Kapitel 77

Ciara - Overdose (Dave Luxe Remix)

Sonntag, 3. August

"Nein", murre ich quengelig. Es ist viel zu früh. "Shana, aufstehen." Ich schiebe seine Hand weg. "Ich bin müde", murre ich. "Ich nicht. Los, schwing deinen Arsch hoch." Can zieht die Decke von meinem Hintern und klatscht mir feste auf die Hinterbacke, was mich aufschreien lässt. "Das war laut", kommentiert Can schalkhaft. "Fick dich, Can!", zische ich. Gott, das hat wehgetan! "Ich ficke lieber dich", raunt er gegen meine Pobacke, die er dann küsst. Trotzig lasse ich den Po zucken und murre. "Shana, los, steh auf." Ich schüttele den Kopf und murre, als Can meine Pobacken als Bongos benutzt und dabei meinen Namen singt. Was will er von mir? "Dann ziehe ich dich an, alles ist schon bereit, außer du. Obwohl..." Er fasst mir zwischen die Beine, was mich kreischen lässt. "Lass mich doch fühlen, Shana", kommt es schelmisch von ihm. Dieser Junge ist einfach verrückt! "Ich will schlafen", gebe ich leidend von mir. Was habe ich ihm getan, dass er mich so foltert? Can läuft lachend zum Schrank und holt mir eine Jogginghose raus, die er mir dann anzieht. "Wohin?", murre ich. "Ins Schwimmbad. Jetzt steh auf und iss was, rasiert bist du ja schon." Seufzend rappele ich mich auf und schlürfe in die Küche. "Hast du Shelly gegossen?", murmele ich immer noch müde. "Ja, alles ist bereit, nur du nicht." Finster sehe ich ihn an und bediene mich an den Belägen für mein Brötchen. "Wieso bist du so ein Frühaufsteher?", meckere ich. "Wieso bist du so eine Langschläferin?", stellt er mir die Gegenfrage. "Weil Schlaf guttut, lass mich." Ich schmiege mich an seinen Arm und kaue auf dem Brot herum. "Wie viel Uhr ist es?", murmele ich. "09:14 Uhr." Ich sehe Can entgeistert an. "Was habe ich dir getan, dass du mich so früh weckst?" Er grinst schelmisch und führt mein Brötchen zu meinem Mund. "Essen, nicht meckern." Grimmig nicke ich und mache mich danach fertig.

Etwas wacher sitze ich im Auto und schmiege mich an das Kissen. "Wieso können wir nicht später ins Schwimmbad?", frage ich. "Weil es um 10:00 Uhr öffnet und ich so früh wie möglich dort sein möchte. Schwimmen macht Spaß", sagt er gegen Ende verspielt, was mich schmunzeln lässt. "Dort gibt es Rutschen und Springbretter", erzählt er mir freudig. "Beim Rutschen bin ich dabei, springen tust du alleine." Can schmollt. "Das höchste Brett ist nur drei Meter größer als ich." "Bist du gewaschen, oder was?" Can nickt stolz. "Ich bin jetzt zwei Meter groß." Meine Augen weiten sich. Can ist wahrhaftig ein Riese, alles ist an ihm riesig, alles. "Gut zu wissen, du Giraffe. Mit dir kann man gut Äpfel pflücken gehen. Wow, ganze zwei Meter", kommt es am Ende fasziniert von mir. "Führen wir dann nicht eine Art Fernbeziehung? Du bist zwei Meter, ich bin immer noch im 1,60er Bereich." Can nimmt lachend meine Hand und küsst sie. "Eine gute Fernbeziehung", bestätigt er. "Willst du mir jetzt von deinem Plan erzählen?" Sein Blick sagt mir, dass er etwas Ungewöhnliches vorhat. "Ich will mit dir Sex im Schwimmbad haben." Meine Augen weiten sich. Wie? Hallo? Im Schwimmbad? "Das... das geht nicht", gebe ich überrumpelt von mir. "Doch, das geht, vertrau mir." Ich bin echt überrumpelt, um eine gescheite Antwort von mir zu geben. Wie soll er mit mir im Schwimmbad Sex haben? Da sind bestimmt andere Gäste. Das geht doch nicht! Und selbst wenn, wie? Bleibt er nicht in mir stecken? Oh Gott, was passiert, wenn uns jemand erwischt? Was ist mit den Bademeistern? Kameras? Eine Putzfrau könnte zufällig kommen. Vor dem Schwimmbad kommen wir an und laufen in die Kabinen, nachdem Can bezahlt hat. Ich bin immer noch sehr geschockt von seinem Vorhaben. Was, wenn uns jemand sieht? Ich will in eine Kabine, als Can mich in seine zieht. "Wir sind doch verheiratet? Wieso dann in separaten Kabinen umziehen?", raunt er und leckt sich sinnlich über seine Lippen. Ich atme bei seinem intensiven Blick hörbar ein und lege die Tasche auf der Bank ab. Can befreit sich schnell von seinem T-Shirt und hat unter seiner Jogginghose schon seine schwarze Badeshort an. Sie liegt so schön an seinen definierten Hüften. Neckend fahre ich über die herausstechende Vene am Unterbauch und zwinkere. Can lässt sich auf der Bank nieder und sieht mich abwartend an. "Worauf wartest du?", fragt er und zeigt mit seinen offenen Handflächen auf mich. Ouh, wie jetzt? Ich soll mich vor ihm umziehen?

Irgendwie geniere ich mich jetzt. Keine Ahnung, ich schäme mich, mich vor ihm auszuziehen. Ich drehe mich um und ziehe mir das T-Shirt über den Kopf, woraufhin Can mich umdreht und meine Brüste begafft. Ich hoffe, niemand betritt den Raum. Wir waren die ersten hier. "Weiter", haucht er. Wie schnell lässt er sich von meinem Körper benebeln? Verlegen ziehe ich mir die Jogginghose aus und will nach der Tasche greifen, die hinter Can ist. "Zieh doch auch deine Unterwäsche aus. Das ist sonst sehr unpraktisch." Can durchbohrt mich mit seinen leuchtenden Augen und spannt seinen Kiefer an, mein Unterleib spannt sich auch an. Mich überrascht eine leichte Gänsehaut. "Ich kriege das schon hin", flüstere ich betreten und schiebe ihn leicht zu mir nach vorne, damit ich an die Tasche gelange, die hinter ihm ist. Meine Kleidung tue ich in die Tasche, Can öffnet rasch meinen BH und nimmt eine Brust in den Mund, was mich nach Luft japsen lässt. "Can", flüstere ich erschrocken und muss die Augen schließen, weil es sich so gut anfühlt. Schnell steht Can auf und drückt mich gegen die Kabinentür, ehe er mich hochhebt und küsst, stürmisch küsst, leidenschaftlich küsst. Ich mache allen Ernstes halb nackt mit meinem Mann in einer Kabine rum und es fühlt sich so gut an, wow. Seine Zunge verflicht sich mit meiner, sein rechter Arm umschlingt mich fester, während seine Hand über meine Brust wandert und an meiner Mitte ankommt, was mich laut japsen lässt. Ich muss still sein! Can bewegt seine Finger in kreisenden Bewegungen und Gott, es fühlt sich herrlich an. Automatisch bewegt sich mein Becken vor und zurück, lechzt nach mehr. Ich spüre, wie sich die Feuchtigkeit unten ansammelt und meine Mitte zu pochen beginnt. "Nicht hier und nicht jetzt", flüstert er gegen meinen Mund und lässt von mir ab. Wie? Entgeistert, außer Atem und vollkommen erregt schaue ich ihn an. "Aber... aber", flüstere ich keuchend. Ich will mehr! "Anziehen", sagt er schmunzelnd und übergibt mir den rote Neckholder-Bikini. Hastig springe ich in den Zweiteiler und muss kurz auf seine Beule schauen. Vor kurzem habe ich mich geschämt und dann geseufzt, weil es dann zur Routine wurde, dass Can erregt war, aber jetzt tun wir es! Das erscheint mir echt paradox, so surreal.

Can presst kurz seine Lippen aufeinander und nimmt dann die Tasche, tut sie in das Schließfach, ehe er fest nach meiner Taille greift und mit mir ins Hallenbad tritt. Wow, wie schön es ist, wenn es leer ist. Mein Puls ist immer noch beschleunigt von gerade eben und wahrscheinlich hat sich selber ein kleines Schwimmbad unten bei mir gebildet. Ich versuche nicht hibbelig zu werden, aber ich will mehr! Can hält mich an der Hand und läuft die Treppen runter, die in das Wasser führen. Meine Haut kommt mir jetzt viel sensibler vor und wird sofort von einer Gänsehaut bedeckt, als das Wasser meine Oberschenkel erreicht. Can führt mich an der Hand in eine Ecke, packt mein Kinn und drückt mir stürmisch seine Lippen auf. Sofort zieht sich mein Unterleib zusammen und schreit nach mehr. Mit der gleichen Intensität erwidere ich den Kuss und halte mich an seinen Haaren fest. Ich hoffe so sehr, dass niemand reinkommt, denn ich will alleine mit Can bleiben. Unruhig fahre ich seinen Oberkörper auf und ab und schlinge meine Beine um ihn, spüre wie sehr er mich möchte, schmecke die Leidenschaft und das Verlangen. Ich verstehe gar nicht, wieso Can sich so viel Zeit lässt, ich will mehr - sofort! Total ungeduldig und zitternd greife ich in Cans Hose, was ihn scharf die Luft einziehen lässt. "Nicht so wild", schmunzelt er. Allein dieses Schmunzeln macht mich noch feuchter. Can übernimmt für mich, schiebt mein Unterteil zur Seite und gleitet sanft in mich hinein. Ich seufze zufrieden und schaue mich links und rechts um. Puh, hier ist keiner.

Can bewegt sich aufgrund des Wassers langsamer, aber genau das lässt es so intensiv erscheinen. Ich schaue mich wieder um, woraufhin Can mich am Kiefer festhält. "Entspann dich, ich passe schon auf." Keuchend küsst er mich und hält mich immer noch am Kiefer fest, während er weiter in mich hineindringt. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so etwas machen würde, aber ich wusste auch nicht, dass es sich so gut anfühlt. "Can", flüstere ich, ziehe an seinen Haaren und lege den Kopf in seine Halsbeuge, ganz nah an seinem Ohr, weil er dort empfindlich ist. Sein Keuchen lässt es meinen Rücken hinunterkitzeln und mich winden. Diese Ekstase ist unbeschreiblich, unbeschreiblich gut. Meine Scheidenwände vibrieren und kribbeln. "Oh Gott, Can", keuche ich lauter. Mein Blut rast durch meinen Körper und hilft dem Wasser, mich unbeschwert zu fühlen. Das Adrenalin macht mich irgendwie mutiger, weswegen ich etwas aus meiner passiven Rolle falle und Cans Hals mit Küssen verwöhne und bei jedem kleinen Stöhnen triumphierend lächeln muss. "So. Eng", keucht er. Ich lasse von seinem Hals ab, an dem sich unbewusst ein Knutschfleck gebildet hat und stöhne unwillkürlich auf, als er den süßen Punkt trifft und verwöhnt. All meine Sinne sind geschärft, meine Hand verschließt meinen Mund, weil ich nicht mehr ruhig bleiben kann und mich vom atemberaubenden Gefühl treiben lasse. Can nimmt mir die Hand runter und vereinigt seinen Mund mit meinen. Völlig benebelt sauge und knabbere ich an seiner Unterlippe und stöhne in seinen Mund rein, genau wie er in meinen. "Can", keuche ich und werde bei jedem Keuchen und Stöhnen lauter. Ich hätte niemals gedacht, dass mich ein Geräusch so sehr berauschen kann. Damals habe ich Cans Stöhnen auch nie genießen können. Ich stöhne auf und spüre, wie ich dem Orgasmus nahe bin, wie ich bereit bin loszulassen. "Can", stöhne ich und muss in seine Schulter beißen. In Stößen lasse ich mein Stöhnen raus, bis ich erlöst werde und einmal laut aufschreien muss. Wenig später kommt Can mit einem zufriedenen Stöhnen in mir. Das Pochen seines Geschlechtes lässt mich lächeln. Es ist etwas so Besonderes für mich.

Schwer atmend streifen sich unsere Brüste, die leere Halle wird von unserem Hecheln befüllt. Beruhigung und postkoitale Befriedigung kommen in mir hoch und lassen mich zufrieden seufzen. "Wow", flüstere ich und genieße das leise Rauschen des Wassers. "Wow", flüstert Can und küsst lächelnd meine Ohrmuschel. "Du bist wild", kommentiert Can schmunzelnd. "Stimmt doch gar nicht", flüstere ich verlegen. Du wildes Ding! Mir wird jetzt wieder klar, dass wir es in einem öffentlichen Schwimmbad getrieben haben! Wo sind überhaupt die Bademeister? Ich schaue mich um und sehe niemanden, wirklich niemanden. Das ist doch verrückt. Irgendwie kommt es mir so vor, als ob ich träumen würde. "Ist das alles echt oder nur ein Traum?", frage ich Can, der herzlich zu lachen beginnt. Er lacht so schön, so melodisch. "Shana, das ist alles real. Ich bin real, du bist real, dass wir Sex im Schwimmbad hatten ist real." Er küsst schmunzelnd meine Schläfe und umarmt mich innig. Langsam gleitet er aus mir heraus und schwimmt auf die gegenüberliegende Seite des Beckens. Ich bin immer noch erschöpft und verwundert von gerade. Das war einfach so verrückt! Ich hatte ganz dreist Sex in der Öffentlichkeit! Ich, Shana Salih-, nein. Ich, Shana Jamil, hatte Sex im Schwimmbad. Oh Gott, das ist so paradox. Das war so aufregend. "Willst du dich nicht ein wenig bewegen?", fragt er mich. Etwas wirr im Kopf laufe ich durch das Wasser und setze mich fürs Erste auf die Treppe. Dieser Fakt schwirrt mir die ganze Zeit im Kopf rum, wow! Wenn man nach dem Gesetz gehen würde, wäre es Erregung öffentlichen Ärgernisses. Ungünstiger Weise muss ich an Shevin denken, da diese Rechtswissenschaften studiert hat.

Can schwimmt zu mir und schaut mich fragend an. "Was ist los? Ist dir schlecht?", fragt er mich und fährt mir über meine Schenkel. Ich schüttele den Kopf. "Bin nur etwas... ich weiß nicht, durcheinander?" Ich schmolle, obwohl ich es gar nicht will. Mein Bauch zittert, bitte kein emotionaler Anfall. "Shana?" Schmollend schaue ich hinunter und versuche nicht in Tränen auszubrechen, schaffe es aber dann nicht und fange an zu schluchzen. "Hey, wieso weinst du?", fragt er mich sanft und nimmt mich in den Arm. "Ich weiß es nicht, postkoitale Dysphorie", schluchzte ich. "Vielleicht, weil-, ich-, keine Ahnung", gebe ich am Ende schrill von mir und sehe in Cans ängstliches und ahnungsloses Gesicht. "Nicht weinen, bitte, Shana." Ich nehme Can fest in den Arm und wische mir an ihm die Tränen und den Schnodder weg. "Alles wird gut, Shana." Beruhigend fährt er mir über meinen Rücken, seufzend schließe ich die Augen. "Du bist ein gutes Taschentuch, Can", kommt es leicht nasal von mir. "Vielleicht war es zu früh, dass wir es hier getan haben. Hat dich etwas vor dem Besuch bedrückt?" Ich schüttele den Kopf. Postkoitale Dysphorie wurde - laut einer Studie - vor allem bei Frauen festgestellt, die in Gedanken bedrückt oder ähnliches waren. Was bedrückt mich? "Vielleicht bin ich noch zu jungfräulich für so etwas." "Hat es dir denn nicht gefallen? Hast du dich unwohl gefühlt?", möchte Can wissen. Seine sanfte und einfühlsame Tonlage beruhigt mich. "Ich weiß nicht, ich fand es so aufregend und auch erschreckend, dass ich dazu in der Lage bin. Vielleicht liegt es auch an der Vergangenheit." Ich habe immer noch nicht ganz mit unserer temporären Trennung abgeschlossen. Das war ein sehr großes Kapitel.

"Möchtest du nach Hause?" Ich verneine es. Can liebt das Wasser, Can liebt es zu schwimmen und ich liebe es, wenn Can unbeschwert und verspielt ist. "Ich will mich nur beruhigen und dann kann ich schwimmen." Cans leichte Unzufriedenheit verärgert mich. Er soll Spaß haben. "Dann lass uns in die Sauna. Mal sehen, wer länger aushält. Ein Mädchen aus Zaxo oder ein gutaussehender Mann aus Duhok." Entgeistert sehe ich ihn an. "Das mit dem gutaussehend überdenken wir mal und außerdem: Wieso bin ich ein Mädchen und du ein Mann? Ich bin eine Frau!", protestiere ich mit Faust und angehobener Stimme, was Can schmunzeln lässt. "Nein, du bist mein kleines Mädchen. Du benimmst dich wie ein kleines Mädchen, du schmollst wie ein kleines Mädchen, du hast die Hände eines kleinen Mädchens, deine ganze Maße und deine schrille Stimme sind wie die eines kleinen Mädchens, soll ich weiter aufzählen?" Schnaubend schüttele ich den Kopf. Gemeinsam laufen wir zur Sauna. Auf dem Weg sind wir einem Pärchen begegnet. Ob sie es wohl in der Sauna getrieben haben? Ich schüttele den Gedanken ab und lasse kurz meine Hüften kreisen, weil es sich so komisch untenrum anfühlt. In der Sauna setze ich mich seufzend und schaue angriffslustig zu Can. "Ich gewinne, Can. Ich bin nur kälteempfindlich und du hast mehr Masse als ich, gib auf." Er schnaubt. "Dein medizinisches Wissen kannst du dir sparen. Ich gewinne." "Schwör auf deinen Hypothalamus?" Neckend hebe ich die Augenbraue und lasse mich gegen die Wand fallen, nebenbei beobachte ich auch Can, der mich mustert. "Geht es dir besser?", fragt er. Ich nicke.

"Wie gesagt: postkoitale Dysphorie." Anschließend zucke ich mit meinen Schultern. Ich will auch nicht weiter über diesen Ausbruch reden oder an ihn denken wollen. Schweigend sitzen wir in der Sauna. Mir gefällt die Wärme sehr, doch bei Can sehe ich, dass er langsam ins Schwitzen kommt. "Und? Warm?", frage ich keck, woraufhin er den Kopf schüttelt. Cans Sturheit ist echt amüsant. "Also ich liebe den Sommer mehr als den Winter. Es ist so schön warm, ich kann im Kleid oder T-Shirt herumrennen, aber im Winter? Da kriege ich Winterdepressionen." Seufzend sieht Can mich an. "Was denn? Willst du nach vier Minuten schon aufgeben?", schmolle ich. Mir ist selber ganz warm, aber ich halte noch etwas aus. "Shana", ermahnt er mich. "Was denn? Ich stelle dir doch nur Fragen. Ist das etwa verwerflich oder gar tadelnswert aufgrund unmoralischen Kontextes?" Can schaut kurz auf meine Brüste und dann auf die Tür. "Ich werde dich eines Tages ficken, Shana. Aber erst muss ich dein Weinen vertragen und mir überlegen, wie es beim nächsten Mal nicht dazu kommen wird, aber der Tag wird kommen, wo ich dich wirklich ficke." Meine innere Stimme lacht und grinst hämisch, sie freut sich. "Ouh, oje", murmele ich. "Ouh, oje", macht Can mir schmunzelnd nach, ehe sein Blick auf meine Dehnungsstreifen fällt. "Deine Tigerstreifen." Vollkommen fasziniert fährt er die Haut meiner Oberschenkel nach. "Die spürt man ja richtig", murmelt er. Ich sehe, wie Can an der Schläfe schwitzt und noch nie in meinem Leben habe ich einen schwitzenden Mann so unglaublich attraktiv gefunden, wie Can. Dieser Junge sieht auch bei allem gut aus. Schmunzelnd wische ich ihm die Schweißtropfen weg. "Wasser, wir waren gerade noch im Becken", lügt er leicht schnippisch. "Natürlich", gebe ich im selben Ton zurück.

Laut der Uhr sind zwei weitere Minuten vergangen. Es ist verdammt warm hier und ich will nicht, dass Can gewinnt, außerdem verdampft Cans Geduld Stück für Stück. Ich weiß, dass er eine starke Hitze nicht aushält. "Das reicht." Er steht auf und rennt aus der Sauna, was mich lachen lässt. "Endlich", seufze ich, renne ebenfalls raus und springe mit Can ins Becken. Gott, fühlt es sich erfrischend an. Es fühlt sich an, als ob sich eine kühle Hülle um mich legt. "Weißt du was ich früher gemacht habe? Ich bin heiß duschen gegangen und dann ins Wasser gesprungen. Der Kontrast von kalt und warm hat sich so gut angefühlt. Es stieg sogar Dampf aus meiner Haut, nachdem ich geduscht habe", erzähle ich Can. Er nimmt mich in den Arm und fährt mir über den Kopf. Etwas verwirrt tätschele ich seine Schultern und frage mich, ob er jetzt auch einen emotionalen Anfall hat. "Du bist so süß." Can drückt mir einen Schmatzer auf den Mund und schwimmt los. Wow, das war mal impulsiv. Wie schnell kann Can schwimmen? Typisch Sportler. Ich schwimme Can nach, jedoch nicht so schnell, sodass er mich beim Zurückschwimmen einholt. "Das ist anstrengend", seufze ich. "Schwimm mal zwei Bahnen. Mal gucken, was für eine Ausdauer du hast." Can setzt sich auf den Rand und pfeift, woraufhin ich anfange zu schwimmen. Die erste Bahn kriege ich gut hin, beim Zurückschwimmen atme ich etwas schwerer, schaffe es aber dann. Can springt ins Becken und dreht sich unter Wasser, wenn ich es richtig sehe. Dieser Junge liebt das Wasser ja sehr. "Hydrophil?" Can nickt und taucht ins Wasser, ehe er zwischen meinen Beinen ist und aufsteht. Kreischend halte ich mich an ihm fest und sitze jetzt auf seinen Schultern. Wow, ist Can groß. "Luft anhalten." "Oh nein!" Can taucht unter, weswegen ich schnell die Luft anhalte und die Augen unter Wasser öffne. Can lächelt voller Freude und schwimmt um mich herum. Seine Freude ist ansteckend, ich will Can immer so erleben! Ich muss schnell aufsteigen, weil ich wieder Sauerstoff brauche und sehe, dass Can immer noch unter Wasser ist. Mit einem strahlenden Lächelnd taucht er wieder auf und das dicht an mir. "Gehen wir rutschen?", fragt er mich, was ich sofort bestätige.

Es ist echt praktisch, wenn man so früh hier ist. Leider sind einige dazugekommen, aber trotzdem ist niemand an der Rutsche, sodass Can und ich, ohne zu warten, die Rutsche benutzen können. Can rutscht los und ich ihm hinterher. Ich beobachte, wie Can sich voller Freude dreht und auf dem Bauch zu mir schaut. Seine Freude rührt mich zu Tränen, weil ich weiß, wie sehr er mit sich selber zu kämpfen hat. Voller Elan fahre ich durch sein Haar und habe den Drang, Can ganz fest zu umarmen. Aneinander geschlungen schlängeln wir uns durch die Kurven, bis wir im Becken landen. Zufrieden beobachte ich Can, wie er flink viele Bahnen schwimmt, während ich ganz gemütlich im Whirlpool sitze. Ob es einen bestimmten Grund hat, wieso Can das Schwimmen so sehr liebt? Verbindet Can etwas mit dem Wasser? Ich spiele an meiner Kette herum und höre, dass einige zu mir ins Wasser steigen, lasse mich davon aber nicht beirren. Can schwimmt noch drei Bahnen und schaut mich strahlend an, was mich sofort mitstrahlen lässt. Sein Blick fällt aber sofort, woraufhin er geschmeidig aus dem Wasser steigt. Wow, sieht Can elegant und sexy aus, wenn er am Gehen ist. Er steigt zu mir in den Pool und legt meine Beine auf seinen Schoß. Woher der Sinneswandel? Ich schaue auf das Wasser und sehe, dass hier ein Mann ist. Can und seine Eifersucht. Vorsichtig sehe ich zum Mann hinauf und sehe, dass seine Augen geschlossen sind. Der Arme will sich doch nur entspannen. Die Beine nehme ich runter von seinem Schoß und tauche mehr hinab, weil ich die Wärme so sehr mag. "Kriege ich jetzt etwas, weil ich die Wette gewonnen habe?", frage ich. "Alles, was du willst." Sein schiefes Grinsen sagt mir, was er damit meint. Ach, Can, du und deine Nymphomanie.

Als wir wieder nach Hause gekommen sind, habe ich mich auf das Sofa gelegt. Das Schwimmen macht müde, vor allem, wenn man versucht so schnell wie Can zu schwimmen. Der zwei Meter Riese Can. Wow, Can ist schon zwei Meter groß! Can ist leider nicht bei mir, weil er arbeiten gehen muss. Schade, ich hätte gerne gefragt, wieso er das Wasser so sehr liebt, ob es eine Hintergrundgeschichte hat. Solange Can weg ist, mache ich das Essen und futtere etwas Ananas. Es klingelt an der Tür, was mich verwundert. Cans Schicht endet jetzt nicht. Misstrauisch schaue ich durch den Spion und sehe Ramazan und Malik, was mich grinsen lässt. "Willkommen, Willkommen." Ich umarme beide herzlichst und hole zwei Gläser Wasser für sie. "Wo ist mein Schatz?", fragt Ramazan schmollend. "Dein Schatz arbeitet gerade. Wusstest du, dass er schon zwei Meter groß ist?" Ich schaue forschend. Ramazan und Malik schauen sich überrascht an. "Er könnte gut als Achterbahn durchkommen", kommentiert Ramazan, der sich mit seinem Wasser hinsetzt. "Hast du extra für mich gekocht?", fragt Ramazan mit einem übertriebenen Grinsen. "Natürlich", gebe ich mit verdrehten Augen und einem Schmunzeln von mir. Es ist echt schön, dass die Jungs zu Besuch sind. Da fühlt man sich gleich wohler. "Mobbt Saliha dich?" frage ich Malik. Er verzieht leicht das Gesicht. "Na ja, sie leidet unter starken Stimmungsschwankungen und immer, wenn sie mich schlägt, dann tue ich einfach so, als ob sie mir wirklich wehgetan hat und dann verwöhnt sie mich und holt von irgendwo tausende Kissen hervor." Ich schmunzele.

"Ist die Narbe inzwischen verheilt?", fragt Malik mich. An die Narbe denke ich so gut wie gar nicht mehr, obwohl sie so groß ist. "Ja, sie verblasst langsam." Ich schaue nach dem Essen und sage den Jungs, dass sie in die Küche kommen sollen. "Wo sind eigentlich eure Frauen?", frage ich. "Saliha ist zu ihrer Mutter gefahren", antwortet Malik. Ramazan hebt verlegen die Schultern an. "Meryem und ich haben uns gestritten", nuschelt er. Wie? Das höre ich zum ersten Mal. Ich hebe überrascht die Augenbrauen und lege abwartend die Teller hin. "Shana will alles wissen." Mit dem Blick auf Ramazan beginnen wir zu essen. Ramazan seufzt. "Na ja, ihr Ex hat sich gemeldet und ich habe es falsch verstanden." Er spitzt seine Lippen und zuckt mit seinen Schultern. "Ich dachte halt... ich war eifersüchtig." Er fängt an zu murren. "Sie waren ja zusammen und das war ihr erster Freund und Ramazan hatte Angst, dass sie zu ihm zurückgeht und dann wurde sie sauer, weil ich sauer wurde." Seufzend isst er und steckt sich eine Orange in sein T-Shirt. "Die schenke ich ihr." Ich schmunzele und gebe ihm noch eine Orange, woraufhin er sie als Brustimplantate nutzt. Nach dem Essen reden wir im Wohnzimmer und schauen fern, als dann Can zurückkommt. "Shana?", ruft er im Flur. Ich erkenne Verwirrung in seiner Stimme. Lächelnd winke ich ihm, als er im Wohnzimmer ist und mit angezogenen Augenbrauen Malik und Ramazan begrüßt. Oh Gott, der Knutschfleck! Ich lasse mir nichts anmerken, obwohl mir total warm ist. Hoffentlich bemerken die beiden nichts. Das ist mir so peinlich! "Na, Schatz? Ich habe dich vermisst." Ramazan drückt ihm einen Schmatzer auf die Wange, doch Can wirkt etwas neben der Sache. "Hätte ich es gewusst, hätte ich euch etwas mitgebracht", meint Can. Freudig öffne ich die Tüte und teile den Burger und die Zwiebelringe mit den Jungs. Ramazan und Malik kriegen anscheinend nichts mit, aber ich spüre, dass etwas nicht stimmt. Was ist passiert? "Sollen wir etwas raus? Das Wetter ist echt gut.", fragt Ramazan. Ich nicke freudig, doch Can sieht nicht so aus, als ob er Lust hätte. "Ich würde kommen, aber ich bin verdammt müde." Can fährt sich seufzend über seine Stirn, seine Haltung ist angespannt. Wir sollten reden. Nachdenklich kaue ich auf dem Zwiebelring herum und schaue Ramazan und Malik an, die anscheinend verstehen, dass hier etwas nicht stimmt. Wurde Can gekündigt? Hat er sich mit jemanden gestritten? Wenige Minuten vergehen, als Malik und Ramazan sich erheben und sich von uns verabschieden. Im Gegensatz zu Can begleite ich beide bis zur Tür und umarme sie. "Melde dich danach bei mir", flüstert Ramazan, ehe er die Tür schließt. Sofort laufe ich ins Wohnzimmer und will ihn zur Rede stellen, doch er kommt mir zuvor.

"Was sollte das?", will er leicht patzig wissen. Ich ziehe fragend die Augenbrauen zusammen. "Das sollte ich dich fragen." "Wieso bist du mit zwei Männern alleine in unserer Wohnung?", blafft er. Ich kann seine Wut gerade echt nicht nachvollziehen. "Diese Männer haben Namen, sind wie Brüder für uns beide und vergeben, Can! Einer von ihnen ist sogar verheiratet", fauche ich. Spinnt Can eigentlich? Schnaubend schaut er zur Seite und steht dann auf, angespannt wie zuvor auch. "Was habt ihr gemacht?", will er komplett ernst wissen. Spöttisch lache ich auf. "Ist das dein Ernst?" Mein Blick zeigt Fassungslosigkeit. "Antworte", zischt er, was mich die Augenbrauen heben lässt. Mein Alter Ego kommt aus mir. "Nein." Mit einem arroganten Blick laufe ich ins Schlafzimmer und lege mich aufs Bett. "Was habt ihr gemacht, Shana?" "Frag das doch die Jungs." "Shana", ermahnt er mich. "Was ist dein scheiß Problem, Can?" Wie kann er nur eifersüchtig sein? "Dass du alleine mit Männern hier in unserer Wohnung warst und mit ihnen dasselbe Essen geteilt hat. Eure Münder-," "Sei still!", fauche ich entsetzt. Das kann doch nur ein schlechter Witz seinerseits sein. "Wie kannst du nur so dämlich denken, Can? Beide hatten keine falsche Absicht und wollten auch dich sehen. Denkst du ernsthaft ich schicke sie weg, wenn sie mich trotz deiner Abwesenheit besuchen wollen? Ich habe schon oft aus den Flaschen der beiden getrunken oder ein Bissen von ihrem Essen genommen, egal wie lange es her ist. Das sind keine Gründe, um eifersüchtig zu werden, Can! Das sind lächerliche Maßnahmen, um dich groß aufzuspielen. Verbinde deine Größe nicht mit deinem Verstand", haue ich am Ende total wütend raus. Wieso rastet Can wegen einer Banalität aus? Sein Kiefer spannt sich an, er kann nichts sagen, was dagegenspricht. Was könnte er denn auch bitte sagen? Mit einem festen Gang kommt Can auf mich zu. Unwillkürlich schlägt mein Herz schneller, mir wird plötzlich ganz kalt und auch gleichzieht total warm, und ich rutsche auf die andere Seite des Bettes, halte mir leise wimmernd die Hände vor mein Gesicht, will seine Hände abblocken, doch es kommt nichts. Meine Augen, die ich automatisch geschlossen habe, öffne ich leicht ängstlich und nehme dann langsam die Hände runter.

Can schaut mich mit großen Augen und offenem Mund an. Er ist fassungslos und schockiert über mein Reagieren. Was zum? Ich konnte mich selber nicht kontrollieren, das war ein Schutzmechanismus! "Ich-, wieso?", fragt er ganz leise. Seine Schultern fallen enttäuscht. Irritiert suche ich nach einer Erklärung, kann mein Tun jedoch nicht begründen. "Ich weiß es nicht", flüstere ich. Das kam mir zu schnell vor. Doch, ich weiß es erklären, ich will es nur nicht aussprechen. Das Thema ist mir unangenehm. Ich merke, dass er überfordert wirkt. Verständlich, er weiß, dass ich dachte, dass ich von ihm geschlagen werde. Dieser Gedanke führt zu einem kalten Schauer, der meinen Rücken hinunterfährt. "Ich wollte dir nichts tun", beteuert Can überrumpelt. Langsam setzt er sich aufs Bett, genau auf die Mitte. Seine Augen sind immer noch ganz groß von der Situation, seine Ausstrahlung zeigt pure Überraschung und auch etwas Enttäuschung. "Was wolltest du denn tun?", frage ich heiser. Ich spiele an meinem Ehering herum und hänge den anderen Ring wieder an meine Kette. "Ich wollte mich nur zu dir setzen, wirklich!" Er fährt sich überfordert durch sein Haar und schaut auf seine Hände. "Ich möchte dir nicht wehtun", murmelt er. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Das ist eine ernste Situation. Ich dachte, dass Can mich schlagen möchte. Der Raum wird mit unserem Schweigen und unserer Ahnungslosigkeit gefüllt. Wir fühlen uns unwohl, können aber nichts dagegen tun. Can rutscht weiter zu mir auf, blickt mir fragend in die Augen, ich nicke. Langsam legt er seinen Arm um mich, ich lege meine Hand auf seine Brust und blicke auf die Matratze.

Ich habe nicht mit der Vergangenheit abgeschlossen.

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