Kapitel 91

Nina Nesbitt - Somebody Special

Mittwoch, 4. März

Es sind viele Monate vergangen, seit der Ausschabung. Ich habe gut damit abschließen können, wir waren sogar gestern auf dem Friedhof. Celine hat mir echt gut helfen können, selbst Marcel und Tom haben mich unterstützt, wie all meine anderen Freunde auch, als ich es endlich erzählt habe. Can hat sich auch von Mal zu Mal gebessert, wirkt viel fröhlicher und ritzt sich gar nicht mehr! Wir haben auch Geld auftreiben können - Can natürlich auf seine Wege. Mir ist nur eine einzige Sache wie ein Dorn im Auge: Soufian. Als er gefasst wurde, war er endlich im Gefängnis, wurde aber echt früh rausgelassen. Ich weiß nicht wie, aber er soll wohl wieder auf freien Beinen sein. Das hat Can aggressiv gemacht, er konnte ihn nicht finden. Ich würde auch gerne wissen, wo er ist. Cans heimlichen Impulse, mich daheim zu lassen, damit mir auch ja nichts passiert, ignoriere ich. Rausgehen werde ich immer noch. Heute war der letzte Tag der Famulatur in der Allgemeinmedizin, wo ich 150 Euro bekommen habe. Can will in den Semesterferien immer sofort arbeiten, damit wir Geld haben, aber er soll sich entspannen. Wir sind nach den Ferien im fünften Studienjahr, das ist krass. Nur noch drei Semester und ich bin Assistenzärztin! Oh Gott, ich sollte mich langsam für das Hammerexamen vorbereiten. Can und ich verlassen das Krankenhaus, da kommt schon einer seiner Kollegen, der uns begrüßt. "Ey, ich habe Aleyna gesehen. Sie meinte, ich sollte es dir geben", sagt der Junge verwirrt. Er hält einen Brief in der Hand, den Can schnell nehmen will, doch ich bin schneller. "Er ist für mich und nicht für dich", meine ich. "Shana, lass mich ihn lesen", fordert er. Aus Prinzip renne ich zum Auto. Aleyna taucht nach Monaten wieder auf? Und dann noch mit einem Brief? Wie förmlich, ich verdrehe meine Augen. Das Auto wird aufgeschlossen, ich setze mich hinein. Bald werde ich ohne das Kissen ins Auto steigen. Can meinte, dass es nur noch einige Sitzungen dauert und dann fühlt er sich bereit, mich ohne Kissen fahren zu lassen. Can läuft zur Fahrerseite, er wirkt ernst.

"Shana, gib mir den Brief." Ich schüttele den Kopf, sein Kiefer zuckt. "Shana, ich ficke dich gleich, gib mir den Brief!", herrscht er mich an. Entgeistert ziehe ich die Augenbrauen zusammen. "Ficken kannst du mich zuhause und in diesem Ton kriegst du den Brief nicht. Wie wäre es mit einem Bitte?" "Shana, ich muss los, ich habe keine Zeit dafür!" Wütend startet er den Wagen. Can und seine Stimmungsschwankungen. Trotzig verschränke ich die Arme vor der Brust. Er kann mich mal. Vor der Tür hält Can an, schnell will ich aussteigen, doch er hält mich fest. "Gib mir den Brief, sofort", fordert er. Das wird mir zu blöd. "Verheimlichst du etwas vor mir?", frage ich schroff. Seine Augen zeigen Entgeisterung. "Was zum Fick? Nein, natürlich nicht", kommt es genervt von Can. Ich verdrehe meine Augen. "Shana", ermahnt er mich. "Sei still und fahr weg. Wenn du nichts zu verheimlichen hast, dann mach kein Drama raus." Ich entreiße mich aus seinem Griff und steige genervt aus. Mein Gott, ich hasse es, wenn er so herrisch wird. Schnell steige ich die Treppen hinauf, schließe die Tür auf und springe aufs Sofa, als ich mir die Schuhe ausgezogen habe. Hier ist kein nerviger Can, der mich anherrschen will. Okay, ich bin aufgeregt. Wieso wollte Can den Brief? Betrügt er mich etwa? Ich muss deswegen schmunzeln, ich weiß nicht wieso. Den Brief öffne ich und atme einmal schmunzelnd durch. Ich finde diesen Brief jetzt schon grotesk. Im Briefumschlag fühle ich noch etwas, greife hinein und hole zwei Bilder hervor. Okay, das gefällt mir nicht. Es gefällt mir aber nur nicht, weil ich an den Oktober letzten Jahres denken muss. Schnaubend falte ich den Zettel auf, verenge mir wegen ihrer Schrift die Augen.

Ich will hier offen und ehrlich sein.

Can ist nicht der, für den du ihn hältst. Kurz vor den Semesterferien habe ich ihn wiedergesehen, er wirkte so anders. Ich wollte reden, er nicht. Ich habe so lange auf ihn eingeredet, bis er sich auf ein Gespräch eingelassen hat. Er hat mir viel von dir erzählt. Ich will es gar nicht zu lang machen, denn dein Ehemann hat etwas Schlimmes getan. Wir haben wieder miteinander geschlafen. Ja, wir haben es oft getan. Nicht nur zu der Zeit, wo ihr getrennt wart, sondern auch zu der Zeit, wo ihr wieder zusammen wart. Das kommt dir sicherlich unrealistisch vor, aber es ist die Wahrheit. Mir ist erst vor einem Monat aufgefallen, dass wir unvorsichtig waren und nun bin ich schwanger und das im vierten Monat! In einer Woche bin ich im fünften Monat.

Ich war einfach der Meinung, dass du es wissen solltest. Falls du mich anrufen willst, hier ist die Nummer:

Ich lege entgeistert den Brief weg. Was zur Hölle soll das jetzt? Ich spüre, wie mein Blut durch meine Adern rauscht, ich zittere. "Oh, du Schlampe!", rufe ich erzürnt. Wieso nimmt sie den vierten Monat? Rasend schaue mir die Bilder an und muss wieder schreien. "Das ist nicht einmal dein Kind! Das Embryo ist kurz vor dem dritten Monat, du elende Hure!" Wütend stehe ich auf. Was soll das jetzt? Sie kommt nach weiß Gott wie langer Zeit mit so einem billigen Versuch an. Was stimmt mit diesem Weib nicht? Wo ist Can, wenn man ihn braucht? Konnte sie sich nichts Besseres einfallen lassen? So einen billigen Text schreiben, ohne sich wirklich Gedanken zu machen, ist das ihr Ernst? Vor vier Monaten lagen wir jeden Tag im Bett, haben Sex gehabt, gelernt wie die Ochsen und uns neue Kochrezepte angeschaut. Herrgott, regt mich diese Nutte auf! "Can!", schreie ich wütend, obwohl er nicht hier ist. "Wo bist du, mein Gott?!" Ich schaue mir diese dämlichen Ultraschallbilder an. Von wo hat sie die? Mein Gott, ich bin so sauer, dass ich schon lachen könnte. Ich brauche etwas, was ich verprügeln kann. Ich brauche Cans Brust! Wütend nehme ich mir einen Schokopudding aus dem Kühlschrank, den ich frustriert esse. Diese Hure regt mich auf! Nimm einen anderen Monat, wieso nimmst du den vierten Monat? Wütend blinzele ich mir die Tränen weg. Ich weiß, dass es nicht echt ist, aber es regt mich trotzdem auf. Als Can kommt, habe ich zwei weitere Schokopuddinge gegessen. Seufzend steht er vor mir. Ich habe aus Versehen einige Sachen von ihm herumgeschmissen. Aber ich bin so sauer, ich habe das Recht dazu! "Egal, was es ist, ich habe es nicht getan", setzt Can vorsichtig an. Finster schaue ich zu ihm, er geht sofort drei Schritte zurück. "Hast du eine Tablette eingenommen?" Er zeigt auf die Puddingbecher. "Ich scheiß auf meine Tablette! Aleyna regt mich voll auf!", schreie ich. Ich renne auf Can zu und haue auf seine Brust.

"Sie hat so getan, als ob ihr wieder gefickt hättet und dann meinte sie, sie wäre schwanger und das ausgerechnet im vierten Monat!", schreie ich am Ende. Ich haue mit beiden Fäusten auf seine Brust, versuche meine Atmung zu regulieren. Mein Gott, ist es anstrengend, sich aufzuregen. "Ich bin sauer", schmolle ich dann. Can legt seine Hand auf meinen Hinterkopf und drückt mich an seine Brust. "Alles ist gut, Shana, ganz ruhig." Ich bin immer noch sauer, atme immer noch schneller. "Wir beruhigen uns wieder, atmen tief durch und räumen vielleicht auch meine Sachen wieder dahin, wo sie hingehören", raunt er sanft. Belustigt schmollt Can, als er meinen Kopf anhebt. "Das ist nicht lustig", gebe ich genervt von mir. "Natürlich, das ist echt nicht lustig." Can verkneift sich sein Lachen, was mich auch fast zum Lachen bringt. Ich kann immer noch wütend gucken, aber wegen ihm kann ich nicht ernst bleiben. "Ich bin sauer", äfft er mich nach. Prustend schaue ich zur Seite. "Nein, das ist nicht lustig." Ich drehe ihm den Rücken zu, woraufhin er mich in seine Arme zieht. "Shana, du bist so süß, wenn du sauer wirst. Als du gerade eben geschrien hast, hat man dich bis nach unten im Hausflur gehört." Lachend küsst er meine Wange und schwingt uns hin und her. "Gar nicht", murre ich. Lachend kneift er mir in den Po, lässt sich dann auf dem Sofa nieder, wo er sich dann den Brief zur Hand nimmt und kehlig zu lachen beginnt. "Shana, deswegen bist du sauer?", lacht er. Can kriegt sich gar nicht mehr ein. "Ach, Shana, ich liebe dich", seufzt er. Den Brief legt er zur Seite und klopft auf seinen Schoß, ich schüttele grimmig den Kopf. "Komm schon, Shana." "Nein." "Wieso bist du sauer auf mich?", lacht er. "Wieso warst du vorhin so pissig? Oder stimmt das, was Aleyna da schreibt?" Seine Augen weiten sich. "Nein-," "Wieso wolltest du dann unbedingt den Brief?" "Weil ich wusste, dass du dich aufregen wirst und das ohne Grund." "Und das nimmst du als Argument dafür, mich anzuherrschen?" Er hebt abwehrend die Hände. "Ja, nehme ich und wir regen uns nicht weiter darüber auf." Ich schaue schnaubend zur Seite.

"Shana, du glaubst mir doch, oder?" Trotzig zucke ich mit meinen Schultern. Wäre er vor dem Brieföffnen kein Arschloch gewesen, wäre es jetzt sicherlich anders. "Geh die Gebetswaschung machen und leg die Hand auf den Koran." Seine Kinnlade klappt auf. "Los, ich habe nicht ewig Zeit." "Ist das dein Ernst?" Ich nicke. Fassungslos sieht er mich an. "Shana, werd' nicht kindisch." "Bin ich nicht. Hör auf, dich rauszureden." "Shana", ermahnt er mich. "Was?", blaffe ich. "Ich werde wegen so einem Scheiß nicht die Hand auf den Koran legen." "Wieso weigerst du dich?" "Shana, ich schwöre bei Gott, ich habe nichts gemacht. Was denkst du von mir?", ruft er wütend. Ich halte inne. "Denkst du, ich fick die freiwillig, obwohl ich mit dir verheiratet bin? Das ist doch ihr Ziel, hör jetzt endlich auf damit!" Er steht auf, damit er seine Sachen wegräumen kann. Ouh, oje, Can ist sauer. Lag ich im Unrecht? Nein, ich habe das Recht, sauer zu sein. Nein, ich bin nicht schuldig. Trotzig räume ich meine Puddingbecher weg. Im Flur bleibe ich stehen, Can ist sauer auf mich, das lässt mich murren. Langsam tapse ich zu Can, der mich nicht beachtet. Seine Mimik ist hart. "Hallo", murmele ich. Neben ihm setze ich mich hin. Oh Mann, Can ist echt angepisst. Wie kann ich sorgen, dass er wieder gute lange kriegt? "Kriege ich einen Kuss?", murmele ich. Ich nähere mich ihm und verteile Küsse auf seiner Wange. Vorsichtig krabbele ich auf seinen Schoß. "Wir sind nicht mehr sauer." Er schaut an mir vorbei. Dann muss ich eben zu härteren Maßnahmen greifen. Das T-Shirt ziehe ich aus, heute habe ich einen schwarzen Push-Up BH an. "Steht mir die Farbe?", frage ich. Can schließt die Augen, sein Kiefer ist angespannt. "Guck mal, ich kann auch mit meinen Brustmuskeln zucken." Amateurhaft zucke ich mit ihnen, aber Can schaut stur an mir vorbei. Dann eben noch eine Stufe schwerer. Der BH landet auf den Boden und meine Brüste drücken sich auf sein Gesicht. Abwartend schaue ich auf die Uhr, weil Can sich nicht regt.

"Hallo, ich dachte, du liebst meine Brüste." Wütend drücke ich mich an ihn, aber Can ist mucksmäuschenstill. Das lässt mich bockig werden. "Nein, ich bleibe jetzt in dieser Position, bist du nicht mehr sauer bist oder an Atemnot stirbst." Stur verschränke ich die Arme vor meiner Brust, die ich dann um seinen Kopf lege. Wieso ist Can so stur? Ich murre und drücke meine Brüste zusammen. "Sei nicht mehr sauer!", fordere ich. Von mir aus haue ich ihn mit meinen Brüsten. Das mache ich jetzt auch. "Links, rechts, links, rechts, links, rechts, au, aua!" Er hat mir in meine Brustwarze gebissen! "Nicht abbeißen, ich brauche sie noch." Ich öffne seinen Mund und fahre winselnd über meine Brust. "Arschloch." Wütend schmolle ich. Was beißt er mir in mein Nippelchen? "Ich wette, niemand hat dir so etwas Tolles gegeben." Sein finsterer Blick prallt an mir ab. Ich weiß, dass Can in sich einen Teddybären hat. "Reden, Can. Durch die Kommunikation kann man vieles bewirken." "Ja, unter anderem kann man beschuldigt werden, obwohl man nichts getan hat", blafft er. Ich drücke mich an ihn. Er seufzt ergebend. "Shana, ich mag solche Dinge gar nicht." "Ich war impulsiv. Du weißt, dass ich temperamentvoll bin." "So impulsiv, dass du ihren Plan in die Tat umgesetzt hast." Seine Stimme macht seinen Tadel deutlich. "Kommt nicht mehr vor", murmele ich. Er stöhnt auf, fährt sich seufzend über sein Gesicht. "Du bist anstrengend." "Bin ich nicht, du bist einfach ein Weichei." Ungläubig sieht er mich an. Ich küsse schmunzelnd seine Augenbrauen. "Sollen wir kämpfen?", fragt er herausfordernd. "Ich habe dich schon einmal beim Kämpfen besiegt. Ich schaffe es wieder." Ich gehe in Kampfposition, schnappe mir aber doch meinen BH. "Am Ende mutierst du zu Mike Tyson und beißt mir etwas ab." Schmunzelnd steht Can auf. Nicht panisch werden. Can ist nur zwei Meter groß und vielleicht hundert Kilo schwer. Schluckend sehe ich zu ihm hoch. "Attacke!", schreie ich. Ich renne auf Can zu, bespringe ihn und drücke seinen Kopf zwischen meine Brüste. Mit meinem ganzen Körper versuche ich ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. "Fall hin!" Seufzend hält er mich fest, ich schreie sofort. "Wenn du mich liebst, tötest du mich nicht. HILFE!" Ich will mich befreien, aber Can ist echt stark. Heftig winde ich mich, sodass Can zurückzuckt, damit ich sein Gesicht nicht treffe. Ich kneife in seinen Po und greife in seinen Schritt. "Nein, Shana! Nicht die Eier!" Er hebt meine Beine hoch, nun hänge ich kopfüber. Mit ganz viel Kraft und meinen Händen hebe ich meinen Oberkörper an, sodass ich auf rittlings auf seinen Schultern sitze. Die Position kann sehr zweideutig aufgefasst werden, das sieht man auch an Cans dreckigem Grinsen. "Wenn du jetzt nackt wärst, dann wäre das ein gewaltiger Spaß." Mein Kopf berührt die Decke. Wow, Can ist riesig. "Ich kann dir den Hals mit meinen Schenkeln brechen", drohe ich. "Dich könnte man marinieren und dann grillen. Das machen wir jetzt." Er beugt sich schnell vor, was mich schreien lässt, nun hat er es irgendwie geschafft, mich auf seine Schulter zu transportieren. "Can?", frage ich nervös. Grinsend nimmt er sich einen Plastiklöffel und auch eine Plastikgabel. Aus dem Schrank holt er einen Teller raus, legt sie auf die Theke und mich auf den Teller. "Bleib liegen." Ich will aufstehen, als Can runterdrückt. "Wenn du nicht liegen bleibst, dann wirst du es bereuen, bei Gott." Oh Gott, wenn er diese zwei Wörter ausspricht, sollte man nicht widersprechen. Schmollend bleibe ich liegen. Ich kriege langsam wirklich Angst. Wird Can mich wirklich marinieren? Aus dem Kühlschrank holt er einen Pudding raus. Puh, Glück gehabt. Die Hose will er mir aufknöpfen. "Moment, was wird das?" Schmunzelnd sieht er mich an. "Deine Hose wird dreckig." Er knöpft sie ganz auf und zieht sie mir über die Hüften. Dann öffnet er den Pudding, den er mich auf den Bauch kleckst. "Kalt!" Ich weiß nicht, was sein Ziel ist. Die Reste kratzt er raus und schmeißt den Becher mit einem perfekten Wurf in die Mülltonne. "Und jetzt?", frage ich. Ich fange an zu lachen, als Can mir mit der Gabel in den Bauch pikst. "Ich esse dich jetzt." Lachend winde ich mich. Für Außenstehende muss das sicherlich verstörend wirken, aber es ist echt lustig. "Von deinem Bauch schmeckt Schokopudding besser", kommentiert Can. "Seit wann ist man Pudding mit einer Gabel." "Mit der Gabel esse ich deinen Bauch." Ich kreische lachend, als er mich wieder pikst. "Shana-Pudding schmeckt gut." Schmunzelnd öffne ich den Mund und stimme summend zu. Als der Pudding weg von meinem Bauch ist, beißt mir Can in den Bauch. "Oh Gott, ich bin kitzelig, Can!" Ich kreische wieder, weil er nicht aufhören will. "Ich kann nicht mehr", seufze ich. Can wischt mir lachend mit einem nassen Taschentuch über den Bauch.

"Du hast verrückte Ideen, Can." Seine Augen verdunkeln sich. "Ich habe so einige Ideen." Beschämt hebe ich die Schultern an. "Will ich sie wissen?" Er nickt. Oje. "Ich würde eines Tages zu gerne einen richtig teuren Champagner kaufen und ihn dann aus deinen Körperöffnungen trinken." Ich schnalle erschrocken nach Luft. "Alkohol darf man nicht trinken", flüstere ich. Can hat komische Ideen. "Ich muss immer noch Erdbeeren kaufen. Kirschen wären auch gut." Oh Gott, oh Gott. "Aber was ist, wenn es dann untenrum anschwillt? Kirschen tun mir echt nicht gut." "Wird schon nicht passieren." Und am Ende liege ich im Krankenhaus. "Ich will dich noch an gewissen Stellen in der Wohnung nehmen. Das Bett haben wir oft genug benutzt. Waschmaschine, Auto, Couch und auf dem Boden, sodass du dich im Spiegel sehen kannst." Du lieber Scholli, Can hat ja schon alles geplant. "Und ich würde dich gerne einmal in deinem alten Kinderzimmer ficken. Zu schade, dass ich es die letzten Male nicht getan habe." "Aber beim Ficken werde ich wund", quengele ich. Er grinst wissend. "Würdest du mir zum Geburtstag ein Sextape schenken?" "Nein!" Cans Gedanken drehen sich wirklich nur um Sex! "Vielleicht solltest du deine Nymphomanie bei Dr. Al-Kon ansprechen", schlage ich spöttisch vor. Neckend hebt er seine Augenbraue. "Wieso besprechen, wenn ich sie direkt praktizieren kann? Deine Hose ist ja schon geöffnet." Er will wieder an meine Hose, weswegen ich seine durstigen Hände wegschlage. Langsam setze ich mich auf. "Wie war es eigentlich am Sonntag mit den Jungs?" Can unternimmt endlich wieder etwas mit ihnen. "Gut, wir haben ein wenig Scheiße gebaut, haben was gegessen und waren danach in einer Shishabar." Ich hebe überrascht die Augenbrauen. Das kam jetzt plötzlich. "Du rauchst wieder?", frage ich. Can schüttelt den Kopf. "Die beiden haben geraucht, ich nicht." Gut, dachte schon. Er blinzelt fragend. Es sieht komisch aus, wenn Can so schnell und so oft hintereinander blinzelt. Komisch, aber süß.

"Aber selbst wenn, hättest du dann ein Problem damit?" Ouh, das hätte ich nicht erwartet. Ich halte inne. "Ich... ich würde es nicht bevorzugen, wenn du wieder rauchst. Du hast schöne Zähne und außerdem tut dir das nicht gut, das sollte dir als werdender Arzt bewusst sein." Es würde mich schon stören, wenn er wieder rauchen würde. Das passt nicht mehr zu ihm. "Außerdem würdest du es bei mir auch nicht wollen." Trotzig zucke ich mit meinen Schultern. Wieso fragt er überhaupt? "Willst du wieder rauchen oder was?" Can verneint es sofort. "Eine rein hypothetische Frage." Ich nicke leicht spöttisch. "Und würdest du es akzeptieren, wenn ich trinken würde? So rein hypothetisch gesehen." Er schüttelt den Kopf. "Dann lass das Trinken sein, Can. Ich rieche es." Ertappt weiten sich seine Augen. "Wieso trinkst du?" Verdutzt kratzt er sich am Ohr. "Und wieso hast du beim Fahren getrunken? So kenne ich dich ja gar nicht, Can." "Ich habe nicht während des Fahrens getrunken... als ich das Auto geparkt habe, habe ich ein Schlückchen zu mir genommen", murmelt er zum Schluss. "Wieso riechst du das? Ich dachte, die Minze überdeckt alles." Ist das sein beschissener Ernst? Voller Spott und Ekel sehe ich ihn an, er versteht und verstummt sofort. "Can, ich meine das ernst, hör endlich auf damit. Wie oft hast du das heimlich gemacht?" "Ich habe es wirklich nicht oft getan", beteuert er. Ungläubig sehe ich in seine Augen. "Ich schwöre es, Shana. Das letzte Mal war es vor zwei Monaten oder so. Es war nur ein kleiner Schluck, das Fläschchen ist eh leer." "Hör auf damit." Meine Stimme ist apodiktisch. "Wenn du nicht möchtest, dass man dich anlügt, solltest du wenigstens den Anstand besitzen und es erst recht nicht tun." Genervt springe ich vom Tresen.

Can hält mich in seinen Armen fest. "Hey, nicht." Seufzend verdrehe ich meine Augen, er zieht an meiner Haarsträhne. Wie kann er das sehen? "Liebe und Friede", schnurrt er lieblich. "Fangen wir doch erst einmal bei Ehrlichkeit an?" "Sei doch nicht so nachtragend", murrt Can. Ich versuche aus seinen Armen zu fliehen, doch er ist einfach zu stark. "Solange du mich nicht wieder liebst, fessele ich dich." Ich verdrehe meine Augen. Can schmeißt mich wieder auf seine Schulter, haut mir auf den Po und läuft wie ein Troll singend durch die Wohnung. "Lass mich runter." Er beugt sich ein wenig vor, ehe wir wieder in der Küche landen. Can lässt mich auf den Stuhl plumpsen. Überrascht sehe ich ihm zu, wie er sich auf meinen Schoß setzt und sich gegen mich drückt. Schmunzelnd verdrehe ich meine Augen, ziehe heimlich seinen Duft ein. Als ich höre, wie Can Klebeband abzieht und in Rekordgeschwindigkeit um meinen Oberkörper schlingt, schreie ich schrill. Das ist doch nicht sein Ernst! "Halt still." "Fick dich, Can!" Ich kann nicht einmal aufstehen, weil Can so viel wiegt und er meine Handgelenke mit seinen Beinen eingeklemmt hat. Windend kreische ich, doch das lässt Can unbekümmert. Mehrere Male umkreist mich das Klebeband. Wimmernd schüttele ich den Kopf. Er holt sein Handy raus. "Nein, das ist asozial!" Ich will mit dem Stuhl aufstehen, als Can mich runterdrückt und auch noch meine Beine an den Stuhl klebt. Quengelnd verziehe ich das Gesicht. "Man sieht meinen BH, Can!" Sofort rennt Can ins Zimmer und kommt mit einer Strickjacke wieder, die er um mich und den Stuhl bindet. Das kann er doch nicht ernst meinen. Der spinnt doch! Als er sein Handy in die Hand nimmt, schaue ich schnaubend zur Seite. Was wird das hier? Die billige, deutsch-kurdische Version von 50 Shades of Grey?!

"Liebst du mich wieder?" "Fick dich!" "Okay, aber liebst du mich dann wieder?" Ich gebe eine Mischung aus Wimmern und Lachen von mir. "Wieso hast du das gemacht?", will ich gequält wissen. Can zuckt mit seinen Schultern. "Ist doch lustig." Seufzend lasse ich den Kopf hängen. "Du findest es lustig, mich zu fesseln? Can, ich glaube langsam, dass du dich wirklich von den Büchern inspirieren lässt." Er grinst dümmlich. "Habe ich dir erlaubt, mich zu duzen?" Entgeistert schaue ich Can an. "Can, wir gehen nicht in diese Richtung", gebe ich warnend von mir. Am Ende wird aus Can SM-Can. "Und das Video schickst du auch niemanden." "Das zeige ich den Kindern." "Das tust du nicht!", kreische ich. Wegen diesem Mann kriege ich jetzt schon graue Haare. "Halt mich doch auf", kommt es provozierend von ihm. "Can, wenn ich wieder frei bin, dann schneide ich dir mit einem Skalpell die-," Ich halte inne und schließe beruhigend die Augen. Ganz ruhig, Shana, ganz ruhig. Grimmig rutsche ich mit dem Stuhl zu den Schubladen, wo ich mit meinem Mund ein Messer raushole. "Nein, leg das Messer weg." Hoffen wir mal, dass das Messer nicht in meinem Schenkel stecken bleibt. Langsam lege ich den Kopf nach vorne, hebe so gut es geht die Schenkel an, sodass die Messerspitze perfekt zwischen meine Schenkel passt. "Nein, das nehme ich an mich." Can kommt auf mich zu, weswegen ich hysterisch kreische und mit meinen Schenkeln so wackele, dass das Messer in meine Hand fällt. Wild fuchtele ich herum, was Can lachen lässt. "Can, ich muss pinkeln." "Musst du nicht." "Bist du meine Blase, dass du das weißt oder was?", blaffe ich. Immer werde ich gemobbt. Wenn Can mich nicht ärgert, dann sind es irgendwelche Lebensmittel oder einfach ohne Grund mein Immunsystem. Can läuft hüpfend aus der Küche, was wirklich zu komisch aussieht. Leider Gottes stößt er sich nicht den Kopf. Hätte ich mir doch lieber einen anderen Tag zum Entspannen genommen. Hätte ich heute lieber weiter für das Hammerexamen gelernt!

Ich stöhne genervt auf und schreie frustriert, als Can Schminke in der Hand hat. "Heute schminke ich mal meine sonst grässliche Frau." Ich japse empört nach Luft. "Can, deine Testikel werden alle gleich zu Fetzen verarbeitet." Geübt, aber komplett nutzlos fuchtele ich mit dem Messer herum, ignoriere es einfach, dass Can extra nach links läuft und die Schminke dort ablegt. Das Messer nimmt er mir von hinten aus der rechten Hand, zieht mich zum Tresen und lässt sich dann grinsend vor mir nieder. Ich will ihm sein Handy aus der Hand schlagen! "So, beginnen wir doch mit etwas Mascara. Wer weiß, wie alt die schon ist." Ich zucke zurück und verdrehe die ganze Zeit meine Augen. "Schön machst du das, jetzt wirkst du anschaulicher." "Jetzt wirkst du anschaulicher", äffe ich Can nach. Was ein arschiger Gorilla er doch ist. "Wir sind schon fast fertig. Oh, mein Lieblingslippenstift", raunt er schief grinsend. Ich bin froh, dass dieses heiße und alles verratende Grinsen nicht auf Kamera drauf ist. Ich hoffe, meine Augen waren gerade nicht zu stark geweitet. Mühe gibt Can sich nicht, er schmiert ihn mir einfach auf die Lippen, genau dasselbe macht er beim Highlighter. "Jetzt glitzern deine Wangen." Ich zeige ihm den Mittelfinger, aber ich kann ihn Can leider Gottes nicht ins Gesicht halten. "Wenn du mich wieder liebst, dann schneide ich dich raus." "Mach mir das Klebeband ab, du wirst es sonst bereuen." Spöttisch grinst er. "Wie soll ich es sonst bereuen? Willst du mich etwa verprügeln?", höhnt Can. Vielsagend sehe ich ihn an. "Koitale Abstinenz." Sofort legt er das Handy weg, schneidet rasch das Klebeband auf, die Strickjacke zieht er mir über und schmeißt die ganzen Stücke an Klebeband in den Müll. So einfach kann man Can besiegen. "Komm, für deine Bilderwand müssen wir Fotos schießen." Can setzt mich auf seinen Schoß und schießt schon die ersten Fotos. Ich drücke grinsend meine Wange an seine. Dass Lippenstift an meinen Zähnen hängt, sehe ich erst jetzt. Can und ich schießen ganz viele Bilder. Auf den aktuellsten klebt Lippenstift an Cans Stirn, Nase und Wange. Gerade wischen wir uns das Zeug aus dem Gesicht. Wieder komplett frisch im Gesicht schaue ich zu ihm. Mit dem Tuch wische ich über sein Gesicht, woraufhin ich von ihm mit einem Kuss attackiert werde.

"Erwidere ihn", meckert Can. Neckend beiße ich auf seine Unterlippe und ziehe daran. Schmunzelnd lege ich den Kopf in den Nacken, als er links und rechts seine Hände abstützt. "Liebst du mich jetzt wieder?" Schmunzelnd zucke ich mit den Schultern. Als er mir wieder einen Kuss geben möchte, drehe ich ihm die Wange zu. "Kein Kuss, wenn du Alkohol getrunken hast." Er beißt mir in meine Wange. Aua, Can weiß gar nicht, wie das schmerzt. "Gerade eben konnte ich dich doch auch küssen." "Gerade eben habe ich den Kuss nicht erwidert", kontere ich. Unzufrieden zucken seine Mundwinkel. "Das ist scheiße." Can läuft ins Wohnzimmer. "Ist es nicht", schmunzele ich. "Ich habe das Recht geküsst zu werden und dich zu küssen!" Ich verneine es amüsiert. "Deine tolle Ehefrau ist konsequent, akzeptier das." Er schüttelt den Kopf. Schmunzelnd lasse ich mich neben ihn nieder. "Gehen wir die Tage ins Labor?" "Könnten wir ein paar Tage Sex haben und dann erst wieder schuften? Das habe ich mehr als nur verdient." Can ist wieder im Diva-Modus. "Und was ist, wenn ich meine Tage bekomme?" Unbeeindruckt schaut er mich an. Wow, Can hält nichts auf, wenn es um Sex geht. "Das Bett wird nicht beschmutzt", zetere ich sofort. "Wir besitzen doch sicherlich Handtücher, auch wenn wir Studenten sind." Ich pruste, werde aber wieder ernst. Den Rosenanhänger lasse ich über meine Lippen gleiten. "Can." Seinen Kopf legt er auf meinen Schoß. "Was ist los, mein Käsebrötchen?" Seine Kosenamen lassen mich nie kalt, egal wie komisch sie klingen. "Ich bin laktoseintolerant." "Entschuldige, mein laktosefreies Käsebrötchen." Can dirigiert meine Hand zu seinen Haaren, nur damit ich ihn kraule. Dieser Mann liebt es wie nichts anderes. Er kommt mir dann wie ein Welpe vor. Er mag es nämlich auch, wenn man seinen Bauch krault. Nur bei den Nippeln murrt er etwas. "Oh ja, genau dort." Er brummt wie ein Brummer, mein alter Brummi. "Trink bitte nicht mehr", flüstere ich. "Es läuft alles so gut jetzt, lass es sein." Can nickt, hält mir seinen kleinen Finger hin. "Bald ist alles vorbei, versprochen. Bald ist alles perfekt." Ich lächele. Wie wunderbar es wäre, wenn alles vorbei ist. Jetzt ist schon fast alles vorbei. "Und dann bauen wir dein tolles Haus. Ich kenne jemanden, der Architekt ist." Wen kennt Can nicht? "Ich kenne einen Ingenieur und eine Landschaftsarchitektin." Er hebt seine Augenbrauen. Ich finde es so niedlich, dass sich nur ein Teil seiner linken Augenbraue bewegt, wenn er sie beansprucht. "Cihan und Elif, ich könnte mal fragen." "Du hast deren Nummern?" Seine unterdrückte Entgeisterung höre ich und sehe ich. Ich nicke. "Schlimm?" Er schnaubt. "Can", gebe ich warnend von mir. "Ich sage ja nichts." Damit wir nicht weiter auf das Thema eingehen drücke ich seine Wangen zusammen.

Can fährt über meine Kette. "Möchtest du noch einen Anhänger? Ich kann dir welche besorgen oder auch selber anfertigen. Ich bin schon Profi in solchen Dingen." Ich verneine es. "Mir reicht die Rose, aber danke." Er lächelt. Sein Lächeln ist so wunderschön. "Hast du mir jemals Kosenamen gegeben?" Gute Frage, ich muss überlegen. "Als du operiert wurdest, habe ich dir welche geschrieben, aber das hat sich komisch angehört. Schatz, Can, mein Schatz." Ich verziehe das Gesicht. "Can, mein Liebster, reiche mir doch bitte das Wasser", schmunzele ich. "Oh, mein Can, du hast lasest meine Kardia, nun hütest du über sie." Ich klopfe mir innerlich selber auf die Schulter, weil ich so schön poetisch war. "Lesen?" Ich nicke. "Lesen hat ein Homophon. Das eine Lesen bedeutet, etwas Geschriebenes vor die Augen zu führen und drauf aufmerksam werden und das andere Lesen bedeutet, dass du etwas abnimmst, es aufnimmst und das mit Sorgfalt." Can nickt beeindruckt und applaudiert. "Wenn du den NC nicht erreicht hättest, hättest du dann Literatur oder irgendetwas in Richtung Sprache studiert?" Ich schnalze mit der Zunge. "Ich wäre dann arbeitslos und depressiv. Ich habe nie einen zweiten Plan, das ist echt nicht gut", stelle ich jetzt fest. Wow, es hätte sooft ins Auge gehen können. "Das sollte ich irgendwann mal ändern. Was soll ich machen, wenn ich keine Lust mehr auf dich habe?" Can beißt mir in den Bauch, was mich quieken lässt. "Ich akzeptiere diese Sprüche immer noch nicht und werde sie niemals akzeptieren. Selbst wenn ich alt bin und ein Gebiss tragen muss, werde ich dich beißen. Hoffen wir mal, dass mein Gebiss nicht an deinem Bauch hängen bleibt." Ich drücke Can lachend an mich. Es macht echt Spaß, den eigenen Ehemann zu ärgern. Jetzt kann ich verstehen, wie Can sich vorhin gefühlt hat. "Komm, ich sage wieder etwas Poetisches und dann ist alles wieder gut, okay?" Can nickt gespielt grimmig.

"Die Liebe ist der Vorgeschmack des Paradieses."

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Mögt ihr Ketchup oder Mayo mehr?

Ketchup ist mir zu sauer #TeamMayo #TeamCansMayo 🌚😏

Es sind nur noch 20 Kapitel bis zum letzten Kapitel und dann kommt schon der Epilog, saaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaad

Deswegen habe ich mir gedacht, dass die beiden wieder im nächsten Kapitel bumsen, wäre nett, wenn ihr wieder ein wenig Kommentieren könntet

Omg, Helan hat gespoilert?! Da stimmt doch etwas nicht.

- Helo

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