Kapitel 83

James Arthur - Say You Won't Let Go

Wir werden heute zu Cans Eltern fahren. Zwar war ich der Ansicht, dass wir das Gestrige lieber verdauen sollten, aber Can will sich ablenken. Wenn es ihm dadurch besser geht, habe ich nichts einzuwenden. Die Tage wollen wir auch dort übernachten. Für einige Tage bei seiner Familie und einige Tage bei meiner. Wow, Can wird also das erste Mal bei mir schlafen, wie aufregend! Irgendwie schäme ich mich. Wir sind so richtig verheiratet und besuchen unsere Eltern und wir schlafen auch dort miteinander-, ich meine nebeneinander! Oh Gott, das wäre peinlich. Bei Can weiß man jedoch nie, der notgeile Lümmel. Aber ich bin mir sicher, dass er diese Tage eher enthaltsam sein wird, weil er ruhiger und nachdenklicher wirkt. Das Passierte muss verdaut werden, deswegen ist sein Verhalten auch nicht verwerflich. Wenn ich an gestern denke, muss ich lächeln und gleichzeitig auch die Tränen zurückhalten. Gestern war der Tag der Gefühle, die im Sturm herumgeworfen wurden. Dämonen hüten über uns und erschweren uns das Leben, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es nur eine oder mehrere Prüfungen sind. Wir haben viele Prüfungen bestanden, wieso nicht auch diese hier? Das schaffen wir! Wieso sollten wir es nicht schaffen? Erstaunlich, wie viel Optimismus doch in mir steckt. Vielleicht liegt es einfach daran, dass meine Sturheit nicht möchte, dass wir am Boden sind, das könnte ein guter Grund sein.

Can konnte erstaunlich gut einschlafen. Für seine Verhältnisse schläft er jetzt auch tief und das auch länger als sonst. So gut wie immer ist 10:30 Uhr das Maximum. Wir haben schon 11:20 Uhr und ich will ihn nicht wecken. Es freut mich, dass er gut schlafen kann, ohne mit Angst aufzustehen und danach leichtes Fieber zu bekommen. Ich setze mich lächelnd auf und fahre durch sein Haar. Seine Wimpern wirken so lang und so dicht, sie sind beneidenswert. Sein Bart wächst wieder, so habe ich etwas zum Spielen. Ich bemerke, dass er langsam wach wird, als er seine Arme um mein Becken schlingt und seinen Kopf auf meinen Schoß platziert. Wie herrlich sich diese Harmonie und Freude anfühlen, die meinen Körper durchströmen. Als sei Can ein niedlicher Hund, fahre ich über seinen Rücken und seinen Kopf. "Noch ein wenig schlummern?", frage ich, was er verneint und tief brummt. "Ich habe echt lange nicht mehr so lange geschlafen", murmelt er echt rau und tief. Wow, wie tief seine Stimme sein kann. "Das ist doch gut." Meine Finger fahren über seinen Trapezmuskel, was ihn zufrieden brummen lässt. Can, der gute, alte Brummi. "Was magst du heute frühstücken?", frage ich ihn, woraufhin er wieder brummt. "Dich." Ich verdrehe schmunzelnd die Augen. "Heute sind wir keine Kannibalen. Nichts Bestimmtes?" Er verneint es. "Okay", flüstere ich. "Ich geh dann mal das Frühstück machen." Ich will aus dem Bett steigen, als Can mich festhält. "Gleich." Ich komme mir vor wie das Kabel eines Staubsaugers, welches durch den Zurückzieh-Knopf zurückgezogen wird. Nur ist Can kein Staubsauger. "Möchtest du mir etwas erzählen? Ein Empfinden oder ein Gedanke, der in deinem Kopf schwirrt?" "Ich wäre vielleicht tot, ohne dich." Ich kann ein ganzes Hähnchen zum Frühstück vertragen, aber hiervon wird mir übel.

"Sag so etwas nicht", flüstere ich, küsse seinen Hinterkopf und seufze. "Es ist doch nur die Wahrheit", rechtfertigt er sich, und so schlagfertig ich auch bin, mir fällt nichts ein, was ich dagegen sagen könnte. Ich muss mit Can sanfter umgehen, als ich gedacht hätte. Sein gestriger Satz schwirrt mir wieder im Kopf herum. Wieso hasst du mich so sehr? Gott, es ist wie ein Teil der Hölle. "Ich bin ja da für dich", gebe ich dann leise von mir, hoffe, dass es ein, seine psychische Labilität, unterstützender Satz war. "Danke, es tut mir leid." Kaum vernehmbar seufze ich und nehme Can in den Arm. Umarmungen, unsere soziale Medizin, die viel auswirken kann. "Schon gut, heute ist ein neuer Tag, ein positiver Tag." Ich lehne meine Wange gegen seinen Kopf und fahre seine Bartstoppel nach. "Was ist überhaupt mit Derya? Wann möchte sie heiraten?" Can murrt. "Gar nicht, ich will ihren beschissenen Freund gar nicht sehen. Wenn er sie angepackt hat, dann schwöre ich bei Gott, ich werde ihn auseinandernehmen." Verdutzt spitze ich meine Lippen. Can und sein Beschützerinstinkt. "Okay", flüstere ich. "Wir beruhigen uns mal wieder und stehen langsam auf, damit wir frühstücken können." Als ich meinen zweiten Versuchen starten will, hält Can mich wieder fest. "Ich habe Hunger, Can." "Du bist ein vergesslicher Dussel." Can steht seufzend und streckend auf und lässt die Jalousien runterfahren. Upsala, das vergesse ich immer wieder. Cans Po ist echt knackig. "Wollte ich auch gerade machen", nuschele ich. Streng zieht er seine Augenbraue hoch. "Im BH schön ans Fenster stellen, damit ganz Hamburg deine Brüste sehen kann? Wen soll ich umbringen? Dich oder die Leute?" Schmunzelnd wälze ich mich im Bett herum und bemerke gerade, wie gemütlich das Bett ist. "Wir sollten doch noch ein wenig im Bett liegen bleiben", meine ich. Can hebt mich seufzend hoch und trommelt auf meinem Hintern herum, bis er mich in der Küche ablässt, wo er kurz durch das Fenster schaut, welches nur die - falls jemand so hoch in unsere Küche lugen will - den Herd, die Regale und das Waschbecken zeigt.

"Zieh dir ein T-Shirt an." Ich laufe augenverdrehend ins Zimmer und komme im T-Shirt zurück. "Zufrieden?" Die Teekanne setze ich auf den Herd. "Wieso ist es so kurz und wieso ist es nicht meins?" Ich verdrehe wieder meine Augen und seufze genervt. "Zetere nicht so viel." Irgendwie habe ich Lust auf Kelloggs und habe kein einziges Mal Kelloggs in dieser Wohnung gegessen. Ich habe nicht einmal Kelloggs gekauft, Schande über mich! Dann muss das herzhafte Frühstück her. "Weißt du was wir uns holen sollten? Schwarze, matte Oliven oder Oliven mit einer Käsefüllung." Ich mache träumende Geräusche und schneide die gewaschene Gurke. "Wieso hast du früher deine Tabletten nie genommen? Was wohl mit dir passiert wäre, wenn ich dich nicht immer dazu zwingen müsste? Du achtest nicht auf deine Gesundheit, Shana und das ist gar nicht gut." Seine Sorge lässt mich grinsen. Ich liebe es, wenn er so fürsorglich ist. "So schlimm reagiere ich doch gar nicht. Wenn ich jetzt Haselnüsse esse, dann-," "Dann bringe ich dich um", zischt Can. Wow, der ist ja schlecht drauf. "Keine Nüsse für dich, Shana. Ich meine das ernst." Seine Körpersprache droht mir schon, mich zu töten. Mensch, ist Can animalisch - animalisch sexy. "Aber ich habe wirklich nur eine Haselnussunverträglichkeit. Das ist wirklich keine Allergie. Und jetzt vertrage ich Erdnüsse besser, wenn ich sie esse." "Du wirst sie nicht anrühren, Shana." Wütend legt er die Teller auf den Tisch und schaut sich das Suçuk-Ei-Gemisch an. "Wieso bist du jetzt so pissig?" "Ich bin nicht pissig", schnauzt er. "Und wie pissig du bist." "Wieso willst du dich unnötig in Gefahr bringen?", ruft er schon. Wow, was ist jetzt mit ihm? Verständnislos sehe ich ihn an und schüttele den Kopf. "Can, komm mal runter, ich darf doch wohl auch etwas sagen." Schnaubend schüttelt er den Kopf und murmelt Dinge, die ich nicht verstehe. Wie ein Roboter legt er alles auf die Theke und schiebt meinen Stuhl nach hinten, ehe er gegenüber von mir Platz nimmt. Sein Verhalten verwirrt mich gerade. Darf ich keine Späße machen, ohne, dass er zu affektiv reagiert? "Can, was hast du?" Statt mir zu antworten, ignoriert er mich. Can erinnert mich gerade an mich selber, wenn ich total beleidigt bin, da ich dann auch nicht rede. "Ich werde keine Erdnüsse essen, keine Angst." Ohne eine Reaktion zu zeigen, isst er mit gesenktem Blick. Ich schaue seufzend nach dem Schwarztee, den ich dann für Can einschenke, und mit einer abrupten Bewegung an ihn gezogen werde. "Can, vorsichtig!" Das hätte mit der heißen Kanne ins Auge gehen können. Langsam lege ich die Kanne ab, ehe er mich auf seinen Schoß setzt und seinen Kopf gegen meinen Rücken lehnt. "Es tut mir leid", nuschelt er.

Seufzend lege ich meine Hände auf seine, die meinen Bauch bedecken. "Can, du darfst nicht immer voller Angst reagieren, damit tust du dir selber nicht gut." In kreisenden Bewegungen fahren meine Finger über seine Handrücken. "Ich versuche es." Er setzt mich auf den Stuhl neben sich und hält meine Hand fest. Sein Bein wippt und er isst etwas schneller. "Ganz ruhig, es läuft nicht weg", schmunzele ich. Ich beuge mich über den Tisch und nehme meinen Teller an mich. "Wie geht es dir?", fragt Can mich. "Gut und dir?" Ich lächele ihn an, als er den Blick anhebt. "Auch", murmelt er. Wieso wirkt er jetzt so schüchtern? Mit meinem Stuhl rücke ich auf und pikse in seine Seiten. Außer kurz zu mir zu schielen, passiert nicht viel. Er brummt nur, der alte Brummer. "Essen", sagt er. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Viel mehr essen tue ich nicht und räume schnell ab. Was soll ich anziehen? Wir haben nicht einmal den Koffer gepackt, super vorbereitet sind wir. Wie viele Unterhosen soll ich für uns einpacken? Ich glaube drei für jeden reichen. Werden wir oft rausgehen? Bei solchen Dingen packe ich immer zu viel ein. Ach, zwei Hosen reichen für jeden von uns beiden. Obwohl? Wir tragen ja auch eine, also jeweils eine Hose für jeden. Soll ich dann auch nur 2 Unterhosen einpacken? Gott, das ist mir zu viel Mathe! "Can? Duschst du oft?" Eigentlich müsste ich das wissen, aber ich tue es nicht. Can kommt ins Zimmer und setzt sich zu mir auf den Boden. "Zwei reichen", meint er. "Sicher?" Er nickt. "Eine habe ich an, wenn ich dusche ziehe ich die neue an, die alte wird gewaschen und nach höchstens zwei oder drei Tagen wieder in meinem Koffer sein. Dort dusche ich bestimmt wieder und ziehe die andere an." Ich summe leise und hole einige Oberteile raus, was Can mir nachtut. Irgendwie ist es komisch, dass ich mit meinem Ehemann zu unseren Eltern fahre und dort übernachte. Seine Familie kennt es ja schon, dass ich bei ihnen bin und dort auch übernachte, aber andersrum ist es eben nicht so - selbst für mich wäre das komisch. Der ehemalige fickende Ficker meiner Schule tritt in mein Elternhaus. Unser Benötigtes packen wir zusammen und verweilen noch etwas auf dem Boden. "Wann möchtest du den ersten Termin vereinbaren?", frage ich ihn. Er zuckt mit seinen Schultern. "Can", setze ich seufzend an. "Ich werde es ja tun, aber ich..." Er murrt. "Ich mache es ja. Will mit Mama reden." Ich muss wegen seines Verhaltens schmunzeln. Er wirkt wie ein kleines Kind. "Muss Mama es erlauben?" Er nickt. Ich rutsche schmunzelnd auf und lege meinen Arm um ihn. "Was ging in deinem Kopf vor, als ich deine Narbe berührt habe?" Ich versuche keine falsche Reaktion zu zeigen, ich will ihn weder verletzen noch verschrecken. "Das kann ich nicht wirklich erklären. Mir kommt alles an Gefühlen hoch." Can schüttelt seufzend den Kopf. "Es erinnert mich immer daran, wie wenig ich doch kann." Ich sehe ihm an, dass er sich anstrengt. Alleine das lockt meine Tränen an. "Okay", flüstere ich. "Aber du kannst doch so viel", füge ich hinzu. "Ich meine Augenbraue nicht bewegen", murrt er leicht. "Aber das können viele nicht, Can. Viele können nur beide gleichzeitig-," Ich verstumme. "Kann ich auch nicht", schnauzt er. Oje, das ist schwerer als gedacht. "Natürlich kannst du das. Ich habe es doch gesehen - oft genug. Wenn ich meine Augenbrauen einzelnd bewegen will - wie in Wellenbewegungen -, dann hebt sich auch nur ein bestimmter Teil." Unsicher beiße ich mir auf die Unterlippe. "Könnten wir aufhören darüber zu reden?" Peinlich berührt presse ich meine Lippen aufeinander. Bin ich eine so grottige Hobbypsychologin? "Okay, das akzeptiere ich", kommt es wispernd von mir. So schlecht fand ich mich gar nicht. Das war doch eigentlich ganz gut, oder nicht? Habe ich ihn gar nicht motivieren können? Ich sollte es mir nicht zu sehr zu Herzen nehmen, tue es aber. Unzufrieden krabbele ich zum Kleiderschrank und überlege. Was könnte ich anziehen? Die schwarze Hose habe ich eingepackt, also nehme ich die dunkelblaue Jeans und den beigen Body. Noch eine große, prunkvolle und goldene Kette, passende Ohrringe und schon bin ich fertig. Oh, welches Parfüm? Das von Tommy Hilfiger oder Bruno Banani? Vielleicht sollte ich doch eins von Hollister nehmen oder doch von Victoria's Secret? Ach, ich nehme Bruno Banani. Als ich mich umdrehe, liegt Can fertig gekleidet auf dem Bett und tippt auf seinem Handy herum. "Willst du dir nicht die Haare machen?", frage ich. "Gleich." Da kann ja noch dauern. Stutzig krabbele ich aufs Bett und lege mich auf seine Brust.

"Aha, du schreibst mit Ramazan?" Ich spüre, wie er meinem Hinterkopf küsst. "Er ist nur ein Freund, nicht eifersüchtig werden." Ich grinse. Sein Daumen führt ihn zu Instagram. "Guckst du dir die Jungs auf meiner Startseite an?", fragt Can mich. "Nein, meine Augen sind zu", schmunzele ich. "Wer ist das Mädchen?", frage ich verärgert. "Das ist gesponsert." Ouh. "Wusste ich, ich wollte dich nur testen." Sonst sieht sein Instagram sauber aus. Can läuft ins Bad, wo ich ihm gebannt zusehe, wie er seine schönen Haare nach hinten frisiert. Wow, sieht das gut aus. Es war bestimmt problematisch, als der Tumor noch auf den Motorcortex gedrückt hat. Can wäscht sich die Hände und läuft wieder ins Zimmer. Ich latsche ihm natürlich hinterher und inspiziere ihn bei der Wahl seiner zwei Deos. Wieso finde ich das so spannend? Boss Bottled wird aufgetragen, und ich mutiere zum Staubsauger, indem ich das Parfüm, welches Can nicht getroffen hat, mit der Nase auffange. Gott, riecht das gut! Ich bin nicht aufmerksam genug, um zu sehen, von wo Can seine Patronenkette hervorholt. Was ist da drin, verdammt?! "Sagst du mir, was in der-," "Nein." Grimmig sehe ich ihn an und werde - glaube ich - feucht, als er sich seine silberne Uhr umbindet. Mein Gott, sieht er gut aus! Mein Lederarmband bindet er sich noch um und trägt zwei seiner Ringe. Oh Gott, Can ist zum Anbeißen. "Wir können los." Nickend laufe ich aus dem Zimmer, in das ich wieder gezogen werde. "Jacke." "Aber es ist gar nicht kalt", widerspreche ich. "Jacke." "Diese Woche wird es nicht-," "Jacke, Shana, ich wiederhole mich kein weiteres Mal." Tief durchatmen, Shana. Ich nehme meinen Mantel in die Hand und wedele damit herum. "Zufrieden?" Er nickt und nimmt sich seine Lederjacke zur Hand. Was eine Diva Can doch ist.

Die Autobahn ist heute leer, also kommen wir sicherlich früher an. Gesprächig wirkt Can nicht. Wenigstens läuft Musik im Auto. "Bist du sauer?", frage ich. Manchmal merke ich nicht, falls ich etwas falsch gemacht habe, was für Can unpassend ist. "Alles gut", meint er. Hmm, das ist ein ambivalenter Satz. "Nachdenklich?" Er schnalzt mit der Zunge. "Wie gesagt", kommt es ruhig von Can. Wann möchte er zum Therapeuten? Wenn das Semester wieder anfängt könnte er ja samstags gehen. Obwohl, ich weiß ja nicht, wann der Therapeut Zeit hat. Und was ist mit seiner Arbeit? Sollte ich wieder arbeiten gehen? Wenn das neue Semester beginnt, dann hänge ich sowieso nur an meinen Büchern oder im Labor. Ich gucke mal nach, welche Fächer wir bekommen werden und grinse. "Urologie und Frauenheilkunde werden zwei unserer neuen Fächer sein", schmunzele ich. "Da bin ich schon ein Profi", kommentiert Can gelassen. Finster schiele ich zur Seite und verdrehe meine Augen. "Scheinst wohl viele Geschlechtskrankheiten gesehen zu haben." Ich rümpfe die Nase. Er kommentiert nicht zurück, irgendetwas muss Can doch haben! Ich sehe, wie seine Augen kurz auf den Rückspiegel schielen und dann an die Straße geschlossen sind. Er hat so schöne Augen. Seine Wimpern haben heute so viel Schwung und seine Lippen auch. Ob sie jemals trocken und rissig waren, wie meine im Winter? Okay, das wäre ein übertriebener Vergleich. Can würde mit Grübchen echt süß aussehen. Er mag das Wort nicht, weil er es nicht so männlich findet. Männer können doch auch süß sein. "Erzählst du mit etwas über dich, was ich noch nicht weiß?" Ich will, dass er spricht. Vielleicht plagt er sich wieder mit negativen Gedanken. "Ich war mal ein Model." Ich verdrehe schmunzelnd meine Augen. "Ich auch, los, sag schon." "Ich mein das ernst." Verdutzt sehe ich ihn an. Okay, Can ist wirklich ein Sahneschnittchen und hat auch das Potential dazu, aber ich hätte nicht gedacht, dass er das tut. "Ouh, erzähl." Jetzt bin ich gespannt. Nacktmodel? Unterwäsche bestimmt! "Als ich bei Zara, Hollister und Abercrombie and Fitch gearbeitet habe, kamen die Anfragen. Ich bin nie fest an einer Stelle geblieben, weil es mir zu langweilig wurde. Das war zur Zeit des Wartesemesters in Hamburg. Ich sehe gut aus, irgendjemand hat gefragt, ob ich für die neuesten Kollektionen modeln will und ich habe Ja gesagt, weil ich Geld bekommen habe. Ich glaube, ich habe noch die Fotos auf meinem Stick. Ein weiter Grund, warum ich Geld habe. Natürlich habe ich es in Bar gefordert, damit sich die Idioten von Staat nicht fragen, woher der Student, der Bafög beantragt hat, so viel Geld hat", erzählt er. "Wow, das wusste ich gar nicht. Wo hast du das Geld gebunkert und war das alles Schwarzarbeit?" Er nickt. "Das ganze Schwarzgeld ging Stück für Stück auf Deryas Konto, da sie noch nicht gearbeitet hat und mein Onkel auch geflunkert hat, und dann habe ich es abgehoben, als ich bei meinen Eltern war und in einem Safe gelagert. Ich habe zwei Konten, eins ist aber auf dem Namen einer anderen Person. Das ganze System ist etwas verzwickt, aber ich habe es im Griff." Wow, was ein Badboy. "Und was ist, wenn dich jemand erwischt?" Er winkt gelassen ab. "Passiert nicht." Wenn er meint. Wenn Can als Arzt auch schwarzarbeitet, dann wird er Millionär - das könnte ich ihm zutrauen. "Würdest du das weitermachen?", frage ich. "Ich habe mir überlegt, die ersten Monate als Assistenzarzt schwarz zu arbeiten, aber ich weiß nicht, wie das klappen wird. Ich frage mal Shevin und einige Kollegen." Wow, dann hat Can echt viel Geld. Ich hätte da Angst, dass es schiefgehen würde. "Kannst du nicht normal arbeiten? Das ist nicht gut." Ich sehe ein leichtes Lächeln auf seinen schönen Lippen. "Ich weiß schon, was ich da mache. Keine Angst." Er redet so gelassen darüber, als sei es ein Kinderspiel, aber da er schon jahrelange Erfahrung besitzt, ist es auch bestimmt so für ihn. "Hast du dich nicht komisch vor den Kameras gefühlt? Warst du auch auf dem Laufstieg?" Er schmunzelt kurz.

"Nein, war ich nicht. Es war ganz okay. Ich müsste nicht wirklich lächeln, nur ein wenig herumstehen, mich irgendwo anlehnen, einem Mädchen den Arm um die Taille legen-," Ich murre auf. "Los, erzähl weiter, du fickendes Fick-Model." Hätte ich gemodelt, dann hätte Can mich angemeckert. "Nicht eifersüchtig werden, das war reine Arbeitssache." "Gut, dann gehe ich einen Porno mit einem Mann drehen. Ist ja nur Arbeitssache", höhne ich. "Ach, Shana, ach, Shana", seufzt er. Was denn? Ist doch so. Das ist doch alles dasselbe, solange es pragmatisch ist, pff. "Darf ich weitererzählen?" Ich bestätige es trocken. "Zudem musste ich die Kleidungen, die neu auf den Markt gekommen sind, präsentieren. Manchmal frage ich mich bei Zara, wer diesen Scheiß als Mann trägt. Aber ich habe Geld bekommen, das war das Gute." "Ich gehe auch modeln. Ich will, dass auch Frauen, die Dehnungsstreifen und pummelige Bäuche haben, präsentiert werden." Mit einem schrillen Schrei hebe ich meine Faust. "Nein, wirst du nicht." Entgeistert sehe ich Can an. "Ich mache das, was ich will." "Du wirst niemanden deinen Arsch zeigen, das mache ich auch nicht." "Du hast jedem deine Brüste gezeigt, also darf ich auch meine auspacken." Seufzend umfasst er meine Brust und nutzt sie anscheinend als Anti-Stress-Ball. "Dann geh und tu es. Ich weiß, dass du dann schüchtern wirst und es sowieso nicht machst." Empört schnappe ich nach Luft und schlage seine Hand weg. "Das stimmt gar nicht!" Doch, tut es. Okay, ich würde es niemals machen, aber trotzdem! "Da ist jemand einfach zu dickköpfig", säuselt Can. "Du bist dickköpfig, du dickköpfiger Kanisterkopf." Can lacht los. Wenigstens konnte ich ihn zum Lachen bringen. "Durch dich vergeht die Fahrt im Flug, mein Erbsenkopf." Belustigt tätschelt er meinen Kopf. Ich würde ihn gerne fragen, ob ihn diese Modelanfragen gestärkt haben, aber ich habe Angst, dass ich negative Gedanken wecke. Ich will es aber wissen! "Und? Wie fandest du es?", summe ich. "Es war ganz nett." Kaum vernehmbar brumme ich. Kannst du dich mal gescheit ausdrücken? "Hast du dich nicht geschämt irgendwie? Vielleicht attraktiver gefühlt oder begehrter?", hake ich nach. "Es fördert schon das Selbstbewusstsein, wenn jemand Professionelles Fotos haben möchte." "Also warst du glücklich?" Er runzelt die Stirn. Verdammt, zu offensichtlich? "Das kann man nicht als glücklich bezeichnen. Es war nie mein Wunsch." Frustriert schreie ich auf. "Alles in Ordnung?", fragt er. "Ja", murre ich. Hat es ihn jetzt gestärkt, oder nicht? "Sicher?" Ich nicke bockig.

Als wir schließlich am Elternhaus ankommen, bin ich wieder nervös - ich weiß nicht wieso. Liegt es an der Tatsache, dass ich Sex mit dem Sohn habe? Und Sex mit dem Bruder? Ach du heilige Scheiße, ich hatte den Penis von Deryas Bruder und vom Sohn meiner Schwiegermutter im Mund! Oh Gott, er hat mich dort unten geküsst. Oh Gott, oh Gott, ich habe ihren Sohn nackt gesehen. Das ist mir gerade echt unangenehm. Trotzdem muss ich prusten. "Was ist los?", fragt Can, als wir in den Aufzug steigen. Alte Zeiten kommen hoch. Diese guten, alten Zeiten. "Ich habe Sex mit dem Sohn deiner Mutter." Can grinst mich an und kommt mir näher. "Nein, nein, wir bleiben keusch, bis wir in unserem Zuhause sind." Can schaut mich entgeistert an. "Das ist doch nicht dein Ernst." Schmunzelnd steige ich aus und stehe nervös vor der Tür. Wow, mein Herz pocht. "Ich übernehme mal." "Nein!", kreische ich und stelle mich schützend vor die Klingel. Das Einzige was Can macht, ist zu grinsen und mich gegen die Klingel zu drücken. Super, du hast Zivilcourage bewiesen! Murrend stelle ich mich gerade hin und höre die weiblichen Stimmen. Ich spüre die Herzlichkeit, die auf mich strömt, als Cans Mutter die Tür öffnet, und ihre gelben Augen zu strahlen beginnen. "Gott, wie ich euch vermisst habe." Freudig springt sie auf und ab und zieht uns in ihre Arme. "Wir dich auch", murmele ich lächelnd. Sie küsst meine Wangen und umarmt mich wieder, ehe sie sich ihrem Sohn widmet. Derya schaut mich schon grinsend an und öffnet ihre Arme für mich. Lachend drücken wir uns, ehe ich die Jungs umarme. "Alles gut mit dir?", höre ich Cans Mutter sagen. Ich drehe mich zu Can, der seufzend nickt und dann zu mir schaut. Ich lächele leicht und bringe den Koffer in Deryas Zimmer, ehe ich in Cans altes Zimmer trete. Es ist immer noch alles wie damals und genau das liebe ich. Anscheinend lebt hier einer der Brüder. Im Wohnzimmer nehmen wir Platz. Meine Schwiegermutter strahlt vor Freude. "Und? Wann kommt mein erstes Enkelkind? Ich will ein Mädchen." Da musst du noch drei Jahre warten. Mit erhitzter Stirn und rotem Gesicht schaue ich zu Can, der sich grinsend nach hinten lehnt. Per Augen versuche ich ihm deutlich zu machen, dass er reden soll, aber der Idiot schüttelt nur dümmlich den Kopf. Ich haue dem gleich in die Eier! "Ähm... das-, wir wollen noch keine Kinder." Derya verkneift sich ihr Lachen und schaut zum Fernseher. Das ist echt peinlich. Cans Mutter wirkt enttäuscht. "Das Studium steht im Weg und außerdem fühle ich mich echt nicht bereit dazu", murmele ich. Ich zwicke in Cans Schenkel, woraufhin er sich gerade aufsetzt und seinen Arm um mich legt, den ich abschütteln will. Doch nicht so viel Zärtlichkeit vor seiner Mama! "Wir sind noch nicht bereit", säuselt er. Wieso muss er mich kompromittieren? "Can", warne ich. "Na ja, das Studium ist auch echt wichtig und ich möchte, dass ihr erfolgreich werdet. Aber eure Kinder werden echt schön. Gott segne euch." Sie schickt uns ganz viele Luftküsse, die ich schmunzelnd auf meinem Gesicht verreibe. "Aber nur wegen Shana." Can knurrt auf und Derya versteckt sich hinter ihrer Mutter. "Wo sind die alten Bilder von Can?", frage ich lieb. Sofort holt Derya mir die ganzen Alben, die ich mir durchschaue. In diesem Album ist Can schon älter. Auf den Bildern wirkt er manchmal betrübt. Ist es die Zeit, wo er den Unfall hatte? Ich lächele, als ich Can und seinen Vater in einer Küche sehe, die vom Restaurant sein könnte. Dort wirkt er glücklich. Auf den nächsten Seiten finde ich ein Bild, wo Can Klavier spielt. Sein Lächeln ist unbezahlbar. Er hat dort zwei Zähne verloren und seine schwarzen Haare wirken chaotisch. "Oh nein, sind das Ramazan und Malik?", frage ich lachend. Ramazan hängt kopfüber am Gerüst, während Malik schüchtern lächelnd sein Spielzeugauto in der Hand hält und Can stolz seine Zahnlücke präsentiert. Ich schieße sofort ein Foto. "Hier sind ja echt viele Fotos von euch", lächele ich. Ich will das Album am liebsten behalten. Ramazan war anscheinend immer so durchgeknallt. Seine Lockenmähne ist echt süß. Ich schaue mir weitere Fotos an, als ich auf ein Foto stoße, wo die drei Jungs ihre Muskeln als Kinder anspannen. Cans Nippelchen waren damals ja schon zum Anbeißen. Ouh, das nächste Bild zeigt ihre kleinen und unausgeprägten Rückenmuskulaturen. Cans Narbe ist da noch echt stark zu sehen. Vorsichtshalber beende ich jetzt das Schauen und gucke es mir vor dem Schlafengehen an. "Ich lege die Alben unter den Tisch, ich will sie noch später durchgucken", sage ich lächelnd. Vorsichtig schaue ich zu Can, der an seinem Handy ist. Hoffentlich hat er das Bild nicht gesehen.

Gemeinsam richten wir das Essen an. Na ja, Can ist urplötzlich patriarchalisch und liegt lieber auf der Couch herum. "Can, komm und hilf mit", fordere ich. "Du bist die Frau." Okay, gib's ihm, Schwester! Diese dummen Sprüche bleiben nicht einfach so stehen. Die Teller lege ich ab und stürze mich auf ihn, bis er anfängt zu grölen. "Shana, nicht die Haare!" Am Kopf ziehe ich ihn in die Küche und trete ihn in den Hintern. "Tu das Tirshî in die Schalen", befehle ich. Mutter kichert vor sich hin und Can murrt unzufrieden. Wir leben in einer relativ modernen Welt und vor allem in einem modernen Land und hier kann ich mich auch als Frau durchsetzen. Dämlicher Can. Als alles angerichtet ist, setzen wir uns hin. Schade, dass Cans Vater noch auf der Arbeit ist. Ich muss wieder an die Oberstufe denken, wie wir alle am Tisch saßen - ich komplett schüchtern und versteift - und wir einfach das Essen genossen haben. Ich bin immer noch etwas schüchtern, nur bin ich etwas aus mir herausgekommen. Vielleicht bin ich noch so verklemmt, weil ich eben mit Deryas, Barans und Momos Bruder Sex hatte. Ich bin mir sicher, dass sie wissen, was Ehepaare so machen. Oh Gott, ich muss aufhören damit! Seufzend trinke ich einen großen Schluck. Trink aus dem Glas mit deinem Mund, der an Cans Penis war. Und sofort lege ich das Glas zurück. Hätte ich Geschenke gekauft, das wäre angemessen. "Wie lange studiert ihr noch?", fragt Derya. "Wir sind nach den Ferien im neunten Semester, dann sind es nur noch-, oh Gott, zwei Jahre", stelle ich überrascht fest. Wow, ich bin bald Assistenzärztin! Ich quietsche einmal freudig und beiße in mein Hähnchen. "Kriegen wir dann gratis Weed?", gluckst Baran, der von Can und Momo Klapse auf den Hinterkopf kassiert. "Ez de deynim te", droht Mutter Baran mit Schläge. "Das sage ich Baba", summen Derya und Momo gleichzeitig, was uns lachen lässt. Diese Familie ist ein bunter Haufen. So etwas wünsche ich mir, wenn ich Kinder bekomme. Bei meiner Familie war es nie so. Wenn, dann habe ich mich immer auf meine Mutter geschmissen, bis sie keine Luft mehr bekommen hat. Bei uns ist jeder eher auf sich gestellt und damit kam ich gut klar, weil meine Brüder sowieso pure Dummheiten sind und meine Schwester immer noch faul und nervig ist. Wie froh ich war, als ich nicht mehr mit ihr ein Zimmer teilen musste. Hier ist das nicht so, hier rede ich mehr mit den Brüdern meines Mannes als mit meinen eigenen. "Shana, sollen wir die Tage etwas Essen gehen?", fragt Momo mich. Mich freut es echt, dass auch die Brüder mit mir Kontakt aufbauen wollen, denn ich bin trotz allem zu schüchtern dafür. "Wie?", murrt Can. Genervt seufze ich und schaue zu ihm. "Das ist dein Bruder." "Na und." Can zieht mich an sich, was mich erröten lässt. "Meine Shana, meine Frau, meine Liebe." Verlegen kichere ich und halte mir die Hände vor mein Gesicht. "Das muss ich festhalten!" Kurz danach höre ich schon, wie Mutters Handy Fotos schießt. "Shana, zeig mir dein schönes Gesicht." Verlegen nehme ich meine Hände runter. Puh, es ist so warm hier. Can legt sein Kinn auf meine Schulter und das kitzelt bis zu meinem Po! "Can, nicht so viel Körperkontakt", murmele ich. Vollkommen geniert schaue ich zu ihm hoch, was sich als Fehler erweist, da er mir vor seiner Mutter und seinen Geschwistern einen Kuss auf den Mund drückt! Vor. Seiner. Familie! "Oh mein Gott!", kreische ich peinlich berührt. Seine Mutter kichert vor sich hin, während mir ganz heiß wird. "Du hast deine Frau ganz verlegen gemacht", höre ich Derya sagen. "Ich küsse meine Frau überall, wo ich nur will." Mit aufgerissenen Augen sehe ich in sein dümmliches Gesicht. Das kann er doch nicht ernst meinen. Vor seiner Mama doch nicht! Oje, das ist echt nichts für mich. Keine Liebkosungen vor der Familie. "Wenn wir bei mir sind, machst du das nicht", warne ich ihn vor. Provozierend drückt er mir einen Kuss auf die Nase und nickt. "Aber natürlich, dile min." Dafür, dass wir September haben, ist es echt heiß hier. Kopfschüttelnd palmiere ich mir mein Gesicht. Ich bin wenigstens froh, dass Cans schöne Lache den Raum füllt. Da fühle ich mich sofort wohler.

Nach einem schönen Essen, sitzen wir im Wohnzimmer, essen Körner und andere Snacks und schauen uns alte Aufnahmen an. "Da hinten ist Shevin", meint Can. Ich achte mehr auf Ramazan, der einen Purzelbaum macht und mit dem Kopf gegen die Wand knallt, was mich lachen lässt. "Es ist echt schön, dass ihr euch solange kennt", sage ich zu Can. "Das sind meine Brüder", murmelt er. Malik hält sich den Finger in den Mund und schaut mit seinen großen, schönen Augen voller Schüchternheit in die Kamera. "Sie sind minzgrün und blau, einfach wunderschön", seufze ich. "Meine auch." Can legt sein Gesicht vor meine Augen, bis ich es ihm bestätige. Can und seine Eifersucht. Es wäre irgendwie paradox, wenn Can einen Zwillingsbruder hätte. Gott, was wäre, wenn beide auf meiner Schule wären und man sie nur schwer unterscheiden könnte? Wow, in welchen hätte ich mich dann verliebt? Ich glaube, ich hätte mich trotzdem in meinen Can verliebt. Diese ganzen Auseinandersetzungen in der Vergangenheit haben uns doch zusammengeschweißt. Seine Eigenschaften, die er als Makel sieht, machen ihn umso einzigartiger. Ein Video wird abgespielt, wo Can auf der Bühne, vor einem Klavier sitzt und sich bereitmacht, ehe er zu spielen beginnt. "Da habe ich den ersten Platz gewonnen. Was für Idioten da gespielt haben." Can schnaubt. Wow, dass Can in diesem Alter schon so gut spielen kann, ist echt bemerkenswert. Ich weiß nicht wie das Stück heißt, aber es hört sich nicht einfach an. "Wow, du hast echt Talent, Can." Wie konzentriert er ist. Ein kleiner, schnuckeliger Can, der den ersten Platz gewinnt. Ein nächster Abschnitt beginnt, der mich freudig aufjaulen lässt. "Wie süß", schwärme ich, als ich Baby Can in der Badewanne sehe. Seine schwarzen Haare hängen ihm im Gesicht, die Wimpern sind durch das Wasser definierter und seine Augen strahlen. Freudig klatscht er sich in die Hände, weswegen ich mitklatschen muss und voller Freude kreische. "Wie süß, Can." Ich kneife in seine dürre Wange, was ihn murren lässt. Da ist ja wirklich nur Haut und Knochen. Also bei mir gibt es wenigstens Polsterungen. Wenn ich mir Can als Baby anschaue, werde ich ganz fröhlich. Wie sehr ich ihn in den Arm nehmen will, nachdem ich mich auf ihn geschmissen habe, aber seine Familie sitzt hier. Gerade habe ich einen echten Gefühlsrausch in mir, weil er früher als Baby so verdammt süß aussah. Wie ein Baby von uns dann aussehen würde? Ich atme tief durch und nehme mir eine Hand voll Sonnenblumenkerne. Wie süß er Mama sagt. Herrgott, ich kann mir meine komischen Geräusche nicht verkneifen. Als er aus der Badewanne genommen wird, und ich ihm neckend in die Seite stoße, als man seine Testikelchen sieht, muss ich prusten. Bonbons. Erstaunlich, wie aus einem Wurm eine Schlange werden konnte. Als ein anderes Video abgespielt wird, sehe ich noch Ramazan und Malik. Alle haben ihren signifikanten Habitus beibehalten. Malik hat immer noch seine ruhige Art, Ramazan ist immer noch dezent retardiert und Can ist eben Can, den kann man nirgends zuordnen. Er ist so facettenreich.

Ich lasse mich auf die Matratze fallen und nehme mir die Alben zur Hand. Wenn ich sein unbeschwertes Lächeln sehe, dann schlägt mein Herz immer schneller. Wie faszinierend die Liebe doch ist. Auf dem Bild hat er Derya auf dem Schoß. Sie ist da bestimmt einige Tage alt. Wie behutsam er sie an sich hält, schon damals hatte er diesen Beschützerinstinkt. "Willst du dir immer noch meine Schönheit ansehen?", kommt es selbstverliebt von Can, der das Bad verlassen hat. "Ja", flüstere ich. "Du hast ein sehr schönes Lächeln", sage ich ihm. Als Dank lächelt er mich an. Es klopft an der Tür, Mutter kommt hinein. "Wolltet ihr schlafen?", fragt sie, was ich verneine. "Ich wollte mir ja noch die Bilder ansehe." Ich fühle mich so verdammt wohl, wenn ich diese gelben Augen sehe. Sie hebt ihr Hauskleid leicht an, als sie sich zu uns auf die Matratzen setzen möchte. "Wie geht es euch bis jetzt?", fragt sie. "Ganz gut." Ich gehe mal davon aus, dass sie etwas sehr Ernstes ansprechen möchte. "Gab es schon Auseinandersetzungen?" Ich halte inne und sehe Can an, der zu schnauben beginnt. "Das ist doch egal", meint er. "Can, das ist es nicht. Denkst du, ich habe deine Knöchel nicht gesehen? Was ist das?" Als sie nach Cans Hand greifen möchte, zieht er seine Hand weg. Hätte er es bei mir getan, dann hätte ich dieses elektrisierende Gefühl im Brustkorb - es würde mich traurig machen. "Ich-, nein, darüber rede ich nicht. Es ist alles in Ordnung und ich werde mich bald bessern." Damit meint er sicherlich die Therapie. Etwas traurig schaut Mutter nun mich an. Was soll ich sagen? Can möchte nicht darüber reden, aber sie ist seine Mutter. Sie muss es wissen, sie weiß vielleicht mehr als ich. "Also... da-," Ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll. "Manchmal habe ich Angst um ihn." Und Angst vor ihm. Ich atme tief durch. Das fällt mir verdammt schwer. "Shana", ermahnt er mich, was mich schlucken lässt. "Panikanfälle, Probleme mit sich selber, obwohl er jetzt eine Last weniger mit sich trägt. Sein Arm bewegt sich wieder voll und ganz." Ich schaue zu Can, dessen Blick auf seine Hände gerichtet ist. "Aber er geht bald zur Therapie, dann wird alles besser." Wow, das war doch ganz gut. Nur die Hälfte gebeichtet. Ich komme aber sicher klar damit. Ich könnte es mir aufschreiben, damit ich es rauslasse oder mit Ramazan reden. So schlimm sind meine Ängste ja gar nicht, es sind mehr Schmerzen. Es herrscht eine bedrückende Stille. Wie könnte man diese überbrücken? Was könnte man jetzt sagen? Wechselnd schaue ich zwischen Can und seiner Mutter her. Sein Blick zeigt Wut, sofort prickelt mein ganzer Rücken. Aber das war doch kein Fehler. Das war ein Schritt zur Besserung. So etwas darf er nicht geheim halten. Dann ruf mal Mama an, denke ich mir. Das kann ich nicht. Was, wenn sie Can dann als jemand Schlechtes sieht? Wenn meine Brüder das erfahren, würde es eskalieren - blutig auf jeden Fall. Das wäre ein Schaden, den ich unserer Ehe antun würde. "Can-," "Ich kriege das hin", unterbricht er seine Mutter kalt. Das trifft selbst mich. "Can", setze ich leicht warnend an und rutsche zu Mutter auf. "Sag Baba nichts davon, er soll sein Herz nicht belasten", flüstert er. Traurig schaut sie zu mir. Verdammt, was soll ich jetzt machen? Wie wird der morgige Tag? "Es wird alles wieder gut", sage ich, obwohl ich es nicht einmal weiß. Es ist einfach die Versprühung von Hoffnung. Seufzend steht Mutter auf und verlässt Tonlos das Wohnzimmer. Seufzend schaue ich mir die Bilder weiter an, als Can es mir aus der Hand reißt und ganz nah vor mir steht. "Wieso erzählst du ihr das?", zischt er. Ich weiche etwas zurück. Ich zeige zwar keine Angst, weil ich eigentlich sicher bin, trotzdem rattert mein Herz. "Mach das nie wieder!", faucht er leise. Sein Verhalten enttäuscht mich und macht mich sauer. Sein Blick wird weicher, als meiner härter wird. Nun schluckt er und wirkt verunsichert. "Bitte", flüstert er und fährt über meinen Arm, den ich wegziehe. "Geh zurück, Can", fordere ich trocken. Er tut es, ohne Widerspruch und legt sich sofort hin. Was sollte das? "Was hast du dir gerade dabei gedacht? Willst du-," Ich rede nicht weiter. Ich will nicht fragen, ob er mich unterdrücken will. "Wieso möchtest du nicht, dass deine Mutter Bescheid weiß?" "Weil sie sonst leidet, wegen mir!", faucht er am Ende. Schon wieder verfällt er in Selbsthass. "Sie wird stolz sein, weil du dir helfen lassen möchtest. Hör verdammt noch mal auf, dich so sehr niederzumachen, Can. Damit machst du deine Mutter traurig und nicht wegen gerade eben. Du bleibst immer noch stehen, lauf endlich weiter! Genieße die Freude in deinem Leben. Niemals hätte ich gedacht, dass du es so schwer hast." Mir fällt gerade nichts Besseres ein, aber hoffentlich war das gut. Stumm schaut er mich an, er wirkt fragend, als ob er gerade versucht zu entziffern, was ich gesagt habe. "Ich-, ich versuche es." Sein T-Shirt zieht er aus und rutscht langsam auf, bis sein Kopf auf meinem Schenkel liegt und seine Arme mich umschlungen haben. "Es tut mir leid." Kaum vernehmbar seufze ich und fahre über seinen Kopf. Die Lust auf die Alben ist mir vergangen.

"Du musst aufhören so sensibel zu reagieren, wenn man etwas tut, was nur gut gemeint ist. Du kapselst dich ein." Ich fahre seine Haarlinie nach. "Das macht es deinen Mitmenschen schwerer, dir zu helfen. Niemand möchte dir etwas Böses." Er nickt. Es könnte schon fast beängstigend sein, wenn man sich sein ständig wechselndes Verhalten anschaut. "Ich werde mich bessern", verspricht er mir und hakt meinen kleinen Finger in seinen ein. "Schenk deiner Mutter morgen extra viel Liebe, weil du dich ihr gerade entzogen hast. Das hat ihr wehgetan." Ich bin mir sicher, dass es ihr wehgetan hat. Es hätte mir nämlich wehgetan. "Tut mir leid." Ich küsse seine Schläfe und schalte das Licht aus. Can zieht mich sofort an sich und legt sein Gesicht in meine Halsbeuge. "Weint sie jetzt, wegen mir?" Ich schließe die Augen. Ich hätte mich anders ausdrücken sollen. "Nein", hauche ich, drehe mich zu ihm und kraule seinen Hinterkopf. "Sie ist fröhlich, weil du zur Therapie gehen möchtest. Darüber freue ich mich auch. Alle freuen sich deswegen." Seinerseits gibt es nur Schweigen. Ob es nachdenkliches oder innerlich motivierendes Schweigen ist, weiß nur er. "Ich möchte euch alle glücklich machen." Ich lächele. "Das ist doch gut. Geh zum Hausarzt und mach gemeinsam mit ihm einen Konsiliarbericht, dann gehst du zum Erstgespräch und alle sind glücklich." Lobend küsse ich ihn kurz, woraufhin Can sich auf mich schmeißt und sich an meinem Hals zu schaffen macht. "Can, nicht hier", flüstere ich erschrocken. "Wieso nicht", murmelt er, hört aber nicht auf. Es fühlt sich so gut an, aber ich kann es hier nicht tun. "Deine Familie schläft." Schnell greife ich nach seiner Hand, die in meine Hose gleiten wollte und drücke ihn weg. "Nicht im Elternhaus", wispere ich. Can brummt unzufrieden, der alte Brummer. Lachend lehne ich mich an ihn und schließe die Augen.

Murmelnd öffne ich meine Augen, es ist immer noch dunkel. "Can?", nuschele ich. Er ist nicht auf seinem Platz. Im Flur sehe ich keinen Funken an Licht. Langsam laufe ich ins Bad, wo er jedoch nicht ist. Wo ist Can? Das Licht schalte ich an und atme tief ein. Seine Schuhe sind nicht da. Verdammt, er ist weg! Das Licht schalte ich schnell wieder aus und laufe auf meinen Schlafplatz, rufe ihn an. Wieso ist er weg? Wo ist er? Mit wem ist er? Can, mach bloß nichts Falsches. Er nimmt den Anruf nicht ab, was mich aggressiv macht. "Wo bist du?", zische ich leise. Frustriert fahre ich über mein Gesicht und raufe mir mein Haar. Auf dem Balkon schaue ich nach und schaue auf den leeren Straßen nach ihm, ohne Erfolg. Ich rufe ihn wieder an, schreibe ihm, weil ich Paranoia habe, dass er sich etwas antut. Wann ist er gegangen? Wieso habe ich keinen leichten Schlaf? Die Minuten vergehen so quälend langsam und ich habe immer noch kein Lebenszeichen von ihm. Er könnte auch einfach nur spazieren gegangen sein, aber ich muss pessimistisch denken, ich kann nicht anders. Trost suchend lege ich mich auf seine Seite und lasse die Minuten passieren. Fünf Minuten vergehen, zehn, elf, zwölf Minuten. Wo ist Can? Die Tür wird aufgeschlossen, es kann nur er sein. Ich krabbele zur Wohnzimmertür und höre Can gebannt dabei zu, wie er sich die Schuhe auszieht und dann ins Wohnzimmer läuft. Ich stelle mich auf und halte ihn fest. Er japst nach Luft. "Du hast mich erschrocken." Ich könnte ihn anschreien, weil er wieder Alkohol getrunken hat! Wütend drücke ich ihn auf seinen Platz, schließe die Tür und schalte das Blitzlicht meines Handys an. "Wo warst du?", presse ich hervor. "Ich habe Pizza geholt. Der Käse ist laktosefrei und der Typ Mehl ist nicht 405. Hier, ist noch warm. Bin extra gerannt." Ich schlage mir seufzend gegen die Stirn. "Wieso hast du getrunken?" Ein Stück nehme ich mir. "Habe ich gar nicht", leugnet er total schlecht. "Wirklich?", kommt es zynisch von mir. "Ja, ehrlich." Seine Augen sind ganz groß, trotzdem kaufe ich ihm seine dreiste Lüge nicht ab. "Und wieso riechst du nach Alkohol aus dem Mund?" Wo zum Teufel kriegt man um diese Uhrzeit noch Pizza her?! "Das kommt bestimmt von der Luft." Ich bin sauer und will echt nicht schmunzeln oder prusten. Wieso ist seine Dusseligkeit so lustig? "Ist die Luft verpestet?" Er nickt. "Du darfst nicht raus, das ist nicht gut für dich, sonst wirst du betrunken." Cans Hand betatscht mein Gesicht, als sei es eine Kugel oder sonstiges. "Can, sag mir, wieso du es getan hast", fordere ich, als ich seine Hand runternehme. Er gluckst, wie viel hat er getrunken? "Hunger, Hunger", säuselt er und beißt stöhnend in die Pizza. Ich gebe ihm einen Klaps auf die Stirn, damit er mit den Geräuschen aufhört. "Deine ganze Familie schläft", zische ich flüsternd. Can grinst nur dümmlich und verdreht seine Augen. "Stell dir mal vor, du stöhnst so laut, wenn wie wieder zuhause sind, dass selbst unsere Eltern es hören würden." Empört schaue ich zu, wie Can wie ein Idiot grunzt und gluckst. Damit er etwas zur Vernunft kommt, scheuere ich ihm eine und siehe da: Can schmollt.

"Sauer, sauer?", murmelt er. "Sehr sauer, sauer." Er knabbert an seinem Pizzastück und brummt. "Hunger, Hunger?" Ich ignoriere seine Fragen. Ich dachte, er hört auf damit. Aber wie konnte ich bitte so naiv sein und denken, dass es mit einem Mal aufhören wird? "Durstig, durstig?" Ich nicke. Can trottet in die Küche und kommt mit Cola zurück. "Shana, Shana." Wie lange hält das an? "Can", warne ich. Er verzieht das Gesicht. "Blöde Kuh", mault er. Gott, Can kann echt anstrengend werden, wenn er betrunken ist. "Deine Leber freut sich sicherlich nicht darüber, dass du Scheiße getrunken hast", schnauze ich. Dämlicher Alkohol. Can prustet nur und schaukelt sich hin und her. "Ich habe Scheiße noch nie getrunken. Ich dachte, man isst es, weil es ja fest ist, also meistens." Entgeistert schaue ich zu ihm, sein Zeigefinger ist an seinem Mund, seine Mundwinkel steigen empor. "In diesem Fall hast du es getrunken." Sein Gesicht verzieht sich. Reden wir ernsthaft über Scheiße?! "Igitt, ich will keine Scheiße in meinem Magen haben." Can steckt sich die Finger in den Mund, weswegen ich schnell eingreife. "Aufhören." Artig nickt er und küsst meine Nase. Herrje, dieser Dussel. "Pizza essen", summt er und hält mir ein neues Stück hin. "Hattest du wieder schlechte Gedanken?", frage ich vorsichtig. "Weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich werde ja bald sowieso in die Klapse gesteckt." Empört schnalze ich mit meiner Zunge und greife nach seinen Schultern, an denen ich rüttele. "Hör auf damit, Can. Die Therapie ist etwas Normales. Ich gehe doch auch zu einer Therapie, nur ist meine auf eine Allergie bezogen und deine auf deine Mentalität. Ich würde dich am liebsten verprügeln, weil du dich immer so schlecht machst. Niemand tut dir etwas, nur du machst alles immer schlimmer und schlimmer, statt Ehrgeiz zu zeigen. Menschen machten Fotos von dir, weil sie dich perfekt finden, so viele Frauen schwärmen von dir, weil sie dich perfekt finden - immer noch! Ich liebe dich, weil ich dich perfekt finde. Versteh es endlich, Can." Ich weiß nicht, wie oft ich es ihm noch klarmachen soll. Seufzend lasse ich vom verdutzten Can ab und trinke etwas. Das ist echt anstrengend, aber daran ändern kann ich anscheinend nichts. "Okay", flüstert er. Die Schachtel schiebe ich weg und lege mich wieder hin. Ich darf mich nicht stressen, aber es ist so schwer, wenn mir das Problem so nahe geht. Seine Arme umschlingen mich, er zieht mich an sich. "Ich werde mich bessern, ich schwöre es, und dann wird alles gut. Bald werden nur noch gute Sachen passieren, nur eine kleine Sache und dann ist alles gut." Ich schließe die Augen und sauge seine Worte auf, die sich so schön und beruhigend anhören. Wie schön es doch wäre, wenn wir gemeinsam weiterleben könnten; ohne sich zu ritzen, ohne sich selber zu hassen, ohne Angst zu spüren, ohne Zwänge zu besitzen, ohne Komplexe zu haben. Mit den schönen Erinnerungen im Kopf, schließe ich die Augen und lasse mich durch sein Lächeln in den Schlaf wiegen.

"Wieso geht das nicht sofort? Ich habe ein Recht es sofort zu wissen!" Ich murre kaum vernehmbar und strecke mich. Can sitzt oberkörperfrei und mit seinem Handy in der Hand neben mir. Seine Haltung und seine Mimik sagen mir, dass er wütend ist. "Ich fordere, dass der Brief umgeleitet wird." Cans Kiefer zuckt, als er kurz schweigt und dann die Adresse seiner Eltern sagt. "Gut." Er murmelt ein kleinlautes Tschüss und legt auf, ehe er zu mir schaut. Ich schüttele fragend den Kopf. "Die Polizei hat nach Jahren auch mal endlich herausgefunden, wer schuld am Unfall war." Ouh, das habe ich komplett vergessen. "Und wer war es?" "Das sagen die Idioten nicht am Telefon, die wollen mir einen Brief schicken." Er schnaubt. Ich würde auch zu gerne wissen, wer es war. "Beruhige dich." Ich fahre seinen Arm auf und rutsche zu ihm. Ich bin noch so müde. "Schlaf noch etwas, es ist noch recht früh." Seine Hand, die über meinen Rücken fährt, als Can sich hingelegt hat, lässt mich wieder schläfrig werden. "Schlafmütze." Ich schmunzele. Als ich dann richtig wach werde, helfe ich beim Anrichten des Frühstücks. Can befehle ich nonverbal, seine Mutter zu knuddeln, was er dann auch tut. Ich muss lächeln, als sie lächelnd ihre Hand auf seine Wange legt. Wie wohl die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind ist? Wie unterscheidet sie sich von der Liebe zum Mann? Ich liebe Can unsterblich, wie wäre es dann, wenn ich vielleicht Kinder haben möchte? Als auch Derya und ihre Brüder in die Küche kommen, beginnen wir. Ich müsste eigentlich noch sauer auf Can sein, weil er betrunken war. Wie wird es jetzt verlaufen? Es wird sicherlich zu einem Gerichtstermin kommen und dann? Ich müsste Can bestimmt zurückhalten, damit er die Person nicht tötet, so temperamentvoll wie er ist. Er legt seine Hand auf meinen Oberschenkel, die ich wegschiebe. Hier sitzen seine Familienangehörigen! "Wieso isst du nichts?", frage ich Cans Mutter. "Ich habe schon gefrühstückt, als ich es für Amir vorbereitet habe." Ich nicke. Wie niedlich das bestimmt aussieht, wenn die beiden frühstücken. "Möchtest du mit mir in die Stadt kommen?", fragt sie mich, was ich bestätige. "Ich komme mit", meint Can dann. Vielleicht hätte ich ja mit seiner Mutter über bestimmte Dinge reden können, aber das fällt dann wohl ins Wasser. Das Handy der Mutter klingelt, sofort lächelt sie und fängt an zu reden. Wer es ist, weiß ich nicht. Der Name sagt mir nichts. Cans Hand krabbelt wieder hoch, weswegen ich warnend in seine Haut zwicke. Will der Typ mich am Frühstückstisch fingern, oder was? "Lass mich doch", murrt er nun. Der tickt doch nicht richtig. "Aus", fordere ich. Ein kleiner Kampf entsteht zwischen uns beiden, weil er seine durstige Hand nicht bei sich lassen will. Er soll sich einen runterholen gehen, ich werde keinen Sex hier haben! "Heute kommen Helin und ihre Mutter zu uns." Was?! Das kann doch nicht wahr sein. Verdammt, muss die Hure wiederauftauchen? Egal, Can ist mit mir verheiratet, wir hatten Sex - guten Sex - und wir lieben uns. Das Miststück kann nichts machen, und wenn sie die Ringe von mir sieht und wir dann noch die Hochzeit abspielen, wird sie in ihrem Leid verrecken. Dachte sie ernsthaft, sie könnte mir meinen Can klauen? Ich spüre, wie mein Alter Ego Shana aus der 11. Klasse aus mir kommt. Meine entspannte Haltung ersetze ich durch meine selbstbewusste, ich muss schmunzeln. Can pikst mir in die Seite, was mich quieken lässt. "Iss, statt mich zu stören." Er schmollt, wie süß er dabei aussieht. Wenn wir alleine wären, hätte ich ihn schon umarmt, aber ich schäme mich. Stattdessen stoße ich meinen Kopf gegen seine Schulter, er lächelt, mein Herz schlägt schneller.

Als wir aus der Stadt wiedergekommen sind, bereiten wir das Essen vor. In mir sträubt sich alles dagegen, für diese Weiber essen zu machen, aber Mutter zu liebe widerspreche ich nicht. Zum Glück wird nichts Großes gekocht, sondern Biryani. "Wo ist der Trimmer?", fragt Can. "Der ist in der unteren Schublade." Er will sich also seinen Bart kürzen, mir wird mulmig dabei. Ich will ihm nachgehen, aber ich muss noch etwas mithelfen. Hat er schon angefangen zu trimmen? Ich werde ungeduldig. Das Umrühren beende ich schnell und laufe ins Bad, die Tür öffne ich schnell und sehe, dass Can konzentriert seinen Bart trimmt. Puh, mein Herz schlägt verdammt schnell. "Musst du aufs Klo?", fragt er. "Nein", flüstere ich. Ich schiele über das Becken, finde aber keine Klingen. Den Deckel klappe ich hinunter und schaue Can zu. Ich kann ihn nicht alleine lassen, ich habe Angst, dass er sich wieder ritzt. "Findest du es so interessant, mir beim Trimmen zuzusehen?" Ich nicke. Deine Dämonen sind unberechenbar, Can. "Du siehst gut aus mit Bart." "Dankeschön, ob es dir stehen würde, kann ich nicht bestätigen." Ich pruste. "Ich müsste mal wieder trainieren gehen. Das ist echt eine gute Methode, um Frust abzubauen." Am liebsten würde ich einen Fitnessraum für ihn erstellen, damit er sich austoben kann. Da ich nicht weiß, was ich darauf antworten soll, pikse ich ihm in seine Pobacke. "Toller Po." "Danke, kann ich nur zurückgeben." Da ich plötzlich liebebedürftig werde, schlinge ich meine Arme von hinten um ihn. "Was ist los?", schmunzelt er. "Nichts, will nur schmusen." Ich streichele seine Brust und halte seine Nippel fest. "Shana, ich muss mich konzentrieren, wehe du kneifst zu." Seine Brustwarzen sind so weich und so geschmeidig. "Lässt du mich einmal deine Nippelchen lecken?", flüstere ich. "Nein", kommt es entgeistert von ihm. "Komm schon." Schmollend bumse ich seinen Hintern. "Shana", ermahnt er. "Ich werde es sowieso tun", maule ich dann, ehe ich mich wieder hinsetze. Als Can dann fertig ist, muss ich doch pinkeln. Ich höre, wie es klingelt und bleibe extra länger drin. Mit einem kühlen Blick verlasse ich das Bad und sehe, dass Can schmunzelnd vor der Tür steht. "Was?" Ich versuche nicht zu lächeln. "Hattest wohl eine sehr volle Blase", neckt er mich. Stolz nicke ich und laufe in die Küche, wo alles schon zubereitet wird. Trocken begrüße ich die komischen Gestalten und lasse mir extra viel Zeit, um mich hinzusehen, weil ich meine Ringe schön präsentieren will. Dieses dämliche Weib soll vor Eifersucht verrecken! Zum Glück lebt sie nicht in Hamburg, noch eine Schande will ich mir nicht antun. "Helin, wie geht es dir so? Was machst du so?", fragt Mutter. Helin streckt ihre Brüste raus und räuspert sich. "Ich habe eine Gehaltserhöhung bekommen und bin die beste Mitarbeiterin." Ich verdrehe meine Augen. "Dann musst du ja fleißig sein." Wieso muss Cans Mutter so nett sein? "Ja, das ist sie. Sie hilft immer im Haushalt, kocht auch für die ganze Familie und geht dabei noch arbeiten. Ich bin so froh, dass ich eine so gute Tochter habe, die trotz stressigem Job an ihre Familie denkt und ihr hilft." Finster schiele ich zu Helins Mutter. Will sie mir etwas unterstellen, oder was? Ich habe mehr gemacht, als deine dumme Tochter und du aushalten könntet! "Helin ist ja richtig fleißig, schon einen Mann gefunden?" Die drei kichern, und aus Respekt Cans Mutter gegenüber verdrehe ich die Augen nicht, sondern kneife in Cans Oberschenkel. Er schlägt meine Hand weg, weswegen ich seine wegschlage und er wieder meine wegschlägt. Ein Wegschlag-Kampf entsteht unter dem Tisch, bis Mutter zu uns schaut. "Shana ist auch sehr, sehr fleißig. Sie arbeitet schon im Krankenhaus." Ich kriege Luftküsse zugeschickt und schicke welche Mutter zurück, welche freudig kichert. "Viele brechen das Studium ab, weil es sehr schwer ist. Ich würde mir an deiner Stelle einen Plan B ausdenken." Ich weiß ganz genau, dass Helin nur so tut, als ob sie es freundlich meint, die kleine Ratte. "Wie gut, dass ich stark genug bin und schon nach den Ferien in das Neunte von meinen zwölf Semestern steige." Mit einem zynischen Lächeln blinzele ich.

"Zu viel Einbildung tut nicht gut." Okay, ganz ruhig, Schwester. Du willst Beef? Du bekommst Beef. Mein Blick verhärtet sich. Die Schlampe mache ich fertig. "Helin", warnt Can sie. "Wie gut, dass ich weiß, was ich habe und was ich kann, statt mich verzweifelt an vergebene Männer ranzumachen!", fauche ich. Ihre Augen weiten sich. "Was ist denn los?", mischt Mutter sich an. "Meine Tochter ist kein charakterloses Biest und weiß, was sie verdient." "Sie ist ein charakterloses Biest, das dieses Verhalten von ihrer Mutter erlernt hat. Lass mich und meinen Mann in Ruhe, er will deine Tochter nicht!" Ich tobe innerlich und will Helin und die Mutter am liebsten verprügeln. Empört ziehen beide die Luft ein. "Shana", kommt es schockiert von Mutter. "So ein ungezogenes Mädchen hast du als Schwiegertochter in dein Haus gebracht, Samira? Ich habe mehr für Can erwartet", kommt es missbilligend von Helins Mutter. Was hat das Miststück gesagt?! "Es reicht!", ruft Can. Ich will diese Schlampe schlagen! Was denkt sie, wer sie ist, dass sie mich so schlecht darstellt?! "Verlasst die Wohnung und kommt nie wieder", knurrt Can. Beide schauen ihn mit offenem Mund an. "RAUS! NIEMAND BELEIDIGT MEINE FRAU!" Er steht auf und schlägt mit seinen flachen Händen auf den Tisch. Wie von der Tarantel gestochen, stehen beide auf und gehen langsam zurück. Cans Rücken ist angespannt, als er ebenfalls zu gehen beginnt, seine Fäuste sind geballt. "Samira, was sind das für Manieren?", fragt Helins Mutter verängstigt. Can schlägt gegen die Tür, was uns zusammenschrecken lässt. "Rede nie wieder mit meiner Mutter, du billige Göre." Seine Stimme ist so tief und so bedrohlich. Meine Wut ist gerade nicht vorhanden, weil ich auf Can fokussiert bin. "Raus!", ruft er wieder und sofort verschwinden die Biester. Meine Faszination ist größer als mein Hass gerade. Can beschützt mich, egal wie alt die Person vor ihm ist.

Als Can sich umdreht sind seine Augen dunkel, sein Kiefer angespannt und seine Haltung breiter als sonst. Es herrscht Totenstille, niemand traut sich nur einen Mucks von sich zu geben, weil Cans Aura so einschüchternd ist. Er blickt zu mir, meine Atmung gerät ins Stocken. "Alles in Ordnung?" Seine tiefe Stimme lässt mich erschaudern. Zögernd nicke ich. "Du lässt diese Frauen nie wieder hierhin", wendet er sich an seine Mutter, die aschfahl und abweisend wirkt. "Wieso ist das passiert?", fragt sie leise. Dieses Miststück will an Can ran, das ist der Grund! "Brich einfach den Kontakt mit ihr ab, Mama, das ist das Beste. Keiner von uns mag sie, weil es eine falsche Person ist." Traurig schaut sie mich an. "Sie haben heimlich versucht, Can für Helin zu gewinnen", sage ich vorsichtig und schlucke. "Wieso habe ich das nicht bemerkt?", murmelt sie. Can geht seufzend auf seine Mutter zu und legt ihr den Arm um die Schultern. "Du siehst nur das Gute in Menschen, aber es ist endlich vorbei. Sei nicht traurig, das ist nicht gut." Gerade weiß ich echt nicht, was ich machen soll oder wie ich reagieren soll. Langsam stehe ich auf und umarme Mutter, weiß nicht, ob das richtig ist oder nicht. Bei Can ist das aber immer gut und richtig. "Verzeih mir, ich habe dich nicht verteidigen können." Ich winke ab, sie war überfordert und wusste nicht, was los ist. "Wir machen uns heute einfach einen schönen Abend und vergessen alles, okay?" Nickend schaut sie mich an, ich nehme Cans Hand und drücke sie.

Im Wohnzimmer schauen wir uns Ich bin immer für Dich da an. Mein Kopf liegt auf Mutters Schoß, die mir meine Strähnen flechtet. Can legt meine Beine auf seinen Schoß und streichelt sie, was echt kitzelt. Heute war ein echt ereignisreicher Tag und auch relativ lukrativ, weil der Verlust zweier Schlangen ein Gewinn war. Die Tür wird aufgeschlossen, weswegen ich mich ruckartig aufsetze und Cans Vater begrüße, der mich müde zurückgrüßt. "Du bist heute viel später da", meint Mutter. "Ja, heute hatte jemand Geburtstag und es war mehr los. Ich will mich einfach nur hinlegen", meint er. "Möchtest du etwas Biryani?", frage ich, was er verneint. "Danke, ich habe schon gegessen." Er geht ins Bad, und Mutter steht auf. "Ich gehe auch mal schlafen, die Matratzen sind in Deryas Zimmer." Lächelnd winke ich ihr und lehne mich an Can, als wir alleine sind und die Tür geschlossen wurde. Er krault meinen Rücken und legt seine Hand auf meinen Po. "Hattest du Angst vor mir?", möchte er wissen. Ich schüttele den Kopf und kraule seine Brust, er küsst meinen Scheitel. "Du erschienst mir aber echt mächtig, du hast uns eingeschüchtert, keiner konnte etwas sagen. Danke, dass du dich für mich eingesetzt hast." Ich lege mich auf seinen Schoß und strecke mich. "Das ist selbstverständlich, Shana. Niemand beleidigt dich, das lasse ich nicht zu." Dankend will ich meine Arme um ihn schlingen, lasse es aber sein, weil ich dann seine Grenze berühren würde. Stattdessen quetsche ich meine Hände unter seinen Po. "Steck deine Finger nicht in meinen Arsch", warnt er mich. Neckend schaue ich zu ihm hoch und bewege meine Finger so stark es geht, ehe ich mich zum Film drehe und seine Hand genieße, die meinen Körper auf und abgleitet. Diese Ruhe ist ein Segen, so schön, ohne Negativität. "Wenn ich die Therapie beende, also erfolgreich beende, bist du dann stolz auf mich?" Diese Frage verwundert mich irgendwie. "Ich bin immer stolz auf dich, Can." Fragend schaue ich zu ihm hoch. "Aber ja, ich wäre besonders stolz auf dich, wenn du dich von deinen Dämonen befreien konntest. Dann gibt es Koitus und Fellatio bis zum Umfallen", schmunzele ich. "Das motiviert mich", lacht Can.

"Ich mache alles, was dich motiviert. Die Hauptsache ist, dass du gewillt mitmachst und es dir hilft. Das ist doch selbstverständlich." Gespielt empört schnalze ich mit meiner Zunge. "Würdest du Analverkehr als Motivation einbauen?" Verschmitzt beißt er sich auf die Lippe und kreist seine Augen - seine verspielte Seite ist so schön, so wunderschön, so atemberaubend, dass ich manchmal wirklich vor Freude weinen könnte. "Wir wollen nicht groß reden, bevor nichts passiert ist", meine ich trocken, jedoch mit einem großen Grinsen. Ich setze mich auf seinen Schoß und hoffe, dass niemand reinkommt - das ist echt intim. "Reagierst du sehr sensibel auf das Wort perfekt?", frage ich leise, meine Finger fahren seine Konturen nach. "Ich weiß es nicht so recht, ich fühle mich minder, aber langsam fühlt es sich nicht mehr so an, weil du meinst, dass ich perfekt bin. Ich weiß nicht wieso, aber es hilft mir, wenn du das sagst." Das ist doch gut! Lächelnd stupse ich ihn mit meiner Nase an, mir ist ganz warm. "Mein perfekter Mann mit den wunderschönen Augen und dem atemberaubenden Lächeln." Can kichert leise und küsst meinen Nacken. "Meine Ohren werden warm und mein Bauch kribbelt." Ich muss lachen und fahre durch sein Haar. "Geniert sich da jemand?", necke ich ihn. "Ein wenig." Can strahlt über das ganze Gesicht. Ich bin fasziniert von seinem Verhalten und von seinem Handeln. Ich bin in der Lage einen so perfekten Mann, der unantastbar erscheint, mit so einfachen Worten glücklich zu machen. "Hast du irgendeinen Wunsch, Can?" Er lächelt schief, ich verdrehe meine Augen und werde an der geflochtenen, auserwählten Strähne gezogen. "Nicht hier", murre ich. "Aber ich will es unbedingt", quengelt er. "Auf dem Sofa, du auf mir, das geht schnell." Meine Augen weiten sich. "Nein, hier setzen sich deine Eltern hin", flüstere ich. Can leckt sich über seine Unterlippe und schaut mich verführerisch an, oh Gott. "Na und?", raunt er. "Unsere Hände und unsere Münder waren auch an Stellen, die sehr privat sind und wir haben mit ihnen auch hier Alltägliches getrieben." Muss er mich wieder daran erinnern? Murrend kneife ich in seine Brustwarze, was ihn aufjaulen lässt. Entschuldigend küsse ich sein Nippelchen und grinse. "Das war dafür, dass du mich wieder daran erinnert hast." Abgelenkt schaut er auf meine Lippen, ehe es um mich geschieht und er mir meine Medizin gibt. Ich lege meine Hände auf seinen Hinterkopf und küsse ihn voller Inbrunst. Mein Inneres kribbelt und freut sich, es ist einfach so verdammt herrlich. Lieblich fahren seine Daumen über meine Wangen, was meine Lymphknoten kribbeln lässt.

"Ich bin immer für dich da."

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10315 Wörter, diesmal nicht ganz so viel

- Helo

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