletzt!«

»Das werde ich nicht! Ich habe ihr versprochen, dass ich auf sie warte, aber es auch akzeptiere, wenn sie nicht zurückkommt.« sie sieht mich an. Sie hat braune Augen, kein vergleich mit denen von Jordy.

»Okey!« sie nickt. »Alac, ich will, dass du weißt, dass ich dich nicht hasse wegen dem was passiert ist. Es war deine Entscheidung und sie war gut! Aber ich will, dass sie das nicht noch einmal durch machen muss!« ich nicke.

»Danke, das weiß ich sehr zu schätzen!« sage ich dann.

»Aber ich werde trotzdem ein Auge auf dich haben! Schließlich traue ich dir immer noch nicht ganz!« ich muss grinsen.

»Verständlich!« sie grinst. »Ich brauche deine Hilfe! Es ist so was wie eine geheime Mission!«

»Alac ich bin zweiundzwanzig und ich begebe mich sicher nicht auf eine geheime Mission mit dir! Außerdem heiße ich nicht Frio!« sie schüttelt den Kopf und ich muss grinsen.

»Okey, schon verstanden! Weißt du, dass Jordy sich ein Haus gekauft hat?« Mary nickt langsam. »Ich werde hierherziehen und darin wohnen, so lange bis sie wieder zurückkommt. Ich würde das Haus aber gerne einrichten, so dass es ihr auch gefällt. Und ich denke, du kannst mir dabei am besten helfen.«

»Du und ich, ein Einrichtungsteam? Das hört sich noch bekloppter an als die Ideen von Frio immer!« Mary schüttelt den Kopf. Doch sie lächelt.

»Vielleicht! Ich wäre so oder so begeistert davon, wenn du das nächste Mal mit auf Tour kommen würdest!« schlage ich vor. Ich glaube, das würde ganz gut für sie.

»Ja, kann ich verstehen, deine Gebärdensprache ist echt schrecklich!« sie lacht und verdreht die Augen. Ich schüttle den Kopf.

»Immerhin habe ich es versucht!« ich hebe die Hände und zucke mit den Schultern.

»Mit einer bekloppten Band auf Tour zu gehen! Das ist ja bestimmt eine ganz vorzügliche Idee!« sie schüttelt den Kopf und lächelt. »Aber gut, ich glaube, das ist eine gute Idee! Du musst mir die Texte geben!« stellt sie dann fest.

»Ja das ist kein Problem! Ich werde heute mit Mike zurückfliegen, aber in einem Monat werde ich wieder hier sein. Ich brauche nur etwas Zeit um alles zu regeln!«

»Okey, ich plane so lange mit deinem Vater alles, was ich brauche für eure Tour!« Mary lächelt. »Und ich stelle dir ein kleines Tutorial zusammen damit du nicht mehr so grottig gebärdest!« ich verdrehe die Augen.

»Wie liebenswert!« sie wirft ihr Haar zurück und man kann die Hörgeräte sehen, die sie jetzt trägt. Sie sind ziemlich unauffällig.

»Ich weiß! Wann fliegst du zurück?« fragt sie dann.

»Sobald ich Lust darauf habe! Heute irgendwann!« meine ich schulterzuckend.

»Kann ich dir noch etwas zeigen?« sie drückt sich nach oben und steht auf. Ich nicke. Folge ihr dann nach oben, dort wo Jordys Zimmer über die Jahre hinweg war. Sie drückt die Tür dorthin auf tritt in das Zimmer, das sich auch durch all die Jahre hinweg nicht verändert hat. Es ist immer noch ein kleines Durcheinander, als wäre ein kleiner Wirbelsturm hier hindurch gerauscht.

Mary geht zu einem Regal, zieht eine Schublade auf. Sie nimmt etwas heraus, was ich nicht erkennen kann und dann wendet sie sich wieder zu mir. Sie hat eine Schachtel in der Hand, sie ist Rechteckig und darum ist ein Band gebunden in einem hellen blau. Sie blickt sie ein paar Sekunden an, bevor sie diese Schachtel mir zeigt.

»Hier, ich glaube das sollte dir gehören!« sagt sie. »Sie hat es hiergelassen und ich glaube, es ist dir wichtiger als mir!« sie gibt sie mir und ich betrachte die Box kurz in meinen Händen. Sie ist dunkelblau mit einem hellen blauen Band.

»Danke!« meine ich, aber ich weiß nicht genau, was mich erwarten wird, wenn ich diese Box öffne. Ich fahre mit meinen Fingern über die Ecken.

»Ich will dich ja jetzt nicht rauswerfen, aber ich habe echt noch zu tun. Vor allem wenn du mit so einem großen Auftrag um die Ecke kamst!« sie wischt sich ihre Hände an ihrer Jeans sauber.

»Kein Problem! Also, bis dann, ich schreib dir!« erkläre ich ihr.

»Du hast meine Handynummer nicht!« Mary zieht die Augenbrauen nach oben, während sie die Tür zu Jordys kleinem Reich wieder schließt.

»Das lässt sich auch noch ändern!« ich gebe ihr mein Handy und sie tippt beim hinuntergehen die Handynummer ein. Vor der Haustür gibt sie mir mein Handy zurück und sieht mich abwartend an.

»Also dann! Komm gut zurück Alac!« meint sie lächelnd bevor ich sie kurz in den Arm schließe und dann die Tür öffne.

»Pass auf dich auf Mary!« dann trete ich hinaus, schließe die Tür hinter mir und gehe zurück zu meinem Wagen. Eigentlich ist wirklich alles geklärt. Jetzt heißt es nur noch, die Zelte in Los Angeles ab zu brechen und hier her zu kommen. Ich gehe über den Kies und öffne die Tür zu dem Toyota. Ich weiß nicht, ob es das Richtige ist. Aber, ich will es versuchen, ob ich damit glücklich werde. Ob ich hier glücklich werde und was mich hier alles erwartet.

Ich sitze im Flugzeug, Mike, telefoniert grad mit Thalia und ich habe ein wenig Zeit für mich. Meine Finger spielen mit der hellen blauen Schleife die um die dunkelblaue Box gebunden ist. Ich ziehe daran und löse sie somit. Ohne Probleme, nehme ich den Deckel ab. Es liegt ein Papier darin, mit der Schrift von Jordy darauf.

Alles was ich dir nie gesagt habe:

- Ich liebe deine Augen

- Ich liebe es, wenn du Klavier spielst wie du dort in deiner eigenen Welt versinkst

- Ich liebe es, wenn du mir zusiehst beim fotografieren wie du dich dabei auf die Knie stützt und mich betrachtest

- Ich liebe es, wenn du in dein Notizbuch kritzelst

- Ich liebe es, wenn du meine Hand hältst beim Autofahren

- Ich liebe es, wenn du mich ansiehst mit diesen Augen

- Ich liebe dich

Das steht darauf. Ich weiß nicht wann sie das geschrieben hat, wahrscheinlich ist es schon eine Weile her aber ich kann den Schmerz genau spüren, den sie dabei empfunden hat. Wahrscheinlich war es, nachdem ich gegangen bin. Ich weiß es nicht genau. Vielleicht war es, später, als sie schon in New York war.

Nachdem ich den Zettel herausgenommen habe, fällt mein Blick auf die Bilder die daruntergelegt wurden. Es sind nur Bilder von mir. Ausschließlich von mir, hier in Alaska. Bilder von meinen Augen, wie ich mit ihr wandern war. Wie wir zusammen Klavierspielen, was wir alles zusammen unternommen haben. Ich fahre mir über das stoppelige Kinn und weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Wahrscheinlich, war das der Abschied, der Abschied von mir und sie hat alles was sie von mir hatte in diese Box gepackt, vielleicht um sie nicht mehr zu sehen. Oder aber um abzuschließen. Mit mir. Hat wohl nicht so ganz geklappt.

Seufzend lehne ich mich in den Sitz zurück und blicke aus dem Fenster während wir gerade Alaska verlassen und immer weiter auf Los Angeles zusteuern. Ich kann nur hoffen, dass Jordy wirklich zurückkommt und dass alles gut werden wird zwischen uns Beiden. Das ist, das Einzige was zählt.

Immer wieder blicke ich auf die Bilder in meiner Hand, während wir Alaska immer weiter hinter uns lassen. Jordy hat recht, sie vertraut auf mich, dass ich es gut machen werde, dass ich endlich glücklich werde und dass ich die Bestimmung in meinem Leben finden werde. Ich ziehe mein Notizbuch hervor. Blättere auf eine der letzten Seiten. Bevor ich meinen Stift zücke und anfange hinein zu kritzeln, einfach alles was mir so in den Sinn kommt und es füllt die letzten Seiten, ohne Probleme.

Ich schreibe von meiner Idee, die kleinen unentdeckten Bands eine Chance zu geben und sie zu fordern. Ich glaube, dass das eine gute Idee, ist eine der Besten und ich glaube, dass unser Vermögen ausreichen wird um das alles zu bewerkstelligen, wenn alle an einem Strang ziehen.

Als Mike fertig ist mit Telefonieren und sich zu mir setzt da klappe ich mein Notizbuch gerade wieder zu.

»Sie empfangen uns am Flughafen!« erklärt er mir.

»Sehr gut.« ich nicke ihm zu.

»Mein Vater hat mir vorhin geschrieben. Man kann eine alte Halle kaufen, am Hafen. Es war früher einmal ein Sägewerk aber jetzt steht es seit ein paar Jahren leer! Es ist ein Schnäppchen!« sagt er, schiebt sein Handy über den Tisch. Lässt mich die Bilder von einer alten Halle sehen, die etwas renovierungsbedürftig ist. »Ich denke, daraus könnte man etwas machen und ich glaube, es ist ein guter Anfang um mit deinem Vorhaben zu starten.« ich wische durch die Bilder und sehe sie mir genau an.

»Ja, ich denke auch, dass es ein guter Anfang ist. Können wir sie uns anschauen?« frage ich ihn, als ich ihm das Handy wieder zurückgebe.

»Ja, ich sage meinem Vater, dass er einen Besichtigungstermin ausmachen soll! Wie ist dein Plan?« hackt er nach.

»Ich werde alles so schnell wie es geht in LA klären und dann zurück nach Alaska gehen!« sage ich zu ihm. Ich muss alles zusammenpacken, mein Zimmer so weit es geht räumen und das Wichtigste, was in dem Haus verteilt von mir liegt mitnehmen.

»Okey, ich bringe das, Thalia nachher mal vorsichtig bei!«

»Mike, nur weil ich gehe, heißt es nicht, dass du gleich wieder gehen musst!« wehre ich ab, greife nach meinem Wasserglas und nehme einen Schluck daraus.

»Ich will nicht in Los Angeles bleiben. Dort hält mich nichts! Sitka ist mein Zuhause und da will ich auch wieder hin, so schnell es geht!« Mike zuckt mit den Schultern.

»Überstürze nichts, Mike du musst auch noch mit Thalia darüber reden und kannst nicht einfach für dich alleine Nägel mit Köpfen machen. Jordy, hat sich für Sitka entschieden und ich mich auch. Aber du musst auf Thalia eingehen und sie fragen was sie will, was ist, wenn sie ihre Zelte in LA nicht so schnell abschlagen will wie du es gerade tun willst?« frage ich ihn.

»Wir haben darüber lange geredet, als ich wieder zurück gekommen bin aus Alaska. Sie will zurück nach Sitka und so gesehen, fahre ich nur vor, bis sie nachkommt um dich zu unterstützen. Dich kann man auch nicht wirklich alleine lassen!« er zuckt mit den Schultern.

»Bitte, klär es trotzdem erst mit ihr ab. Ich will nicht, dass es Streitigkeiten zwischen euch gibt. Es muss eine Entscheidung von euch Beiden sein und nicht nur von dir!« beschwichtige ich ihn.

»Ja mach ich schon, keine Sorge, ich werde nicht einfach meine Sachen packen und mich vom Acker mache. Ich kläre es mit ihr ab und wir entscheiden zusammen, ob es klug ist, dich alleine gehen zu lassen!« er grinst mich an, spielt mit seinem Handy in seinen Händen.

»Wieso willst du mich nicht alleine gehen lassen? Ich bin alt genug!« weise ich ihn daraufhin. Was Mike nur zum lachen bringt.

»Ich glaube nicht, dass du es schaffst alleine, das alles auf zu bauen was du vorhast. Mir ist schon klar, dass du alt genug dafür bist, aber mit einem Freund zusammen ist es immer noch einfacher als alleine! So nach dem Motto zwei Gehirne wissen mehr als eins. Ich meine du kannst das auch gerne mit Frio durchziehen oder mit Theo, aber ob Phil und Mara das so einfach zulassen ist fraglich.« er zuckt mit den Schultern. Ja da hat er recht. Phil und Mara werden die Beiden wahrscheinlich nicht einfach gehen lassen nur um mit mir zusammen etwas aufzubauen, in einer Stadt, in der sie vielleicht ein zwei Mal waren. Obwohl Mara nicht den Eindruck macht, ist sie in solchen Sachen sehr introvertiert und das ist auch manchmal ganz gut! Ich seufze. Phil wird wahrscheinlich genau so handeln. Er und Theo haben ein sehr enges Verhältnis und sie würden dann jeden Abend telefonieren, sich am Wochenende sehen wollen und wahrscheinlich ist Theo nicht ganz so bei der Sache wenn er von Phil so lange getrennt ist. Er kommt sogar mit auf Tour.

Bei Mike und Thalia ist das wahrscheinlich eher Routine. Sie haben eine manchmal eine Fernbeziehung, vor allem wenn er und sie auf anderen Kontinenten sind um zu Arbeiten. Wahrscheinlich wird Thalia es so oder so noch besser einsehen als der Rest, dass Mike mit mir zusammen zurück nach Sikta kommt. Theo und Frio brauche ich erstmal noch in LA um ein paar Sachen zu klären.

»Okey, einverstanden, aber nur wenn Thalia nichts dagegen hat!« sage ich zu ihm und richte meinen Zeigefinger auf ihn.

»Versprochen, ich kläre das mit ihr ab und wenn sie nichts dagegen haben, dann werfen wir unsere Sachen ins Flugzeug und dann geht es ab die Post nach Sitka zurück. Ich freu mich schon!«

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