Kapitel 9

KC Rebell ft. Moe Phoenix - Besser wenn du gehst

Mittwoch, 10. Juli

Can

Sie geht. Immer und immer wieder. Es spielt sich permanent vor meinen Augen ab. Immer ist Shana in meinen Träumen und ich werde sie nicht los. Ich will sie loswerden, aber es geht nicht! Sie hat mir Unrecht getan, ich will sie nicht sehen. Shana hat mich betrogen und jetzt will sie mich wiederhaben, aber das wird nichts. Nein, niemals. Sie hat uns getötet, was versucht sie da? Sie hat mir das T-Shirt geklaut, was so schön nach Shana gerochen hat. Es ist weg und mein Schlaf somit auch. Wieso muss sie mich so foltern? Reicht es nicht, dass sie mein Vertrauen missbraucht, meinen Stolz gekränkt und mich komplett verrückt gemacht hat? Ich will schlafen und wenn ich es schaffe, kommt Shana und dann passiert ihr etwas Schlimmes... ihr soll nichts Schlimmes passieren. Ich wollte doch nur heiraten und dann kam dieser Hurensohn, der Shanas Lippen kosten durfte. Der Gedanke macht mich schon wieder aggressiv. Ich muss ihn wieder schlagen. Wieder und wieder und wieder, damit er nie wieder sprechen kann, nie wieder erzählen kann, dass er sie geküsst hat. Er soll nie wieder ihren Namen in den Mund nehmen. Wenn ich an den Tag denke, als ich ihn geschlagen habe, dann will ich ihn am liebsten töten. Diese Worte waren zu viel. Ich will ihn so gerne töten. Schreibt Shana ihm wohl? Schreiben sie täglich? Ich nehme mir mein Handy zur Hand und gehe auf Shanas Nachrichten. Sie ist nicht online - wir haben auch 05:41 Uhr. Heute habe ich sie nicht besucht. Das muss ich wieder machen. Shana wird nicht wissen, dass ich ihre Nachrichten lese, da ich es so eingestellt habe, dass sie weder sehen kann, wann ich zuletzt online war noch, dass ich ihre Nachrichten gelesen habe. Sie hat mich gefragt, wie es mir geht und hat darum gebeten, dass ich nicht so viel trinken soll. Das kann ihr egal sein, sie ist nämlich dafür verantwortlich! Ich habe mich schon vor wenigen Stunden aufgeregt, als ich die Nachrichten gelesen habe, aber ich muss sie mir immer und immer wieder durchlesen... sie sind der letzte Draht, der uns irgendwie verbindet. Ich mag das irgendwie, auch wenn ich Shana nie wiedersehen will.

'Esse Lasagne und habe davor keine Medikamente genommen.' Ich verspanne mich und will gerade lostippen, als ich sofort aufhöre. Das habe ich schon versucht zu machen, als die Nachricht noch aktuell war. Sie will mich dazu bringen, mit ihr zu schreiben, und ich würde sie so gerne zusammenscheißen, weil sie nicht auf ihre Gesundheit achtet, aber diesen Gefallen tue ich ihr nicht.

'Ich bin nicht angeschnallt.' Ich verspanne mich ein weiteres Mal - mal wieder - und das stärker. Wieso zum Teufel verstößt sie gegen Sicherheitsmaßnahmen?! Wieso verfickt nochmal muss sie sich in Gefahr bringen? Ich darf nicht antworten, denn genau das will Shana.

Shana wird doch mit keinem anderen zusammenkommen, oder? Sie ist doch so rein und unerfahren. Scheiße, was rede ich da?! Sie hat mich betrogen! Diese... ich kann sie nicht beleidigen. Ich kann sie nicht einmal bei anderen schlecht reden. Sie ist mir doch versprochen worden, wir müssen heiraten. Ich habe meinen Eltern nichts erzählt. Nicht jetzt, noch nicht. Sie war gestern hier, sie roch so gut, so süß und dabei noch etwas fruchtig. Shana hat mich angefasst, das war schön und schlimm zugleich. Es hat irgendwie gebrannt. Das... es ist die Hölle. Wann zum Teufel habe ich so wirklich geweint? Auf dem Abiball und das wegen Shana und jetzt ist es wieder passiert und dass mehrere Male. Verfickte Scheiße, wieso bin ich so?! Sie darf keinen anderen Freund haben, nein, sie soll für immer alleine bleiben, denn keiner tut ihr gut. Sie ist zu sensibel, zu zart. Shana muss alles wertvolle dieser Welt bekommen. Ich verwerfe diese Gedanken und setze mich auf. Aus dem Fenster schauend, nehme ich mir mein Handy und rufe Celal an. Er ist wach, das weiß ich.

"Was los, Bruder?" Wie kann man so gut gelaunt sein?

"Seid ihr in der Halle?

"Na klar, Bruder. Nimm Ramazan und Malik auch mit." Ich verziehe das Gesicht.

"Komme alleine, bis gleich."

"Bis gleich, Bruder."

Seufzend ziehe ich mir Sachen über, esse kurz etwas, wovon mir dann schlecht wird und fahre in die verlassene Halle, die sich in der Nähe des Bahnhofes befindet. Die ganzen abgegammelten Hallen dort, die eigentlich für den Transport gedacht waren, sind nichts als Ruinen. Schnell komme ich am Bahnhof an und nähere mich der braunen Halle. Die schweren Metalltüren öffne ich und werde von Celal und weiteren Kollegen begrüßt. "Bruder, du siehst gar nicht gut aus", sagt Celal und bringt mich zum Holztisch. Die Jungs haben es hier relativ gemütlich gestaltet. "Willst du etwas essen?", fragt Adrian, was ich verneine. Wenn ich ans Essen denke, muss ich kotzen und das habe ich diese Wochen oft genug getan. "Bruder, Jacky-Cola geht fit?" Ich nicke mit geschlossenen Augen und habe Shana wieder vor mir. Ihre braunen Augen wollen einfach nicht verschwinden. Wieso muss ich sie überall sehen? Celal legt das Glas vor mir ab, was ich sofort an mich nehme und mehr als die Hälfte austrinke. 'Trink bitte nicht zu viel, das ist ungesund.' Fuck, wieso muss sich ihre Stimme in meinem Kopf abspielen, wenn es nur ein scheiß Text war? "Can, Stress mit deiner Perle?", fragt Soufian, der etwas spöttisch grinst. Ich box diesen Hurensohn gleich behindert! "Nenn sie nicht Perle!", fauche ich und umschließe das Glas fester. Grinsend hebt er abwehrend die Hände. Ich will ihn dieses Glas gegen sein verficktes Hurensohngesicht schmeißen. "Soufian", sagt Celal in einen warnenden Ton. Ich will diesen Bastard zu Tode prügeln! Seufzend lässt sich Celal neben mich und weiteren Kollegen nieder und seufzt. Cengiz, Adrian und Steve schauen abwartend, trotzdem will ich Soufian boxen.

"Bruder, was ist los? Hast du Streit mit deiner Verlobten?" Ich verkrampfe mich. Verlobte. Ich habe sie so stolz präsentiert und dann wurde ich betrogen. Ich schnaube und umklammere das Glas wieder stärker. "Wir waren nie verlobt", zische ich leise. Ich werde überrascht angeschaut. Kommt davon, wenn du jedem sagst, du hast eine Verlobte. "Wie?", fragt Adrian entrüstet. "Nur Freund und Freundin." Ich sage nicht, dass wir und versprochen wurden. Das geht die Jungs einen Scheiß an. Ich schaue direkt in Soufians dreckiges Gesicht. Dieser Hurensohn kriegt Schläge. Ich weiß, dass er seine Schadenfreude versteckt, deswegen habe ich ihn schon einmal geschlagen. "Was ist denn passiert? Wieso hast du sie überhaupt Verlobte genannt, Bruder?" Allein, wie er Bruder ausspricht, ist ein ausschlaggebender Grund dafür, dieses Glas in seine Augen zu rammen. Ich versuche ruhig zu bleiben, da sonst dieses verfickte Ziehen zurückkommt. "Juckt dich nicht!", zische ich. "Ich habe mal deine Freundin, Verlobte, was auch immer mit Aykan im Burger King gesehen. Die war voll frech", erzählt Cenzig, den ich finster ansehe. "Halt die Schnauze und rede nicht von ihr!", rufe ich. Der Streit in dieser Zeit hat mich sowieso abgefuckt, da muss dieser Bastard noch die Wunde auffrischen. Er nickt verdutzt und schaut auf den Tisch. Hatten sie schon damals eine Affäre? Wollte sie deswegen mit ihm alleine sein? Meine Atmung geht schneller und ich will das Glas in meiner Hand zerstören. Ich höre Soufian mit der Zunge schnalzen. Er holt aus seiner Jackentasche einen Joint raus, den ich in seinen verfickten Arsch schieben werde. "Nimm, der entspannt dich." Dieses dreckige Grinsen wird gleich rausgeprügelt. "Lass Can aus den krummen Dingen", kommt es warnend von Celal, der den Joint an sich nimmt und in seine Hosentasche steckt. Soufian lacht leise und schaut mich gefälscht lächelnd an. "Egal, Bruder. Weiber sind vergänglich." Ich werde immer wütender und will diesen Hurensohn verprügeln! Shana ist kein Weib! Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie Steve und Adrian nach hinten rutschen. Besser so. "Ich besorge dir Weiber von jeder Nationalität. Die aus Afrika haben gute Ärsche." Will er damit Shana beleidigen?! Ein gehässiges Grinsen legt sich auf sein dreckiges Gesicht. Ich spüre das Ziehen am Hinterkopf, es ist aber nicht stark.

"Shana war sowieso eine Schlampe."

Das Glas landet auf den Boden, sowie mein Stuhl. Den Tisch hebe ich auf und schmeiße ihn zur Seite, wobei ich die Stimmen ignoriere und Soufian zu Boden boxe und nicht aufhöre. Ich schlage und schlage und schlage in sein Gesicht, schubse die Jungs weg und schlage immer fester zu. "DU HURENSOHN!", lasse ich zitternd raus und ramme jemanden meinen Ellenbogen rein, damit er sich von mir verpisst. "Niemand redet über Shana. Niemand nennt sie so. Nenn deine Mutter so, du Hund!" Ich treffe Soufians Nase, woraufhin er aufschreit und sich hin und her windet. Dann hat seine Nase halt geknackst, dann ist sie gebrochen, na und? Niemand darf so über Shana reden. Ich spüre meine Wut nicht einmal richtig, weil ich so berauscht von der Wut bin. Ich höre weniger und bemerke erst jetzt, dass ich zurückgezogen werde. Ich trete trotzdem auf Soufian ein, bis ich weitere Hände spüre und nach hinten gezogen werde. Sofort schubse ich Adrian und Steve weg, greife nach der größten Scherbe und renne auf Soufian zu, schubse Celal weg, der sich um ihn kümmert und ramme ihn die Scherbe in die Innenseite seines Oberschenkels. Sofort schreit er auf. Ich grinse hämisch und spucke auf ihn. Er soll beten, dass ich nicht die Hauptschlagader getroffen habe. Ein weiteres Mal werde ich zurückgezogen und auf einen Stuhl gesetzt. Meine Atmung geht sehr schnell und das Ziehen macht sich langsam bemerkbar. Es tut aber gerade nicht weh."Can, du musst dich beruhigen", sagt Adrian vorsichtig. Steve gibt mir ein nasses Tuch. Mir war schon klar, dass meine Knöchel bluten werden, aber ich habe nicht bemerkt, dass ich durch das Rammen der Scherbe in den Schenkel, mich selber geschnitten habe - aber nicht tief. "Fuck, wir müssen den Krankenwagen rufen." Celal schaut mich fassungslos an, was mich aber nicht interessiert. Seine Schuld. "Wenn Soufian leben will, schweigt er. Bringt ihn dazu." Ich stehe mit kalter Miene auf und laufe mit Absicht an Soufian vorbei, der zusammenzuckt. Stirb, du Hurensohn. "Kann sein, dass er verblutet, wenn ich doch seine Hauptschlagader getroffen habe", informiere ich alle monoton und laufe mit dem Tuch um meine rechte Hand zu meinem Auto. In wenigen Sekunden bin ich schon am Fahren.

Ich muss den Waffenschein bekommen und dann kann ich jeden damit bedrohen, der nur ein falsches Wort über Shana sagt. Sie muss ebenfalls Leid spüren. Wieso hat sie uns das angetan? Wieso hat Shana uns weggeworfen? Habe ich ihr denn nicht gezeigt, was ich empfinde? Wieso habe ich mich ihr geöffnet? Wieso musste ich mich ausgerechnet in jemanden verlieben, die mich betrügt? Hat sie mich überhaupt geliebt? Wieso war sie dann mit mir zusammen? Sie wollte mein Geld nicht, sie wollte nichts von mir. Wollte sie nur Spaß? Nein, für Spaß würde sie ihren ersten Kuss nicht aufs Spiel setzen. Diese unberührten Lippen wurden von diesem Wichser beschmutzt. Ich will ihn am liebsten töten, weil er mich getötet hat. Das Heiraten kommt mir wieder in den Sinn. Ich verdränge dieses Brennen in mir. Es ist wahrhaftig die Hölle. Schläft Shana ruhig? Manchmal schläft sie unruhig. Ich will sie beim Schlafen beobachten, aber heute geht das nicht. Im Labor sah sie immer müde aus. Shana ist noch vertiefter in ihrer Arbeit, als damals, als wir noch zusammen waren. Sie ist dünn geworden. Sie soll keine Butterkekse essen! Wütend parke ich vor dem Gebäude und komme schnell oben an. In meinem Zimmer setze ich mich hin und hole das Päckchen unter meinem Kissen hervor. Ich habe ihr diesen Ring gekauft, damit sie sich freut, damit sie sich besonders fühlt, damit sie genau versteht, was passieren wird. Ich bin doch nicht umsonst arbeiten gegangen. Aber am Ende habe ich umsonst für alles gearbeitet. Umsonst für die Beziehung, umsonst für Geschenke, umsonst für die Zukunft. Shana wird nie wieder ein Teil meines Lebens.

Ich schaue auf den Ring und strenge meine Augen an, weil alles verschwommen wirkt. Ein leichtes Ziehen macht sich an meinem Hinterkopf bemerkbar. Ich blinzele schneller, damit ich besser sehen kann und versuche ruhig zu atmen, doch es geht nicht. Shana ist zu tief in meiner Seele, die seit Langem ihr gehört. Sie hat mich kontrolliert und tut es zum Teil immer noch. Schnell wische ich mir über meine Augen und packe den Ring schnell weg. Seufzend schließe ich meine Augen und lege mich hin. Ich muss versuchen, etwas schlafen zu können, denn das habe ich nötig. Gerade will ich mich in eine bequeme Position bringen, als mir Soufian wieder einfällt und ich mich sofort verspanne. Ich müsste aus Rache seine Schwester ficken und das Video veröffentlichen, damit der Hurensohn weiß, was eine Schlampe ist. Shana war und ist keine Schlampe, auch wenn sie mich betrogen hat. Wenn ich wieder an Aykans dreckiges Gesicht denke, dann werde ich noch aggressiver. Ich muss diesen Waffenschein endlich machen. Bald habe ich einen Termin, aber erst nach dem Urlaub.

Der Urlaub. Ich werde mit Shana in einem Hotel sein, in einem Flugzeug, vielleicht sogar in einem Taxi. Wie soll ich das aushalten? Nein, ich will nicht neben ihr sein... aber ihr Geruch. Ich könnte dann schlafen und das in Ruhe, da ich weiß, dass Shana nichts passiert und bei mir ist. Verdammt, ich brauche sie nicht, was rede ich da?! Ich muss mir das aus dem Kopf schlagen - endgültig. Es ist laut meinem Handy 07:30 Uhr. Shana schläft noch, sie ist eine Langschläferin, sie braucht viel Schlaf. Ich bin nicht so. Ich konnte ihr dann immer zu sehen und ihr in die Wangen piksen, als sie geschlafen hat. Und begrapscht. Mein Kiefer verspannt sich. Soll ich es ihr erzählen? Wir sind sowieso kein Paar mehr. Nein, sonst wird sie das ausnutzen und mit mir weiter kommunizieren! Sie setzt mich manchmal in Trance, das ist zu gefährlich. Langsam beruhige ich mich wieder und schließe meine Augen. Nie wieder verliebe ich mich. Nie wieder werde ich eine Frau gut behandeln, nie wieder werde ich an Heirat und Kinder denken. Ich werde wieder der Alte und lasse niemanden an mich heran. Shana hat mich zerstört. Sie war vielleicht im Krankenhaus, hatte einen vermeidlichen Herzinfarkt, aber wieso hat sie überhaupt diesen Fehler begangen? Ist Shana noch in Gefahr? Geht es ihrem Herzen wieder gut? Ich will sie in meine-, nichts! Ich will sie niemals zurückwollen. Sie kann mir gestohlen bleiben. Seufzend schließe ich meine Augen und lege mich hin. Ich muss versuchen, etwas schlafen zu können, denn das habe ich nötig.

Nie wieder werde ich dich lieben, Shana.

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