🌊 Kapitel 21 🌊
»Du schaffst das! Ich bin bei dir!« ich trete hinter Jordy und gebe ihr einen leichten Kuss auf ihren Nacken. Sie trägt ein schwarzes Kleid, zu einer schwarzen Strumpfhose und hohen schwarzen Schuhen. Sie sieht verwegen aus und unheimlich gut. Ich sollte nicht so über sie denken. Schließlich ist es die Beerdigung ihres Freundes. »Du siehst gut aus!« sie wendet sich zu mir. Ich gebe ihr einen lichten Kuss auf die Lippen. Auch wenn ich nicht weiß ob es gut ist oder nicht.
»Du auch!« sagt sie. Streicht über mein schwarzes Hemd. Ich trage es zu einer schwarzen Hose. Zum Glück tragen Rockmusiker oft schwarz.
Ich schließe meine Arme um sie und drücke sie an meine Brust. Der heutige Tag wird nicht leicht werden für sie und ich will, dass sie weiß, dass ich da bin. Für sie.
Vorsichtig bette ich meine Lippen auf ihren Scheitel, bevor wir uns voneinander lösen. Etwas anderes kann ich gerade nicht für sie tun, außer für sie da zu sein.
Thalia und Mike reisen an um mit uns zu kommen, genau so wie Lara mit Austin da sein werden. Ich werde nicht alleine sein aber wahrscheinlich wird es trotz allem eine beklemmende Situation. Jemanden zu beerdigen und zu begraben, den man nicht gekannt hat, ist ein sehr komisches Gefühl!
Seine Militärkameraden sind mit dabei, als der schlichte Holzsarg mit Parker zu Grabe getragen wird. Es wird wenig geredet viel salutiert und auch geweint. Jordy steht nicht bei mir, sondern bei seinen Eltern und auch wenn es ein unangemessener Zeitpunkt ist, sieht sie so unheimlich hübsch aus, dass ich mich zurück halten muss um sie nicht hinter den nächsten Grabstein zu zerren.
Die Sonne scheint auf dem Friedhof, als die zusammengefaltete Fahne an Jordy übergeben wird und noch einmal salutiert wird bevor, die US-Armee von dannen zieht. Jordy spricht danach noch eine Weile mit der Familie von Parker, während ich mich mit Mike, Austin, Lara und Thalia unterhalte.
Obwohl Lara schon eine Weile mit Austin zusammen ist sehe ich ihn nicht oft. Das kommt daher, dass Lara ihn nie mitbringt zu Familienfesten, Weihnachten oder anderen Veranstaltungen. Der dunkelhaarige, schlaksige Typ ist in der Personalabteilung von Jordys Firma. Er ist eigentlich ganz nett.
»Fliegt ihr heute noch zurück?« frage ich Mike. Er hat heute seine Haare offen, sie zurück gegelt und sieht ein bisschen aus wie ein Banker. Mit meinem schwarzen Mantel könnte ich auch in einer großen Firma arbeiten.
»Ja, Thalia hat morgen früh gleich ein Shooting und sie will sich dafür vorbereiten!« Mike hat die Hand auf Thalias Schulter gelegt, sie hat ein Hauch von einem schwarzen Kleid an. Das gerade noch so durch geht für eine Beerdigung, wahrscheinlich von irgendeinem Designer.
»Wann sehen wir uns wieder? Großer Bruder?« fragt mich dann Lara und sieht mich an. Sie hält nie die Hand von Austin auch interessiert es sie eher weniger, dass die Leute wissen ob sie mit ihm zusammen ist oder nicht.
»Ich weiß es nicht! Kommt drauf an, wenn du wieder nach Sitka kommst!« ich zucke mit den Schultern und sehe meine kleine Schwester an.
»Austin und ich überlegen ob wir uns dort nicht zusammen etwas aufbauen! Nicht wahr?« sie sieht zu Austin, der eifrig nickt. Okey, wahrscheinlich hätte er auch zugestimmt, wenn er nichts von alle dem gewusst hätte.
»Ja genau, wir dachten, dass wir uns zusammen ein kleines Büro aufbauen. Wenn Jordy irgendwann zurückkommt, dann kann sie vielleicht einsteigen!« setzt Austin kurzerhand dazu. Er wirkt immer ein bisschen schüchtern, obwohl ich glaube, dass er eine eigene Meinung hat und standhaft ist.
»Mal sehen! Wir überstürzen nichts!« Lara verdreht die Augen. Sie scheinen sich ja sehr einig zu sein. Ich schmunzle und vergrabe meine Hände in den Taschen meines Mantels.
»Kommt ihr noch mit in die Wohnung?« frage ich die Vieren. Ich weiß nicht ob sie wirklich noch mitkommen wollen, ob es komisch ist, wenn sie mit dabei sind.
»Wie gesagt, wir müssen gleich wieder los!« erklärt Thalia. Wahrscheinlich wartet ein Fahrer schon vor dem Friedhof auf die Beiden.
»Wir können noch mitkommen, wenn ihr wollt!« Lara lächelt mich an und ich nicke. Vielleicht ist es eine gute Idee, wenn Lara mitkommt damit Jordy nicht mit mir alleine ist. Damit sie sich noch ein bisschen mit ihr unterhalten kann, bevor sie morgen aufbricht und niemand weiß wohin ihr weg sie führt.
»Hey!« Jordy tritt zu uns in der Hand hält sie immer noch die zusammengefaltete Fahne und sie sieht ein bisschen mitgenommen aus. Ich schenke ihr ein wages lächeln.
»Austin und ich würde noch mitkommen!« sagt Lara dann und Lächelt ihre Freundin an. Lara hat als Einzige eine schwarze Hose an und scheint sich nicht dafür zu interessieren ein Kleid zu tragen.
»Ein Ander mal ok?« fragt Jordy. »Ich muss noch ein paar Sachen vorbereiten für morgen!« erklärt sie. Lara nickt und sieht mich an.
»Also dann!« meine ich. Wir verabschieden uns. Thalia und Mike brechen auf zurück nach Los Angeles. Lara und Austin fahren wieder zurück zu ihrer Wohnung und ich bleibe noch eine Weile mit Jordy zurück. Wir gehen noch einmal zum Grab von Parker, auf dem Blumen liegen, Fotos und Kränze. Auf dem Grabstein, neben einem Bild von ihm steht: Parker Adams 02.05.1996-01.03.2021Ich möchte etwas sichtbar machen, das der Masse nicht mehr präsent ist ich schlucke hart. Jordy verschränkt ihre Finger in meinen und drückt fest zu. Es ist nicht einfach für sie hier zu stehen. Aber sie wird es schaffen. Davon bin ich fest überzeugt.
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis wir es zurück schaffen bis zu der Wohnung. Nicht weil sie lange braucht um auf dem Friedhof abschied zu nehmen von Parker, sondern weil die U-Bahn so überfüllt ist. Jordy spricht nichts. So lange bis die Wohnungstür sich hinter uns schließt. Sie steht an sie gelehnt da und sieht eine Weile lang in das Nichts hinein.
»Wie willst du den letzten Abend hier verbringen?« frage ich sie dann, als sie sich von der Tür gelöst hat, mir einen kurzen Kuss gegeben hat. Ich weiß nicht so ganz, was ich von all dem halten soll. Ob es ihr wirklich gut geht oder ob ich mich um sie kümmern sollte. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.
»Ich sehe es nicht als mein letzter Abend. Und sag das nicht immer so, als wäre es etwas Schlechtes! Es ist kein Abschied für immer!« sagt sie und holt sich ein Glas aus dem Schrank bevor sie sich Wasser einschenkt.
»Was ist es dann?« frage ich sie. Ich hänge mein Mantel über den Haken, trete weiter in den Raum hinein. Sie wirkt unsicher, ein wenig fahrig, als ob sie nicht so ganz wissen würde was sie tun soll.
»Eine Pause, Alac. Eine Auszeit! Mehr nicht!« sie stellt das Glas auf die Arbeitsplatte und stemmt sich mit ihren Händen dagegen und sieht mich an. Ihr blondes Haar fällt ihr lang über die Schultern.
»Geht es dir gut?« frage ich sie. Ich trete hinter sie, damit ich meine Hände auf ihre Schultern legen und ihre Wärme spüren kann.
»Ich weiß es nicht!« sie lehn sich gegen meine Brust. Schließ die Augen, als sie den Kopf nach hintern fallen lässt. Er fällt gegen meine Schulter.
Ich schließe fest, die Arme um ihre Hüfte und drücke sie an mich eng und innig. Es sind nur noch ein paar Stunden, bis ich wieder zurückfliege. Und sie für eine ziemlich lange Weile nicht mehr sehen werde. Vorsichtig küsse ich ihren Hals, der freiliegt und nur dazu einlädt. Er ist warm und weich. Genau so wie ich es immer in Erinnerung hatte. Ich küsse ihn hinunter bis zu ihrem Schlüsselbein, das sanft absteht. Sie ist braun gebrannt, ebenmäßig und schön.
Sie wendet sich um. Schlingt die Arme um meinen Hals und wir versinken in einen tiefen, innigen Kuss. Der so viel mehr bedeutet als nur ein Kuss. Es ist so intensive, wie kein anderer. Meine Hände gleiten hinunter zu ihrem Oberschenkel bevor ich sie greife und sie auf die Arbeitsplatte setze. Ich dränge mich zwischen ihre Beine, ohne den Kuss zu unterbrechen und sie verstärkt den Kuss, als sie ihre Hände in meinen Haaren vergräbt und mich enger an sich zieht.
Ich brauche ziemlich lange, bis ich meine schweren Augenlieder aufschlagen kann und an die weiße hohe Decke der Wohnung starren kann. Ich greife auf die Seite von Jordy aber, der Teil des Bettes ist leer und kalt. Sie ist schon lange weg. Seufzend, schließe ich kurz meine Augen um mich durch die ganzen Decken und Kissen zu wühlen. Aber sie ist nicht mehr hier. Das Bett ist verlassen, der Rucksack von ihr steht nicht mehr dort wo sie ihn hingestellt hat, ihre Schuhe und ihre Jacke sind verschwunden. Sie ist weg. Ohne dass ich es mitbekommen habe.
Auf dem Boden suche ich nach meiner Unterhose und finde sie unter meinem T-Shirt. Ich ziehe mir sie über, bevor ich dann in die Küche gehe um mir einen Kaffee zu machen. Eigentlich, wollte ich mich von ihr verabschieden. Dass sie ich sie nicht zum Flughafen bringen kann, das weiß ich. Das wollte sie nicht.
Während ich an der Arbeitsplatte lehne fällt mein Blick auf einen Zettel, der unter einem Schlüssel liegt. Es steht nichts darauf, er ist zusammengefaltet. Vorsichtig, lasse ich den Schlüssel hinuntergleiten bevor ich den Zettel mit einer Hand entfalte.
Lieber Alac.
Du schläfst noch und ich wollte dich nicht wecken. Also habe ich dir einen Kuss zum Abschied gegeben und dich weiterschlafen lassen. Du hast gelächelt, ich glaube du hast es irgendwie insgeheim mitbekommen.
Ich mache mich gleich auf den Weg zum Flughafen, aber davor will ich dir noch ein paar Sachen schreiben. Als aller erstes, der Schlüssel. Ich weiß nicht ob ich dir davon erzählt habe, als Parker und ich das letzte Mal in Sitka waren, haben wir uns ein Haus angesehen. Wir haben es uns gekauft, kurz bevor wir aufgebrochen sind. Es wird dir gefallen, ich werde in nächster Zeit keinen Nutzen dafür haben. Wenn du nach Alaska zurückgehen willst, dann kannst du darin gerne wohnen. Ich glaube, du erkennst es sobald du es siehst. Es ist nicht groß und ich habe auch noch keine Vorstellungen wie ich es gerne einrichten würde. Du kannst tun und lassen was du willst. Aber bitte frag nicht Lara oder Thalia nach ihrer Meinung!
Das Andere ist, dass ich mich bei dir bedanken will. Ich glaube ich hätte niemand besseres an meiner Seite haben können als dich ganz alleine. Du warst wundervoll in jeglicher Hinsicht und ich kann dir nicht genug dafür danken, dass du mir den Rücken gestärkt hast und mir beistandst in dieser Zeit.
Ich werde nach Banff gehen, und dort eine lange Wanderung machen. Sie dauert einige Monate und ich hoffe, dass ich herausfinden werde, wie es weiter geht mit mir und mit meinem Leben. Aber ich hoffe auch, dass mein weiterer Weg mit dir sein wird. Sei mir nicht böse, wenn es nicht so ist. Du kannst mich in den Monaten der Wanderung leider nicht erreichen. Aber das wird auch nicht so schlimm sein.
Vielleicht tut es dir ganz gut, in diesem Haus zu wohnen Alac. Denn ich glaube, es ist das was du in deinem Leben gerade brauchst. Du musst genau so dein Glück wieder finden, wie ich es tue. Wie Mike es getan hat und das ist nichts Verwerfliches. All die Jahre, hast du alle um dich herum glücklich gemacht, jetzt bist du an der Reihe.
Es ist eine wundervolle Idee, dass du ein eigenes kleines Aufnahmestudio eröffnen willst für kleine Bands, die noch nicht entdeckt wurden und denen du helfen kannst, das gleiche zu erreichen wie ihr es erreicht habt. Ich glaube, dass du es wundervoll machen wirst und ich freue mich schon, dass wir uns in Sitka wieder sehen, nach sechs Monaten.
Alac, ich kann dir nichts versprechen und ich weiß auch nicht wohin mich mein Weg führen wird. Aber ich weiß, dass wir uns egal was passiert wieder sehen werden. Und dass wir dafür definitiv keine sieben Jahre mehr warten müssen.
Bleib dir selber treu in dieser Zeit und versuch das Glück zu finden das dir zusteht.
Ich Liebe,
Jordy
Ich lasse den Brief sinken und sehe auf den Schlüssel der daneben liegt. Ein Haus, ein komplett leeres Haus für Jordy und mich, wenn sie wieder zurückkommt. Und ich soll es einrichten? Keine Ahnung, ob das eine gute Idee ist.
Mein Flug zurück nach LA geht erst am Nachmittag und ich habe noch genug Zeit um zu packen, um die Wohnung auf zu räumen und zu gehen. Wahrscheinlich wird Jordy, die Wohnung aufgeben, das ist zu schade, denn ich habe mich ein Stück weit in sie verliebt. In diesen kleinen Platz hier, mit der Dachterrasse.
Vorsichtig nehme ich den Schlüssel in meine Hand und betrachte ihn. Er ist nicht groß, wahrscheinlich ist es einer dieser Häuser, das perfekt zu Jordy und Parker passt. Ich weiß nur noch nicht wie es aussehen wird. Sobald ich es sehe, weiß ich wie es sein wird.
Ich suche mein Handy unter meinen Sachen und verfluche mich ein bisschen dafür, dass ich gestern in der Schnelle einfach alle Sachen wahllos herum geschmissen habe ohne Rücksicht darauf zu nehmen wo was liegt. Aber das war es wert. Ich wähle die Nummer und warte kurz bis abgehoben wird.
»Alac was gibt es?« fragt mich Mike und ich setze mich auf die Bettkante.
»Ich werde noch einen kurzen Zwischenstopp in Sitka einlegen.« erkläre ich ihm und suche unter all den Sachen endlich mal ein T-Shirt
»Ich dachte du kommst direkt zurück nach LA? Wieso denn das?« er hört sich verwirrt an, ehrlich das wäre ich auch wenn mich mein bester Kumpel einfach so früh am Morgen anruft und verkündet, dass man nicht gleich zurückkommt.
»Ich, muss mir noch ein Haus ansehen!« erkläre ich ihm.
»Du willst dir ein Haus kaufen?« er kapiert immer noch nicht was ich meine, aber vielleicht sollte ich auch einfach deutlicher sprechen.
»Nein, Jordy hat sich ein Haus gekauft und so lange ich in Sitka bin kann ich darin wohnen. Ich will es mir ansehen bevor ich einziehe!« erkläre ich deswegen etwas breiter.
»Ahja,-ähm,- denkst du wirklich, dass es eine gute Idee ist in Jordys Haus zu wohnen bis sie wieder zurückkommt?« hackt er dann nach.
»Ich will es mir wenigstens einmal ansehen. Mike, sie wird zurückkommen in sechs Monaten!« sage ich. Ich lasse mich zurück ins Bett fallen.
»Alac, was ist, wenn sie sich gegen dich entscheidet?«
»Dann ist es so! Mike das musst du verstehen!«
»Du willst sechs Monate lang auf sie warten nur um dann vielleicht heraus zu finden, dass sie sich gegen dich entschieden hat?«
»Ja, das will ich! Und wenn es nicht zwischen uns sein sollte, dann ist es ebenso, dann muss ich es ein für alle Mal akzeptieren!«
»Und was machst du dann mit dem Haus? Ich meine, sie kann dich darin wohnen lassen und es dich einrichten lassen und wenn sie wieder kommt? Was machst du dann? Dein Zeug packen und wieder zurückkommen? Das ist total unlogisch!« Mike hört sich sehr skeptisch an.
»Ich weiß es nicht, Mike, warum kann ich es nicht einfach auf mich zukommen lassen?« Mike ist manchmal viel zu festgefahren und zu pessimistisch.
»Also willst du heute nach Sitka fliegen, anstatt nach LA?« fasst er zusammen.
»Ja genau, ich werde den Flug umbuchen, das ist kein Problem!« bestätige ich.
»Ne, lass mal. Ich komm zu dir und wir gehen zusammen, dich alleine da hin fliegen zu lassen ist keine gute Idee!« wehrt er ab. »Ich schreibe dir sobald ich los geflogen bin ja?«
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